Dienstag, 30. Dezember 2008

Weihnachten 08 - BEschaulich und viel zu schnell vorbei

Weihnachtsferien bekommen eine ganz andere Qualität, wenn man voll im Berufsleben angekommen ist. Man muss die Dauer seine Feiertagspause mit Bedacht festlegen und das richtige Mittel finden zwischen der notwendigen Verschnaufpause im Kreise der Familie und der Gefahr, wertvolle Urlaubstage zu verschwenden. Dieses Jahr also: eine Woche frei. Das ist schon was anderes wie in Schule und Studium, als man noch zwei oder gar drei Wochen pausieren durfte.
Und was macht man an Weihnachten? Man fährt heim und feiert mit der Familie. Gleich Freitag Abend also ab ins Easy Jet Flugzeug (das ist ganz schön praktisch, so ist Basel nur eine gute Stunde von Hamburg entfernt, statt der sieben mit dem Zug). Ein paar ruhige Tage in Steinen mit den Eltern verbracht, bevor diese sozusagen als Vorauskommando in de Jura aufbrechen. Die drei Söhne der Familie bleiben noch zurück, denn wir wollen das traditionelle Klassen-/Jahrgangs-/Schul-Ehemaligentreffen im Goldenen Löwen in Schopfheim nicht vepassen. Schlussendlich ist es jedes Jahr das gleiche: man spricht ein wenig mit den Leuten, die man einmal im Jahr dort trifft und hält sich ansonsten an die Leute, die man auch sonst immer wieder sieht. Dazu gibt's viel Bier und man muss danach das Nachhausekommen organisieren. Hier in der Provinz fahren die öffentlichen Verkehrsmittel ja nicht die ganze Nacht... Pierre hat aber die Spendierhsen an und zahlt das Taxi!
Am nächsten Morgen geht's dann auch für uns in den Jura, wir uns dieses Jahr mit der französischen Verwandtschaft in einer netten Ferienwohnung im Örtchen Darbonnay für die Weihnachtstage verabredet haben. Das liegt in der nähe von Poligny (Hauptstadt des Compté) und mitten in Weinbergen, wo der sehr leckere Jurawein angebaut wird. Dieser ist - insbesondere außerhalb Frankreichs, nur Insidern bekannt und sicherlich was besonderes! Leider konnte auch dieses Jahr nicht die ganze Familie da sein. Die einen müssen arbeiten, die anderen können sich nicht zerteilen und feiern in der Charentes. Wie immer freut man sich auf die gemeinsam verbrachte Zeit und genießt diese, lässt sich reich vom Weihnachtsmann beschenken, isst gut, trinkt genüsslich und füllt die Tage daneben mit ein wenig touristischem Spazerengehen Hier ein paar Bilder. Einer der Höhepunkte wurde leider nicht fotographisch festgehalten, die Weinprobe beim Weinbauer des Dorfes (die Familie Pêcheur): angefangen mit den Roten wurde über die Weißen, den vin jaune, den vin de paille große Ähnlichkeit mit Eiswein) und den Macvin alles durchgekostet. Dabei wurden wir sehr gut vom Hausherren unterhalten. Ein Genuss!
Zurück in Steinen reichte die verbliebene Zeit gerade noch, um den Schnee im Schwarzwald für einen Skiausflug zu nutzen. Es ging nach Wieden/Münstertal, inzwischen mein Lieblingsskigebiet im Schwerzwald und auch dies sicherlich ein Geheimtipp. Gute Pisten und immer wenig los. Dann war alles schon wieder vorbei und es ging zurück nach Hamburg. Ich wäre gern noch ein wenig gelblieben.

Montag, 22. Dezember 2008

Meine Top 10 Alben des Jahres

  1. The Indelicates – American Demo
  2. TV on the Radio – Dear Science
  3. Bon Iver – For Emma, Forever Ago
  4. Death Cab for Cutie – Transatlanticism
  5. Vampire Weekend – Vampire Weekent
  6. Get Well Soon – Rest Now, Weary Head, You Will Get Well Soon
  7. Bell X1 – Flock
  8. Wolf Parade – At Mount Zoomer
  9. British Sea Power – We Love Rock Music
  10. White Rabbits – Fort Nightly

Weitere sehr viel gehörte und geliebte Alben in diesem Jahr: Phantom Planet – Raise the Dead, Late of the Pier – Fantasy Black Channel, Islands – Arms Race, The Futureheads – This Is Not the World, Kings of Leon – Only By the Night, Operator Please – Yes, Yes, Vindictive, Black Kids – Partie Traumatic, Look See Proof – Between Here and There, Harrisons – No Fighting in the War Room, The Ting Tings – We Started Nothing, Hercules And Love Affair – Hercules And Love Affair…

Sonntag, 21. Dezember 2008

Schluss mit Konzertkritiken...

... an dieser Stelle!

Da einige meiner Leser sich schon seid längerem Beschweren, dass sie das uninteressant finden und dieser Blog phasenweise tatsächlich in einen Konzertblog ausartet, habe ich bereits vor einiger Zeit beschlossen, meine Konzertberichte auf einen neuen Blog auszulagern. Deshalb gibt es diese von nun an nur noch beim Konzertblogger, für den ich zudem weitere Autoren gewinnen konnte. So gibt es da sogar noch mehr Konzertberichte als bisher an dieser Stelle. Und damit auch keiner, den es interessiert, was verpasst, gibt es in der Seitenleiste dieses Blogs einen RSS-Feed, der die letzten fünf Beitrge enthält.

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Winterliches München

Einen winterlichen Ausflug nach München kann man sich kaum besser vorstellen: es liegt Schnee, ist kalt, das Wetter ist schön. Auch die Zugfahrt - ausnahmsweise mal tagsüber - war sehr malerisch, durch das komplett verschneite Deutschland. Ziel der Reise in die bajuwarische Hauptstadt waren jedoch nicht ihre touristischen Höhepunkte, sondern ein Wiedersehen mit meinen zwei liebsten alten Freundinnen. So verbrachten wir einen Nachmittag schlittschuhlaufend auf der Eisbahn, wo ich festestellen musste, dass meine in Kanada erworbenen nicht allzu schlechten Eislauffähigkeiten stark nachgelassen hatten. Ich müsste das mal wieder öfter machen. Davon mussten wir uns erstmal mit einer Folge Monaco Franze erholen, eine sehr sehenswerte Serie aus den 80ern. Es lohnt sich, das weiterzuverfolgen.
Sehr nett war der abendliche Besuch auf dem Tollwood, ein "In-Weihnachtsmarkt" auf der Theresienwiese. Dies ist eine alternativ-kommerzielle Veranstaltung mit Bio-Essen und Glüwein und Kunsthhandwerk aus aller Welt. So etwas cooles hätte ich den Münchenern gar nicht zugetraut... War leider wie an einem Samstag Abend nicht anders zu erwarten, ein wenig überlaufen. Wie immer war das Wochenende viel zu schnell vorbei und der folgende Arbeitstag schwer zu überstehen, da die lange Reise von München erst um 2 Uhr endete.

Montag, 8. Dezember 2008

Wiesn im Dezember

Oktoberfeststimmung kurz vor dem Nikolaustag: Sowas gibt gibt's in Hamburg, und ich war mitten drin. Da ich noch nie auf der Wiesn war, kann ich nicht beurteilen, wie es dort zugeht. Es kann allerdings nicht viel anders sein, als "Norddeutschlands größtem Bierzelt" auf dem Hamburger Dom, höchstens vielleicht ein wenig authentischer. Der Hamburger Dom ist im übrigen kein Gotteshaus, sondern - da haben wir es wieder - das größte Volksfest Norddeutschlands. Ihren Namen hat die Veranstaltung aber durchaus von einem Gotteshaus, da er auf das Volksfest/den Jahrmarkt zurückgeht, der bis zu dessen Abriss 1804 im Mariendom stattfand. Heute ist es ein stark von Fahrgeschäften dominiertes Volksfest auf dem Heiligengeistfeld, zwischen Millerntorstadion und Hochbunker - hier ein Überblick.Solche Feste sind ohnehin nicht meins - es reichte mir, an einem Wochenendabend daran vorbeizukommen und die große Polizeipräsenz sowie die angetrunkenen Jugendlichen zu sehen. Und solche Bierzelte sind erst recht nichts für mich. Nicht umsonst habe ich es während meiner Jugend auf dem Lande umgangen, "Schöne Maid" Veranstaltungen (ein sehr treffender Name, den mein Vater hierfür gefunden hat) zu besuchen, also Bauerndisko mit Bands mit so klingenden Namen wie Popcorn, Lancelot oder Six for You. Diese geistern im übrigen noch immer durch den Landkreis Lörrach.
Nun, im Bayerischen Bierzelt spielten Sunrise Four, deren Playlist schon verrät, was zu erwarten war, doch auch ein Blick auf das Bandfoto drückt die Qualitäten dieser Gruppierung aus. Für Stimmung - zwischendurch gab es auch ein Prosit auf die Gemütlichkeit - war also gesorgt. Wie auch immer, irgendwie hatte mein Chef die blendende Idee, die Weihnachtsfeier unserer Firma in Lübkes Bierzelt zu veranstalten. Zu Essen gab's Schweinshaxen, Hendl, Backcamenbert, Obazda und was sonst noch alles in ein Bayerisches Zelt gehört. Dazu musste man viel Bier trinken, denn das Essen war erstens nicht lecker und ein wenig trocken, und zweitens - wie sich später herausstellen sollte - auch schwer verdaulich. Außerdem musste man sich die Veranstaltung ja schöntrinken. Noch schnell die Kloflatrate für einen Euro gebucht, dann stand einem trotz der widrigen Rahmenbedingungen sehr lustigem Abend nichts mehr im Wege. Alkohol trägt ja bekanntlich dazu bei, die Schmerzgrenze zu senken. Und ist es nicht der Zweck einer Weihnachtsfeier, sich auf Firmenkosten gnadenlos zu betrinken, dabei jedoch noch vor der Blamage Halt zu machen? Dieses Kunststück ist mir - ich denke es zumindest - gut gelungen.

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Zu Besuch bei Oma

Nach viel zu langer Zeit habe ich endlich mal wieder ein Wochenende in Heidelberg verbracht. Neben dem Wiedersehen alter Bekannter, den obligatorischen Glühweinen auf dem Weihnachtsmarkt und der Inspektion der neuen Wohnsituation meiner Schwester stand ein Nachmittag bei meiner Oma auf dem Programm.
Zu heidelberger Studienzeiten war es keine Seltenheit, dass ich zum Sonntagsessen bei ihr in Schriesheim vorbeischaute. Im Laufe der Zeit, insbesondere in der jüngsten Vergangenheit, konnte man dabei die Last des Alters wachsen sehen. Inzwischen wäre es nicht mehr denkbar, sich mit einem reichlichen Sonntagsbraten verwöhnen zu lassen. Die Energie meiner Oma reicht jetzt nicht mehr für große kulinarische Glanzleistungen.
Auch Unterhaltungen mit meiner lieben Großmutti sind leider nicht mehr das, was sie mal waren. Man ist nur noch Stichwortgeber für inzwischen altbekannte Geschichten, hier die Top 5 (Insider werden damit etwas anfangen können):
  1. "Hoiner, geh' mer donze?"
  2. "Da hab ich den ersten Neger meines Lebens gesehen. Er kam vor unserem Haus aus dem Panzer gestiegen. Das war auf der Höhe des ersten Stocks."
  3. "Als die Ami bei der Überrollung kamen und bein uns in der Wohnung für sie Kaffee gekocht wurde. Echten Bohnenkaffee, ich wusste ja bis dahin gar nicht was das war."
  4. "Als in Mannheim die Bomben vielen und wieder Christbäume am Himmel standen."
  5. "Roland hat ja immer so viel gelesen, er hat die Bücher immer so richtig gelebt. Auf der Wiese vor unserem Haus, er las sicher wieder Karl May, hatte er in einer Hand das Buch und spielte die Geschichte beim Lesen nach."
Das alles gibt einem schon zu denken. Jedenfalls werde ich alsbald wieder hinfahren. Wer weiß, wie lange sie noch da ist, um diese Geschichten wieder zu erzählen.

Mittwoch, 26. November 2008

TV on the Radio - schon wieder? Ja!

Ist es vernünftig, sich eine Band innerhalbt von 2 Monaten 2 Mal live anzuschauen? Natürlich nicht! Aber ich war vom Auftritt von TV on the Radio beim Reeperbahnfestival 08 so angetan gewesen, dass ich nicht lange zögerte wieder hinzugehen, als sich abzeichnete ein neuer Auftritt in Hamburg anstand. Das Konzert wurde (wohl aus Mangel an Publikumsinteresse?) von der Markthalle ins Uebel & Gefährlich verlegt. Umso besser, so konnte man die Band, die als Speerspitze der avantgardistischen Musikszene Brooklins gilt, in kleinerem Rahmen genießen.
Es ist fast, als würde man alte Bekannte wiedersehen: Gitarrist Kip Malone hat noch immer den leicht ergrauenden Rauschebart, David Sitek seinen wachsenden Bierbauch und das Glockenspiel an der Gitarre, und Sänger Tunde Adebimpe schwitzt noch genauso auf der Bühne und gibt sich völlig seiner Musik hin. Das Konzert war schlussendlich nicht viel anders als das Ende September: Gleiche Energie bei den Songs, gleiche Begeisterung beim Publikum, gleiches Engagement der Band auf der Bühne, auch einige Gestalten im Publikum waren wieder da, so die "Aerobictänzerin" in der ersten Reihe. Dennoch war ich noch begeisterter als zuvor.
Das liegt im wesentlichen an den Örtlichkeiten. TV on the Radio ist trotz ihres Erfolges noch immer eine Clubband, auf einer kleinen Bühne mit Publikumsnähe springt die Musik einfach besser herüber als in der Großen Freiheit 36. Besonders bei den beiden Hammersongs des unerreichten ersten Albums Desperate Youth, Blood Thirsty Babes, "The Wrong Way" und "Staring at the Sun" gibt es im Publikum kein Halten mehr. Vor allem letzeres Lied, dass als letzte Zugabe eines der Höhepunkte des Konzerts bildete, ist eines derjenigen Stücke von TV on the Radio, in denen die Band ihre extatische Energie am besten ausdrückt. Das ersetzt den Drogentrip. Und man braucht ein Weilchen, um herunterzukommen, wenn ein Konzert mit so einem Song endet.
Hier ein etwas älterer TV Auftritt von 2004:

Montag, 24. November 2008

Sachen gibt's...

Was man nicht alles beim Studium von Google Analytics (auch Besucher dieses Blogs beiben nicht unerkannt) entdeckt: Ich bin ohne mein Wissen verlinkt worden! Und zwar bei La Gazette de Berlin. Welch Überraschung!

Sonntag, 23. November 2008

Wolf Parade - Gutes aus Kanada

Das Uebel & Gefährlich in Hamburg ist eine tolle Location. Nicht nur seine Lage im vierten Stock des Hochbunkers ist außergewöhnlich. Auch die Art, wie man in den Konzertsaal kommt, ist eine besondere. Dies gilt allerdings nur, wenn wie an diesem Abend die kleine Konfiguration des Saals besteht, also die hintere Hälfte durch einen Vorhang abgetrennt ist. Dann nämlich gelangt man über einen großen Lastenaufzug in die Höhe, der von einem stets charmanten jungen Mann bedient wird. Dadurch erhölt das Gelangen in den Saal eine gewisse Dramatik.
An diesem Abend war die Band Wolf Parade der Grund für den Besuch in diesem tollen Club. Wolf Parade ist eine fünfköpfige Band aus Montreal. Diese Stadt hat in den vergangenen Jahre eine große Fülle an außergewöhnlichen Bands hervorgebracht, die bekannteste ist sicherlich Arcade Fire. Auch Wolf Parade spielt Indie-Rock mit einem Schuss Genie und Wahnsinn. Vor allem das zuletzt erschienene zweite Album der Band, At Mount Zoomer, ist absolut hörenswert.
Bevor man sich jedoch von Wolf Parades live Qualitäten überzeugen durfte, war der Platz auf der Bühne jedoch für das Trio Dag för Dag reserviert. Die Band kommt nicht aus Skandinavien, sondern aus San Francisco und spielt eher düsteren Rock ohne viele Scharmützel. Das Zusammenspiel der tiefen Töne von Bass und Gitarre mit der Stimme der Sängerin haben durchaus ihren Charme, wenn wenn mir auch insgesamt der Kick in dieser Musik gefehlt hat.
Dann betraten Wolf Parade die Bühne - nur zu viert, Keyboarder Hadji Bakara ist bei dieser Tour in Kanada geblieben, um an seinem PhD zu arbeiten. Doch auch so sorgte die Band für ausreichend Stimmung. Die Stücke sind live deutlich krachender und rockiger als auf Platte, dafür gehen manche leisere Töne und Finessen ein wenig unter. Das passte aber gut. Die beiden Sänger, die sich zu gleichen Teilen den gesanglich Part Teilen, ergänzen sich gut: Dan Boeckner an der Gitarre hat eine volle, rauchig aufgekratzte Stimme, die man ihm auch vom Aussehen her abnimmt, ich musste bei den von ihm vorgetragenen Stücken ein wenig an Modest Mouse denken. Dagegen ist das Organ von Spencer Krug eher sanft, ebenso wie seine Erscheinung.
Die Band war bestens aufgelegt, was sicher auch daran gelegen haben mag, dass das Publikum ihr einen donnernden Empfang bereitete. Manche Stücke wurden geradezu bejubelt, bei Erkennung am Anfang und erst recht nach jeder stets sehr gelungenen Darbietung. Manche haben ja durchaus extatische Momente, was der Schlüssel zu einem guten Konzerterlebnis ist. 80 Minuten reiner Genuss!

Samstag, 22. November 2008

Mittagessen und Arbeit

Jeder, dessen Firma keine Kantine unterhält, kennt das Problem, dasssich einem bei der Arbeit jeden Tag auf's neue stellt: Was esse ich zu Mittag? Ich habe das Glück, dass in der Umgebung des Medienparks Kampnagel, wo meine Arbeitsstelle liegt, ein recht reichhaltiges Angebot an unterschiedlichen Mittagstischen existiert, zudem gibt es imme die Möglichkeit, auf den Supermarkt auszuweichen. Als junger Mann ist man jedoch bei seinen Auswahlmöglichkeiten dadurch eingeschränkt, dass die Portion so groß sein muss, dass man nicht zwei Stunden später wieder hunger hat. Bei Mittagstischen gar nicht so einfach. So enden mein Kollege und ich doch immer in der gleichen Örtlichkeiten.
Ein grundsätzlicheres Problem liegt jedoch ganz woanders: Wenn man sich tatsächlich täglich einen Mittagstisch gönnt, kostet das grob gerechnet im Schnitt € 6,00 pro Tag. Rechnet man das auf den Monat hoch, kommt eine stolze Summe zusammen, die man eigentlich nicht bereit ist, für so etwas auszugeben. In der tat käme es deutlich billiger (und schmeckt auch meistens besser), wenn man sich täglich etwas mitbringen würde, das man sich in der büroeigenen Mikrowelle aufwärmt.
Doch auch hier treten Probleme auf. Das wichtigste: Wer hat schon Lust, sich jeden Abend in die Küche zu stellen, um sich was für den nächsten Tag vorzubereiten - ganz davon abgesehen, dass nicht jedes Gericht aufgewärmt gut schmeckt. Zweitens ist der tägliche Gang aus dem Büro zum auswärtigen Mittagessen eine willkommene Möglichkeit, um eine Stunde lang dem Arbeitsplatz zu entkommen und dabei gleichzeitig den sozialen Kontakt zu den Kollegen zu pflegen. Wie immer im Leben gibt es also keine optimale Lösung.
Deshalb gilt es wie so oft, ein gutes Gleichgewicht zu finden. So bringe ich mitrgelegentlich was mit und ernähre mich ansonsten vom (erstaunlich guten und sehr sättigenden) Mittagstisch beim Luxusdöner Dubara, beim Asiaten, mit Schnitzel, Sushi, Currywurst, Supermarktsalat, Franzbrötchen und was man sonst so findet. Schön war es damals, als man noch die leckeren Pausenbrote von Mama mit in die Schule bekam...

Montag, 17. November 2008

Management

Ein Konzert an einem Wochenende ist nicht genug, man muss gleich am Sonntag Abend noch ein zweites dranhängen. Doch was bleibt einem anderes übrig, wenn eine DER Newcomerbands des Jahres in Hamburg weilt. Die "Neo-Hippies" von Mgmt waren im seit Wochen ausverkauften Uebel & Gefährlich zu gast."Neo-Hippies" waren auch viele im Publikum, neben Indie Kiddies in Rührenjeans, Hipstern und Musikinteressierten der Ü25 Generation war folgende Spezies im Publikum zu finden: Band oder Tuch im (am besten ein wenig langen und leicht gelockten) Haar, möglicherweise noch Spackenbrille auf der Nase und Kleider aus der Mottenkiste am Leib. Das konnte heiter werden. Statt mich weiter nach hinten zu den Normalos zu verziehen stand ich mitten in diesem Völkchen. Meine unmittelbaren Publikumsnachbarn hätten mir den auch beinahe deie Freude am Konzert genommen, so übertrieben aufgedreht wie sie waren, dazu musste natürlich alles Video- und Fotographisch festgehalten werden. Zum Glück haben sie sich bald in den Pulk direkt vor der Bühne gestürzt.
Doch genug genörgelt, ich war ja wegen der Musik da. Diese ist, wie soll ich sagen, eine Mischung aus Heile-Welt Musik und Elementen aus dem Rock sowie aus dem Elektobereich. Am besten selber mal anhören. Die fünfköpfige Band begann ihr Set erstaunlicherweise mit einem B-Track des Albums, bevor dann die eingängigeren Songs gespielt wurden, was die Euphorie des Publikums sich endlich entladen ließ. Jeder Song wurde mit begeistertem Erkennungsjubel vom Publikum gefeiert.
Das Auftreten von Mgmt vermischt Öko und Trash. Dazu kommt, dass Gitarrist und Schlagzeuger vom Aussehen her direkt von einer Metalband kommen könnten. Da erstaunt es wenig, dass live die rockige Seite der Songs in den Vordergrund rückt. Diese werden durch ausgedehnte Schweine-Gitarrensoli in die Länge gezogen. Man könnte teilweise meinen, dies sei eine 80er Spektakelrockband. Vom Metalbereich her kommen dabei einige Prog-Anleihen, insbesondere beim sehr langen Non-album Track in der Mitte des Sets. Man kann sich Mgmt jedenfalls durchaus als Stadionrockband vorstellen. Ich wäre nicht erstaunt, wenn sie die Vorläufer eines 80s-Rock Revivals wären und wage zumindest die Prognose, dass Mgmt eine ähnliche Entwicklung nimmt wie Muse und in wenigen Jahren Stadien füllen werden.
Den Abschluss des Konzert bildete dann aber doch eine sehr elektrolastige Version von "Electric Feel", für die Bassist und Schlagzeuger unbrauchbar wurden, da Bassbeat aus der Soundmachine kam. Da gefällt mir diese Version doch ein wenig besser:

Sonntag, 16. November 2008

Pierre ist jetzt ein Fan von...

Okkervil River: Eine Band, die ich bisher mochte und deren Musik ich gerne hörte, ohne dass sie zu meinen absoluten Lieblingen zählte. Seit ich Okkervil River jedoch gestern live auf der Bühne des Knust erlebt habe, hat sie mich als Fan gewonnen.Okkervil River ist stark geprägt durch Ihr einzig verbliebenes Gründungsmitglied, Will Sheff. Dieser ist nich nur ein exzellenter Songschreiber, sondern auch ein hervorragender Sänger, wie sich live herausstellte. Allerdings ist die Band in ihrer aktuellen Besetzung auch nicht von schlechten Eltern. Die Mitglieder der sechsköpfigen Gruppierung sind allesamt Multiinstrumentalisten, sodass neben den klassischen Instrumenten des Rocks auch Trompete, Banjo, Akkordeon, Mundharmonika sowie diverse Rasseln und Percussioninstrumente zum Einsatz kommen. Bassist Patrick Pestorious verfügt zudem über eine wunderschöne Stimme, deren Bass als Ergänzung zu Will Sheffs Gesang den Songs eine zusätzliche Qualität verleiht. Das musikalische Ergebnis des ganzen wird of gern einfach Indie genannt, was jedoch über die Musik an sich weniger aussagt als über die Einstellung der Band und ihre Anhängerschaft. Schlussendlich handelt es sich um Singer-Songwriter Folk, typisch amerikanische Musik eben.
Kommen wir nun zum Konzert. Die Eröffnung des Abends machte die Band Lawrence Arabia, die ursprünglich aus Neuseeland stammt. Deren Kopf James Milne war zeitweise Tourbassist von Okkervil River, entprechend ist es nicht ersautnlich, dass die Musik der beiden Bands sich ähnelt. Lawrence Arabia war folglich eine gute Einstimmung für den weiteren Verlauf des Abends, ihr sehr schöner Folk wurde vom Publikum denn auch begeistert aufgenommen.
Die Pause zwischen den Bands konnte man nutzen, um sich im gut gefüllten (aber nicht ausverkauften) Knust nach vorne zu arbeiten, um für den Beginn der Darbietung der Headliner des Abends auf einem guten Posten zu stehen. Ein Okkervil River Konzert ist kein Abgehkonzert, aber man möchte doch gut platziert sein. Als die Band die Bühne betritt bemerkt man zunächst die frappierende Ähnlichkeit Will Sheffs mit John Lennon, was sicherlich aufgrund der Frisur und der Auswahl der Brille nicht ganz ungewollt ist. Ohne viel Gerede zwischen den Songs werden vor allem Stücke aus den zuletzt veröffentlichten Zwillingsalben The Stage Names und The Stand Ins gespielt, gespickt mit einigen älteren Songs. Der zu Beginn des Konzert etwas erhöhte Alkolisierungsgrad des Sängers wirkt sich nicht negativ aus.
Nach und nach steigt im Saal die Stimmung, nicht nur ich, sondern auch der Rest des Publikums wir zunehmend durch die Songs gepackt. Entsprechend stiegern sich im Laufe des Abends die Begeisterungsstürme. Diese Gipfeln gegen Ende des Sets, als "Lost Coastlines", "John Allyn Smith Sails" (inspiriert durch Van Morrisons "I Wanna Go Home") und natürlich "Unless It's Kick" gespielt werden. Da gibt es kein Halten mehr. Als Zugaben gibt es noch ein Cover von John Lennon's "I didn't mean to hurt you" sowie zwei weitere Songs, die alle begeistern, bevor dann nach insgesamt 100 Minuten Dauer Schluss ist. Danach kann man beseelt nach Hause gehen.

Samstag, 15. November 2008

Angekommen in der Konsumgesellschaft

Endlich! Nach 27 Jahren steten Lernens und mit Ausbildung begründeten Hungerlöhnen arbeite ich diesen Monat erstmals für ein volles Gehalt. Ich bin jetzt offiziell Sales Manager, zuständig für alles internationale. So verhält sich meine persönlich wirtschaftliche Situation in antagonistisch zur Weltwirtschaft - es geht sprunghaft nach oben. Nun habe ich in etwa das doppelte wie bisher zu meiner freien Verfügung. Allerdings hätte man sich nach 13 Jahren Schule, fünf Jahren Studium und ein wenig Rumgeeiere sicherlich auch mehr erhoffen dürfen. Selbst Schukd, wenn man so etwas brotloses studiert wie Politikwissenschaft. Auch wenn ich nun kein Krösus bin bedeutet dies nun - auch Dank eines Mangels an größeren finanziellen Verpflichtungen - endlich ein vorläufiges Ende meiner Geldsorgen. Zumindest bis ich mich an meine neue Situation gewöhnt habe und die alte Regel eintritt, wonach am Ende eines jeden Monats vom hart erarbeiteten Geld nichts mehr übrig ist, egal wieviel auf dem Gehaltskonto am Ende des Vormonat seintrifft.
Nun heißt es erstmal, meinen gezwungenen relativen Konsumverzicht der letzten Jahre zu überwinden. Das zusätzlich zu verdienende Geld der nächsten Monate ist in meinem Kopf jedenfalls schon vielfach ausgegeben...

Freitag, 14. November 2008

Ab Dienstag geht's wieder los!

Seit ein paar Wochen laufen die Wiederholungen der alten Folgen. Ab Dienstag gibt's endlich neue, denn dann beginnt die dritte Staffel der wunderbaren ARD-Vorabendserie Türkisch für Anfänger. Für alle Neukölln-Nostalgiker ein muss, für alle anderen sehr empfehlenswerte Vorabendunterhaltung. Auch wenn die Sendeuhrzeit Dienstag bis Freitag um 18:50 Uhr nicht ganz optimal ist, versuche ich, es mir nicht entgehen zu lassen, allein wegen der Berlin/Neukölln Zwischeneinstellungen - Rathaus Grill an meiner ehemaligen Straßenecke, Coiffeur Sükrü in meinem ehemaligen Vorderhaus, Spielplatz Weserstraße - und der total durchgedrehten Familie. Es lohnt sich!

Dienstag, 11. November 2008

Sentimentalpop vom Feinsten

Der November erweist sich in diesem Jahr einmal mehr als der Konzertmonat schlechthin. Man kommt nicht umhin, sehr viel Geld für dieses Vergnügen liegen zu lassen, doch bei so einer Dichte an musikalischer Qualität, wie man sie dieser Tage auf den Hamburger Clubbühnen geboten bekommt, bleibt einem als begeisterter Konzertgänger nichts anderes übrig. Vor lauter Konzertroutine hätte ich am Samstag Abend beinahe die Hälfte eines weiteren Heighlights verpasst. Mich darauf verlassend, dass der Elbow Gig im Uebel & Gefährlich wie immer um 21 beginnen würde, vertrödelte ich meinen samstäglichen Vorabend mit Kochen und Sportschau schauen. Als ich dann um Viertel vor neun meine Konuertkarte einsteckte, bin ich kurz vor Schreck erstarrt: Konzertbeginn war 20 Uhr!
Dank meiner hart erarbeiteten sportlichen Fitness schaffte ich es mit dem Rad gerade rechtzeitig zu Beginn des Elbow Auftritts in den Hochbunker. Zur Strafe musste ich mich mit einem nicht ganz optimalen Platz im hinteren Teil des sehr langgestreckten Clubs begnügen. Auch die Band war übrigens von der Tiefe des Raumes beeindruckt und ließ die Menge prompt zu jedermanns Vergnügen eine umgekehrte LaOla proben (d.h. alle sollten sich bücken), was auch gut klappte (natürlich auch schon bei YouTube zu sehen....
Nun aber zur Musik. Elbow sind - bei Kritikern und denjenigen, die sie kennen - die unbestrittenen Meister des, nennen wir es mal Sentimentalpops. Mit anderen Worten, Pop-Rock, der unter die Haut geht, ohne Schnulzig zu sein. Während die Publikumslieblinge dieses Fachs Coldplay, Snow Patrol, Keane und Co. sich jedoch mit Konzerten in Großen Hallen und millionen verkauften Platten eine goldene Nase verdienen, ist die Anhängerschaft von Elbow deutlich überschaubarer. Dies liegt sicherlich daran, dass deren Songs beim ersten Hören nicht so eingängig sind. Dafür gehen sie einem aber nie auf die Nerven.
Von ihrer Musik leben können die Mitglieder von Elbow aber durchaus ganz gut, und während man Coldplay für gut 60 Euro in der ColorLine Arena anschauen muss, bekommt man Elbow für einen zwanziger in eiinem deutlich netterem Rahmen zu hören. Meine angesichts der Qualität der Musik sehr hohen Erwartungen an das Konzert wurden erfüllt. Man wird komplett gepackt, die Klänge gehen unter die Haut und man kann in der Musik versinken, zumal die Band bie vielen Stücken von drei Streicherinnen verstärkt wird. Schon relativ früh während des Konzert wird der meiner Meinung nach beste Song der Band gespielt, "Leaders of the Free World", bei dem sich bei mir vom Nacken ausgehend die Gänsehaut ausbreitete und die Emotionen hochkochten. Ansonsten lag der Schwerpunkt der Setlist auf den letzten beiden Alben. Letzteres, The Seldom Seen Kid, stellt meiner Ansicht nach auch den vorläufigen Höhepunkt des musikalischen Schaffens von Elbow dar. Kleiner Wermutstropfen: einer meine Liebligsstücke "Ribcage" wurde leider nicht gespielt.
Angesichts der Tatsache, dass die Mitglieder von Elbow schon seit 18 Jahren in dieser Formationen zusammen spielen braucht nicht erwähnt werden, dass im Zusammenspiel alles stimmt. Zudem hat Sänger Guy Garvey einfach eine Hammer Stimme. Die Stimmung auf der Bühne ist ser gut, es wird gescherzt und viel erzählt, jedoch nicht so viel wie bei manch einer Hamburger Band... Nach knapp 100 Minuten ist der Spaß dann leider schon vorbei, Elbow verabschieden sich mit "see you next year", das macht Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen.
Auf Fabchannel kann man sich das Konzert im Amsterdamer Paradiso anschauen, wenn ich mich nicht täusche mit der gleichen Setlist wie an diesem Abend im Uebel & Gefährlich.

Samstag, 8. November 2008

Die Schwarzen Kinder

Eine Rockband mit schwarzen und gleichberechtigen männlichen und weiblichen Mitgliedern? Jedes für sich kommt selten genug vor, beides zusammen ist in der von jungen Männern aus der weißen Mittelschicht dominierten Welt der Rockmusik einmalig, würde ich behaupten. Das sind die Black Kids, drei Jungs und zwei Mädels aus Jacksonville, Florida. Jungs und Mädels, weil es sich hier mal wieder um absolute Jünglinge handelt. Was dabei rauskommt ist sehr hörenswerter, poppiger Gute-Laune-Rock, der auch vor sexueller Aufladung strotzt.

So kam das ganze auch beim gestrigen Konzert der Black Kids im Hamburger Knust rüber. Auch konnte der Kontrast zur leider etwas unausgegoren wirkenden Musik der dänischen Vorband Sterling International nicht größer sein. Letztere machen bombastischen Powerpop und wollen wohl die Killers, Franz Ferdinand und Duné gleichzeitig sein. Das ist etwas viel des Guten und verbunden mit dem allzu großen Ego des Sängers (irgendwie typische für diese Art Band aus Skandinavien) schwer zu ertragen. Schade, denn es waren durchaus ein paar gute Passagen in den Songs, wenn auch vieles sehr von anderen Abgeschaut klang. Die Black Kids hingegen sind sehr routiniert unt entspannt, das Zusammenspiel ist perfekt, die beiden etwas molligen Sängerinnen spielen ihre weibliche Reize gekonnt aus und der Sänger ist einfach eine Coole Sau. Das Publikum war entsprechend begeistert und ging von der ersten Minute an ab. Wie erwartet weilte der Spaß leider nicht allzu lange, bei nur einem Album haben die Black Kids nunmal nicht so viele Stücke suf Lager, die sie darbieten können.

Mittwoch, 5. November 2008

Endlich - Change!

Auch wenn es sich in den letzten Wochen abzeichnete, man hatte doch Angst, dass es doch noch anders kommen könnte. Nun ist es aber gewiss: Barack Obama ist der neue US-Präsident, dank eines deutlichen Wahlsiegs. Ist es nicht eine Ironie der Geschichte, dass das gewählte Staatsoberhaupt der USA Hussein zum Zweitnamen hat?

Bei aller Euphorie, die sowohl in amerikanischen als auch in europäischen Texten zu lesen ist, sollte man dennoch Vorsicht walten lassen, dass man die Erwartungen nicht zu hoch schraubt. Drei Dinge sollte man im Auge behalten:
  1. Barack Obama wurde zwar von seinen Gegnern als "liberaler" - die amerikanische Entsprechung für "Linker" - porträtiert, schlussendlich ist er aber ein gemäßigter Politiker, der vielleicht leicht links der Mitte steht. Er steht wohl - um deutsche Vergleiche zu nennen - Merkel ebenso nah wie Steinmeier.
  2. Durch die Folgen der Finanzkrise und 8 Jahre Bush-Politik ist die Handlungsfähigkeit des künftigen Präsidenten eingeschränkt. Das Geld ist alle, die USA haben 10 Billionen Dollar Schulden und sind noch immer in zwei Kriege verstrickt.
  3. Obama ist nicht der neue Weltpräsident, sonder der Präsident der USA. Auch wenn er in der Außenpolitik sicherlich kooperativer vorgehen wird als Bush und seine Falken wird der Zeitpunkt früher oder später kommen, an dem Amerikas Interessen notfalls mit Gewalt durchgesetzt werden. So hat bisher noch jeder US-Präsident gehandelt.
Dennoch ist der Ausgang der Wahl in den USA die beste politische Nachricht seit langem. Ich bin gespannt wie es weitergeht!

Im übrigen ist den Demokraten insgesamt ein beachtlicher Wahlerfolg geglückt. Sie bauten ihre Mehrheiten in Repräsentantenhaus ud Kongress aus, auch wenn der erhoffte (?) Erdrutsch ausgeblieben ist. Und noch etwas: So wie es aussieht hat der gerichtlich verurteilte Republikanische Senator von Alaska Ted Stevens sein Mandat wohl knapp verteidigt. Wenn er, wie von vielen erwartet, im Frühjahr aus dem Senat ausgeschlossen wird, könnte der Weg für Sarah Palin frei sein, des Posten in einer Nachwahl zu erobern. Wir haben sie leider nicht zum letzten Mal gesehen...

Montag, 3. November 2008

Einfach nur bitter...

... ist das, was heute in Hessen passiert ist. Man mag von Wortbrüchen und deren Folgen halten was man will, doch jetzt ist das ganze in einer Katastrophe für die SPD gemündet. Andrea Ypsilanti hatte - wenn auch sehr ungeschickt - einen Weg aufgezeigt, wie man wieder eine linke Mehrheit in Deutschland organisieren kann. Auch wenn die Linke auf Bundesebene noch weit von der Regierungsfähigkeit entfernt ist, wäre eine Zusammenarbeit in einem westdeutschen Bundesland ein erster und entscheidender Schritt für die Einbindung der Partei in die Regierungsverantwortung gewesen. Damit hätte ihre Entzauberung begonnen werden können und ein Prozess eine "gauche plurielle" (ausführlicher: Englisch, Französisch)für Deutschland. Schade. Und Koch ist immer noch da...

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Die "Sch'tis" kommen nach Deutschland

Der Kino-Überhit des Jahres in Frankreich startet heute in den deutschen Kinos. Könnte mir eigentlich total egal sein, in gewisser Weise betrifft mich der Film aber durchaus. Die liebenswerte Komödie spielt in der Ursprungsgegend meiner Mutter, ich bin demnach ein Ch'ti (wie man in Frankreich richtig schreibt) Nachfahre. Bei jedem Besuch zu Hause und jedem zweiten Telefonat mit meiner Mutter wird der Film folglich mit Stolz erwähnt, da sich die Leute in dieser Gegend als Stiefkinder Frankreichs fühlen und die Gegend in Frankreich einen von negativen Klischees begleiteten Ruf genießt. Vielleicht ein wenig Vergleichbar mit Deutschlands Osten. So sieht das ganze aus:
Ich weiß zwar nicht, was die Deutsche Synchronfassung taugt, kann aber nicht zu schlecht gemacht sein, da die Kritiken gut sind und der Film den Publikumspreis beim Hamburger Filmfest gewonnen hat.
Zur deutschen Website.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Dienstag Nacht auf'm Kiez

Was man nicht alles für die Arbeit tut... Angesichts eines Termins mit Geschäftspartnern kam ich gestern in den Genuss, sehr lecker im Restaurant Waterkant zu schlemmen und anschließend bei einem Drink die Traumaussicht von der Bar 20Up im 20. Stock des Empire Riverside Hotels zu genießen. Das reichte aber nicht als Besuchsprogramm für unsere Gäste, jetzt ging der Abend erst richtig los. Der Chef beschloss, die Herrschaften auf eine "Tour of the Reeperbahn" mitzunehmen. Auch für mich sehr lehrreich! In der Tat kam ich so zum zweifelhaften "Genuss", einmal einen Live-Sex-Club zu betreten. Im Safari gab es zwar gerade kein Live Sex auf der Bühne, dafür sahen wir mehrere Performances von jüngeren und weniger jungen Damen, die selbstredend immer mit deren Nacktheit endeten. Das ist tatsächlich wie in schlechten Filmen, inklusive was die Bedienungen betrifft und das altbackene, was dieser Art von Etablissements anhängt. Niemals wäre ich überhaupt auf die Idee gekommen, da rein zu gehen, und jetzt wo ich es gesehen habe, verzichte ich für die Zukunft gerne. Damit kann ich absolut nichts anfangen, schlussendlich finde ich es lächerlich, jedenfalls kein bisschen lustanregend.

Glücklicherweise waren die verbliebenen Damen und Herren, mit denen wir unterwegs waren, ähnlicher Meinung (zumindest hatte ich diesen Eindruck), sodass wir unsere Kieztour feuchtfröhlich fortsetzten und noch ein weiteres No-Go mitnahmen: die Karaoke-Bar Thai-Oase ein Stückchen weiter auf der Großen Freiheit. Gut, dass mein Alkohol-Pegel da meine Schmerzgrenze schon weit nach oben gedrückt hatte, sodass dies auch überstanden wurde. Weitere Biere und ein weiteren Kneipenbesuch später schaffte ich es irgendwie dann doch nach Hause zu radeln, um mir vor dem Meeting am Folgetag zwei Stunden Schlaf zu gönnen. Wie ich Folgetag fand, erübrigt sich glaube ich zu erwähnen.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Da könnte ich auch hinziehen...

In der Reihe "Viertel, wo es sich in Hamburg gut wohnen ließe", stelle ich nun Ottensen vor. Sicherlich kein Geheimtipp, aber ich bin davon hellauf begeistert. Ehemals das Industrie- und Arbeiterviertel Altonas, ist es charakterisiert durch eine Mischung von Jugendstilaltbauten, zweigeschössigen, etwas kleinstädtischer wirkenden Häuschen sowie sozialem Wohnungsbau mit Klinkerfassaden. Seit der Deindustrialisierung der 60er und 70er Jahre und der damit einhergehenden Schließung der Fischkonserven-, Schiffs- und Maschinenbaufabriken hat sich Ottensen nach einem kurzen Niedergang zu einem Hort des Städtisch-Intellektuell-Alternativen Milieus gemausert. Die Gentrifizierung hat jedoch nur manche Straßenzüge erfasst, sodass noch keine Prenzlauer-Berg-Heile-Welt entstanden ist. Zudem gibt es hier mehrere gelungene Beispiele für postindustrielle Weiternutzung von alten Fabrikgebäuden. Zum einen die "Fabrik", wo ein gemeinnütziger Nachbarschaftsverein die Rettung des Gebäudes betrieb und sich heute eine wunderbare Konzertlocation wiederfinden. Zum anderen die Zeisehallen, die stilvoll in ein Einkaufszentrum für wohlhabende Grünen-Wähler umgestaltet wurden. Ich habe aber auch einen türkischen Metzger entdeckt, der es preislich mit seinen Neuköllner Kollegen aufnehmen kann (ich habe natürlich sofort zugeschlagen). Zur Elbe hat man es auch nicht weit, ebensowenig zu den Kommerztempeln um den altonaer Hauptbahnhof.

Allerdings plane ich gerade in keister Weise, mir eine neue Bleibe zu suchen... Aber man kann ja nie zu früh überlegen, wo es einem so gefallen könnte. Hier ein paar Fotos

Samstag, 25. Oktober 2008

Calexico

Als ich mich in der Fabrik ankam, war die Halle schon ziemlich voll. Kein Wunder, das heutig Konzert von Calexico war ja auch ausverkauft. Das Publikum war nicht das, was ich üblicherweise an Konzerten antreffe: wenig Jungspunde, dafür deutlich mehr graumelierte Haarschopfe. Das ist jedoch, wenn man darüber nachdenkt, nicht überraschend. Denn erstens war der Eintritt nicht gerade billig. Zweitens ist der mexikanisch beeinflusste Südstaatenfolk von Calexico nicht unbedingt die Musik, die in der Indiedisco läuft. Und drittens gehört die Band zu den Lieblinge der Feuilletons der meinungsbildenden Blätter der Intellektuellen.

Zunächst mussten diese allerdings die Vorband erdulden, Bodies of Water. Erdulden ist das falsche Wort, denn ich fand sie ziemlich gut. Bodies of Water waren zum ersten Mal in Europa auf Tour und davon ganz begeistert. Lustigerweise wirkten sie in ihrem Auftreten sehr amerikanisch, voller Enthusiasmus und jeden Satz mit „you guys“ beginnend. Dabei wurde einem der lange nicht mehr gesehene Anblick einer bodytragenden jungen Frau gegönnt. Es hat durchaus seine Gründe, weshalb das out ist, ebenso wie Topffrisuren. Die Musik ist aber durchaus hörenswert, ich würde es als Neo-Flowerpower bezeichnen, es sind einige ganz nette Elemente dabei wie sich steigernde Kanongesänge.

Die Helden des Abends waren aber selbstverständlich Calexico. Das Set begann in kleiner Besetzung mit zwei ruhigen Stücken, bevor dann die ganze Band (sechs Männer ca. Mitte 30) die Bühne betritt. Das Auftreten erinnert mehr an eine Jazzband denn eine Rockband, denn das Zusammenspiel ist perfekt auf den Punkt gebracht, es gibt Soli mit Szenenapplaus, Instrumentalstücke und gegenseitige Anerkennung der Musiker für ihre Virtuosität. Zudem sind alle bester Laune, erklären den Abend kurzerhand zur „crew dedication night“ und widmen folglich jeden Song einem ihrer Crewmitglieder (von denen es erstaunlich viele zu geben scheint). Das knapp zweistündige Set führt die Zuschauer quer durch das Werk der Band, viele Stücke werden in deutlich anderen Arrangements vorgetragen, als von den Alben bekannt. Zwei Trompeten, Vibraphon, Pedal Steel, Kontrabass und zahlreiche Gitarrenvarianten kommen zum Einsatz, die musikalisch Bandbreite richt vom Rocker über twangenden Folk zum Latinokracher. Das alles passte sehr gut in die Fabrik, die vom Fassungsvermögen sicherlich verglichbar ist mit dem Kesselhas de Kulturbrauerei, jedoch viel kleiner wirkt. Ein Konzerthighlight in diesem Jahr, ohne Zweifel.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Sankt Georg

Ein wenig versifft, Mulitkulti, verrufen und gleichzeitig ganz heiß im Kommen. Wären wir in Berlin würde ich sagen: das ist Neukölln. Das gibt es aber auch in Hamburg. Am Wochenende habe ich die Gelegenheit genutzt, eine Besucherin zu haben, welche die touristischen Hauptattraktion der Hansestadt bereits kennt, um eine nicht ganz so touristisches Viertel zu begehen: Sankt Georg. Ehemals dem Abriss geweiht und deswegen dem Verfall, den Migranten und den Armen überlassen, erlebt das Viertel, das nach dem Bau des Hauptbahnhofs gegen Ende des 19. Jahrhunderts seine Blüte kannte momentan eine Wiedergeburt. Wenn die Schanze ist wie Kreuzberg in klein, kann man wohl Sankt Georg auch mit klein Neukölln bezeichnet. Hier gibt es zwischen Gemüsetürken und Ramschläden ebenfalls In-Kneipen, interessante Läden, Schwulenkneipen, aber auch Stundenhotels und Sexshops. Eine interessante Mischung also. Nicht zu verachten ist der Hansaplatz. Zudem ist es nicht weit zur Alster und zur City. Wenn ich eines Tages innerhalb Hamburgs umziehen sollte, habe ich meine erste Wahl schon gefunden...

Leider hatte ich keinen Fotoapparat dabei, das Viertel ist aber ohnehin nicht unbedingt fotogen sondern lebt vielmehr von der Atmosphäre.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Infadels

Es gibt Bands, die mag man einfach. Und auch wenn das neueste album nicht ganz überzeugend ist, geht man zum Konzert, wenn sie in die Nähe kommen. So ist es bei mir mit den Infadels, eine Discorockband aus London. Das Debutalbum We are not the Infadels zählte monatelang zu meinen meist gehörten Platten, sodass ich den Infadels das viel zu poppige Zweitwerk verzieh und am Donnerstag dem Regen trotzte, um mir das Konzert im Molotow anzutun. Es hat sich auch gelohnt, allein weil dies mal wieder eine Band mit einem ziemlichen Knall ist. Pseudo-gothic geschminkt und ein wenig überenthusiastisch, doch vor allem die discolastigen Songs sind einfach toll.

Ich war übrigens gestern schon wieder im Molotow, diesmal zur „Bloc Party Album release party“ (ja, so weit ist es mit deren Popularität schon gekommen), mit dem Ziel, mal wieder eine schöne Indie-Party zu besuchen. Davon abgesehen, dass das Publikum da extrem jung ist, lohnt sich das durchaus. Dazu beigetragen hat mit einem stürmischen auftritt auch die belgische Band The Van Jets (die durchaus eine gewisse ähnlichkeit mit ihren fast Namensvettern von Jet haben).

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Canada votes 08

Interessiert zwar in Europa wohl keinen, mich schon. Kanada hat gestern gewählt. Die schlechte Nachricht: der Konservative Stephen Harper bleibt Premierminister. Die gute Nachricht: er muss weiterhin mit einer Minderheitsregierung regieren und kanndamit seine extrem wirtschaftsliberale und sozialkonservative Agenda weiterhin nicht ungehindert umsetzen. Es bleibt also beim Status quo. Aufgrund des Wahlrechts wird die Partei mit der relativen Stimmenmehrheit belohnt, sodass das Land weiter von den Konservativen regiert wird, obwohl sich ca. 60% der Wähler für eine Mitte-Links Partei entschieden hat (Liberale, Sozialdemokraten, Grüne oder Souveränisten in Quebec - auch letztere sind eher sozialdemokratisch). Der historische Tiefstand der Liberalen wurde durch Stimmengewinne der sozialdemokratische NDP kompensiert. Eins ist also klar: wollen die progressiven Kräfte im Land wieder die Macht erlangen, müssen sich die Parteien des Mitte-Links Spektrums auf eine Allianz einlassen - oder auf einen Untergang Harpers in den wirtschaftlichen Turbulenzen hoffen.

Detaillierte Ergebnisse gibt es hier, weitere Infos und Kommentare hier.

Dienstag, 14. Oktober 2008

Die SPD

Inzwischen überschattet zwar die Finanzkrise alle parteipolitischen Ereignisse der letzten Wochen, doch ich will noch einmal einen Blick zurück auf den Führungswechsel bei „meinen Freunden“ von der SPD werfen. Ich sehe das, was sich dort kürzlich abgespielt hat, als sehr widersprüchlich an.

Auch wenn man sich über die Art und Weise ärgern kann, wie der Wechsel an der Spitze von Deutschlands Volkspartei der linken Mitte vonstatten ging, finde ich es gut, dass Kurt Beck dort abgelöst wurde. Wäre die SPD mit ihm ins Rennen um die Kanzlerschaft gegangen, wäre doch von vorneherein klar gewesen, dass man sich keine Chancen ausrechnet. Kurt Beck ist ein ausgezeichneter Provinzpolitiker und ist genau der richtige für den Posten des Rheiniland-Pfälzischen Ministerpräsidenten. Doch konnte sich ihn nie jemand ernsthaft als Kanzler vorstellen, oder?

In dieser Hinsicht ist es gut, dass die Herren Steinmeier und Müntefering das Ruder wieder an sich gerissen haben. Steinmeier würde von der Statur her als Kanzler taugen, Münte ist fast schon „Kult“ (auch wenn dieses Wort in Deutschland inzwischen ein wenig zu oft gebraucht wird) und der einzige, der von fast allen in der Partei als ihr Vorsitzender akzeptiert wird. In sofern sind die beiden als Führungspersonen der SPD meiner Ansicht nach alternativlos. Jedenfalls fällt mir auf Anhieb kein anderer ein: Wowereit kann man nicht ernst nehmen, Gabriel ist zu opportunistisch und man weiß nicht, wofür er steht, Andrea Nahles braucht noch ein paar Jahre.

Allerdings passt es nicht wirklich, dass gerade jetzt, wo (ausgenommen die FDP) das gesamte deutsche Parteienspektrum wirtschaftspolitisch nach links gerückt ist – die Finanzkrise hat das jetzt noch verschärft – wieder Vertreter des rechten Flügels der SPD an der Spitze stehen. Die „Schröderianer“ haben inhaltlich eigentlich ausgedient, in der Fraktion und der Parteibasis haben die Parteilinken die Mehrheit, links von der SPD macht sich die Linkspartei breit. Und nun wird die Partei wieder von zwei Männer geführt, die für Schröders „neue Mitte“ stehen und darauf abzielen, der Union Wähler abzujagen. Seit der letzten Bundestagswahl zeigen aber Umfragen und Landtagswahlergebnisse konstant auf, dass es in Deutschland ein Patt der Lager gibt. Sowohl die bürgerlichen Parteien als auch das Mitte-Links-Lager (inklusive Linkspartei) stehen bei der Sonntagsfrage jeweils konstant bei jeweils ca. 48 %. Von der Schwäche einer Volkspartei profitiert nicht die andere, sondern die kleineren Parteien des selben Lagers. Das selbe gilt bei den Landtagswahlen, wo diese Lagerbildung ebenfalls festzustellen ist, zuletzt war das in Bayern festzustellen.

Deshalb gehe ich auch davon aus, dass die primäre Aufgabe von Steinmeier und Münte diejenige ist, die SPD halbwegs gut in die nächste Bundestagswahl zu bringen. Wenn alles gut läuft kann die Partei durchaus noch die Union als stärkste Kraft überholen. In jedem Fall ist das Duo aber eine Übergangslösung. Denn leider wird es schlussendlich wohl auf eine neue große Koalition im Bund hinauslaufen. Dann wird sich die SPD mit Blick auf 2013 endlich auf die Linkspartei einlassen müssen, sofern diese Oskar Lafontaine und die SED-Altkader aufs Altenteil schiebt und sich zu einer regierungsfähigen Partei mausert. Das ist dann die Aufgabe derjenigen in der SPD, die jetzt noch nicht soweit sind, die Parteiführung zu übernehmen.

Freitag, 10. Oktober 2008

Lecker kochen

Neulich war ich durch die Arbeit bei einer netten Abendveranstaltung eingeladen. Es ging ins Kochstudio Atlas. Folgendes stad auf fem Menü:
  • "Rinderrückenspieß mit Erdnuss-Sauce",
  • "Maishuhnbrust mit Speckfüllung"
  • als Dessert "Limonencrepe".
Der Clou an der ganzen Sache: wir bekamen das ganze nicht vorgesetzt, sondern mussten es selbst kochen. Raus kam ein netter Abend und ein sehr leckeres Essen. Ich hab allerdings nicht wirklich viel gelernt, ich war in der Nachtischgruppe, habe Eis gemacht (mit einem Liter Sahne, 300 Gramm Zucker, 300 Gramm Eigelb aus dem Tetrapack und Vanille) und Crêpes gebacken. War aber trotzdem toll!

Mittwoch, 8. Oktober 2008

SSLYBY

Eigentlich finde ich ja solche Abkürzungen für Bandnamen furchtbar, aber der hier ist einfach zu lang! Someone Still Loves You Boris Yeltsin. Einen solchen Namen kann sich nur eine Indie-Band ausdenken, die zudem vielleicht ein wenig nerdig ist. Wenn man die vier jungen Männer Anfang 20 auf der Bühne des Molotow gestern Abend gesehen hat, bestätigt sich diese Vorahnung auch. Keine Rockstarallüren, jedenfalls. Brauchen sie auch nicht, die Musik ist schöner und intelligenter Poprock, wie er nur von amerikanischen Bands kommen kann. Ich würde sie musikalisch so zwischen den Shins und Death Cab for Cutie ansiedeln. Beim Konzert wurden primär die Songs des aktuellen Albums Pershing sowie zwei Neuheiten von der aktuellen Single „Not Worth Fighting“ und einige Stücke vom 2005er Album Broom. SSLYBY haben beweisen, dass sie ihre Musik auf der Bühne gut umsetzen können und auch ein eher zurückhaltendes Publikum begeistern. Bei der Hälfte des Konzert findet übrigens eine kleine Rotation statt: Sänger und Gitarrist John Robert Cardwell wechselt zum Bass, Bassist Jonathan James übernimmt das Schlagzeug und Schlagzeuger Philip Dickey (auch Schöpfer des Bandnamens) wird zum Leadsänger und Gitaristen. Eine nette Weise, die Gleichberechtigung der Bandmitglieder in den Vordergrund zu stellen, wobei Leadgitarrist Will Knauer (um diesen auch zu nennen), bei stoischen Spiel seines Instrumentes bleibt.

Ich war im übrigen auch sehr angetan von der Vorband Be a Familiar. Die Schotten haben bisher noch kein Album veröffentlich, sind aber musikalisch sehr vielversprechend. Das ist intelligenter und sehr britischer Indie-Rock, ich fühlte mich sofort and die Indelicates (weil ja soo viele was mit denen anfangen kann...) erinnert, nicht nur wegen des Zusammenspiels von männlicher und weiblicher Gesangstimme und dem Einsatz von Streich- und Blasinstrumenten. Von dieser Band wird man in der Musikpresse sicher noch mal hören. Es lohnt sich, mal auf der MySpace oder Last.fm Seite reinzuhören.

Freitag, 3. Oktober 2008

Reeperbahnfestival 08 - Samstag

Auch den Samstag verbrachten wir eher chillig und entspannt in der Schanze, sodass wir unsere Energie für den Abend aufsparten. Diesen begannen wir, wie am Vortag, wieder in der Großen Freiheit 36. Dort spielte eine der am meisten erwarteten Bands des Festivals, TV on the Radio. Die fünf Brooklyner Musiker ließen einige Zeit auf sich warten, doch die Wartezeit hat sich sehr gelohnt. Der leider etwas kurze Gig wurde mit vollem Einsatz dargeboten. Von unserem Premiumplatz direkt vor der Bühne konnten wir den stark von schwarzer Musik beeinflussten experimentellen Rock von TV on the Radio genießen. Vor allem die neuen Stücke wirken live ziemlich funkig, die musik hat teilweise die Energie von Gospelstücken. Keiner der Musiker kommt zwischendurch je zur Ruhe, auch untypische Mittel werden verwendet. Gitarrist David Sittek kloppt teilweise mit einer Rassel auf seine Gitarrensaiten ein und hat ein Glockenspiel an seinem Instrument hängen. Ein Erlebnis.

Anschließend war uns eher nach einem kleineren Konzert, sodass wir uns in einen der schönsten Clubs Hamburgs begaben, die Prinzenbar. In diesem kleinen stuckgeschmückten Saal spielten gerade noch Wildbirds & Peacedrums. Dieses sehr schön anzusehende junge Ehepaar singt nur begleitet von Schlaginstrumenten. Das ist wunderschön! Schade, dass wir nur noch die letzten Stücke mitbekamen.

Es folgten die Dänen von Men among Animals mit ihrem Sinthie-Gitarrenrock, der zum Abgehen animierte. Zudem gab es mal wieder trashige Kostüme und Bühnendeko mit blinkenden Glühbirnen und Seifenblasen. Das passte alles sehr gut zusammen und auch zu unserem langsam steigenden Bierpegel. Zudem hatte man vor der Bühne schön Platz zum Tanzen, was zusätzlich zur Stimmungsaufhellung beitrug.

Nun zum Tiefunkt des Abends. Es war schon relativ spät und nach einem kleinen Abstecher auf der Kinderparty im Molotov beschlossen wir, uns in Angie's Nightclub einen gepflegten Cocktail zu gönnen und dabei "Angie's Houseband zu lauschen". Ich kann nur eines sagen: es war ziemlich furchtbar. Erstens wurden alle Lieder (selbstverständlich nur Evergreens) im gleichen routinierten funkigen Groove gespielt, sodass alles gleich klang. Zweitens war dort das klassische Ü30 Publikum unterwegs, die dazu sanft hin- und herwogen und wohl meinten, sie seien bei der Party des Jahres. Mich schüttelte es einfach nur.

Deshalb konnten wir jetzt noch nicht nach Hause, das wre zu frustrierend gewesen. Nach einem weiteren Abstecher im Molotow (wo das Publikum noch immer so jung war) und auf der Datscha-Party im Golden Pudel Club (deutlich besser) stärkten wir uns noch einmal mit Fischbrötchen vom Fischmarkt, bevor es dann endgültig Zeit war, dem ganzen ein Ende zu setzen und sich ins Bett zu begeben.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Reepernbahnfestival 08 – Freitag

Freitag schliefen wir aus und verbrachten den Tag mit Spaziergängen in Wassernähe, sodass wir fit waren für den Konzertmarathon am Abend. In der Tat hatten wir einiges vor, ich hatte vorab den Freitag als den Tag ausgemacht, an dem die größte Dichte an sehr guten Acts festzustellen war, sodass auch die Entscheidung nicht leicht fiel, was wir anschauen würden.Wir begannen den Abend in der Großen Freiheit 36, wo Peter Licht, der etwas skurrile deutsche Singer Songwriter den Anfang machte. Der Herr, von dem es keine offiziellen Fotos gibt, zieht zu meinem erstaunen ein sehr zahlreiches Publikum an. Ich hätte eher gedacht, das sei mehr was für Nerds. Mal wieder der Beweis, dass ich die Popularität von Musikern absolut nicht einschätzen kann.

Es folgte der aktuelle Held der deutschen Indieszene, Konstantin Gropper mit seiner Band Get Well Soon. Allein die Musik (mit Anklängen an Radiohead und Arcade Fire) macht jedes Konzert dieser Band lohnenswert, doch wie schon bei ihrem Konzert, das ich Anfang des Jahres in Berlin gesehen hatte, fehlt es Herrn Gropper noch immer ein wenig an Bühnenpräsenz. Trotzdem war ich begeistert, gehört doch das Debutalbum Rest Now, Weary Head, You Will Get Well Soon zu meinen absoluten Favoriten dieses Jahres.

Entgegen unserer ursprünglich Pläne blieben wir dann noch in der Großen Freiheit, um uns Portugal.The Man anzusehen. Das war eine meiner persönlichen Entdeckungen des Festivals. Auf Platte war ich von der sehr in Richtung Prog gehenden Musik der Band aus Alaska nicht unbedingt überzeugt, live war ich hingegen sehr angetan. Das geht so richtig ab, man kann sich von den über zehnminütigen Stücken berauschen lassen. Das ist ein wenig wie Muse in weniger massentauglich.

Wir gingen dennoch vor Ende des Sets, da ich unbedingt The Rakes im Uebel & Gefährlich sehen wollte. Wir kamen dort auch gerade rechtzeitig für den Anfang von deren Set an, doch die Mädels verließen den Club gleich wieder, da ws ihnen zu voll war. Ich kämpfte mich jedoch durch in die sehr zivilisierte „Pogo-Zone“, wo man schön Platz hatte und abgesehen von ein bisschen Rumschgeschubse ganz gemütlich dem Konzert lauschen konnte. The Rakes sind noch immer die alten, der energetische und sehr tanzbare Indie-Rock passte an diesem Abend hervorragend und die Stimmung war grandios. Zudem wurde einige neue Stücke gespielt, die Lust auf das nächste Album machen!

Auch nach diesem Konzert war dann keine Zeit für eine Pause, ich überquerte schnell die Straße und zwängte mich in den Bumsvollen Knust. Ich hatte Glück und Bon Iver hatten ihr Set mit deutlicher Verspätung begonnen. So konnte ich zwar nur von weit hinten, aber mit guter Sicht und komplett diesem absoluten Highlight lauschen. Diese Newcomerband aus Wisconsin ist ein Juwel, das kann man nicht anders sagen. Einfach nur schöne, ziemlich folkige Musik, Gesang, der zu großen Teilen im Falsett stattfindet, ich kriege jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. Das war eindeutig eines der Konzerthöhepunkte des Jahres. Hoffentlich kommt Bon Iver bald wieder nach Deutschland. Bei dem Empfang, der ihnen beim Reeperbahnfestival bereitet wurde, bin ich jedoch guter Dinge. Sie konnten es kaum fassen, wie begeistert das Publikum war und blieben so lange auf der Bühne, bis sie keine eigenen Stücke und Cover mehr hatten, die sie spielen konnten.

Da es dann nicht mehr in Frage kam, ein solches Erlebnis durch irgendeine Indieparty zu zerstören und wir uns nach diesem Konzertmarathon unser Bett verdient hatten, war dann somit auch der zweite Tag schon zu Ende.

Dienstag, 30. September 2008

Reeperbahnfestival 08 – Donnerstag

Diesem musikalischen Highlight fieberte ich bereits seit einiger Zeit entgegen: DAS Clubfestival in Deutschland, das Reeperbahnfestival, fand am Wochenende statt. Hier macht man sich die Besonderheit Hamburgs zum Vorteil. Da nahezu alle Clubs in Hamburg sich „auf dem Kiez“ befinden und man somit problemlos zu Fuß von einem zum anderen gehen kann, spielen auf diesem Festival an drei Tagen insgesamt 141 Bands in knapp 20 Clubs und auf dem Spielbudenplatz spielten.

Anlässlich des Festivals hatte ich Besuch von einer sehr guten Freundin. Da wir beide von Arbeit bzw. Nachzugfahrt nicht voll fit waren, ließen wir es am Donnerstag Abend eher ruhig angehen. Los ging es jedoch mit einer schweißtreibenden Angelegenheit. Wir schauten uns Pete and the Pirates im Molotow an. Da der kleine und schlecht belüftete Club rammelvoll war und die Stimmung gut, lief einem der Schweiß zum gut tanzbaren Indie Pop der jungen Briten aus Reading schnell herunter.

Damit waren wir schon nach der ersten Band recht ausgepowert und beschlossen spontan, in Imperial Theater herüber zu gehen. Dort bekamen wir die letzten Töne der deutschen Band finn. mit. Das ist die wunderbare Band des Singer Songwriters Patrick Zimmer, der aussieht wie ein mittelalterlicher Troubadour. Die vielköpfige Band und deren Musik passten hervorragend auf die Bühne des Theaters, schade, dass wir nur noch wenig mitbekamen.

Ebenso angetan waren wir von den beiden folgenden Darbietungen, beide von Musikern aus Island. In bester isländischer Songwritertradion ist der Sound von Borko eher ruhig und experimentell. Das geht deutlich Richtung Postrock, es gibt relativ wenig Text und kommt mehr auf die Musik als Ganzes an. Live ist das meist – hier auch – beeindruckend und geht unter die Haut. Der Übergang zu Seabear, deren Mitglieder beim letzten Lied von Borko bereits auf die Bühne kamen, war fließend. Auch diese Band hat zahlreiche Mitlglieder und ist musikalisch sehr eklektisch. Das Album The Ghost That Carried Us Away geht eher in Richtung Country und Folk, es werden aber auch orchestralere Stücke dargeboten, wie „Emo-Postrock“ (eigene Bezeichnung der Band) Stücke.

Nach diesen eher ruhigen Stunden wollten wir nicht die Stimmung zerstören und noch zu Madsen herübergehen. Stattdessen ließen wir den Abend gemütlich in Angies Nightclub ausklingen, in dessen gediegene Athmosphäre da sehr ruhige und schöne (aber nach einer Weile auch nicht sonderlich abwechslungsreiche) Gesangspaar mit Gitarre und Cello von Choir of Young Believers exzellent hineinpassten.

Mittwoch, 24. September 2008

The Futureheads

Wenn man eine Band sehr gerne mag, ist man immer ein wenig im Zwiespalt: Einerseits wünscht man ihr, dass sie Erfolg hat und dass andere die Qualität ihrer Musik wahrnehmen. Andererseits freut man sich aber auch, wenn ihre Anziehungskraft nicht allzu groß ist, sodass man ihre Konzerte weiterhin in kleinen Clubs genießen kann. Die Futureheads sind momentan eine meiner absoluten Lieblingsbands und hätten deutlich mehr Anerkennung verdient, als sie diese in Deutschland durch bekommen (immerhin ist die Kritik seit langem begeistert). Da das aber nicht so ist, konnte ich gestern ihr vorzügliches Konzert im halb gefüllten Logo (Fassungsvermögen: 400 Personen) genießen, wie nicht anders zu erwarten der absolute Knaller. Gut, dass ich gegen meine Prinzipien gehandelt hatte, eine Band während der Tourphase zum selben Album nur einmal anzuschauen. Die Futureheads würde ich mir immer wieder antun.

Eine angenehme Überraschung war auch die Vorband, Timid Tiger. Absolut sehens- und hörenswerte Show, die Musik ist 60s inspieriert, erinnert teilweise an die Kaiser Chiefs, die einstellung neigt zum Trash. Müsste man sich mal als Headliner anschauen.

Sonntag, 21. September 2008

Dialog im Dunkeln

Der spontane und überraschende Besuch einer Freundin aus Hongkong war dieses Wochenende der Anlass für eine interessante Erfahrung. Wir besuchten gemeinsam die Ausstellung „Dialog im Dunkeln“. Das Museum in der Hamburger Speicherstadt hat das Ziel, sehenden Menschen näher zu bringen, was er heißt, blind zu sein. Nachdem man mit einem Blindenstock ausgestattet worden ist, betritt man also die völlige Dunkelheit und ist ab diesem Zeitpunkt komplett seinem Führer ausgeliefert. Geleitet nur durch die Stimme des Begleiters wird nun der Besucher durch unterschiedliche Räume geführt, wo verschiedene Umgebungen nachgebildet sind: ein Park, ein Markt, eine Straße (die man überquert) und ähnliche Situationen. Am Ende hat man dann bei einem Kaffee im dunkeln noch die Chance, sich mit seinem Führer zu unterhalten.

Ich kann den Besuch der Ausstellung nur empfehlen. Es ist eine sehr interessante Erfahrung, ein wenig nachempfinden zu können, wie es ist, ohne sein Augenlicht zurecht kommen zu müssen. Kein Wunder, dass Dialog im Dunkeln inzwischen zahlreiche Ausstellungen in der ganzen Welt veranstaltet, denn das Konzept ist exzellent umgesetzt.