Freitag, 29. Februar 2008

Los Campesinos

Bands mit zahlreichen Mitgliedern bieten erfahrungsgemäß ein besonderes Bühnenerlebnis. Allein die Tatsache, das zusätzlich zu den Standardinstrumenten einer Rockgruppe einige dazukommen, reicht schon auf, um die Attraktivität zu steigern. Meistens bringen größere Bands aber auch eine gesteigerte Begeisterungsfähigkeit mit, die man auch als Zuschauer zu spüren bekommt. Diese Regel wurde am Donnerstag Abend im Lido von Los Campesinos bestätigt.

Los Campesinos sind eine junge siebenköpfige Band aus Cardiff, Wales. Wenn man häufig zu Konzerten von Newcomerbands geht, sollte man sich eigentlich langsam daran gewöhnt haben, dass deren Mitglieder oft noch blutjung sind. Irgendwie finde ich es aber noch immer seltsam, vielleicht ein untrügliches Zeichen, dass ich mich auf die Ende 20 zu bewege? Umso bewundernswerter ist es, wenn solche Bands, wie im Falle von Los Campesinos, recht originelle Musik machen. Am ehesten lässt sich das Produkt ihres künstlerischen Treibens vielleicht mit Architecture in Helsinki, Broken Social Scene und Konsorten vergleichen, allerdings etwas temporeicher.

Die vier jungen Männer und drei jungen (und durchaus hübschen) Damen gaben sich auf der Bühne dann auch große Mühe, spielten ihre zauberhaften Stücke gekonnt und drückten dazwischen ihre Freude aus, dass das Publikum so zahlreich erschienen war. Dieses war eigentlich gar nicht so zahlreich und durchaus recht undankbar. Denn der Sänger der Band hatte während des gesamten Konzerts ziemlich zu kämpfen, überstand das Set nur dank seines Asthmasprays, verausgabte sich aber dennoch ebenso wie seine Bandkollegen. Erstaunlicherweise dauerte es jedoch sehr lange, bis die Begeisterung ins Publikum übersprang. Erstaunlich deshalb, weil ich finde, das es kaum möglich ist, bei dieser mitreißenden und begeisternden Musik still zu stehen. Nun ja, über lahmes Publikum habe ich mich schon oft genug aufgeregt, ich fand es auf jeden Fall klasse!

Ein Blick auf die Fotogalerie auf der Homepage der Band lohnt sich, das macht sie sehr sympathisch! Hier der Videoclip zu "Death To Los Campesinos!":



Donnerstag, 28. Februar 2008

Elternbesuch

Seit ihre Kinder alle von zu Hause ausgezogen sind, weit weg wohnen und selten gen Süden nach Hause fahren, folgen meine Eltern der Devise: dann fahren wir Euch halt besuchen. Wenn sich dies dank Billigflieger, Resturlaub und Unterkunft in der Wohnung des Sohnes mit einem Kurzurlaub in der Großstadt verbinden lässt, umso besser. Ich selbst habe auch was davon: ich treffe meine Eltern, erlebe mal wieder touristische Highlights und lasse mich (vor allem was Essen betrifft) verwöhnen. Die Herrschaften geben sich schließlich nicht mit einer Currywurst zufrieden!

Da dies nicht ihr erster Besuch in der Bundeshauptstadt war, konnte ich diesmal mit ihnen nicht das übliche Touristenprogramm abspulen. Allerdings kenne ich mich ja inzwischen ganz gut aus. Zudem gibt es auch für mich einigis zu entdecken, vor allem was Museen betrifft. So beinhaltete unser Programm unter anderem folgende Highlights: Besuch in der Arminiusmarkthalle wo ich täglich zu Mittag esse (hierfür konnte ich meinen Vater jedoch nicht begeistern), Mauerdedenkstätte Bernauer Straße, Spaziergang zu den sehenswerten Ecken Neuköllns (habe ich bereits hier beschrieben), Altes Museum, Sonntagsausflug nach Köpenick, Jüdisches Museum, Abschreiten eines beträchtlichen Stückes des Mauerwegs, Besuch der Zille Ausstellung in der Akademie der Künste. Wenn ich das so aufzähle stelle ich fest, dass es kein Wunder ist, dass ich nach diesem verlängerten Wochenende ziemlich platt war. Glücklicherweise hatte ich mir zwei Tage Urlaub genommen, ein dritter wäre aber zur Erholung durchaus notwendig gewesen...

Zudem haben wir noch etwas nachgeholt, was eigentlich zum Pflichtprogramm eines jeden Berlinbesuchers gehört und ich seit meiner Ankunft hier noch nichtgemacht habe: das Erklimmen der Reichstagskuppel. In der Tat war mir bisher die Schlange stets zu groß. Wir gingen jedoch hin, als es bereits dunkel war. Das ist ein echter Geheimtipp. Klar, tagsüber ist die Aussicht vielleicht ein wenig interessanter, doch auch im dunkeln hat der Reichstag was zu bieten. Man geht ja vor allem hin, weil es der Reichtsag ist. Eine gute Aussicht hat man auch von anderswo. Jedenfalls konnte man zu dieser Abendzeit einfach reinmarschieren, ohne auch nur eine Minute anstehen zu müssen. Es lohnt sich also! Die Reichstagsterasse ist bis 24 Uhr geöffnet, letzter Einlass ist um 22.00 Uhr.Meine Eltern haben natürlich massenweise Fotos geschossen... Diese gibt es in kürze hier zu sehen.

Sonntag, 24. Februar 2008

The Fashion

Wegen eines längeren Aufenthalts meiner Eltern bei mir (dazu in kürze mehr), komme ich jetzt erst dazu, meinen letzten Konzertbesuch zu kommentieren. Am Freitag holten Thomas in der Tat das nach, was wir eigentlich bereits vor Weihnachten geplant hatten, was aber damals ein wenig in die Hose ging: Wir schauten und hörten uns die junge dänische Band The Fashion an. The Fashion besteht aus vier jungen Männern (auf Tour sind sie zu fünft) und machen Musik, die recht schwer einzuordnen ist. Manche bezeichnen sie als New Rave (dieses „Genre“ wurde für die Musik der Klaxons erfunden), wohl aber auch eher aus Verlegenheit. Sagen wir, es gibt Stücke, die wahrhaftige Abgeh-Rocker sind, andere gehen schon ein wenig in Richtung Electro. Jedenfalls ist die Musik von The Fashion sehr Konzerttauglich, sodass es ein vergnügen war, vor der Bühne zu stehen, zu genießen und ein wenig zu tanzen. Leider ist das Magnet sehr heiß und stickig, wenn es voll ist. Außerdem spielten The Fashion zwar sehr enthusiastisch, aber ein paar Stücke mehr als nur das Pflichtprogramm vom Album hätten es durchaus sein können...

Dienstag, 19. Februar 2008

Die kleine Schwester

Der Name Nathalie Imbruglia ist wohl den meisten ein Begriff. Das ist jene australische Sängerin, der in den neunziger Jahren mit "Torn" ein Radio-Megahit gelang auf den noch ein recht gutes Popalbum folgte. Das Lied läuft noch immer auf diversen Popwellen, Frau Imbruglia ist jedoch längst in der Versenkung verschwunden und lässt es sich vermutlich von den Tantiemen gut gehen.

Laura Imbruglia ist die kleine Schwester von Nathalie. Die beiden habe ein ähnliches Äußeres gemeinsam sowie die Tasache, dass die beide Sängerinnen sind. Dort enden für den äußeren Betrachter jedoch die Gemeinsamkeiten. Denn Laura ist anders als ihre ältere Schwester nicht Zuckersüß, sondern kultiviert eher das böse Mädchen Image. Musikalisch ist sie auch ganz anders und macht - welch Überraschung, da ich hier darüber schreibe - folkigen Indierock. Ihr selbstbetiteltes Debutalbum erschien bereits 2006 in Australien und da es dort durchaus recht erfolgreich war, schickt sich die Dame nun an, Europa zu erobern. Auf diesem Eroberungsfeldzug gastierte sie am Montag in Berlin und ich ging hin, um mir ein Bild von ihren Livequalitäten zu machen.

Zunächst einmal muss man feststellen, dass die Tour kein großer Publikumserfolg ist. So wurde der Berliner Gig auch vom Lido in den Aufsturz-Klub verlegt, der nur etwa ein Drittel des Publikums des Lidos fasst. Dennoch war es nicht ganz voll. Allerdings war es so für mich mal die Gelegenheit, eine neue Location zu entdecken, die durchaus ihren Charme hat. Hier herrscht eine eher gediegene Atmosphäre mit vereinzelten Stehtischen. Richtige Abgehkonzerte gibt es im Aufsurz wohl nicht. Nun aber zu Frau Imbruglia: Ihre Musik spielt sie gekonnt und nur begleitet von ihrer eigenen Gitarre, einem Bassisten und dem Schlagzeuger, der auch der Vorband Black Rust angehört. Somit konzentriert sie sich auf das wesentliche, was der Musik nicht abträglich ist.

Weshalb sich das Konzert wirklich gelohnt hat ist vor allem, die Persönlichkeit der Künstlerin auf der Bühne zu erleben. Laura Imbruglia gibt sich große Mühe, bloß nicht nett zu sein: "I only smile when I make mistakes". Ihre Pausenfüller sind recht bissig, sie schaut immer ein wenig böse. Es wirkt so, als wolle sie so eine gewisse Unsicherheit und mangelndes Selbstbewusstsein kaschieren, was das ganze dann doch wieder nett machte. Selbstbewusstsein wird sie bei dieser etwas verkorksten Tour wohl nicht tanken, und ich denke auch nicht, dass es beim Berliner Konzert gesteigert wurde, obwohl sie beim Publikum gut ankam ("You are only here because Frank Black was too expensive, aren't you?"): Vor dem letzten Song riss ihr eine Gitarrensaite. So wurde der bassist dazu verdonnert, mal kurz auf der Akustikgitarre einen Neil Young Song zu covern, Laura holte etwas auf die Bühne, was aussah wie eine Rosa Kulturtasche und bespannte auf der Bühne mal schnell ihre Gitarre neu. Danach ging's dann weiter.

Übrigens fand ich die Vorband Black Rust auch recht gut, eine Indieband, die sich an Akustikrock, Folk und Country orientiert und Neil Young als Vorbild hat. Außerdem bedient der Vater des Sängers die Percussions. Vielleicht im Auftreten ein wenig zu brav, aber handwerklich sehr hochwertig. Das Debutalbum soll in Kürze erscheinen, nach dieser Kostprobe bin ich bereits gespannt!

Sonntag, 17. Februar 2008

Die Wohlgesinnten

Als politisch und kulturell interessierter Angehöriger von zwei Nationen bin ich stets bestrebt, sowohl in Deutschland und Frankreich zu verfolgen, was in diesen Bereichen in beiden Ländern auf der Tagesordnung steht. Gerade in Frankreich konzentriere ich mich aus Zeitmangel eher auf den politischen Bereich. Allerdings gibt es auch hin und wieder Ereignisse und Themen, um die man nicht herumkommt.

So sorgte im Jahr 2006 ein Roman, der jetzt auch in Deutschland erschien und aufgrund seiner Thematik sicherlich auch hier für Debatten sorgen wird in Frankreich für reichlich Beachtung. Les Bienveillantes (der deutsche Titel ist Die Wohlgesinnten) von Jonathan Littell sahnte damals den wichtigsten französischen Buchpreis, den Goncourt, und den Prix de l’Académie Française ab. Zudem war er schon vorher ein großer Beststeller. Angeregt durch die Diskussion und sehr interessiert von der Thematik des Romans, habe ich mir das Werk schon vor einigen Monaten zu Gemüte geführt.

Bemerkenswert ist schon der Hintergrund des Autors: Herr Littell schreibt zwar französisch, ist aber Amerikaner (inzwischen hat er die französische Staatsbürgerschaft) und stammt aus eine jüdischen Familie aus Litauen. Die Herkunft des Autors ist durchaus wichtig, denn wäre er nicht Jude, hätte er sich wohl nicht auf diese Weise an das Thema des Romans heranwagen können. Les Bienveillantes ist die in der ersten Person verfasste Biographie des fiktiven SS-Offiziers Max Aue, der nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankreich untergetaucht ist und dort unter falscher Identität eine bürgerliche Existenz geführt hat. Aue hat alle großen Grausamkeiten des Ostfeldzugs mitgemacht, Pogrome in der Ukraine und dem Kaukasus, Stalingrad, Auschwitz, sowie den Rückzug der Wehrmacht und die finale Niederlage in Berlin. Er selbst berichtet von seiner Rolle ohne Reue, erkennt Grausamkeiten an, aber berechtigt diese als notwendig für den Glanz des Deutschen Reiches. Man erfährt, wie ihm der Krieg und seine Begleiterscheinung ins Mark gehen und sieht ihn auch als einen Menschen mit großen psychischen Problemen, insbesondere in sexueller Hinsicht.

Klingt ziemlich heftig, ist es auch. Das Buch ist nichts für zart Besaitete und eignet sich nicht zur Bettlektüre zwischendurch. Dennoch ist es sehr empfehlenswert. Besonders für historisch interessierte ist es eine sehr gute Möglichkeit, sich den Geschehnissen in all ihrer Grausamkeit, von ihrer akribischen administrativen Planung, ihrer „Perfektionierung“ bis zu ihrer praktischen Durchführung (samt „Pannen“) zu nähern. Denn Littell schafft das Kunststück, einerseits fast sachbuchartige Doku-Fiktion zu schreiben (der Protagonist begegnet zahlreichen führenden Nazis, die Ereignisse werden historisch korrekt dargestellt) und andererseits den Leser komplett zu packen. Man ist hin- und hergerissen zwischen Ekel und Abneigung vor dem Protagonisten einerseits und Sympathie oder Mitleid andererseits. Oder wie es Spiegel Online sehr treffend zusammenfasst: „Die schier endlos wirkende Lektüre zieht in einen Bann, sie verstört, lässt weinen, wüten und manchmal sogar hilflos lachen.“ Da es anscheinend exzellent ins Deutsche übersetzt und lektoriert wurde, kann ich also jedem nur nahe legen, sich Die Wohlgesinnten anzutun. Allerdings nicht zur Entspannung...

Mittwoch, 13. Februar 2008

Mit Freunden im Schnee

So wohl ich mich in Berlin auch fühle, manchmal ist es auch notwendig, der Stadt zu entfliehen. Wenn man bei dieser Gelegenheit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann, umso besser. So ergab es, dass ich mit guten alten Freunden zusammenkam, um Skifahren zu gehen. Ein Zwischenstopp in München, wo wir uns alle trafen, und am Samstag morgen standen wir bereits in Lengries auf der Piste. Ich hatte mir meine Skischuhe schicken und meine Skihose mitbringen lassen, fehlten nur noch die Ski, die ich mir mietete. Eine weise Entscheidung: die gemieteten Ski erlaubten eine deutlich sportlichere Fahrweise als meine eigenen, die eher für das gemütlichere Fahren konzipiert sind. Unter diesem Vorzeichen standen auch unsere zwei Tage auf der Piste. Allesamt sehr gute Skifahrer, fegten wir die Pisten herab wie die größten Raudis. Welch ein Spaß! Damit war auch der sportliche Aspekt gewährleistet. Lengries ist ein relativ kleines Skigebiet, das aber durchaus interessante und auch anspruchsvolle Hänge zu bieten hat. Zudem schien die Sonne, abgesehen von einigen Sulzpassagen war auch der Schnee recht passabel.

Untergebracht waren wir in der Bayernhütte an der Bayernabfahrt (ja, wir waren in Bayern!), also direkt an der Piste Mitten im Skigebiet. Die Hütte ist zwar recht rustikal, bietet aber ein exzellentes Preis- Leistungsverhältnis und eine gemütliche Athmosphäre. Da sie bei weitem nicht ausgebucht war, hatten wir das Matratzenlager für uns allein. Es waren also beste Voraussetzungen für einen gemütlichen Abend bei ein paar "Hellen" gegeben, den wir auch hatten und der zeitig und erschöpft sein Ende fand. Leider verging auch das Wochenende wie im Fluge, schade! Hier in Berlin ist es nämlich wenig winterlich... Hier ein paar Fotos.Wer sich davon überzeugen will, dass man auch im guten alten Schwarzwald schön skifahren kann, sollte mal einen Blick auf den Blog meiner Eltern riskieren und insbesondere die Fotos anschauen. Die Kommentare dazu zeugen davon, wie respektlos erwachsene Kinder mit ihrem "armen alten Papa" umgehen. Aber es macht halt so Spaß, wir meinen es ja nicht böse...

Mittwoch, 6. Februar 2008

Super-Duper-Tuesday

Delegates (nach der Zählung von CNN)

Clinton 783 Obama 709

Needed: 2025
McCain 559 Romney 265 Huckabee 169 Paul 16 Needed: 1191

Noch vor ein paar Monaten waren Kommentatoren davon ausgegangen, dass wir heute wissen würde, wer die Kandidaten für die Amerikanische Präsidentschaftswahl sein würden. In der Tat haben viele Bundesstaaten ihe Vorwahlen auf einen frühen Termin gelegt, in der Annahme, später sei dann alles schon entschieden. Im ersten Präsidentschaftswahlkampf seit 1952 in dem keiner der Kandidaten Präsident oder Vizepräsident ist, kam jedoch alles anders. Einen ausführlichen Kommentar (auf Englisch) gibt es wie täglich hier.

Auf der Republikanischen Seite sieht es so aus, als sei die Sache fast entschieden. John McCain hat mit Abstand die meisten Delegierten und es ist schwer vorstellbar, dass er noch eingeholt wird. Er versammelt nicht die Mehrheit seiner Partei hinter sich, profitiert aber von zwei Faktoren: Erstens, bei Republikanischen Primaries erhält der Gewinner meist alle Delegiertenstimmen des Staates. Da McCain die meisten Staaten gewonnen hat, darunter die bevölkerungs- und damit delegiertenreichsten New York und Kalifornien hat er sich einen Vorteil verschafft. Zweitens profitiert er von der Spaltung der Konservativen Stimmen, die sich zwischen Mitt Romney und Mike Huckabee aufteilen. Letzterer könnte dafür belohnt werden, indem er McCains Vize wird. Eine Kandidatur McCains ist zwar schwierig für die Demokraten, da er als gemäßigt gilt und bei Unabhängigen beliebt ist, das Erzkonservative Amerika hasst ihn aber. Es wird sich zeigen müssen, ob er die Republikanische Wählerbasis mobilisieren kann.

Bei den Demokraten ist alles offen. Hillary Clinton hat zwar mehr Delegiertenstimmen, Barack Obama aber mehr Staaten gewonnen. Da in Demokratischen Primaries die Delegierten meist nach Proporz (entsprechend der Stimmenzahl in den Congressional Districts) verteilt werden, ist noch lang keine Entscheidung gefallen. Es könnte sein, dass sich der Demokratische Vorwahlkampf bis zu den letzten Primaries in Montana und South Dakota im Juni hinzieht, oder gar erst auf dem Parteitag im August die Entscheidung fällt. Das könnte sich trotz Wechselstimmung als großer Nachteil für den Demokratischen Kandidaten erweisen, denn während sich Frau Clinton und Herr Obama innerparteilich bekriegen, kann John McCain sein Lager hinter sich sammeln und kräftig Geld horten (was ja in den USA ein entscheidender Faktor ist). Es bleibt also spannend und lohnt sich, weiter verfolgt zu werden.

Sonntag, 3. Februar 2008

Bei der Hertha

Eigentlich ist die Rollenverteilung in deutschen Fußballstadien eindeutig festgelegt. Die einen dürfen billig rein, dafür kriegen sie keinen Sitzplatz, müssen früher kommen, haben eine schlechtere Sicht und sorgen vor allem für Stimmung. Die anderen zahlen mehr, dürfen Sitzen und profitieren von der Stimmung, welche der Stehplatzblock verbreitet. Außerdem gibt es noch den Anhnag der Auswärtsmannschaft, der eine lange Alkoholisierte Anfahrt hinter sich hat und der, die Quantität groß genug ist, ebenfalls gut für Stimmung sorgt. Bei Heimspielen von Hertha BSC Berlin im Olympiastadion ist das ein bisschen anders. Erstens gibt es dort keine Stehplätze, zweitens sind die Stizplätze sehr günstig, womit auch Besucher auf den billigen Plätzen sitzen und eine exzellente Sicht des Spielfeldes haben. Zwar gibt es mit der Ostkurve einen nennenswerten Fanblock. Allerdings ist das Stadion recht groß und bei normalen Spielen (also wenn nicht der FC Bayern oder Werder Bremen kommen) nur halb voll. Damit greift die Stimmung nicht so wirklich auf den Rest des Stadions über. Das liegt vielleicht auch daran, dass Hertha BSC Schwierigkeiten hat, sich eine treue Fangemeinde zu erspielen. Die Hertha ist ein Westberliner Club. Damit stehen Ostberliner eher hinter Union Berlin (obwohl diese in der Regionalliga spielen). Zudem gibt es in Berlin sehr viele Zugezogene, die weiter ihren Heimatverein unterstützen. Unter diesen Umständen muss man sich seine Fans erspielen. Leider steht es in dieser Hinsicht schlecht um Hertha BSC.

Am Samstag habe ich es nach beinahe einem Jahr Berlin endlich geschafft, mir mal ein Livespiel der Hertha anzutun, gegen Eintracht Frankfurt. Ich begleitete meinen Kollegen, der aus dem Rhein-Main-Gebiet stammt und entsprechend Eintrachtfan ist. Wir saßen dann auch in der Nähe des Frankfurter Fanblocks, der mit zunehmender Spieldauer immer lauter wurde und die armen Herthafans an die Wand sang. Dies hatte gute Gründe: In einem recht uninteressanten Fußballspiel spielte Berlin miserabel und so endete das ganze mit 0:3 für die Gäste. Demnach war der Stadionbesuch nicht gerade ein Erfolg, zumal es einkalt war. Gut, dass die Tribünen gut überdacht sind, sonst hätten wir auch noch was vom Schneefall abgekriegt. Ich denke, ich halte es in Zukunft wie die meisten anderen Berliner Fußballfans und warte auf einen hochkarätigen Gegner, um mich wieder ins Olympiastadion zu begeben. Denn ein beeindruckender Rahmen macht leider noch kein gutes Fußballerlebnis. Immerhin wohnten wir vielleicht der Geburt eines neuen Stars der Bundesliga, denn der Frankfurter Neuzugang Martin Fenin schoss alle drei Tore der Eintracht. Für ihn war es also eine gelungene Premiere.

Ich saß übrigens ein Stückweit rechts vom Marathontor, etwa auf halbem Weg bis zum Bildrand.

Freitag, 1. Februar 2008

U-Bahn Streik

Als ich heute morgen wie üblich um 5:40 Uhr Richtung U-Bahn- Station hetzte, erwartete mich dort eine etwas unangenehme Überraschung: die Haltestelle war verschlossen. Der Grund: Streik bei der BVG. Damit fuhren heute und auch noch bis morgen um 15 Uhr in ganz Berlin keine U-Bahn, kein Bus und keine Tram. Denn wenn schon gestreikt wird, dann richtig! Zum Glück gibt es ja noch die S-Bahn, die nicht von der BVG, sondern von der Deutschen Bahn betrieben wird. Ich unternahm also mit meiner Kaffeetasse in der Hand einen morgentlichen Spaziergang von einer Viertelstunde zum S-Bahnhof Neukölln. Von dort ging es dann mit der Ringbahn zum Westhafen und von da dann noch einmal zehn Minuten zu Fuß (nachdem ich zuerst in die falsche Richtung gelaufen war) zur Arbeit. Ergebnis: 40 Minuten Verspätung, da sich meine Wegdauer mehr als verdoppelt hatte. Zurück ging es natürlich genauso, aber da ist man ja doch entspannter...

Trotzdem nahm ich das alles sehr leicht, ist ja (hoffentlich) eine einmalige Sache. Zumal der von Ver.di organisierte Warnstreik der BVG durchaus berechtigt ist. Denn nach Jahren des Lohnverzichts fordert die Gewerkschaft 12 Prozent mehr Lohn. Da der Arbeitgeber gestern ein inakzeptables Angebot vorgelegt hat, wurde de ohnehin für Samstag geplante Streik überraschend vorgezogen. Die 2,5 Millionen Fahrgäste der BVG nahmen's wie ich locker. Es gibt ja die S-Bahn (die erstaunlicherweise gar nicht so voll war), das Fahrrad, das Auto oder Taxis. Oder man bleibt halt bis morgen 15 Uhr in seinem Kiez.