Freitag, 4. April 2008

Wenn ich müde bin, bin ich auch selber Schuld…

Meine Müdigkeit auf die Sommerzeit zu schieben, ist etwas zu kurz gegriffen, ich gebe es zu. Denn wenn ich mich trotz Aufstehzwängen um 5 Uhr bis Mitternacht bei Konzerten herumtreibe, dar ich mich auch nicht beschweren. Allerdings ging das diese Woche auch nicht anders, denn täglich hätte ein (oder gar zwei) gute Konzerte gewunken. Da sowohl Zeit als auch Geld leider ein knappes Gut sind, musste also eine Entscheidung getroffen werden. Erfahrungsgemäß viel versprechend und zudem nicht zu teuer sind von Musikmagazinen gesponserte Tourneen mehrerer Künstler, sodass ich mich nach reiflicher Überlegung für die Visions Spring Tour im Postbahnhof entschied. Eine weise Entscheidung.

Die erste Band, Die Mannequin, verpasste ich zur Hälfte, doch das fand ich nicht schlimm, denn das, was sie machen, klingt für mich allzu sehr nach Krachmusik. Krachpunk, das ist einfach nicht meins. Es folgten die Trashmonkeys, das war schon hörenswerter. Eine deutsche Spaßrockkapelle, die sich die größte Mühe gaben, Stimmung zu machen und dies auch ob ihrer mitreißenden Musik (weniger den angestrengt enthusiastischen Zwischenansagen) auch gelang. Allerdings war ich ohnehin wegen der zwei folgenden Gruppierungen gekommen.

Die Futureheads sind gewissermaßen die vergessenen Kinder des 2005er England-Indie-Hypes. Ihr selbstbetiteltes Erstlingswerk erschien zur gleichen Zeit wie Maxïmo Parks A Certain Trigger oder derer von heutigen Größen wie den Kaiser Chiefs, Block Party oder auch The Rakes. Anders als ihre Kollegen füllen sie aber heute nicht die mittelgroßen Hallen, sondern sind noch immer auf Hoffnungsträgertouren unterwegs. Dabei stehen sie diesen anderen Bands musikalisch in nichts nach, im Gegenteil: temporeicher und gut tanzbarer Indierock, dessen Besonderheit darin liegt, dass sich alle Bandmitglieder am Gesang beteiligen. Polyphonischer Indierock also, wenn man den Begriff nicht allzu eng definiert. Erfolg ist nun mal nicht unbedingt erklärbar. Jedenfalls waren die Futureheads nicht einmal Headliner des Abends und man hatte auch den Eindruck, dass die meisten im Publikum eher wegen der noch zu folgenden Rifles da waren. Trotzdem spielte die Band sehr begeistert und elanvoll und riss alle im Publikum mit. Das über einstündige Set rechtfertigte schon allein das Eintrittsgeld enthielt sowohl Songs aus den beiden ersten Alben als auch ein paar sehr viel versprechende Kostproben auf das im Mai erscheinende neue Werk, This is not the World. Ein paar davon gibt es auf der MySpace Seite, das Video zur vorab erschienenen Single gibt’s gleich hier:


Unter diesen Umständen hatten es The Rifles anschließend schwer, bei mir ebensolche Begeisterungsschübe auszulösen (das bezieht sich nur auf mich, der Rest des Publikums war hin und weg). Dies soll aber ihre Qualität nicht mindern. Während die Referenzen der Futureheads eher in den frühen 80er Jahren liegen (Stichwort Gang of Four), nehmen The Rifles klar auf die 90er Bezug. Oasis in gut, könnte man verkürzend sagen. Auch in schneller, aber es steckt ein ähnliches Talent für recht eingängige Hymnen in der Band. Übrigens evozieren Aussehen und Attitüde durchaus auch Oasis, es wäre den Rifles zu wünschen, dass sie einen ebensolchen Erfolg einfahren. Auch wenn sie noch keine großen Hallen füllen, haben sie sich denn auch eine treue Fanbasis erspielt, wenn man die Band-T-Shirt Dichte im Publikum und dessen Textsicherheit als Indikator nimmt. Das Konzert im Heidelberger Karlstorbahnhof vor gut einem Jahr, wo ich The Rifles bereits gesehen hatte, war jedenfalls deutlich weniger gut besucht. Das „lange“ Aufbleiben hat sich jedenfalls gelohnt, ich ging mal wieder sehr begeistert nach Hause.

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