Samstag, 25. Oktober 2008

Calexico

Als ich mich in der Fabrik ankam, war die Halle schon ziemlich voll. Kein Wunder, das heutig Konzert von Calexico war ja auch ausverkauft. Das Publikum war nicht das, was ich üblicherweise an Konzerten antreffe: wenig Jungspunde, dafür deutlich mehr graumelierte Haarschopfe. Das ist jedoch, wenn man darüber nachdenkt, nicht überraschend. Denn erstens war der Eintritt nicht gerade billig. Zweitens ist der mexikanisch beeinflusste Südstaatenfolk von Calexico nicht unbedingt die Musik, die in der Indiedisco läuft. Und drittens gehört die Band zu den Lieblinge der Feuilletons der meinungsbildenden Blätter der Intellektuellen.

Zunächst mussten diese allerdings die Vorband erdulden, Bodies of Water. Erdulden ist das falsche Wort, denn ich fand sie ziemlich gut. Bodies of Water waren zum ersten Mal in Europa auf Tour und davon ganz begeistert. Lustigerweise wirkten sie in ihrem Auftreten sehr amerikanisch, voller Enthusiasmus und jeden Satz mit „you guys“ beginnend. Dabei wurde einem der lange nicht mehr gesehene Anblick einer bodytragenden jungen Frau gegönnt. Es hat durchaus seine Gründe, weshalb das out ist, ebenso wie Topffrisuren. Die Musik ist aber durchaus hörenswert, ich würde es als Neo-Flowerpower bezeichnen, es sind einige ganz nette Elemente dabei wie sich steigernde Kanongesänge.

Die Helden des Abends waren aber selbstverständlich Calexico. Das Set begann in kleiner Besetzung mit zwei ruhigen Stücken, bevor dann die ganze Band (sechs Männer ca. Mitte 30) die Bühne betritt. Das Auftreten erinnert mehr an eine Jazzband denn eine Rockband, denn das Zusammenspiel ist perfekt auf den Punkt gebracht, es gibt Soli mit Szenenapplaus, Instrumentalstücke und gegenseitige Anerkennung der Musiker für ihre Virtuosität. Zudem sind alle bester Laune, erklären den Abend kurzerhand zur „crew dedication night“ und widmen folglich jeden Song einem ihrer Crewmitglieder (von denen es erstaunlich viele zu geben scheint). Das knapp zweistündige Set führt die Zuschauer quer durch das Werk der Band, viele Stücke werden in deutlich anderen Arrangements vorgetragen, als von den Alben bekannt. Zwei Trompeten, Vibraphon, Pedal Steel, Kontrabass und zahlreiche Gitarrenvarianten kommen zum Einsatz, die musikalisch Bandbreite richt vom Rocker über twangenden Folk zum Latinokracher. Das alles passte sehr gut in die Fabrik, die vom Fassungsvermögen sicherlich verglichbar ist mit dem Kesselhas de Kulturbrauerei, jedoch viel kleiner wirkt. Ein Konzerthighlight in diesem Jahr, ohne Zweifel.

1 Kommentar:

Wolfwendy hat gesagt…

ausverkauft war das und ich konnte meine heißgeliebten bodies of water nicht sehen. ich bin schrecklich neidisch!