Nach viel zu langer Zeit habe ich endlich mal wieder ein Wochenende in Heidelberg verbracht. Neben dem Wiedersehen alter Bekannter, den obligatorischen Glühweinen auf dem Weihnachtsmarkt und der Inspektion der neuen Wohnsituation meiner Schwester stand ein Nachmittag bei meiner Oma auf dem Programm.
Zu heidelberger Studienzeiten war es keine Seltenheit, dass ich zum Sonntagsessen bei ihr in Schriesheim vorbeischaute. Im Laufe der Zeit, insbesondere in der jüngsten Vergangenheit, konnte man dabei die Last des Alters wachsen sehen. Inzwischen wäre es nicht mehr denkbar, sich mit einem reichlichen Sonntagsbraten verwöhnen zu lassen. Die Energie meiner Oma reicht jetzt nicht mehr für große kulinarische Glanzleistungen.
Auch Unterhaltungen mit meiner lieben Großmutti sind leider nicht mehr das, was sie mal waren. Man ist nur noch Stichwortgeber für inzwischen altbekannte Geschichten, hier die Top 5 (Insider werden damit etwas anfangen können):
- "Hoiner, geh' mer donze?"
- "Da hab ich den ersten Neger meines Lebens gesehen. Er kam vor unserem Haus aus dem Panzer gestiegen. Das war auf der Höhe des ersten Stocks."
- "Als die Ami bei der Überrollung kamen und bein uns in der Wohnung für sie Kaffee gekocht wurde. Echten Bohnenkaffee, ich wusste ja bis dahin gar nicht was das war."
- "Als in Mannheim die Bomben vielen und wieder Christbäume am Himmel standen."
- "Roland hat ja immer so viel gelesen, er hat die Bücher immer so richtig gelebt. Auf der Wiese vor unserem Haus, er las sicher wieder Karl May, hatte er in einer Hand das Buch und spielte die Geschichte beim Lesen nach."
Das alles gibt einem schon zu denken. Jedenfalls werde ich alsbald wieder hinfahren. Wer weiß, wie lange sie noch da ist, um diese Geschichten wieder zu erzählen.
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