Montag, 1. August 2011

Die Rückkehr – Zurück in den Alltag

Fünf Monate bin ich durch Indien gereist. Nach nur wenigen Tagen waren die meisten Gedanken, die mich sonst im Alltag beschäftigen, aus meinem Gehirn verschwunden: Arbeit, Alltagserledigungen, schlechtes Gewissen wegen zu wenig Sport oder anderen unerledigten Dingen, Wochenendplanung und ähnliches. Ich konnte mich nun auf die wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren: wo schlafe ich heute Abend, was esse ich heute, was schaue ich mir heute an, wo fahre ich als nächstes hin, welchen Bus muss ich nehmen, wo ist das nächste Internetcafé. Man hat plötzlich den Kopf frei für viele angenehme Dinge und merkt, dass man eigentlich keine Sorgen hat. Bei allem, was ich schönes gesehen und erlebt habe war dies vielleicht das angenehmste an meiner Reise durch Indien.
Auch Hamburg hat sehr schöne Seiten
Leider ging das nun zu Ende. Zunächst erwartete mich zu Hause jedoch etwas sehr angenehmes, der Hauptgrund, weshalb ich nicht spontan beschloss, meinen Indienaufenthalt zu verlängern: meine Freundin. Gerade seit sie wieder aus Indien abgereist war, vermisste ich sie sehr und ich denke, sollte ich jemals wieder länger verreisen, werde ich das nicht mehr ohne sie tun. Dass sie mich in Hamburg erwartet hat macht die Rückkehr viel einfacher.
Ansonsten hat einen der Alltag allerdings sehr schnell wieder. Die Motivation, wieder täglich arbeiten zu gehen hält sich sehr in Grenzen. Es ist äußerst gewöhnungsbedürftig, wieder täglich vom Wecker geweckt zu werden und der üblichen Routine zu folgen. Auch habe ich noch mehr als vor meiner Reise das Gefühl, dass die Zeit rennt und die wenige Freizeit die man hat im Flug vergeht. Natürlich liegt das auch daran, dass ich zunächst auch einiges zu organisieren habe, um ins normale Alltagsleben zurückzukehren, doch ich merke auch, dass Arbeiten schon sehr viel Lebenszeit kostet. Aber irgendwie muss man ja das Geld für die angenehmen Dinge des Lebens zusammen bekommen.
Das diesen Sommer besonders graue Hamburger Wetter macht die Rückkehr nicht leichter. Immerhin durfte ich fünf Monate Sommer erleben, bevor ich in den vorgezogenen Herbst kam. Dafür kann ich bestimmte Genüsse des Hamburger Lebens jetzt umso mehr genießen, denn auf manches hatte ich mich schon wieder gefreut: das Nachtleben, Konzerte, Fahrradfahren, gute Brötchen zum Frühstück, oder auch wieder mehr als 5 T-Shirts zum Anziehen zur Auswahl zu haben. Dennoch: wenn ich könnte, ich würde ein Leben als reisender Müßiggänger vorziehen.

Mittwoch, 27. Juli 2011

Die Reise endet hier – Delhi

Bereits als ich am hochmodernen und nagelneuen Terminal 3 des Flughafens Delhi ankomme, werde ich ein wenig wehmütig, denn ich weiß, es ist die letzte Etappe meiner Reise. In 5 Tagen werde ich von hier Indien wieder verlassen. Zum insgesamt 5. Mal in meinem Leben komme ich nun jedoch zunächst in Delhi an und habe den festen Vorsatz, die letzten Tage meines Aufenthalts auf dem indischen Subkontinent zu genießen.
Zwei Tage ist Anette noch in Indien und es gilt, die ausufernden Shoppingmöglichkeiten Delhis zu nutzen, um uns einzudecken mit Mitbringseln und (mehr oder weniger) günstigen neuen Kleidungs- und Schmuckstücken sowie Accessoires für uns selbst. Es ist Samstag Nachmittag und wir tun das gemeinsam mit der indischen Mittelschicht in gut gefüllten Geschäften rund um den Connaught Place, aber auch im Backpackerviertel Pahar Ganj. Hier fühle ich mich inzwischen richtig heimisch, auch weil ich bereits zum dritten Mal im Hotel Star Paradise logiere, das für Delhi-Verhältnisse ein exzellentes Preis-Leistungsverhältnis bietet.
Qutub Minar
Nachdem Anette sich schweren Herzens auf die Heimreise nach Deutschland gemacht hat, bleiben mit noch drei Tage für noch mehr Shopping und die weitere Erkundung von Delhis Sehenswürdigkeiten. Ich war zwar schon mehrmals hier, doch einige der wichtigste historischen Stätten der einst glanzvollsten Stadt Asiens hatte ich noch nicht besichtigt. Dank dem inzwischen bestens ausgebauten U-Bahn-Netz der Stadt geht das auch weitgehend ohne nervige Presiverhandlungen mit Rickshaw-Fahrern. Wenn man bereit ist, zwischendurch ein paar Meter zu gehen kommt man fast überall äußerst preisgünstig mit der Delhi Metro hin.
Auf diese Weise besuche ich den Qutub Minar Komplex, wo die erste Moschee Indiens erbaut wurde und ein beeindruckender Turm steht, das Wahrzeichen Delhis. Im benachbarten Park verstecken sich zwiscchen den hohen Bäumen und im Gestrüpp zahlreiche weitere Monumente von Delhis Vergangenheit. Ich besuche auch ein weiteres Mausoleum, das …, letztes bedeutendes Moghul-Bauwerk der Stadt. Wie überall in Indien kann man in den ruhigen Ecken des Parks um das Mausoleum herum turtelnde junge Pärchen beobachten, die sich hier ungestört näher kommen möchten.
Lotus Tempel
Beeindruckend ist auch der Lotus-Tempel der Glaubensgemeinschaft der Bahaí, eine Sekte ohne Klerus und Hierarchien die behauptet, jedermann offen zu stehen und durch Toleranz zu glänzen. Mit dem neuneckigen Bauwerk hat sich die Architektur der Moderne auch hier in Delhi ein Denkmal gesetzt. Ich mache einen weiteren Abstecher nach Nizamuddin, meinem Lieblingsvertel inDelhi, wo ich endlich schaffe, den berühmten Sufi-Schrein zu besuchen. Ich werde dort von einem heftigen Monsunregenguss erwischt und fliehe per Rickshaw vor dem Regen ins Nationalmuseum. Die Fahrt durch den Platzregen und über teilweise leicht überflutete Straßen ist abenteuerlich. Wie ich tags darauf in der Zeitugn lese sind innerhalb von einer Studne 50 mm Regen gefallen, das ist auch für Monsunzeiten in Delhi ungewöhnlich.Schließlich besuche ich die Purana Quila („altes Fort“), Sitz des Moghulherrschers Humayuns und des Afghanen Sher Shah, bevor die Moghulen unter Akbar ihre Haupstadt nach Agra verlegten.
Sonnenuntergang über Pahar Ganj
Derweil gönne ich mir noch ein paar gute indische Mahlzeiten. Inzwischen habe ich das Essen hier sehr lieben gelernt und auch wenn ich mich schon auf ein gutes Steak oder auch einen großen gemischten Salat freue, ich weiß schon, dass ich es vermissen werde. Ein letztes Masala Dosa zum Frühstück in einer der südindischen Dhabas beim Hauptbahnhof und ich steige in den Delhi Metro Airport Express. Hier ist es klimatisiert, glattpoliert und blitzsauber. In diesem Moment habe ich Indien hinter mir gelassen.

Sonntag, 24. Juli 2011

Hauptstadt des Paradies auf Erden – Srinagar


Kashmir – in Indien weckt das Tal am Rande des Himalayas Sehnsüchte wie kaum eine andere Region. Aufgrund der Teilung der Provinz und der politischen (und teilweise gewalttätigen) Auseinandersetzungen um die Zugehörigkeit der Region zu Indien oder Pakistan erhitzen sich schnell die Gemüter, wenn sie zur Sprache kommt. Abgesehen davon gilt das Tal aber als außergewöhnlich schön. Auf meiner ganzen Reise schon wird mir davon vorgeschwärmt, ganz besonders von den Kashmiris selbst, die sich in ganz Indien als geschäftstüchtige Kaufleute verdingen. Es gilt als Indiens Paradies auf Erden. So ist Kashmir auch bei den Indern, die es sich leisten können, seit sich die politische Lage hier wieder beruhigt hat, ein sehr beliebtes Urlaubsziel.
Dal Lake von unserem Hausboot aus
Auch wir wollten uns selbst ein Bild davon machen, wie man sich das Paradies auf Erden vorzustellen hat. Zumindest einen kleinen Eindruck wollten wir erhalten, denn für mehr als einen kurzen Aufenthalt in Srinagar, der Sommerhauptstadt des Staates Jammu und Kashmir, reichte unsere Zeit leider nicht mehr. In Leh wurden wir bereits vor den geschäftstüchtigen Kashmiris gewarnt, die in Srinagar die Touristen nur über den Tisch ziehen wollten. Dennoch machten wir uns auf den Weg.
Ein letztes Mal bürdeten wir uns die Strapazen einer langen Busfahr auf, jedoch in abgemilderter Variante mit dem Deluxe-Bus und damit gesichertem Sitzplatz. Über Nacht geht es auf einer 20-stündigen fahrt über 3 Pässe hinüber von Ladakh über Kargil ins Kashmir Tal. Einen Teil der Strecke kennen wir schon, wir fahren wieder an Lamayuru vorbei, freuen uns, den wunderschönen Ort und das Moonland noch einmal zu sehen. Anschließend erkennen wir in der Ferne den Konzke-La, den wir erst vor ein paar Tage wandernd überquert hatten. Gerade vor der Dunkelheit erreichen wir den Foto-La, hier weht der Wind, doch die letzten Lichtreste schaffen eine romantische Stimmung.
Unterwegs in der Altstadt
Als es wieder hell wird erklimmen wir den letzten Pass, bevor wir das Kashmir-Tal erreichen. Die Landschaft ist plötzlich eine völlig andere: es ist plötzlich sehr grün und bewaldet, wir sehen Schneefelder und kleine Gletscher an den Hängen. Manche unsere indischen Mitfahrer sind ganz aus dem Häuschen und filmen fast ununterbrochen mit ihrem Handy aus dem Fenster. Es sieht hier fast alpin aus, die Hänge sind jedoch steiler, die Täler tiefer und die Gipfel höher. Zudem ist die Militärpräsenz auf dem Land beeindruckend und überall erblickt man kashmirtypische Moscheen: Pagodenähnlich mit grünem Dach und ohne Minarette.
Die (fast) Millionenstadt Srinagar ist nach dem beschaulichen Leh ein echter Schock: es ist laut und wir werden wie erwartet gleich bedrängt von Schleppern, die uns auf das Hausboot ihrer Wahl bringen wollen. Die Suche nach der richtigen Hausboot-Unterkunft gestaltet sich denn auch recht langwierig und anstrengend, doch schlussendlich finden wir eine Bleibe mit zufriedenstellendem Preis-Leistungsverhältnis in guter Lage auf dem Dal-Lake. Im Vergleich zu den Unterkunftspreisen anderswo in Indien ist das jedoch für die ziemliche Bruchbude, die unser Boot ist, echte Abzocke.
Unterwegs auf dem Dal Lake
Trotzdem, es lohnt sich. Nach der ersten Nacht auf dem Hausboot entdecken wir die schönen Seiten von Srinagar: die wenig touristische Altstadt mir ihren Gassen und Kaälen, die vielen Moscheen , die moghulischen Gärten, das exzellente kashmirische Essen und vor allem der Dal Lake. Die beiden Fahrten per Shikara (Ruderboote) sind sicherlich die Highlights unseres Aufenthalts in Srinagar. Wir entdecken das Leben auf dem See, genießen die Ruhe und die Aussicht, probieren typischen Kashmiritee, bestaunen Lotusblüten und Wasservögel und lassen einfach die Landschaft an uns vorbeiziehen. Schade, dass man auch immer wieder von Händlern belästigt wird.
Wir verlassen das vermeintliche Paradies auf Erden dann per Flugzeug, um ein wenig Zeit zu sparen. Der Flughafen ist auch ein Erlebnis für sich: zwar klein, doch extrem gut gesichert. Unsere Autorickshaw muss uns an der Sicherheitsschleuse 1 Kilometer vor dem Flughafengebäude abladen. Hier wird man bereits durchleuchtet, alle Autos zum Flughafen werden durchsucht. Dann gibt es eine weitere Sicherheitskontrolle am Flughafengebäude. Man durchläuft noch weitere Kontrollen und muss auch noch einmal sein Gepäck identifizieren, bevor dieses in den Flieger geladen wird. Das ist alles ein wenig skurril, doch so scheint zumindest sichergestellt zu sein, dass nichts passiert. Es geht ein letztes Mal nach Delhi, wo meine Reise endet.

Montag, 18. Juli 2011

Ein Kloster und ein Königspalast - von Thikse nach Shey

Nachdem wir uns ein wenig von den Strapazen unserer langen Wanderung erholt hatten, haben wir unseren letzten Tag in Leh für einen kleinen Ausflug in die Umgebung genutzt. Wir besuchten zudem das sehr malerische Kloster in Thikse, von wo aus wir mit einem wunderschönen Spaziergang durch das Industal ins nahe gelegene Shey gelangten. Dies ist die ehemalige Hauptstadt Ladakhs, hier befindet sich ein verfallener Königspalast, der sehr romantisch ist und wunderschöne Ausblicke in die Umgebung gewährt.
Thikse
Hier ein paar Fotos.

Samstag, 16. Juli 2011

Trekking in Ladakh – von Lamayuru nach Chilling

Seit Monaten fest eingeplant war eine mehrtägige Wanderung durch das Hochgebirge Ladakhs. Deshalb klapperten wir gleich an unserem ersten Tag in Leh mehrere Trekkingagenturen ab, um uns bezüglich unserer Optionen beraten zu lassen. Wir entschieden uns nach reiflicher Überlegung für eine fünftägige Wanderung mit „Cook cum Guide“ und Ponies (bzw. Donkeys) von Lamayuru nach Chilling, da diese in unserer verfügbaren Zeit am vielversprechendsten Klang. Da wir uns von deren Besitzer Javed am besten beraten fühlten beauftragten wir die Agentur Ladakh Tours Escort. Eine Entscheidung, die wir nicht bereuen sollten.
Lamayuru
Vor der eigentlichen Wanderung war in unserem All-Inclusive-Paket auch ein Transfer per Jeep ins etwa 120 Kilometer entfernte Lamayuru enthalten. Auf dem Weg legten wir zudem zwei Sightseeing Stopps ein. Das erste im sehr malerisch gelegenen Kloster in Likkir, das Hauptkloster der Gelbmützen in Ladakh. Anschließend besuchten wir das Kloster in Alchi, das älteste Kloster Ladakhs mit sehr beeindruckenden Wandmalereien, die man jedoch leider nicht fotografieren darf. Bei der Ankunft in Lamayuru besichtigten Anette und ich zudem in aller Ruhe den wunderschönen Ort Lamayuru, der ebenfalls wunderschön in die traumhafte Landschaft eingebettet ist. Währenddessen wurde unser Nachtlager aufgebaut und unser erstes Abendessen gekocht.
Wie jeden Abend auf unserer fünftägigen Wanderung durch die Täler und über die Pässe unserer Strecke kredenzte uns unser Führer und Koch Chandra ein kaiserliches Essen. Wir erhielten stets eine Suppe als Vorspeise, mehrere Gerichte als Hauptspeise (immer viel Gemüse und nahrhafte Kohlenhydrate) und ein „Sweet Dish“ als Nachspeise. Es handelte sich dabei keineswegs um einfache Gerichte. Wir waren immer wieder beeindruckt, was Chandra auf seinen beiden Kerosinkochern Zustande brachte: Indische, nepalisiche, ladakhi und chinesische Gerichte sowie Klassiker der westlichen Küche. Wir bekamen zweimal Kuchen und am letzten Tag Pommes und Pizza.
Beim Frühstück konnten wir uns den Bauch ebenfalls vollschlagen, wir brauchten ja Kraft für den Tag. Schließlich wurde uns auch immer eine reichlich gefüllte Lunchbox mitgegeben. Auch sonst wurden wir verwöhnt: unser Zelt wurde für uns aufgebaut, bei der Ankunft am Tagesziel gab es Tee und Kekse, morgens wurden wir mit einem Wake-Up Tea und einer Schale warmem Wasser für die Katzenwäsche geweckt. Wir mussten also nichts anderes Tun als wandern.
Ausblick vom Konske La
Die Wanderung war ein unvergessliches Erlebnis. Gleich am ersten Tag überquerten wir einen kleinen Pass, den Prikti La, der auf etwa 3800m Höhe liegt. Wir besuchten das Kloster in Wanla, wo eine Prozession stattfand, sodass wir das Glück hatten, die lokale Bevölkerung in Tracht zu erblicken. Der zweite Wandertag führte uns in einer gemütlichen Etappe an den Fuß des Konzke La, mit 4950m der höchste Pass unserer Wanderung. Auch diesen meisterten wir trotz der Höhe mit Bravour und wurden oben mit einem traumhaften Ausblick belohnt. Es ging dann noch zwei Tage weiter, an denen wir jeweils noch einen Pass überqueren mussten, beide deutlich über 4000m hoch.
Die Landschaft ist unheimlich abwechslungsreich. Wie zu erwarten gibt es sehr trockene Abschnitte, in denen nur braune Berghänge und schroffe Gipfel zu sehen sind. Doch plötzlich erreicht man wieder ein Tal mit einem Flüsschen, das dank der Bewässerungssysteme der Dorfbevölkerung sehr grün ist. Immer mal wieder genießen wir die Aussicht auf schneebedeckte Gipfel. Gerade an den letzten Tagen sind wir sehr beeindruckt von der Farbenvielfalt des Gesteins: man sieht braune, gelbliche, rote, türkise und auch schwarze Berge. Wir werden schließlich auch Zeuge eines für uns sehr außergewöhnlichen Naturphänomens: um die Sonne bildet sich aufgrund einer dünnen Hochnebenschicht ein Regenbogenring, dann sogar ein größerer Zweiter Ring. Ich wusste nicht, dass es so etwas gibt.
Unser Nachtlager bei Sumda Chenmo
Insgesamt haben wir also traumhafte Tage verbracht: wir wurden verwöhnt, unser Gepäck wurde von Eseln getragen und wir konnten uns voll auf das Wandern und die Traumkulisse konzentrieren. Da die Tagesetappen nicht zu lang waren, blieb Nachmittags genug Zeit zum Entspannen. Wir spürten zwar unsere Beine und manchmal auch die Auswirkungen der dünnen Luft, doch insgesamt war die Tour, die wir gewählt hatten, nicht allzu schwer. Genau das Richtige für uns. Bei unserer Rückkehr kommt uns das beschauliche Leh vor wie eine laute Großstadt. Wir fallen früh ins Bett.
Natürlich gibt es jede Menge Fotos.

Freitag, 15. Juli 2011

Juley – Angekommen in Ladakhs Hauptstadt Leh

„Juley“ ist das wichtigste Wort auf Ladakhi, es heißt hallo, tschüss und Danke. Damit kommt man auch schon ganz weit. Man wird besonders gern von älteren Ladakhi-Herren mit einem geschrienen „Juley juley“ gegrüßt. Dies drückt auch die ungeheure Freundlichkeit der Menschen in Ladakh aus. Man wird überall sehr offen und freundlich empfangen, gleichzeitig sind die Leute hier angenehm zurückhaltend.
Ladakhs Hauptstadt Leh ist somit der perfekte Ort, um sich von der aufreibenden Busfahrt aus Manali zu erholen, sich in aller Ruhe auf eine mehrtägige Wanderung durch das Hochgebirge Ladakhs vorzubereiten und sich auf 3.500 Meter Höhe weiter an das Hochgebirge zu akklimatisieren. Wie alle Orte in der Gegend ist Leh eine grüne Oase in der ansonsten sehr trockenen „höchsten Wüste der Welt“. Die Kleinstadt war einst Sitz der Herrscher Ladakhs und beheimatet daher einen etwas verfallenen Königspalast, der aussieht wie eine Miniaturausgabe des Palasts von Lhasa. Auch sonst ist die Nähe zum benachbarten Tibet hier sehr spürbar, es gibt in Leh und Umgebung zahlreiche Gompas (buddhistische Klöster) und Tschörten (anderswo in Indien Stupas genannt, eine Art buddhistisches Totendenkmal). Es gibt hier also genügend zu erkunden. Die Atmosphäre in Leh ist recht speziell, man trifft die tibetisch-zentralasiatische lokale Bevölkerung, tibetische Flüchtlinge, buddhistische Mönche, zahlreiche Militärs (die Grenze zu Pakistan und China ist nicht weit), wohlhabende indische Touristen und westliche Backpacker und Wanderer.
Wir lassen es hier also recht ruhig angehen, machen ein wenig Sightseeing, genießen das tibetische Essen (Momos und Thukpas) und lernen ein paar nette andere Touristen kennen. Die sehr auf Touristen ausgerichtet Changspa Road meiden wir eher. Leider dauert unser Aufenthalt hier nur zwei Tage, denn dann beginnt schon unser Trekking. Wir kommen anschließend jedoch wieder hierher zurück, um uns von unserer Wanderung zu erholen und hier noch einmal zwei ruhige Tage zu genießen.

Sonntag, 10. Juli 2011

Aufreibende Busfahrt in traumhafter Kulisse – von Manali nach Leh

Wenn man Leh nicht mit dem Flugzeug ansteuert, ist die Ankunft in der abgelegenen Haupstadt Ladakhs eine aufreibende Angelegenheit. Kommt man von Süden aus, erreicht man Leh über die Manali-Leh Straße, die 460 Kilometer durch das Hochgebirge führt. Man überquert insgesamt 5 hohe Pässe, darunter den Tanglang La, mit 5360 Metern der zweithöchste (Straßen-) Pass der Welt.
Stau am Rohtang Pass
Wir entscheiden uns für eine wenig komfortable, doch günstige und sehr nette Art, die Strecke zu überwinden und nehmen den öffentlichen Bus. Zunächst nimmt man einen Bus bis nach Keylong, von wo am nächsten Tag der längere Teil der Strecke nach Leh überwunden wird. Als wir um 4 Uhr morgens den Bus besteigen, müssen wir drängeln um überhaupt reinzukommen und bekommen keinen Sitzplatz. Das heißt, dass wir die Strecke im Stehen verbringen müssen. Anfangs geht alles ganz flott, einige Mitfahrer (einheimische) müssen sich aus dem Fenster übergeben. Wir bestaunen bereits die traumhafte Bergkulisse. Kurz nach der Frühstückspause kommt der Bus allerdings zum stehen: am ersten Pass nach Manali, dem gut 3900 Meter hohen Rohtang Pass, steht der Verkehr still. Der Grund: der sehr schlechte Straßenzustand und das hohe Verkehrsaufkommen. Viele indische Touristen kommen hierher, um (teilweise im Schneeanzug) die schmutzigen Schneereste zu sehen. Für viele der einzige Schnee ihres Lebens. Im Schneckentempo geht des de Pass hinauf, insgesamt kostet uns der Pass wohl 4 Stunden fahrt. Weiter geht es durch das schroffe, doch auch durchaus grüne Chandra Tal nach Keylong. 12 Stunden fahrt haben wir hinter uns. Am Ziel organisieren wir noch die Weiterfahrt, man kann einen Sitz buchen. Nebenbei kassiere ich einen Strafzettel für Rauchen in der Öffentlichkeit. Abends fallen wir erschöpft ins Bett.
Sonnenuntergang auf 5300m Höhe
Auch am nächsten Morgen geht es früh weiter, um 5 Uhr sitzen wir schon wieder im Bus. Auch heute erwartet uns eine sehr lange Busfahrt, die aber noch länger dauern sollte, als wir erwartet hatten. Erst nach 19 Stunden, also Abends kurz vor 24 Uhr, erreichen wir erschöpft, aber begeistert Leh. In der Tat liegt zwar die längste, aber sicherlich auch schönste Busfahrt meines Lebens hinter mir. Die Berglandschaft hier ist einfach unheimlich schön. Schneebedeckte Gipfel spiegeln sich am Baralacha La in einem klaren See, seltsame Gesteinsformationen hängen bei Pang an den Felswänden, Ibex (eine Art große Berziege) grasen bei der Straße. Die Berge sind unheimlich abwechslungsreich, unterschiedliche Gesteine und Farben, mal schroffer, mal sanfter, mal trocken und staubig, mal grün und mit Blümchen. Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir am höchsten Punkt der Straße, dem Tanglang La. Es folgt nur noch eine lange Abfahrt durch die Dunkelheit, bis wir endlich in Leh angekommen sind.
Wir sind zwar erst einmal genug Bus gefahren und total erledigt, doch die Reise hat sich gelohnt. Wer mit dem Flugzeug nach Leh kommt, verpasst wirklich etwas. Auch die Entscheidung gegen den Deluxe-Bus oder ein Jeep Taxi war die richtige: in den Bussen bildet sich eine echte Schicksalsgemeinschaft, ein solches Zusammentreffen zwischen indischen und ausländischen Touristen sowie der lokalen Bevölkerung gibt es wohl selten.
Natürlich habe ich ein paar Fotos gemacht, die einen kleinen Eindruck von der traumhaften Landschaft vermitteln.

Mittwoch, 6. Juli 2011

Idylle am Rande des Himalaya – Manali

Über 800 Kilometer gilt es von Delhi nach Manali mit dem „Volvo-AC-Deluxe Bus“ über Nacht zu überbrücken, in für indische Verhältnisse schnellen 14 Stunden ist das geschafft. Das letzte Stück der Strecke ist wunderschön, der Bus schlängelt sich entlang des Beas Flusses durch das Kullu Tal, umgeben von grünen Hängen und saftigen Apfelplantagen.
Old Manali
Manali liegt auf 2000 Metern Höhe, umgeben von 6000er Gipfeln bereits im Himalaya, ist aber gut aus der Ebene erreichbar, da es auf dem Weg keinen Pass zu überqueren gibt. Daher ist der Ort ein beliebtes touristisches Ziel bei Indern wie bei ausländischen Touristen. Es ist zudem die ideale Etappe auf dem Weg nach Leh, der Hauptstadt der Hochgebirgsregion Ladakh ein Stück weiter nördlich, unser nächstes Ziel.
Wir verbringen drei sehr entspannte Tage in Manali. Für Anette gilt es, erst einmal in Indien anzukommen und auf Urlaubsmodus umzustellen. Ich kann die Erholung nach den recht intensiven Sightseeingwochen ebenfalls sehr gut gebrauchen. So lassen wir es hier sehr ruhig angehen, spazieren aber auch zu den paar Sehenswürdigkeiten am Ort und erkunden den alten Kern von Old Manali sowie vom benachbarten Vashisht. Zudem ist hier eine gute Gelegenheit für ein wenig Shopping. Wir genießen ansonsten die traumhafte Bergkulisse mit den grünen Hängen und den verschneiten Gipfeln.
Für mich eine echte, aber sehr angenehme Umstellung sind die Temperaturen. Es ist jetzt eher wie im deutschen Sommer: Tagsüber knapp 30 Grad, Abends kühl sodass man sich etwas langes anziehen muss, nachts braucht man eine richtige Decke. Wie angenehm, nicht mehr die ganze Zeit zu schwitzen und den Tag nicht versifft und verschwitzt zu beenden.
Es steht uns nun eine beschwerliche Busfahrt in zwei Tagesetappen nach Leh bevor. Es wird sicherlich aufreibend, doch ich freue mich auch schon darauf. Die Manali-Leh Straße, die zweithöchste Straße der Welt, soll auch landschaftlich unvergesslich sein.

Donnerstag, 30. Juni 2011

Noch ein Fort auf dem Weg nach Delhi – Gwalior

Da mir die Strecke von Khajuraho nach Delhi zu lang war, um sie am Stück zu überbrücken, beschloss ich auf dem Weg noch eine Etappe in Gwalior einzulegen. Die Stadt ist vor allem bekannt für ihr riesiges Fort, das von einem Felsplateau aus die Stadt dominiert. Innerhalb der Fortmauern ist allerdings nicht sonderlich viel alte Bausubstanz erhalten. Der Reste des alten Man Singh Palastes sind ziemlich bemerkenswert, da die Fassade mit bunten Fliesen und Tiermotiven verziert ist. Auch einige alte Tempel sind sehr hübsch.
Man Singh Palace
Ich besuche auch den riesigen Palast der Scindias, die bis zur Unabhängigkeit über die Gegend herrschten. Der Prunkbau von 1875 könnte auch ein europäischer Palast sein. Er ist extrem luxuriös, es eher erschreckend, wie sich die damaligen Maharadschas einen solchen Lebensstil gönnten, während ihre Untertanen mit Sicherheit teilweise sehr bescheiden leben mussten. Dennoch bin ich beeindruckt: im Darbar Hall (der Audienzhalle) mit vergoldeten Wänden hängen die zwei größten Kronleuchter der Welt, im riesigen Speiseraum wurden die Gäste mit einer Miniatureisenbahn bewirtet.
Ansonsten ist die Stadt nicht sonderlich interessant, jedoch ziemlich studentisch geprägt und angenehm untouristisch. Das tut nach den vielen Touristenorten, die ich in den letzten Wochen besucht hatte sehr gut. Man findet wieder problemlos einfache kleine indische Restaurants, wo man die scharfe vegetarische Küche genießen kann und wird nicht ständig von Ladenbesitzern genervt, die einem etwas verkaufen wollen. Und das beste: es gibt hier eine Filiale meiner Liebelingsgastronomiekette, dem India Coffee House. Hier gibt es zu günstigen Preisen guten Bohnenkaffee (hier eine Seltenheit), denn sie wird von der Kooperative der indischen Kaffeebauern getragen. Meine Frühstücke habe ich folglich hier eingenommen.

Mittwoch, 29. Juni 2011

Kama Sutra unter dem Regenschirm – Khajuraho

Als ich morgens mit dem Zug Khajuraho erreiche erwartet mich eine ungewohnte Situation: es regnet. Der Südwestmonsun hat die Gegend erreicht, sodass der von den einheimischen lang erwartete Regen nun endlich herunterkommt. Es sind keine riesigen Wassermassen, sondern eher wie ein normaler Regentag bei uns. Da ich diese Woche mit sehr leichtem Gepäck reise habe ich meine Regenjacke jedoch i Delhi gelassen. Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als mir einen Regenschirm zu kaufen, um das Sightseeingprogramm des Tages zu absolvieren.

Khajuraho ist weltweit bekannt für seine Tempel, die mit Kama Sutra Skulpturen verziert sind. Tatsächlich findet man zahlreiche erotische Darstellungen, teilweise von sehr abenteuerlichen Sexualstellungen. Allerdings sind die Tempel nicht unbedingt deshalb mit die beeindruckendsten, die ich auf meiner Reise durch Indien gesehen habe. Das will was heißen, bekanntlich habe ich eine sehr große Zahl von heiligen Stätten hinter mir. Die Skulpturen von Khajurahos Tempeln sind undheimlich detailreich und aufwändig. Die dargestellten Frauen sind wunderschön und scheinen zu tanzen oder mitten in einer ihrer Alltagsbeschäftigungen gefangen. Man kann sich kaum sattsehen und kann sehr viel Zeit damit verbringen, versteckte Details zu entdecken und kleine Schätze in Ecken und dunklen Winkeln entdecken.
Außer den Tempeln gibt es in Khajuraho jedoch nicht viel zu sehen. Bis auf ein altes Dorf besteht der Ort ausschließlich aus touristischer Infrastruktu, die weniger auf Budgettouristen ausgerichtet ist als beispielsweise in Hampi, sondern vielmehr die zahlreichen Pauschaltouristen beglücken soll, die hier einen Halt einlegen. Ich fand den Ort nich sonderlich sympathisch und bin am nächsten Morgen gleich nach Gwalior weitergezogen.

Montag, 27. Juni 2011

Die heilige Stadt – Varanasi

Es ist fast undenkbar, eine Indienreise zu unternehmen, ohne Varanasi zu besuchen, eine der ältesten noch bewohnten Städte der Welt und vor allem – für die Hindus – die heiligste Stadt des Subkontinents. So nutze ich die Woche Zeit, die ich zwischen Andreas Abreise und der Ankunft meiner zweiten Besucherin, meine alte Freundin Anette, für einen Abstecher in Richtung Südosten. Neben Varanasi will ich auf dieser Schleife auch Khajuraho und Gwalior einen Besuch abstatten.
Nach Varanasi fährt man nicht unbedingt, um bestimmte Sehenswürdigkeiten zu sehen, sondern eher um die dort herrschende Stimmung einzufangen. Dies geht am besten, in dem man viel Zeit an den Ghats, also den Stufen am Gangesufer, sowie im Gassenlabyrinth der Altstadt verbringt. Außerdem nehme ich mir ein Hotel mit gutem Ganges- und Ghatausblick.
Ich verbringe meine drei Tage hier also damit, am Ganges herumzuspazieren oder einfach dazusitzen und das Geschehen zu beobachten. Zwischendurch spaziere ich auch mal durch die engen Gässchen. Hier kann man nicht anders als sich zu verlaufen, aber irgendwann stößt man immer mal wieder auf die Ghats. Es gilt morgens früh aufzustehen, denn ab Sonnenaufgang werden die Ufer des Ganges lebendig. Die Gläubigen kommen zum morgendlichen heiligen Bad. Allerdings ist das nicht das einzige, was man hier beobachten kann, an den Ghats findet ein unaufhörliches Kommen- und Gehen statt. Es wird Wäsche gewaschen, es werden Haare geschnitten und Bärte rasiert, Cricket gespielt oder auch Wasserbüffel gebadet. Man wird auch recht viel angesprochen. Wie überall werden zahlreiche Dienstleistungen angeboten, eine Bootsfahrt, eine Massage und vieles mehr. Noch nirgends in Indien wurden mir so oft Drogen angeboten. Zudem gibt es hier einige Gruppen junger Männer vom Land, die extra herkommen, weil sie einfach mit „Foreigners“ englisch sprechen wollen. Wenn man sich darauf einlässt, ergeben sich daraus durchaus interessante Gespräche. Wenig überraschend stellt sich dabei heraus, dass der Traum eines jeden indischen Studenten ein guter Job im westlichen Ausland ist.
Während meines Aufenthaltes hier werde ich auch Zeuge der ersten Auswirkungen des beginnenden Monsuns. In den drei Tagen, in denen ich hier bin, steigt der Pegel des Ganges beträchtlich, ich würde schätzen, dass es durchaus zwei Meter sind. Am dritten Tag kann man nicht mehr überall an den Ghats entlanggehen. Auch der Strand am anderen Gangesufer, zudem ich noch am Vorabend mit dem Boot hinübergefahren bin steht jetzt unter Wasser. In Verbindung mit der beträchtlichen Wasserverschmutzung (der Gedanke, darin zu Baden ist wirklich abstoßend) scheint das steigende Wasser zudem für eine Sauerstoffarmut im Fluss zu sorgen. Jedenfalls treiben tausende von Fischen luftschnappend und apathisch in die Nähe des Ufers. Das bedeutet, dass an diesem Tag das heilige Bad eher nebensächlich zu sein scheint. Vielmehr sind die Menschen damit beschäftigt, mit Netzen, Tüchern oder mit bloßen Händen Fische aus dem Wasser zu pflücken (anders kann man dies kaum bezeichnen). Wer einen besonders großen Wels oder Aal ergattert sorgt für großen Jubel.
Bekanntlich finden an des Ghats auch Bestattungen statt. Genauer gesagt gibt es zwei Bestattungsghats, wo unaufhörlich auf Scheiterhaufen die Toten verbrannt werden. Hier vorbeizugehen ist für mich etwas befremdlich. Man riecht zwischendurch den Geruch von verbranntem Fleisch in der Luft, sieht die in bunte Tücher eingewickelten Leichen und die trauernden angehörigen. Am Ufer direkt unterhalb der Scheiterhaufen durchsuchen Leute die Asche nach Schmuck und Edelmetall, das sich verkaufen lässt. Und direkt am Ghat nebenan wird fleißig das heilige Bad im Ganges genommen.
Sarnath
Ich nutze meinen Aufenthalt in Varanasi auch für einen Ausflug ins benachbarte Sarnath. Dies ist ein wichtiger Ort für den Buddhismus. Buddha soll hier seine erste Predigt nach der Erleuchtung gehalten haben. Entsprechend gibt es hier einige Ruinen von Klöstern sowie Stupas und einen modernen Tempel. Im Archeologischen Museum befindet sich zudem der Ashoka Löwe, Indiens Wappentier. Diese Sandsteinskulptur krönte hier die Spitze einer Säule, die im 3. Jahrhundert vor Christus vom großen Maurya König Ashoka aufgestellt wurde, der allgemein als der erste große indische Herrscher angesehen wird. 

Freitag, 24. Juni 2011

Eine weitere Phase meiner Reise findet ihr Ende – Delhi

Viel zu schnell sind die vier Wochen vergangen, die Andrea mit mir hier in Indien verbracht hat. Es ist nun soweit, unsere Ankunft in Delhi bedeutet, dass wir uns nun vorerst wieder trennen müssen. Während Andrea zurück nach Hamburg fliegt, habe ich noch einen guten Monat Indien vor mir. Ich werde diesen, wie meine bisherige Reise, in vollen Zügen genießen. Allerdings habe ich auch etwas, worauf ich mich bei meiner Rückkehr sehr freuen kann.
Bevor der Trennungsschmerz kommt haben wir jedoch noch eineinhalb Tage Zeit, um Delhi zu erkunden. Den halben Tag „opfern“ wir jedoch für ein wenig Shopping, was man in Delhi bestens machen kann. Hier gibt es alles, vom günstigen Indien Gedöns bis zu Markenklamotten, die zwar für indische Verhältnisse teuer, für uns aber ein echtes Schnäppchen sind.
Leider erwache ich am nächsten Tag nach langer Zeit mal wieder mit Verdauungsbeschwerden, was mich für den Tourismustag etwas schwächt. Dennoch lassen wir uns nicht davon abbringen, ein paar Delhi-Highlights zu besichtigen. Ein Muss ist natürlich Old Delhi, mit der Jama Masijd (der größten Moschee Indiens) sowie seinen geschäftigen engen Gassen. Von meinem letzten Besuch in Delhi wusste ich auch, dass man Humayuns Grab auf keinen Fall verpassen sollten, ebensowenig wie das benachbarte Viertel Nizzamuddin, das um einen sehr bedeutenden Sufi Schrein entstand und sehr muslimisch geprägt ist.
Die Trennung am nächsten Morgen fällt sehr schwer, nach meiner Rückkehr vom Flughafen verbringe ich den Tag in Pahar Ganj, dem Backpackerviertel. Es gilt nicht nur zu entspannen, sondern auch den Rückstand abzuarbeiten, der in den letzten Wochen bei meiner Reisebericterstattung entstanden ist. So vergeht der Tag im Flug, Abends besteige ich den Nachtzug nach Varanasi. Ich bin nun vorerst wieder allein unterwegs, aber nicht sehr lang...
Auch in Delhi habe ich mich mit dem Fotografieren zurückgehalten, weil ich schonmal da war. Hier  und hier sind die Fotos von meinem letzten Besuch.

Mittwoch, 22. Juni 2011

Der Glanz der Moguln – Agra und Fatehpur Sikri

Auf dem Weg von Jaipur nach Agra legen wir einen Zwischenstopp in Fatehpur Sikri ein. Der Ort, etwa 40 Kilometer von Agra entfernt, war unter dem Mogulkaiser Akbar für kurze Zeit die Haupstadt des Mogulreichs. Akbar liebte roten Sandstein, sodass seine Kapitale komplett in solchem erbaut wurde. Da Fatehpur Sikri aufgrund des Wassermangels in der Gegend nicht haupstadttauglich war, wurde Agra nach wenigen Jahren wieder Kapitale des Reiches. Man findet in Fatehpur Sikri jedoch eine riesige Moschee sowie ein Ensemble von sehr hübschen Palästen.
Fatehpur Sikri
Am nächsten Morgen stehen wir zu sehr früher Stunde auf, um von unserem Hoteldach das Taj Mahal im Sonnenaufgang zu betrachten. Zwar ist der Aufgang der Sonne von Wolken getrübt, doch das Taj im Morgenlicht ist dennoch sehenswert. Wir nutzen die frühe Stunde, um vor dem Touristenansturm dieses wirklich beeindruckend schöne Mausoleum zu besichtigen. Auch wenn dies bereits mein zweiter Besuch hier ist, bin ich wieder begeistert.
Agra hat noch viel mehr zu bieten als das Taj Mahal, sodass wir uns für den Tag eine Autorickshaw nehmen. Wir besuchen das Fort von Agra, dessen Paläste aus weißem Marmor (die Vorliebe Shahjahans) und rotem Sandstein (den Akbar bevorzugte) sehr schön harmonieren. Das ist eines der schönsten Forts in Indien, nicht so prunkvoll und pompös wie die Paläste der Rajputen, doch trotzdem sehr glanzvoll. Ein exquisit verzierter Ruhepol ist das Mausoleum Akbars in Sikandra, dessen Besuch ebenfalls sehr lohnenswert ist. I..., gerne auch Baby Taj genannt, ist ebenfalls ein Mausoleum, dessen weißer Marmor komplett bedeckt ist mit sehr detailreichen Verzierungen. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Unsere Tour endet mit einem Ausblick auf das Taj Mahal vom gegenüberliegenden Yamuna-Ufer. Wir sparen uns den unverschämten Eintritt in den dortigen Park und nehmen einen Schleichweg direkt zum Ufer, wo zwar Nato-Draht gegen die Angriffe auf den Stolz der indischen Nation vermeiden soll, die Aussicht aber dennoch ungetrübt ist.
Ausländische Touristen werden in Agra übrigens ziemlich unverschämt geschröpft. Es ist in Indien durchaus üblich, dass bei den meisten Sehenswürdigkeiten für Ausländer ein um ein vielfaches höherer Eintrittspreis verlangt wird, als von Indern. Üblicherweise zahlt ein Inder 5 Rupie, ein Ausländer 100 Rupie Eintritt, bei Weltkulturerbestätten 10 bzw. 250 Rupie. In gewisser Weise ist es aus meiner Sicht in Ordnung, von den Auslädern mehr zu verlangen. Es tut uns nicht weh, mehr zu bezahlen (100 Rupie sind etwa € 1,60), den niedrigen Preis kann sich hingegen fast jeder Inder leisten. In Agra jedoch werden die Ausländer besonders eifrig geschröpft, was an einer Sondersteuer der Stadt liegt, die zusätzlich auf den Eintrittspreisen erhoben wird. So beträgt der Ausländer-Eintrittspreis für das Taj Mahal 750 Rupie (für Inder 20). Das ist hier in Indien sehr viel Geld, ich habe beispielsweise auf meiner ganzen Reise noch nie so viel für ein Hotelzimmer bezahlt. Man kann es wirklich auch übertreiben.
Aber genug geschimpft. Der Besuch in Agra ist es auf jeden Fall wert, die Denkmäler der Stadt verdienen es, dass man hier ein wenig Geld liegen lässt. Die Stimmungsvollste Zeit des Tages liegt zudem noch vor uns: Am Abend finden wir uns rechtzeitig zum Sonnenuntergang wieder auf dem Hoteldach mit bestem Taj-Ausblick ein und genießen die romantische Stimmung. Wir logieren in Taj Ganj, dem engen und alten Viertel, das ursprünglich für die Arbeiter des Mausoleums gebaut wurde und das noch heute einen recht ursprünglichen Charakter gewahrt hat (trotz der vielen Touristenläden und Budget-Hotels). So sind am Abend die Dächer des Viertels voll mit Jungs (große und kleine), die von hier ihre Drachen steigen lassen und versuchen, die Drachen der anderen vom Himmel zu holen. Das vor der Traumkulisse des Taj Mahal zu beobachten macht diesen Abend unvergesslich.
Da ich vor 3 Jahren schon einmal hier war, habe ich mich beim Fotografieren ein wenig zurückgehalten. Wer mehr Fotos sehen will, kann sich die Bilder meines ersten Besuchs gerne anschauen.

Montag, 20. Juni 2011

Die rosa Stadt – Jaipur

Wir durchqueren über Nacht mit dem Zug fast ganz Rajastan und kommen morgens in dessen Hauptstadt Jaipur an. Dies ist gleichzeitig unsere erste Station im „goldenen Dreieck“, deren beiden anderen Ecken Agra und Delhi bilden. Jaipur ist ebenfalls geprägt von einer Dynastie von Rajputen-Maharadschas. Auch hier gibt es einen prunkvollen Palast, im benachbarten Amber, der alten Haupstadt dieser Dynastie, gibt es zudem prächtige Forts. Mit Jaipur werden wir nicht ganz warm. Die Stadt ist deutlich größer und unübersichtlicher als die anderen Städte, die wir vorher in Rajastan besucht haben. Auch ist es hier extrem geschäftig, in der großen Altstadt reiht sich ein Geschäft an das andere.
Jantar Mantar Jaipur
Dennoch hat Jaipur einige Reize. Die Fassaden der Gebäude der Hauptstraßen der Altstadt sind alle rosa angestrichen, eine Maßnahme, die Ende des 19 Jahrunderderts anlässlich des Besuchs des Prince of Wales durchgeführt und seither beibehalten wurde. Neben dem Palast, sind hier vor allem die historische Sternwarte Jantar Mantar und der „Palast der Winde“ Hawa Mahal sehenswert, der für die Damen des Hofs gebaut wurde und ihnen erlaubte, das Geschehen auf der belebten Straße zu beobachten ohne selbst gesehen zu werden. Die Moguln haben in Indien den Brauch eingeführt, dass edle Damen sich niemals in der Öffentlichkeit zeigten, auch herrschte strikte Geschlechtertrennung am Hof. Das wurde auch an den Höfen der hinduistischen Rajputen bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts eingehalten. Dennoch sollte den Damen nicht entgehen, was draußen passierte, sodass sie von ihrem Palast aus hinter dem Schutz von Gitterfenstern das Geschehen auf der Straße beobachten konnten.
Amber, Fort und Stadt
Viel malerischer als Jaipur ist das benachbarte Amber. Die Kleinstadt war die Hauptstadt des hiesigen Rajputenreichs, bis es dort zu eng wurde und Jaipur von Maharaja Jai Sing II. als neue Hauptstadt am Reißbrett geplant wurde. Das Amber Fort ist ein wunderschöner Palast in traumhafter Kulisse. Vom oberhalb gelegenen Fort (ebenfalls mit Palast), das gebaut wurde, um das Amber Fort zu schützen, hat man eine tolle Aussicht auf die Umgebung. Von hier versteht man auch, wie gut der Standort für Amber gewählt wurde. Es ist fast rundum von Bergen geschützt. Dennoch wurden auch mächtige Schutzmauern um die Stadt gebaut, die bis heute erhalten sind.

Samstag, 18. Juni 2011

Goldene Stadt in der Wüste – Jaisalmer

Als wir morgens um 5 mit dem Nachtzug in Jaisalmer ankommen, zeigt sich die Stadt nicht gerade von ihrer besten Seite. Wir sowie die paar anderen ankommenden westlichen Touristen werden von den schlimmsten Rickshawfahrern und Schleppern belagert, die ich bisher in Indien erlebt habe. Es wird auf einen eingeredet und wir werden noch lange verfolgt, als wir uns längst entschieden haben, aufgrund ebendieser Belagerung zum Hotel unserer Wahl zu gehen. Zwar lebt Jaisalmer hauptsächlich vom Tourismus und es ist tiefste Nebensaison, sodass der Wettbewerb tobt, doch dieses Verhalten schreckt die Touristen eher ab.
Jaisalmer, Altstadt und Fort
Als wir jedoch ein paar Stunden später ein wenig ausgeruht aus unserem Hotel treten, sind wir wieder versöhnt. Jaisalmer, ehemals eine wichtige Etappe auf den Handelsrouten nach Westen, ist heute eine Kleinstadt mitten in der Thar-Wüste tief im Westen Rajastans. Von hier ist es nicht mehr weit nach Pakistan. Die Stadt ist fast komplett aus gelbem Sandstein gebaut, sodass sie gerne die Goldene Stadt genannt wird. Jaisalmer wird überragt von einem Majestätischen Fort, das nicht nur den Palast beherbergt, sondern auch noch immer „normalen“ Menschen, deren Häuser sich im inneren seiner Wände befinden, eine Heimat gibt. Damit ist Jaisalmer wohl das einzige „lebende“ Fort der Welt. Abgesehen von den anstrengenden Shopbesitzern und anderen vom Tourismus abhängigen Menschen ist Jaisalmer eine sehr schöne und ruhge Stadt, wo es uns gut gefällt. Wir schlendern viel durch die Gassen und genießen es, hier zu sein.
Bei einem Besuch in Jaisalmer ist eine Kamelsafari fast Pflicht. Auch wir haben das fest eingeplant und entscheiden uns aufgrund der knappen Zeit für eine 2 Tage dauernden Kamelritt mit einer Übernachtung in der Wüste unter freiem Himmel. Die Wahl der Agentur Thar Safari erweist sich als gut (auch wenn unsere Hotelbesitzer etwas beleidigt sind, dass wir nicht bei ihnen gebucht haben), alles ist bestens organisiert. Wir sind nur zu zweit und haben als Kameltreiber zwei Jungs dabei, die uns, wie bei solchen Unternehmungen in Indien üblich, bestens umsorgen. Wir werden bekocht und müssen selbst keinen Finger krümmen. Kamelreiten ist eine angenehme Art der Fortbewegung, man schreitet relativ langsam durch die durchaus abwechslungsreiche Wüstenlandschaft. Das hat etwas meditatives.
Begegnung zweier "Karavanen"
Höhepunkt der Safari ist aber wie erwartet die Übernachtung in der Wüste. Wir kommen uns fernab vor von der Zivilisation (die aber gar nicht so weit ist), um uns grasen die Kamele, über uns spendet der Vollmond Licht. Wir haben großes Glück, denn ausgerechnet in dieser Nacht findet eine Mondfinsternis statt, sodass wir auch noch einen wunderbaren Sternenhimmel zu sehen bekommen. Am nächsten Morgen wird weiter geritten, wir entscheiden jedoch, nach dem Mittagessen nicht mehr per Kamel weiterzuziehen. In der Tat schmerzt die Innenseite unserer Oberschenkel inzwischen so sehr, dass wir uns fragen, wie man sich wohl nach einer längeren Safari fühlen muss. Dennoch ein unvergessliches und sehr empfehlendes Erlebnis, dass den Wüstenbewohnern direkt zugute kommt. Vielen jungen Männern bleibt aus Mangel an Alternativen keine andere Wahl, als Kameltreiber für Touristensafaris zu werden, wenn sie ihre Heimat nicht verlassen wollen. Unsere beiden Jungs sind beide unter 18 und der jüngere ist mit 15 der einzige Familienernährer. Angesichts der Routine, mit der wir von ihm bestens umsorgt werden, hat er sicher schon einige Kameltouren hinter sich.

Donnerstag, 16. Juni 2011

Die blaue Stadt – Jodhpur

Nach der Auszeit in Pushkar machen wir weiter mit der Tour der königlichen Stätten Rajastans. Es geht gen Westen, nach Jodhpur, der blauen Stadt. Den Beinamen trägt die Hauptstadt Marwars („Land des Todes“) zurecht: ein Großteil der Häuser der Altstadt ist in einem satten indigoblau angestrichen, wie wir beim Rundumblick von der Dachterasse unserer schönen Unterkunft in einer Haveli feststellen können. Ursprünglich waren blaue Häuser ein Vorrecht der Brahmanen, doch inzwischen darf jeder sein Haus so anstreichen wie er möchte. Indigo soll allerdings eine abschreckende Wirkung auf Moskitos haben.
Jodhpur ist vor allem bekannt für das imposante Mehrangar Fort, welches über der Stadt thront. Wie bei den Rajputen-Maharadschas übrig gibt es drinnen prunkvolle Paläste. Im Palastmuseum lernen wir auch, dass der Herrscherclan Marwars von niemand geringerem als Lord Krishna abstammt. Dies wird auch per Stammbaum dokumentiert. Göttliche Abstammung ist bei den Rajputen ebenfalls nicht unüblich: die Herrscherclans legitimierten ihre Macht zusätzlich, indem sie vorgaben, von der Sonne, dem Mond ober auch dem Feuer abzustammen.
Noch mehr als das Fort hat uns in Jodhpur jedoch das Gassengewirr der Alstadt begeistert. Man kann hier endlos herumirren, ein großer Teil der Straßen bildet gleichzeitig einen riesigen Bazaar, wo sowohl die lokale Bevölkerung, als auch die Touristen (diese besonders um den Clock Tower herum) alles finden können, was das Herz begehrt. Trotz der Hitze gehen wir also stundenlang durch die Gassen, die auch viele tolle Fotomotive bieten.

Mittwoch, 15. Juni 2011

Ein kleiner Pilgerort zum Relaxen – Pushkar

Auf dem Weg von Udaipur nach Pushkar legen wir zunächst einen Zwischenstopp in Ajmer ein, ein sehr muslimisch geprägter Ort im Zentrum von Rajastan. Hier befindet sich ein sehr bedeutender Sufi-Schrein, der Pilger aus aller Welt hierher lockt, im übrigen durchaus aus Hindus. Wir haben unseren Tag für den Besuch der Stadt nicht optimal ausgewählt, denn an diesem Freitag findet die jährliche Urs statt, also die große Pilgerfahrt nach Ajmer. Insgesamt drängen sich 800.000 Pilger durch die Straßen und wir sind mitten in der Menschenmenge. Angesichts des Andrangs sparen wir uns denn auch den Besuch des Schreins, es ist allerdings durchaus ein Erlebnis, sich in der Menge durch die engen Gassen der Altstadt zu drängen. Der Besuch war auch nicht umsonst, unter anderem besuchen wir in einem Jain-Tempel eine etwas skurrile vergoldete Miniaturinstallation, welche die Geburt und das Leben des ersten Tithankaras (der erste der 24 Jain Propheten) darstellt.
Pushkar, das ganz in der Nähe von Ajmer liegt, ist ein kleiner Pilgerort, der um einen See mit zahlreichen Ghats angelegt ist. Hier befindet sich einer der wenigen (doch recht unspektakulären) Brahma-Tempel Indiens. Pushkar ist bekannt für seine riesige, jährlich stattfindende Kamelmesse, die zehntausende Menschen und Kamele in die Stadt bringt. Ansonsten hat sich das Städtchen als beliebte Etappe auf den Backpackertouren etabliert, denn hier kann man ein paar Tage von der Hektik Indiens entspannen. Außerhalb der Pilger- und Tourismussaison ist es hier außerordentlich ruhig, die Hotels sind teilweise zu Renovationszwecken geschlossen, die anderen bieten Schnäppchenpreise für ihre Zimmer. Wir halten uns in Pushkar hier nur recht kurz auf, denn unser Programm für die nächsten Wochen ist relativ dicht gedrängt. Es bleibt aber genug Zeit, um durch die Straßen zu schlendern, das Angebot der zahlreichen Shops zu begutachten, uns mal eine Pizza zu gönnen und einen Tempelberg oberhalb der Stadt zu erklimmen, von dem aus man eine phänomenale Aussicht hat.
Die Menschen sind hier wie überall sehr nett und hilfsbereit, doch wir machen bei unserer Abreise per Bus auch die typische Indien-Erfahrung, dass man nicht immer alles glauben sollte, was einem erzählt wird. Jeder sagt uns etwas anderes bezüglich der Abfahrtszeiten der Busse und es dauert eine Weile, bis wir endlich den richtigen Bus nach Jodhpur besteigen können. Wie sich herausstellte hätten uns einige lieber in den teuren Deluxe-Bus gelotst, doch wir bleiben den Klapperbussen ohne Beinfreiheit treu.

Montag, 13. Juni 2011

Eine Traumstadt für den Maharana – Udaipur

Da wir von Süden kommen ist Udaipur unser Einfallstor nach Rajastan, dem „Land der Könige“. Der Bundesstaat im Nordwesten Indiens ist die wohl touristischste Gegend des Landes, das merkt man auch gleich in Udaipur. Die Altstadt wurde größtenteils dem Tourismus überlassen, hier gibt es Unmengen an Hotels, (Rooftop-) Restaurants und auf Touristen ausgerichtete Läden. Dennoch hat die Altstadt nicht den musealen Charakter vieler herausgeputzter alten Stadtzentren in Europa. In den engen Gassen tobt wie gewohnt das Leben, im Erdgeschoss fast jedes Hauses gibt es einen kleinen Handwerksbetrieb oder einen Laden. Insgesamt ist Udaipur eine sehr angenehme Stadt, denn es gibt im Zentrum recht wenig Verkehr und man wird auch relativ wenig von Menschen belästigt, die einem etwas verkaufen wollen. Wir sind allerdings froh, außerhalb der Tourismussaison hier zu sein, dann muss die Hölle los sein.
Udaipur gilt als eine der romantischsten Städte Indiens, durchaus zurecht. Die Maharanas von Mewar (angeblich die am längsten ununterbrochen herrschende Dynastie der Welt) haben sich hier im Laufe der Jahrhunderte eine Traumstadt geschaffen. Künstiche Seen aus denen Paläste herausragen (wie der Lake Palace, wo Szenen für den James Bond Film Octopussy gedreht wurde), ein riesiger und sehr Prunkvoller Stadtpalast, ein Monsunpalast, wunderschöne Parks sowie beeindruckende Cenotaphe zu Ehren der verstorbenen Mitglieder der Königsfamilie. Wir besuchen selbstverständlich die meisten Sehenswürdigkeiten der Stadt, schießen ob der sehr fototauglichen Motive zahlreiche Bilder und entspannen nach getaner Tourismuspflicht auf der Dachterasse unseres Hotels, von wo aus man eine traumhafte Aussicht genießen kann. Schließlich besuchen wir auch eine Aufführung traditioneller Tänze aus Rajastan, von denen wir sehr angetan sind. Unter den Tänzerinnen ist unter anderem eine Dame, die einen Turm aus 9 Krügen auf dem Kopf balanciert, der deutlich höher ist als sie.

Sonntag, 12. Juni 2011

Erst auf den zweiten Blick interessant – Ahmedabad

Wir haben zunächst einige Schwierigkeiten, mit Ahmedabad warm zu werden. Na ja, eigentlich ist es hier eher zu heiß, oder eher schwül, mal wieder läuft uns der Schweiß überall herunter. Auch ist die Stadt laut und hektisch, in den Straßen gibt es sehr viel Verkehr. Es ist mal wieder ein kleines Abenteuer, manche Straßen zu überqueren. Wir brauchen einen ganzen Tag, um hier richtig anzukommen.
Allerdings hat Ahmedabad auch einiges zu bieten. Wir unternehmen eine geführte Tour durch die Gassen der Altstadt. Diese ist historisch unterteilt in 600 kleine Viertel, jedes für eine Kaste, die einen bestimmten Beruf ausübt. Es gibt hier schöne alte Häuser, verborgene Tempel und imposante Moscheen. Es gibt in Ahmedabad auch lebhafte Märkte, wo man alles erdenkliche erwerben kann. Die Stadt ist auch bekannt für ihren von Mohandas Gandhi gegründeten Ashram, der erste, den der Mahatma in Indien gründete und wo er etwa 15 Jahre lebte. Das dortige Museum ist sehr lehrreich.
Auch wenn Ahmedabad eine lohnenswerte Etappe war, sind wir dennoch froh, als wir die Stadt verlassen und als nächstes das deutlich ruhigere und nicht ganz so schwül-heiße Udaipur ansteuern. 

Freitag, 10. Juni 2011

Ein Berg voller Tempel – Palitana

Es gibt nur einen Grund, nach Palitana zu fahren, dies ist der nahe gelegene Berg, auf dem Hunderte von Jain Tempel liegen. Palitana ist der wichtigste Wallfahrtsort der Jains in Indien. Die Mehrheit dieser dem Hinduismus relativ ähnlichen Religionsgemeinschaft lebt in Gujarat.
Bevor wir am nächsten Morgen zu früher Stunde aufbrechen, um den Tempelberg zu besteigen erkunden wir zunächst Palitana selbst. Der Ort liegt nicht auf der üblichen Backpackerroute und hat erstaunlich wenige Hotels und Restaurants. Die jainistischen Pilger kommen in den vielen Dharamsalas (Pilgerheime) unter, zu denen wir jedoch keinen Zutritt haben. Es gibt auch keine Internetcafés. Dafür sind die Menschen hier überaus freundlich, man wird hier auch in Gespräche verwickelt, ohne dass einem etwas verkauft werden soll. So plaudern wir recht lange mit einem älteren Herrn, dessen Hobby es zu sein scheint, mit Touristen zu quatschen. Er zeigt uns den Tabakladen seiner Familie und hält uns dabei eine Predigt, wie schlimm die Tabakerzeugnisse, die hier verkauft werden, für die Gesundheit sind. „Hier gibt es nichts für Euch!“ Auch erfahren wir sehr viele interessante Dinge über den Jainismus. Anschließend werden wir noch Zeuge einer Prozession, die anlässlich der Einweihung eines neuen Tempels stattfindet. Schmuckvoll gekleidete Menschen ziehen auf silbernen Pferden und Kamelwagen vorbei, dazu gibt es wie üblich Musik und wilden Tanz.
Am nächsten Morgen stehen wir sehr zeitig auf, denn wir wollen vor der großen Hitze die 3.200 Stufen erklimmen, die es hinter sich zu bringen gilt, um die 600 Höhenmeter bis zu den Tempeln zu überwinden. Wir steigen gemeinsam mit Hunderten von Pilgern auf, die gemeinsame Anstrengung erzeugt ein gewisses Gemeinschaftsgefühl. Gleichzeitig werden wir mal wieder neugierig ausgefragt. Wer übrigens zu faul oder zu schwach ist, zu Fuß den Berg zu erklimmen kann sich für 1.000 Rupie (ca. 16 Euro) die Stufen hoch tragen lassen.
Die Mühe des Aufstiegs ist sehr lohnenswert. Es erwarten uns zahlreiche, innen und außen reich verzierte Tempel und eine tolle Aussicht auf die Umgebung, die allerdings leicht dunstgetrübt ist. Auf dem größten Teil des Areals herrscht auch eine friedliche Ruhe, denn der Trubel konzentriert sich um den Haupttempel. Hier herrscht umso mehr chaotisches Tempeltreiben, das sich für den Laien auch nicht wirklich von dem in Hindutempeln unterscheidet. Statt der Götter werden eben die Jain Tithakaras (Propheten) verehrt.
Der Abstieg ist dann absolut unangenehm, da inzwischen die Sonne knallt und unser Wasservorrat zur Neige geht. Zwar wird entlang der Strecke Wasser verteilt, das angeblich abgekocht ist, doch das ist uns doch zu heikel. Außerdem tun uns inzwischen die Füße höllisch weh, denn wir laufen seit Stunden barfuß. Wir sind froh, als wir unten ankommen und uns mit kühlem Wasser und einem Thali wieder stärken können.

Samstag, 4. Juni 2011

Erholung vom Großstadttreiben – Díu

Wir gönnen uns ausnahmsweise ein wenig Luxus und fliegen von Mumbai nach Díu. Eine Stunde Flug statt 24 Stunden Busfahrt, das lohnt sich! Der Flughafen der ehemaligen portugiesischen Enklave ist winzig, man läuft direkt vom Rollfeld in einen Ankunftsraum, wo einem von Hand das Gepäck gereicht wird. 10 Minuten nach der Ankunft vor Ort verlassen wir den Flughafen.
Wir quartieren uns in einem traumhaften Zimmer (fast eine kleine Suite mit Wohn- und Schlafzimmer) in der St. Thomas Church ein. Hier lässt sich die idyllische Ruhe von Díu außerhalb der Touristenhauptsaison optimal genießen.
Ruhe ist auch der Hauptgrund für unseren Besuch in diesem verschlafenen Städtchen. Wir verbringen daher auch viel Zeit an den Stränden der Insel. Um herumzukommen mieten wir uns ein klappriges Moped. Zunächst auf dem belebten Nagoa Beach, doch für die Inder ist der Anblick einer hübschen jungen Frau im Bikini eine aufregende Angelegenheit, sodass wir hier wenig Ruhe haben. Wir ziehen daher weiter zu einem komplett menschenleeren Strand, Gomptimata Beach. Hier lässt es sich bestens aushalten.
Wir lassen uns selbstverständlich auch die touristischen Highlights von Díu nicht entgehen. Hier gibt es ein gut erhaltenes Fort und man kann sich bestens in den vielen kleinen Gassen der Altstadt verlaufen. Verlässt man Díu Town findet man auf der Insel ein paar kleine Dörfchen, die einen deutlichen Kontrast zur touristischen Inselhauptstadt bilden. Insgesamt ein sehr lohnenswerter und schöner Aufenthalt, wir verlassen Díu nach 3 Tagen etwas wehmütig in Richtung Palitana.

Dienstag, 31. Mai 2011

Zu Besuch in der größten Stadt der Welt – Mumbai

Seit Jahren schon bin ich fasziniert von Bombay, der Riesenstadt, die ich unter anderem dank der Romane von Salman Rushdie bereits oft literarisch erkundet habe. Endlich darf ich die Stadt, die mit offiziell 17 Millionen Einwohnern (manche schätzen die tatsächliche Einwohnerzahl auf bis zu 25 Millionen) von sich behauptet die größte der Welt zu sein, nun auch selbst erkunden.
Gateway of India
In Mumbai endet auch die einzelgängerische Phase meiner Reise, da meine Freundin Andrea hier zu mir gestoßen ist, um mich 4 Wochen lang zu begleiten. Es ist ein freudiges Wiedersehen, nachdem wir uns drei Monate nicht gesehen hatten.
Ich verkünde damit zwar nichts neues, doch Bombay ist eine Stadt der extremen Gegensätze. Wenn man, wie die meisten Touristen, in Colaba an der Südspitze der Stadt untergebracht ist, so findet man eine Gegend vor, die für indische Verhältnisse extrem ruhig und geordnet ist, mit gepflegten Altbauhochhäusern und ruhigen grünen Nebenstraßen. Man kommt sich fast vor wie in einer Stadt der nordamerikanischen Ostküste. Wenige Meter entfernt findet man jedoch schon einen kleinen Slum. Dieses Bild bietet sich uns in vielen Teilen der Stadt, die wir erkunden. Offensichtlicher Reichtum und extreme Armut liegen direkt nebeneinander, sei es auf den besseren Einkaufsstraßen oder im exklusiven Wohnviertel Malabar Hill. Gleichzeitig ist es hier fast überall sehr voll und laut, für Andrea ein echter Kulturschock. Die extreme Schwüle macht das ganze nicht weniger anstrengend, ich kann mich nicht erinnern, auf meiner Reise so viel geschwitzt zu haben wie hier.
Victoria Terminus
Natürlich haben wir alle wichtigen Sehenswürdigkeiten abgeklappert und haben auch die Fähre bestiegen, um die Tempelgrotten auf Elefanta Island zu besuchen. Es war Sonntag, daher war der Andrang besonders groß. Wir durften mit sehr vielen Großfamilien posieren und den üblichen Smalltalk führen. Auf dem Rückweg bricht kurze Zeit Aufregung auf dem Schiff aus, da plötzlich aus dem nichts ein Skorpion auftaucht. Das arme Tier hatte dann aber nicht mehr lange zu leben und die Lage beruhigte sich wieder.
Elephanta Island
Kurz vor unserer Abreise hatten wir noch einen weiteren Zusammenstoß mit der Tierwelt Mumbais. Als sich Andrea morgens ihre Hose anzog spürte sie eine Ausbeulung in der Hosentasche. Es blickten sie aus der Hose tierische Augen an. Das Kleidungsstück war sehr schnell wieder ausgezogen und der Schreck ziemlich groß. Das Tier kam dann auch aus der Hosentasche gekrochen und entpuppte sich als kleine Fledermaus, die ich dann mit einigen Schwierigkeiten mit Hilfe meiner Flipflops aus dem Fenster unseres Zimmers bugsierte.

Samstag, 28. Mai 2011

Kein Traumstrand doch trotzdem eine Reise Wert – Murud

Als ich in Murud ankomme, bin ich zunächst etwas enttäuscht. Statt dem erhofften weißen Sandstrand erwartet mich ein schwarzer Sandstreifen. Der Sand ist zudem ein wenig schmierig, als habe es hier eine kleine Ölpest gegeben, jedenfalls vergeht mir die Lust, mich hier hinzulegen. Auch das vor dem Ort liegende Inselfort sieht nicht sehr beeindruckend aus, eine verfallene Ruine. Dabei habe ich eine lange Reise hinter mir, bin stundenlang mit Bus, Schiff und wieder Bus gefahren.
Unterwegs habe ich einen erster Eindruck von der Riesenhaftigkeit Mumbais erhalten, denn ich habe mit Bus und Taxi die ganze Stadt durchfahren. Ich denke, zwei Stunden hat es schon gedauert, von den äußeren Bezirken bis zum Gateway of India zu kommen, wo ich meine Fähre bestiegen habe.
Ich lasse mich vom ersten Eindruck allerdings nicht entmutigen und nehme erst einmal einen Bad im Meer. Landschaftlich ist die Konkanküste, der südlich von Mumbai liegende und als Geheimtipp geltende Küstenstreifen von Maharashtra, auf jeden Fall sehenswert. Es wechseln sich Sandstrände und felsige Steilküsten ab, man könnte stellenweise meinen, sich an der Côte d'Azur zu befinden. Gleichzeitig ist die Gegend relativ dünn besiedelt, auch touristisch ist nicht gerade deie Hölle los. Der Strand in Murud ist umrahmt von Kokospalmen und Felsen, an seinem Nordende befindet sich ein etwas unpassend wirkendes neogothisches Schloss, der Sitz der Nawabs von Janjira.
Statt mich an den Strand zu legen erkunde ich die Umgebung, entdecke den sehenswerten kleinen natürlichen Hafen Muruds und die Behausungen der Fischer. Auch entdecke ich, dass das eigentliche Fort eine Bucht weiter liegt und wie eine Beeindruckende Festung aus dem Meer ragt. Das Fort von Janjira ist bekannt dafür, das einzige Fort der indischen Westküste zu sein, das niemals eingenommen wurde. Weder den Engländern, Holländern oder Portugiesen, noch den mächtigen Marathen ist dies gelungen. Wenn man am Fuße der Mauern des Forts steht, versteht man auch warum. Ein Ausflug dahin ist ein schöner Spaziergang entlang der Steilküste, man gelangt dann an Bord von kleinen, vollgepackten Segelschiffen zum Fort und kann auch von hier schöne Aussichten genießen.
Murud selbst ist der erste Badeort, den ich hier in Indien besuche, der nicht primär auf ausländische Touristen ausgerichtet ist. Das hat durchaus seine Vorteile: es gibt keine nervigen Verkäufer am oder beim Strand, keine Restaurants mit pseudowestlichem Essen. Stattdessen viele Großfamilien aus Mumbai oder Pune, die hier ein wenig vom Großstadtleben entspannen. Diese stören sich auch nicht daran, dass der Strand nicht so sauber ist. Solang man Cricket spielen und baden kann, ist alles gut. Es gibt auch zahlreiche weitere Vergnügungsmöglichkeiten am Strand wie Kamelreiten oder Pferdekutschenfahren. Entspannen konnte ich hier jedenfalls, wenn auch auf eine andere Weise als gedacht.