Kashmir – in Indien weckt das Tal am Rande des Himalayas Sehnsüchte wie kaum eine andere Region. Aufgrund der Teilung der Provinz und der politischen (und teilweise gewalttätigen) Auseinandersetzungen um die Zugehörigkeit der Region zu Indien oder Pakistan erhitzen sich schnell die Gemüter, wenn sie zur Sprache kommt. Abgesehen davon gilt das Tal aber als außergewöhnlich schön. Auf meiner ganzen Reise schon wird mir davon vorgeschwärmt, ganz besonders von den Kashmiris selbst, die sich in ganz Indien als geschäftstüchtige Kaufleute verdingen. Es gilt als Indiens Paradies auf Erden. So ist Kashmir auch bei den Indern, die es sich leisten können, seit sich die politische Lage hier wieder beruhigt hat, ein sehr beliebtes Urlaubsziel.
Dal Lake von unserem Hausboot aus |
Auch wir wollten uns selbst ein Bild davon machen, wie man sich das Paradies auf Erden vorzustellen hat. Zumindest einen kleinen Eindruck wollten wir erhalten, denn für mehr als einen kurzen Aufenthalt in Srinagar, der Sommerhauptstadt des Staates Jammu und Kashmir, reichte unsere Zeit leider nicht mehr. In Leh wurden wir bereits vor den geschäftstüchtigen Kashmiris gewarnt, die in Srinagar die Touristen nur über den Tisch ziehen wollten. Dennoch machten wir uns auf den Weg.
Ein letztes Mal bürdeten wir uns die Strapazen einer langen Busfahr auf, jedoch in abgemilderter Variante mit dem Deluxe-Bus und damit gesichertem Sitzplatz. Über Nacht geht es auf einer 20-stündigen fahrt über 3 Pässe hinüber von Ladakh über Kargil ins Kashmir Tal. Einen Teil der Strecke kennen wir schon, wir fahren wieder an Lamayuru vorbei, freuen uns, den wunderschönen Ort und das Moonland noch einmal zu sehen. Anschließend erkennen wir in der Ferne den Konzke-La, den wir erst vor ein paar Tage wandernd überquert hatten. Gerade vor der Dunkelheit erreichen wir den Foto-La, hier weht der Wind, doch die letzten Lichtreste schaffen eine romantische Stimmung.
Unterwegs in der Altstadt |
Als es wieder hell wird erklimmen wir den letzten Pass, bevor wir das Kashmir-Tal erreichen. Die Landschaft ist plötzlich eine völlig andere: es ist plötzlich sehr grün und bewaldet, wir sehen Schneefelder und kleine Gletscher an den Hängen. Manche unsere indischen Mitfahrer sind ganz aus dem Häuschen und filmen fast ununterbrochen mit ihrem Handy aus dem Fenster. Es sieht hier fast alpin aus, die Hänge sind jedoch steiler, die Täler tiefer und die Gipfel höher. Zudem ist die Militärpräsenz auf dem Land beeindruckend und überall erblickt man kashmirtypische Moscheen: Pagodenähnlich mit grünem Dach und ohne Minarette.
Die (fast) Millionenstadt Srinagar ist nach dem beschaulichen Leh ein echter Schock: es ist laut und wir werden wie erwartet gleich bedrängt von Schleppern, die uns auf das Hausboot ihrer Wahl bringen wollen. Die Suche nach der richtigen Hausboot-Unterkunft gestaltet sich denn auch recht langwierig und anstrengend, doch schlussendlich finden wir eine Bleibe mit zufriedenstellendem Preis-Leistungsverhältnis in guter Lage auf dem Dal-Lake. Im Vergleich zu den Unterkunftspreisen anderswo in Indien ist das jedoch für die ziemliche Bruchbude, die unser Boot ist, echte Abzocke.
Unterwegs auf dem Dal Lake |
Trotzdem, es lohnt sich. Nach der ersten Nacht auf dem Hausboot entdecken wir die schönen Seiten von Srinagar: die wenig touristische Altstadt mir ihren Gassen und Kaälen, die vielen Moscheen , die moghulischen Gärten, das exzellente kashmirische Essen und vor allem der Dal Lake. Die beiden Fahrten per Shikara (Ruderboote) sind sicherlich die Highlights unseres Aufenthalts in Srinagar. Wir entdecken das Leben auf dem See, genießen die Ruhe und die Aussicht, probieren typischen Kashmiritee, bestaunen Lotusblüten und Wasservögel und lassen einfach die Landschaft an uns vorbeiziehen. Schade, dass man auch immer wieder von Händlern belästigt wird.
Wir verlassen das vermeintliche Paradies auf Erden dann per Flugzeug, um ein wenig Zeit zu sparen. Der Flughafen ist auch ein Erlebnis für sich: zwar klein, doch extrem gut gesichert. Unsere Autorickshaw muss uns an der Sicherheitsschleuse 1 Kilometer vor dem Flughafengebäude abladen. Hier wird man bereits durchleuchtet, alle Autos zum Flughafen werden durchsucht. Dann gibt es eine weitere Sicherheitskontrolle am Flughafengebäude. Man durchläuft noch weitere Kontrollen und muss auch noch einmal sein Gepäck identifizieren, bevor dieses in den Flieger geladen wird. Das ist alles ein wenig skurril, doch so scheint zumindest sichergestellt zu sein, dass nichts passiert. Es geht ein letztes Mal nach Delhi, wo meine Reise endet.
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