Als ich in Murud ankomme, bin ich zunächst etwas enttäuscht. Statt dem erhofften weißen Sandstrand erwartet mich ein schwarzer Sandstreifen. Der Sand ist zudem ein wenig schmierig, als habe es hier eine kleine Ölpest gegeben, jedenfalls vergeht mir die Lust, mich hier hinzulegen. Auch das vor dem Ort liegende Inselfort sieht nicht sehr beeindruckend aus, eine verfallene Ruine. Dabei habe ich eine lange Reise hinter mir, bin stundenlang mit Bus, Schiff und wieder Bus gefahren.
Unterwegs habe ich einen erster Eindruck von der Riesenhaftigkeit Mumbais erhalten, denn ich habe mit Bus und Taxi die ganze Stadt durchfahren. Ich denke, zwei Stunden hat es schon gedauert, von den äußeren Bezirken bis zum Gateway of India zu kommen, wo ich meine Fähre bestiegen habe.
Ich lasse mich vom ersten Eindruck allerdings nicht entmutigen und nehme erst einmal einen Bad im Meer. Landschaftlich ist die Konkanküste, der südlich von Mumbai liegende und als Geheimtipp geltende Küstenstreifen von Maharashtra, auf jeden Fall sehenswert. Es wechseln sich Sandstrände und felsige Steilküsten ab, man könnte stellenweise meinen, sich an der Côte d'Azur zu befinden. Gleichzeitig ist die Gegend relativ dünn besiedelt, auch touristisch ist nicht gerade deie Hölle los. Der Strand in Murud ist umrahmt von Kokospalmen und Felsen, an seinem Nordende befindet sich ein etwas unpassend wirkendes neogothisches Schloss, der Sitz der Nawabs von Janjira.
Statt mich an den Strand zu legen erkunde ich die Umgebung, entdecke den sehenswerten kleinen natürlichen Hafen Muruds und die Behausungen der Fischer. Auch entdecke ich, dass das eigentliche Fort eine Bucht weiter liegt und wie eine Beeindruckende Festung aus dem Meer ragt. Das Fort von Janjira ist bekannt dafür, das einzige Fort der indischen Westküste zu sein, das niemals eingenommen wurde. Weder den Engländern, Holländern oder Portugiesen, noch den mächtigen Marathen ist dies gelungen. Wenn man am Fuße der Mauern des Forts steht, versteht man auch warum. Ein Ausflug dahin ist ein schöner Spaziergang entlang der Steilküste, man gelangt dann an Bord von kleinen, vollgepackten Segelschiffen zum Fort und kann auch von hier schöne Aussichten genießen.
Murud selbst ist der erste Badeort, den ich hier in Indien besuche, der nicht primär auf ausländische Touristen ausgerichtet ist. Das hat durchaus seine Vorteile: es gibt keine nervigen Verkäufer am oder beim Strand, keine Restaurants mit pseudowestlichem Essen. Stattdessen viele Großfamilien aus Mumbai oder Pune, die hier ein wenig vom Großstadtleben entspannen. Diese stören sich auch nicht daran, dass der Strand nicht so sauber ist. Solang man Cricket spielen und baden kann, ist alles gut. Es gibt auch zahlreiche weitere Vergnügungsmöglichkeiten am Strand wie Kamelreiten oder Pferdekutschenfahren. Entspannen konnte ich hier jedenfalls, wenn auch auf eine andere Weise als gedacht.
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