Wenn man Leh nicht mit dem Flugzeug ansteuert, ist die Ankunft in der abgelegenen Haupstadt Ladakhs eine aufreibende Angelegenheit. Kommt man von Süden aus, erreicht man Leh über die Manali-Leh Straße, die 460 Kilometer durch das Hochgebirge führt. Man überquert insgesamt 5 hohe Pässe, darunter den Tanglang La, mit 5360 Metern der zweithöchste (Straßen-) Pass der Welt.
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Stau am Rohtang Pass |
Wir entscheiden uns für eine wenig komfortable, doch günstige und sehr nette Art, die Strecke zu überwinden und nehmen den öffentlichen Bus. Zunächst nimmt man einen Bus bis nach Keylong, von wo am nächsten Tag der längere Teil der Strecke nach Leh überwunden wird. Als wir um 4 Uhr morgens den Bus besteigen, müssen wir drängeln um überhaupt reinzukommen und bekommen keinen Sitzplatz. Das heißt, dass wir die Strecke im Stehen verbringen müssen. Anfangs geht alles ganz flott, einige Mitfahrer (einheimische) müssen sich aus dem Fenster übergeben. Wir bestaunen bereits die traumhafte Bergkulisse. Kurz nach der Frühstückspause kommt der Bus allerdings zum stehen: am ersten Pass nach Manali, dem gut 3900 Meter hohen Rohtang Pass, steht der Verkehr still. Der Grund: der sehr schlechte Straßenzustand und das hohe Verkehrsaufkommen. Viele indische Touristen kommen hierher, um (teilweise im Schneeanzug) die schmutzigen Schneereste zu sehen. Für viele der einzige Schnee ihres Lebens. Im Schneckentempo geht des de Pass hinauf, insgesamt kostet uns der Pass wohl 4 Stunden fahrt. Weiter geht es durch das schroffe, doch auch durchaus grüne Chandra Tal nach Keylong. 12 Stunden fahrt haben wir hinter uns. Am Ziel organisieren wir noch die Weiterfahrt, man kann einen Sitz buchen. Nebenbei kassiere ich einen Strafzettel für Rauchen in der Öffentlichkeit. Abends fallen wir erschöpft ins Bett.
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Sonnenuntergang auf 5300m Höhe |
Auch am nächsten Morgen geht es früh weiter, um 5 Uhr sitzen wir schon wieder im Bus. Auch heute erwartet uns eine sehr lange Busfahrt, die aber noch länger dauern sollte, als wir erwartet hatten. Erst nach 19 Stunden, also Abends kurz vor 24 Uhr, erreichen wir erschöpft, aber begeistert Leh. In der Tat liegt zwar die längste, aber sicherlich auch schönste Busfahrt meines Lebens hinter mir. Die Berglandschaft hier ist einfach unheimlich schön. Schneebedeckte Gipfel spiegeln sich am Baralacha La in einem klaren See, seltsame Gesteinsformationen hängen bei Pang an den Felswänden, Ibex (eine Art große Berziege) grasen bei der Straße. Die Berge sind unheimlich abwechslungsreich, unterschiedliche Gesteine und Farben, mal schroffer, mal sanfter, mal trocken und staubig, mal grün und mit Blümchen. Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir am höchsten Punkt der Straße, dem Tanglang La. Es folgt nur noch eine lange Abfahrt durch die Dunkelheit, bis wir endlich in Leh angekommen sind.
Wir sind zwar erst einmal genug Bus gefahren und total erledigt, doch die Reise hat sich gelohnt. Wer mit dem Flugzeug nach Leh kommt, verpasst wirklich etwas. Auch die Entscheidung gegen den Deluxe-Bus oder ein Jeep Taxi war die richtige: in den Bussen bildet sich eine echte Schicksalsgemeinschaft, ein solches Zusammentreffen zwischen indischen und ausländischen Touristen sowie der lokalen Bevölkerung gibt es wohl selten.
Natürlich habe ich ein paar
Fotos gemacht, die einen kleinen Eindruck von der traumhaften Landschaft vermitteln.
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