Freitag, 10. Juni 2011

Ein Berg voller Tempel – Palitana

Es gibt nur einen Grund, nach Palitana zu fahren, dies ist der nahe gelegene Berg, auf dem Hunderte von Jain Tempel liegen. Palitana ist der wichtigste Wallfahrtsort der Jains in Indien. Die Mehrheit dieser dem Hinduismus relativ ähnlichen Religionsgemeinschaft lebt in Gujarat.
Bevor wir am nächsten Morgen zu früher Stunde aufbrechen, um den Tempelberg zu besteigen erkunden wir zunächst Palitana selbst. Der Ort liegt nicht auf der üblichen Backpackerroute und hat erstaunlich wenige Hotels und Restaurants. Die jainistischen Pilger kommen in den vielen Dharamsalas (Pilgerheime) unter, zu denen wir jedoch keinen Zutritt haben. Es gibt auch keine Internetcafés. Dafür sind die Menschen hier überaus freundlich, man wird hier auch in Gespräche verwickelt, ohne dass einem etwas verkauft werden soll. So plaudern wir recht lange mit einem älteren Herrn, dessen Hobby es zu sein scheint, mit Touristen zu quatschen. Er zeigt uns den Tabakladen seiner Familie und hält uns dabei eine Predigt, wie schlimm die Tabakerzeugnisse, die hier verkauft werden, für die Gesundheit sind. „Hier gibt es nichts für Euch!“ Auch erfahren wir sehr viele interessante Dinge über den Jainismus. Anschließend werden wir noch Zeuge einer Prozession, die anlässlich der Einweihung eines neuen Tempels stattfindet. Schmuckvoll gekleidete Menschen ziehen auf silbernen Pferden und Kamelwagen vorbei, dazu gibt es wie üblich Musik und wilden Tanz.
Am nächsten Morgen stehen wir sehr zeitig auf, denn wir wollen vor der großen Hitze die 3.200 Stufen erklimmen, die es hinter sich zu bringen gilt, um die 600 Höhenmeter bis zu den Tempeln zu überwinden. Wir steigen gemeinsam mit Hunderten von Pilgern auf, die gemeinsame Anstrengung erzeugt ein gewisses Gemeinschaftsgefühl. Gleichzeitig werden wir mal wieder neugierig ausgefragt. Wer übrigens zu faul oder zu schwach ist, zu Fuß den Berg zu erklimmen kann sich für 1.000 Rupie (ca. 16 Euro) die Stufen hoch tragen lassen.
Die Mühe des Aufstiegs ist sehr lohnenswert. Es erwarten uns zahlreiche, innen und außen reich verzierte Tempel und eine tolle Aussicht auf die Umgebung, die allerdings leicht dunstgetrübt ist. Auf dem größten Teil des Areals herrscht auch eine friedliche Ruhe, denn der Trubel konzentriert sich um den Haupttempel. Hier herrscht umso mehr chaotisches Tempeltreiben, das sich für den Laien auch nicht wirklich von dem in Hindutempeln unterscheidet. Statt der Götter werden eben die Jain Tithakaras (Propheten) verehrt.
Der Abstieg ist dann absolut unangenehm, da inzwischen die Sonne knallt und unser Wasservorrat zur Neige geht. Zwar wird entlang der Strecke Wasser verteilt, das angeblich abgekocht ist, doch das ist uns doch zu heikel. Außerdem tun uns inzwischen die Füße höllisch weh, denn wir laufen seit Stunden barfuß. Wir sind froh, als wir unten ankommen und uns mit kühlem Wasser und einem Thali wieder stärken können.

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