Fünf Monate bin ich durch Indien
gereist. Nach nur wenigen Tagen waren die meisten Gedanken, die mich
sonst im Alltag beschäftigen, aus meinem Gehirn verschwunden:
Arbeit, Alltagserledigungen, schlechtes Gewissen wegen zu wenig Sport
oder anderen unerledigten Dingen, Wochenendplanung und ähnliches.
Ich konnte mich nun auf die wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren:
wo schlafe ich heute Abend, was esse ich heute, was schaue ich mir
heute an, wo fahre ich als nächstes hin, welchen Bus muss ich
nehmen, wo ist das nächste Internetcafé. Man hat plötzlich den
Kopf frei für viele angenehme Dinge und merkt, dass man eigentlich
keine Sorgen hat. Bei allem, was ich schönes gesehen und erlebt habe
war dies vielleicht das angenehmste an meiner Reise durch Indien.
Auch Hamburg hat sehr schöne Seiten |
Leider ging das nun zu Ende. Zunächst
erwartete mich zu Hause jedoch etwas sehr angenehmes, der Hauptgrund,
weshalb ich nicht spontan beschloss, meinen Indienaufenthalt zu
verlängern: meine Freundin. Gerade seit sie wieder aus Indien
abgereist war, vermisste ich sie sehr und ich denke, sollte ich
jemals wieder länger verreisen, werde ich das nicht mehr ohne sie
tun. Dass sie mich in Hamburg erwartet hat macht die Rückkehr viel
einfacher.
Ansonsten hat einen der Alltag
allerdings sehr schnell wieder. Die Motivation, wieder täglich
arbeiten zu gehen hält sich sehr in Grenzen. Es ist äußerst
gewöhnungsbedürftig, wieder täglich vom Wecker geweckt zu werden
und der üblichen Routine zu folgen. Auch habe ich noch mehr als vor
meiner Reise das Gefühl, dass die Zeit rennt und die wenige Freizeit
die man hat im Flug vergeht. Natürlich liegt das auch daran, dass
ich zunächst auch einiges zu organisieren habe, um ins normale
Alltagsleben zurückzukehren, doch ich merke auch, dass Arbeiten
schon sehr viel Lebenszeit kostet. Aber irgendwie muss man ja das
Geld für die angenehmen Dinge des Lebens zusammen bekommen.
Das diesen Sommer besonders graue
Hamburger Wetter macht die Rückkehr nicht leichter. Immerhin durfte
ich fünf Monate Sommer erleben, bevor ich in den vorgezogenen Herbst
kam. Dafür kann ich bestimmte Genüsse des Hamburger Lebens jetzt
umso mehr genießen, denn auf manches hatte ich mich schon wieder
gefreut: das Nachtleben, Konzerte, Fahrradfahren, gute Brötchen zum
Frühstück, oder auch wieder mehr als 5 T-Shirts zum Anziehen zur
Auswahl zu haben. Dennoch: wenn ich könnte, ich würde ein Leben als
reisender Müßiggänger vorziehen.
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