Dienstag, 16. Oktober 2007

Touristische Geheimtipps vor meiner Haustür

Man kann es nicht of genug betonen: Der „Problembezirk“ Neukölln ist viel besser als sein Ruf. Nicht nur kann man sich hier ohne Sorge zu jeder Tages- und Nachtzeit vor die Haustüre trauen, es gibt sogar sehr schöne Ecken. Einige wahrhaftige Geheimtipps befinden sich in kurzer Gehdistanz zu meiner Wohnung. Beginnen wir mit dem Körnerpark. Dieser kleine Park entstand zu Beginn des vergangenen Jahrhundert. Dort befand sich eine Kiesgrube, deren Besitzer Franz Körner der Stadt das Areal unter der Auflage schenkte, dass der dort entstehende Park seinen Namen tragen sollte. Daraufhin entstand dort ein prächtiges neobarockes landschaftliches Ensemble, das sich heute zwischen Wohnhäusern versteckt und eine willkommene Ruhestädte ist, wenn man wie dieser Tage mit einem guten Buch die letzte Herbstsonne genießen möchte. (Bilder)

Wenn man dort aus, um wieder zu mir zu gelangen, einen kleinen Schlenker über die Karl-Marx-Straße macht, gelangt man zu einem weiteren kleinen Juwel, dem Richardplatz und der daran anschließenden böhmischen Siedlung Rixdorf. Der Richardplatz ist der historische Kern des alten Dorfes Rixdorf, das 1912 in Neukölln umbenannt und wenig später Berlin eingemeindet wurde. Hier, nur wenige Meter entfernt von der geschäftigen Hauptgeschäftsstraße des Bezirks, der Karl-Marx-Straße, kommt ein ebenso ruhiges wie malerisches dörflich-altstädtisches Flair auf. Richtig ländlich kommt allerdings erst die Böhmische Siedlung daher. Sie hat ihren Ursprung in der Ansiedlung von protestantischen Flüchtlingen aus Böhmen, die von Friedrich Wilhelm I. (dessen Standbild deshalb auch in der Nähe steht) dort angesiedelt wurden. Auch wenn recht wenige Zeugnisse der böhmischen Besiedlung hier übrig geblieben sind, hat sich dennoch ein sehr ländliches Flair gehalten, und das mitten in der Großstadt. Das alles ist wunderbar für einen kleinen Spaziergang zum abschalten.


Zum Schluss noch ein kleiner Hinweis zu einem ganz anderen Thema. Wer sich dafür interessiert und es noch nicht mitbekommen hat: Das neue Album In Rainbows der Band Radiohead steht auf der Homepage der Band zum Download bereit. Das Werk wurde an der Plattenfirma vorbei ganz überraschend veröffentlicht, wer es herunterladen möchte entscheidet selbst ob und wie viel er dafür zahlen möchte. Man sollte sich keine Sorgen über das finanzielle Wohl der Band machen, bei 1 Million Abrufen wurde im Schnitt 6 Pfund Sterling für das Album gezahlt, also ein lohnenswertes Geschäft. Mal wieder ein Beweis dafür, das Plattenfirmen zunehmend in Bedrängnis ob ihrer Notwendigkeit geraten... In Rainbows ist übrigens ein exzellentes Album. Das schreibe ich als jemand, der keineswegs zu den größten Fans von Radiohead gehört.

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