Nach einer furchtbaren Nacht – bestimmt durch die Musik von Goose aus dem Zelt der Sternenbühne (Auftritt ab 3 Uhr!), besoffenes gegröle und die Furchtbare non-stop Beschallung aus der Prollobar in Zeltnähe – war es doch sehr schwierig, am Samstag morgen wieder in Gang zu kommen. Dies ließ mich befürchten, dass ich nicht lange genug durchhalten können würde. Tatsächlich spielten heute eine ganze Reihe von hochkarätigen Bands, die ich alle schon seit langer Zeit gerne live erleben wollte, was mir bis dahin verwehrt geblieben war. Die Befürchtungen waren aber unbegründet, nicht zuletzt Dank eines chilligen Tages, eines belebenden Bergflussbades in der Sitter und der Kraft guter Musik.
Wir ließen die Auftritte von gut klingenden Bands wie Stress und the Locos verstreichen und begannen unseren musikalischen Tag mit dem Auftritt der Frames auf der Sternenbühne. Inzwischen waren Julia und Lilly zu uns gestoßen. Seit ich Dank meines Freundes Pierre-Yves ihr Live-Album Set List entdeckt hatte, warte ich schon darauf, diese Band live erleben zu dürfen. Ihr irisch angehauchter Schrammelpoprock macht die Frames zu einer Art irischem Pendant zu Coldplay. Der Auftritt gefiel mir auch sehr gut, die Musik geht schön unter die Haut. So viel es auch schwer, die Sternenbühne frühzeitig in Richtung Sitterbühne zu verlassen, doch den dortigen bevorstehenden Auftritt konnte man einfach nicht verlassen.
Denn dort war nun Bloc Party an der Reihe, also weitere Helden des Superjahres 2005, die in diesem Jahr ebenso ein famoses zweites Album herausgebracht haben. Nachdem ich das Berliner Konzert aufgrund seines frühzeitigen Ausverkauftseins sicht hatte besuchen können, war dies nun ein guter Trost. Der Sound von Bloc Party eignet sich exzellent zum abgehen, so hat die Band das Publikum natürlich sofort in der Tasche. Glücklicherweise ist es vor der Bühne auch noch nicht allzu überfüllt, sodass man auch noch ein bisschen Platz zum tanzen hat. Vor allem die Hits vom ersten Album kommen super an. Obwohl mir Album Nummer 2, besser gefällt muss ich zugeben, dass seine Stücke live nicht ganz so gut funktionieren. Trotzdem war ich vollkommen begeistert.
Nun musste die Pause genutzt werden, um sich zu stärken, da jetzt der Auftritt der Beatsteaks bevorstand, bekannt dafür, dass es bei ihren Konzerten für das Publikum kein halten mehr gibt. Das stimmte auch in diesem Fall, zumal Herr von Arnim das Publikum auch ausreichend provozierte, um das letzte aus ihm rauszuholen, nicht zuletzt mit dem Ausruf: „Jetzt tobt der ganze Saal“ (sic!). Entsprechend war ich froh, etwas nach hinten geflüchtet zu sein, denn Kampfpogo war noch nie so ganz meins. Jasmin hat übrigens dabei ein Knöchelverletzung davongetragen... Aber geil war’s trotzdem!
Für die Kaiser Chiefs haben wir uns dann wieder nach vorne gekämpft. Man braucht gar nicht mehr zu erwähnen, dass Rémi schon wieder ganz vorne war... Das hätten wir vielleicht auch machen sollen, denn man stand schon extremst dicht gedrängt. Das war etwas schade, denn so konnte man gar nicht gebührend abgehen. Denn obwohl ich vom zweiten Album der Kaiserchiefs – übrigens auch Helden des Jahres 2005 – nicht so ganz überzeugt bin, muss man sagen, dass die vier live einfach der Hammer sind. Das kann man nicht anders sagen. Nicht nur, dass die Musik einfach jeden in Bewegung bringt, sondern Ricky Wilson hat eine beeindruckende Kondition, wie sein auf- und ab springen und rennen auf der Bühne beweist.
Nach diesen mehreren Stunden Ausdauersport musste man nun schon seine letzte Energie zusammenkratzen, um noch weiter durchzuhalten. Doch da nun der Auftritt der band bevorstand, der ich schon seit Monaten am meisten entgegenfieberte, blieb mir gar nichts anderes übrig. Um 0.45 Uhr war nämlich Arcade Fire an der Reihe, und wir waren aus nächster Nähe dabei! Jan Wigger hatte in Spiegel Online in seiner Berichterstattung vom Hurrican Festival angesichts des Arcade Fire Auftritts bereits von einer Offenbarung geschrieben. Dem kann ich vollkommen zustimmen! Die Band tritt mit einer solchen Überzeugng auf, dass alle mitgerissen werden. Alle Bandmitglieder, auch diejenigen, die kein Mikro vor sich haben, singen mit voller Power mit. Wer gerade mal kein Instrument hat, ist mit dem Tamburin dabei, so als sei es das wichtigste Instrument. Alle sind Multiinstrumentalisten und tauschen während des Auftritts die Plätze. Und die Hintergrundgesänge klingen so, als kämen sie aus dem Publikum – auch wenn dort kaum einer mitsingt. Wie das geht, ist mir ein Rätsel. Sicher ist jedoch, dass die Musik so was von unter die Haut geht, dass die Emotionen hoch kochen. Ich war zeitweise den Tränen nahe! Gespielt wurden die meisten Stücke aus dem neuen Album Neon Bible, dazu noch drei kracher aus dem Debut Funeral – „Neighbourhood #1 (Tunnels)“, „Power Out“ und „Rebellion (Lies)“. Schade, dass dieses wunderbare Erlebnis nach einer guten Stunde schon vorbei war, es hätte noch endlos weitergehen können (zumal Julia sehr enttäuscht war, dass ihr Lieblingslied „Window Still“ nicht gespielt wurde). Jedenfalls wirken die klasse Alben gegen diesen Liveauftritt schon fast blass. Hoffentlich kommen Arcade Fire bald noch mal nach Berlin, da stehe ich dann wieder in der ersten Reihe!
2 Kommentare:
hey hey mein lieber, nicht dass ich jetzt klugscheissen will - aber: das lied ist "windowsill" - und das muss ich doch verteidigen, denn wie du richtig bemerkt hast, mag ich das sehr gern :-)
Hoffe, es geht dir gut und liebe grüße aus der heidelberger saunalandschaft!! Von Julia
Tut mir Leid... Ich bin bei Liedtiteln nicht so gut. Aber es gibt ja wachsame Leute!
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