Auch diese Nacht war wieder sehr kurz und schlaflos, doch ich muss sagen, man gewöhnt sich fast an die Steilhanglage. Nach dem Entrosten am Morgen hieß es dann schon Zusammenpacken, damit wie nach dem letzten Konzert relativ entspannt wegkommen. Der kleine Ausflug zum Parkplatz tat auch allen sehr gut, wir genossen die relative Ruhe, das saubere Klo und unsere letzte Campingmalzeit. Es sollte sich heraus stellen, dass die Entscheidung, alles schon wegzupacken sehr gut war, da später noch ein heftiges Gewitter mit Regengüssen auf uns herunterkam.
Gerade noch rechtzeitig schafften wir es zurück zum Wir sind Helden Konzert auf der Sitterbühne. Was will man sagen, die Helden sind einfach nett, fast etwas zu nett für eine Rockband. Alle mögen sie, das ist auch verdient, denn sie machen gute Musik und verbreiten gute Stimmung. Das bewiesen sie auch wieder in Sankt Gallen, wo sie aus dem Publikum trotz der allgemein herrschenden Müdigkeit und der drückenden Hitze noch einiges herauslockten. Wobei die alten Stücke deutlich besser ankamen als diejenigen vom neuen Album. Das ist vielleicht noch zu wenig bekannt – oder einfach nicht so gut gelungen... Aber sie schwätzen auch ein bisschen viel und sind auch ein bisschen zu lieb – fast schon gaga. Man kann ja nett sein, aber Rockstars – und das sind die Helden nun mal – müssen auch mal ein bisschen fies sein!
Den Auftritt von Olli Pocher ersparte ich mir und ging lieber noch mal ein wenig baden, um dann aus sicherer Entfernung den Arctic Monkeys zu lauschen. Diese haben sich musikalisch und in Sachen Bühnenpräsenz im Vergleich zum letzten Mal, als ich sie gesehen habe, positiv entwickelt. Ich war also recht angetan. Rémi hingegen, der wieder vorne im Mob dabei war, schätzte eher ihren dreckigen Abgehrock aus dem ersten Album und war insgesamt doch recht enttäuscht vom Konzert. Zumal sie sein Lieblingsstück „Mardi Bum“ verhunzt haben. Ich seilte mich dann ohnehin frühzeitig ab, um zur Nebenbühne zu gehen.
Dort wären nun eigentlich Bright Eyes an der Reihe gewesen, doch die hatten abgesagt, weil Connor Oberst, der Flugangst hat, nicht von Skandinavien, wo die Band am Samstag spielte, runterfliegen wollte. Für den Landweg war die Strecke dann doch zu lang. Hätten sie sich ruhig vorher überlegen können. Das war aber dann sowieso halb so schlimm, denn mit Art Brut ein zwar sehr gegensätzlicher, aber sehr guter Ersatz gefunden wurde. Eigentlich gibt’s zu Art Brut nur eins zu sagen: die sind total durchgeknallt. Das Konzept besteht darin, dass die Band Rockmusik spielt und abgeht wie Schmidt’s Katze und Sänger Eddie Argos dazu in einer Art Sprechgesang Lebensweisheiten von sich gibt, seiner Jugend Nachtrauert und Geschichten aus seinem Leben erzählt. In einem Auftritt nicht darf zudem nie vor jedem Stück die Frage „ready, Art Brut?“, und mindestens einmal im Laufe des Konzerts der Aufruf, an alle im Publikum, sie sollten Bands gründen. Das alles zusammen ergibt ein geiles Rockkonzert.
Pünktlich zum letzten Konzert auf der Hauptbühne, demjenigen von Snow Patrol, brach dann das Unwetter aus. Wir brachten uns und unsere Sachen im Zelt der Sternenbühne in Sicherheit. Timo lauschte einem Großteil des Konzerts vor der Bühne. Ich ging für einige Stücke in Badehose hin und fand es umso mehr schade, dass man nicht allem lauschen konnte, denn es war richtig gut. Snow Patrol kann inzwischen live ziemlich rocken, die sentimental-rockigen Stücke aus dem Album Eyes Open klappen live wunderbar. Ich ging dann für den Über-Kuschelrocker „Chasing Cars“ noch mal vor, doch dann wurde mir endgültig zu kalt – ich trug dann tatsächlich Halsschmerzen davon. Schade um das gute Konzert.
Als es sich dann noch immer nicht ausregnete improvisierten wir aus unserer Zeltplane einen gemeinsamen Regenschutz, unter den wir dann unterwegs noch ein paar mehr Leute aufnahmen, und es ging wieder Richtung Bus zum Parkplatz. Ein wunderbares Wochenende nahm sein Ende, doch länger hätte es nicht dauern dürfen. Das hätten wir in dieser Intensität nicht durchgehalten.
Nächstes Jahr findet das Open Air Sankt Gallen übrigens von 26.-29.06 statt. Vormerken!
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