Dienstag, 31. Juli 2007

Auswärtiges Amt – Zweiter Versuch

Gestern war es wieder Zeit, etwas für meine mögliche Zukunft zu tun. Wie vor ziemlich genau einem Jahr begab ich mich zum schriftlichen Auswahlverfahren für den höheren Dienst des Auswärtigen Amts, so wie 1200 andere glückliche, die von den 1600 Bewerbern hierzu eingeladen wurden. Ich wusste ja schon, was mich erwartete, weshalb ich relativ entspannt an die Sache heranging. Dies lag nicht zuletzt daran, dass ich ja wusste, dass ich das Potential habe, diese Stufe auf dem Weg zur Karriere meiner Träume zu nehmen, da ich dies im vorigen Jahr getan habe.


Die Prüfung fand im Weltsaal des Auswärtigen Amts statt, was ein deutlich schniekerer Rahmen war als die Stadthalle Bad Godesberg, wo ich letztes Mal die Prüfung ablegte. Doch auch die weiteren Rahmenbedingungen waren angenehmer. Zum einen wurden netterweise Warm- und Kaltgetränke zur Verfügung gestellt – eigentlich eine Selbstverständlichkeit, doch nicht immer gegeben – zum anderen ist es durchaus angenehm, wenn man zu normalen Zeiten aufstehen kann, um sich zu einer solchen Veranstaltung zu begeben. Ich merkte vor allem gegen Ende, dass ich noch deutlich frischer war als im letzten Jahr.


Doch nun zum Inhalt der Prüfung. Diese hat vier Bestandteile. Zunächst hat man eine Stunde Zeit, um einen Aufsatz zu verfassen. Hierfür standen drei Themen zur Auswahl:

  • Asien als aufstrebende Wirtschaftsmacht. Wie soll der Westen diesen Herausforderungen begegnen?

  • Wohin mit den Unerwarteten Steuermilliarden? Schuldenabbau, Steuersenkungen, oder Erhöhung der Staatsausgaben?

  • Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft 2007: Was wurde erreicht, was bleibt zu tun?

Nach nur kurzer Überlegung fiel es mir nicht schwer, mich für das dritte Thema zu entscheiden, da dies mich am meisten interessiert und ich zudem die deutsche Ratspräsidentschaft und ihre Ergebnisse im Zuge meines Praktikums bei der Botschaft genau verfolgt habe und somit gut Bescheid wusste. Der Aufsatz kam daher gut aus meiner Feder, wenn auch nicht ganz so leichtfertig wie im vergangenen Jahr, wo ich das Glück hatte, dass eines der Themen quasi Deckungsgleich mit einem meiner Magisterprüfungsthemen gewesen war.


Der zweite Bestandteil sind zwei Sprachtests, der erste in Englisch, der zweite in Französisch (oder einer anderen UN-Amtssprache). Für mich, der sich in diesen beiden Sprachen wohl fühlt, nicht unbedingt problematisch, obwohl ich gestehen muss, dass es der Englischtest in sich hat. Er beinhaltet Grammatik, Wortschatz und Fehlerkorrekturübungen. Nicht ganz einfach, aber ich habe ja nicht umsonst fünf Jahre Anglistik studiert. Der Französischtest ist ohnehin einfacher angelegt und beschränkt sich auf Grammatikaufgaben – für mich aber sowieso kein Problem.


Nach der Mittagspause kommt der am meisten anstrengende Teil des Tages, der so genannte psychologische Eignungstest, eine Art Intelligenztest. Hierbei wird vor allem die Fähigkeit zu logischem Denken gestestet, durch das Lösen von Textaufgaben, das Schätzen von Rechenaufgaben, die Ergänzung von Zahlenmatrizen, die Analyse von Tabellen, das Ziehen von Schlüssen, das Erkennen von inhaltlich gleich lautenden Aussagen, u.a. Das ganze wird vor allem dadurch erschwert, dass man nie weiß, wie viel Zeit einem zur Lösung einer jeden Aufgabe zur Verfügung steht. Neu und überraschend war, dass ein Aufgabenblock über Management gestellt wurde, allerdings sehr oberflächliche Fragen. Das ist wohl der Zeitgeist, dass dies heutzutage jetzt auch in der Verwaltung erwartet wird... Insgesamt fiel mir der Test leichter als im vergangenen Jahr, wahrscheinlich, weil ich fitter war. So etwas ist aber immer schwer zu beurteilen.


Den Schluss bildet der viel gefürchtete Wissenstest, in dem je 25 Multiple-Choice-Fragen in den Gebieten Allgemeinwissen, internationales, Völker- und Staatsrecht, Geschichte und Politik, sowie Volkswirtschaft gestellt werden. Die Fragen beinhalten eine Mischung aus Fach-, Zeitungs-, Allgemein- und Zufallswissen. Hierbei geht es vor allem darum, dass man nicht in Panik gerät wegen des wenigen, was man weiß. Vor allem muss man taktisch gut überlegen, denn man darf sich in jedem Fragenblock fünf falsche Antworten erlauben, ohne dass dies Abzug gibt. Jede falsche Antwort, die darüber hinaus geht, ergibt einen Punkt Abzug. Es erfordert also einiges an Kalkül, wie viele Fragen, die man nicht sicher weiß, man beantwortet und welche man dann doch unbeantwortet lässt. Oder weiß jemand, wonach der Caprivizipfel benannt wurde? Ein Frage hat mich allerdings schmunzeln lassen: Was ist unter dem Begriff Hartz IV bekannt? Das konnte ich natürlich beantworten.


Das Ergebnis des Verfahrens gibt’s Anfang September, dann erfahre ich, ob ich noch einmal die Chance erhalte, mich beim mündlichen Verfahren zu beweisen. Vom Gefühl her denke ich, dass ich mich in etwas so geschlagen habe, wie im letzten Jahr. Mal sehen, ob sich das bestätigt.


Samstag, 28. Juli 2007

Malajube

Kanadas Musikszene hat jenseits von Bryan Adams, Céline Dion und Avril Lavigne einiges zu bieten. In den letzten Jahren haben sich vor allem die Metropolen Montreal und Toronto durch einen erstaunlichen Output von sehr innovativen Bands und Musiker hervorgetan. Um nur einige zu nennen: Arcarde Fire, Broken Social Scene, Stars, Leslie Feist, Great Lake Swimmers, Islands, Hidden Cameras und viele mehr. Diese Musiker haben bei allen Unterschieden eines gemeinsam: sie singen alle auf Englisch.

Insofern unterscheidet sich die Montrealer Band Malajube von ihren Kollegen, denn sie stehen zu ihrer Québécois Identität und drücken sich in ihrem Gesang auf Französisch aus. Ihr Album Trompe L’Oeil ist zwar bereits vor ein paar Monaten bei uns erschienen, ist aber so gut, dass ich es seit längerer Zeit sehr häufig auf meiner Mp3-Player Wiedergabeliste habe. Malajube macht musikalisch und textlich ziemlich durchgeknallte Indie Pop/Rockmusik. In ihren Texten wird sehr humorvoll der Montrealer Alltag aufs Korn genommen, inklusive des Klimas (Im Song „Montreal -40“) und des unvermeidlichen Balzverhaltens der Jugend. Doch auch ohne dass man die Texte versteht – im übrigen hört man auch den Quebec-Akzent heraus – ist die Musik ein Hörgenuss, jedoch eher der etwas schwungvollen Art. Nichts zum Entspannen, sondern zum Austoben.

Donnerstag, 26. Juli 2007

Die verdorbene Tour de France

Ach, waren das noch Zeiten, als man ganz naiv den Toursiegern Greg LeMond, Miguel Indurain oder dem jungen Jan Ullrich zujubeln konnte. Da war die Tour de France noch ein wahrer Genuss. Auch die letzten Jahre hatte ich mir das Tourvergnügen nicht durch diverse Affären und die übermenschliche Dominanz des Lance Armstrong verderben lassen. Die Tour de France als Ereignis an sich, vor allem am Straßenrand, war einfach zu schön, zu wichtig. Immerhin habe ich die Liebe zur Tour de France im Blut, das gehört zur Familientradition. Das erste Jahr, an das ich mich erinnere war 1987, der Sieg von Stephen Roche, die eintägige Führung von Jeff Bernard und sein dramatischer Verlust des Gelben Trikots als Stephen Roche und Pedro Delgado angriffen, während er einen Platten hatte. Das ganze verfolgt vor dem Fernseher meiner Großeltern in Frankreich.

Dieses Jahr ist leider alles anders. Meine Leidensfähigkeit in Sachen Doping ist gro­ß. Obwohl spätestens seit 1998 ein Generalverdacht auf dem Radsport liegt, war ich dennoch Jahr für Jahr mit Herzblut dabei. Auch letztes Jahr stand ich zum Prolog in Straßburg am Straßenrand. In diesem Jahr freute ich mich, dass ich vermutlich zum letzten Mal vor meiner Rente Zeit habe, um noch mal täglich live vor dem Fernseher zu sitzen. Dabei nervte mich in der ersten Tourhälfte die Berichterstattung von ARD und ZDF, da diese jede Leistung allzu sehr in Frage stellten. Doch spätestens seit Michael Rasmussen im Einzelzeitfahren von Albi eine bisher nicht gekannte Stärke zeigte – in den Bergen war er ja schon länger unheimlich gut – war die Tour kein Spaß mehr. Zudem jede Leistung jetzt wirklich entweder dubios erscheint oder als solche enthüllt wird. So fragt man sich, was Alexander Vinokurow sich gedacht hat, als er seinem Frust durch Blutdoping ein Ende setzen wollte, in Kauf nehmend, erwischt zu werden. Was ist mit Soller, dem Träger des Bergtrikots, der vor dieser Tour noch nie bei einem Rennen aufgefallen war und erstaunlich gut mit den Besten mithält? Was ist mit Alberto Contador, der mit Fuentes in Verbindung steht und als einziger mit Rasmussen mithalten kann? Er hätte das Zeug zum Sympathieträger, doch allein sein Mitgliedschaft bei Discovery Channel macht ihn verdächtig. Das gleiche ließ sich übrigens über Andreas Klöden sagen, der ohne seine dummen Äußerungen zum neuen (sauberen?) Radsportstar hätte werden können. So aber bleibt unter den Topfahrern eigentlich momentan nur Cadel Evans, der relativ unverdächtig scheint. Vielleicht ist er ein kleiner Hoffnungsschimmer?


Diese Tour ist allerdings ohnehin verdorben. Der Ausschluss von Rasmussen (auch wenn ich sehr froh darüber bin) ändert daran nichts. Unter diesen Begleitumständen, den täglich neuen Meldungen über Dopingfälle und Rückzüge von Teams ist das Endergebnis in Paris ohnehin irrelevant. Dennoch bin ich gegen einen Abbruch der Tour, das wäre eine Kapitulation derjenigen, die sich für Erneuerung einsetzen – dazu gehört auch die Tourorganisation – vor denen, die gerne so weitermachen würden wie bisher. Unter diesen Umständen allerdings nicht nur diese Tour de France, sondern auch die zukünftigen in Gefahr zur Farce zu werden und ihre Existenzgrundlage zu verlieren. Noch halten die wahren Fans zum Ereignis Tour de France, aber wie lange noch? Nicolas Sarkozy hat es treffend formuliert: „Ein Juli ohne Tour de France ist kein richtiger Juli“. Es ist selten genug, dass ich seine Meinung teile...

Montag, 23. Juli 2007

Der letzte Harry

Samstag morgen, 10 Uhr im Hugendubel der Neukölln Arkaden. Ich bin nicht der einzige, der auf den Bücherstapel direkt am Eingang zuläuft, sich ein Buch schnappt, zur Kasse geht und sich schleunigst auf den Weg nach Hause macht. Schon ungewöhnlich, wenn sämtliche Kunden einer Buchhandlung alle das selbe Buch kaufen, an diesem Tag nicht nur hier in Neukölln, sondern deutschland- und weltweit. Der Tag war gekommen, an dem die Euphorie, die mit der Veröffentlichung des ersten Bandes der Reihe im Jahr 1997 ihren Lauf genommen hatte, ihren Höhepunkt erreichen sollte. Endlich, 10 Jahre später, sollte die millionenfache Leserschar erfahren, wie das Duell Harry Potters mit dem bösesten der Bösewichte, Lord Voldemord, enden sollte. Harry Potter and the Deathly Hallows war erschienen.


Keine 36 Stunden später, nach extremer Anspannung, einem Wechselbad der Emotionen und einer anstrengenden Nacht voller Träume aus der Welt der Magier und Muggels, gehöre ich nun zu denen, die Wissen, wie es ausgeht. Das soll an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden, da die Spannung den Lesespaß um ein vielfaches vergrößert. Es fällt an vielen Stellen äußerst schwer, die Augen beim Lesefluss zu lassen und nicht im Text weiterfliegen zu lassen, um schneller zu erfahren, wie es weitergeht. Dennoch werde ich ein paar Worte von mir geben.


Zunächst einmal wird Harry Potter and the Deathly Hallows den Erwartungen gerecht. Trotz einigen Längen im Mittelteil des Buchs, die jedoch mit dem Inhalt der Handlung stimmig sind und eine passende Verlangsamung der Geschehnisse vor den großen Showdowns darstellen, ist das Buch seinen Vorgängern auf jeden Fall ebenbürtig. Es stellt eine gute Weiterführung der Bänder 5 und 6 dar, in der die Entfaltung der Macht des Bösen ihren Lauf nimmt und die im Gegensatz zu den unschuldigen Bändern 1-3 nichts für Kinder sind. Die Parallelen zum Dritten Reich bei der Errichtung der neuen Ordnung sind nun nicht mehr zu verkennen, der Kampf Gut gegen Böse ist auf seine Extreme zugespitzt, ohne jedoch, dass wiederkehrende Zweifel beseitigt werden. Es gibt wie immer einige Überraschungen, doch auch viele der inhaltlichen Erwartungen, die ich im Vorgeld hatte und im Hinblick auf die Rolle mancher Charaktere hegte, werden erfüllt. Das ganze ist weiterhin perfekt konstruiert und baut auf Geschehnisse bis zurück in Band 1 auf, welche teilweise jetzt erst ihre Bedeutung entfalten. Die vertrauten Bausteineder letzten Bände, die nie fehlen, tauchen allesamt wieder auf. J.K. Rowling hat ganze Arbeit geleistet. Auch das Ende ist gut gelungen: ohne zu viel zu verraten – trotz gro­ßer Emotionen wird Kitsch vermieden. Ich bin hoch zufrieden. Schade, dass man jetzt nicht mehr auf einen nächsten Band hoffen kann...


PS: Es gibt Tote, aber das wusste man ja!


Donnerstag, 19. Juli 2007

Am Wochenende tauche ich ab...

... denn der lang erwartete siebte Band von Harry Potter erscheint. Ich werde also am Samstag morgen in der Buchhandlung stehen, mir Harry Potter and the Deadly Hallows kaufen und lesen, bis ich durch bin. Erfahrungsgemäß lässt einen die Lektüre eh nicht mehr los. Kein Zeit also, für andere Dinge. Nachdem ich gerade nochmal den sechsten Band gelesen habe, um meine GEdächtnis aufzufrischen (was dringend nötig war) bin ich in Stimmung und bereits sehr gespannt!

Mittwoch, 18. Juli 2007

Summer in the City

Kürzlich beklagte ich mich noch über das schlechte Wetter, nun ist die richtige Hitze über Berlin ausgebrochen. Das ist zwar anstrengend, freut mich aber doch, da ich ein großer Freund des Sommers bin. Dass Berlin eine Großstadt ist macht das ganze weder erträglicher, noch schlimmer. Es ist einfach heiß, sehr heiß.
Da trifft es sich gut, dass die Stadt bekanntlich umgeben ist von einem Wassergürtel, der zahlreiche Seen beinhaltet, die sich exquisit zum Baden eignen. Es war also klar, wo ich den Hitzemontag verbringen würde: am und im Wasser. Um mir das ganze zu verdienen und zudem die dringend nötige Bewegung zu erfahren (zum Joggen kann ich mich in der letzten Zeit nicht motivieren) beschloss ich, mich auf mein Rad zu schwingen und Richtung süd-Osten gen Müggelsee zu fahren. Diesen galt es zu erreichen und zu umrunden, bevor ich mich in die Fluten werfen sollte. Die Fahrradstrecke – zuerst nach Köpenick, dann zum See - ist insgesamt sehr angenehm, vor allem um den See herum. Dort ist insbesondere das Südufer ein reiner Radfahrgenuss, da ein Fernradweg durch schöne Pinien- und Eichenwälder führt. Es tat gut, im Grünen zu sein. Vorher hatte ich jedoch den Fehler gemacht, mich in das Labyrinth aus Kleinststraßen (und vielen Sackgassen) von Rahnsdorf und dessen Ortsteil „Neu-Venedig“ zu wagen, dass zwar mit seinen vielen Kanälen sehr nett ist, es war jedoch sehr schwierig wieder herauszufinden. Ich war entsprechend froh, als ich die Badestelle meiner Wahl nach der fast kompletten Umrundung des Sees erreicht hatte und mich in die Fluten stürzen konnte.


Der Müggelsee ist mit 4,5 km Länge und 2,5 km Breite recht ansehnlich. Allerdings ist er nur 11 Meter tief. Das heißt an einem Tage wie dem heutigen, dass das Wasser nicht sonderlich kalt ist. Natürlich bringt es Abkühlung, doch man muss schon ein Stückchen raus schwimmen, um wenigstens, wenn man die Beine nach unten streckt, ein bisschen kaltes Wasser abzubekommen. Trotzdem tat das Wasser sehr gut. Auch die Badestelle ist nett, relativ ruhig am Waldrand und nicht allzu bevölkert. Es galt dann nur noch heimzukommen. Bei der Hitze wahrlich kein Vergnügen, die kalte Dusche zu Hause war dann auch sehr notwendig. Beim nächsten mal nehme ich auf dem Heimweg die S-Bahn!


PS: Am nächsten Tag habe ich das auch gemacht, und zwar nicht nur auf dem Rückweg. Diesmal erkundete ich das Strandbad Müggelsee in Rahnsdorf, das auch sehr nett ist, wo man allerdings noch weiter rein laufen muss, bis man nicht mehr stehen und endlich schwimmen kann.

Dienstag, 17. Juli 2007

Altes Museum

Es war wieder Donnerstag und schlechtes Wetter, Zeit also, wieder ein Berliner Museum zu besuchen. Diesmal nahm ich mir das Alte Museum vor, das ich ja in der Woche zuvor aufgrund des starken Regens nicht mehr erreicht hatte... Das ehemalige „Königliche Museum“, ältestes der Museumsinsel, beherbergt zur Zeit zwei Sammlungen. Zum einen die Antike Sammlung, zum anderen das Ägyptische Museum samt Papyrussammlung. Letzeres wird allerdings bei der Fertigstellung von dessen Sanierung im Jahr 2009 ins Neue Museum umziehen.


Ich beschloss chronologisch vorzugehen und nahm mir folglich zunächst das Ägyptische Museum vor. Dieses schlägt einen Bogen über 3000 Jahre ägyptischer Geschichte und zeigt Stücke die aus der Zeit zwischen dem frühen Reich und der römischen Besatzungszeit zu Anfang unserer Zeitrechnung. Von Grabeskunst aus den Pyramiden, Sarkophagen, Mumien und Mumientücher, irdischerer Kunst wie Büsten und Bildnisse von Herrschern, Handwerkskunst, aber auch Alltagsgegenständen, die das Leben der alten Ägypter veranschaulichen sollen wird vieles geboten. Nicht zu vergessen ist die Papyrussammlung mit beeindruckenden Exponaten nicht nur ägyptischer Herkunft. Das Herz der Ausstellung ist dabei natürlich die berühmte Büste der Nofretete, die in der Tat beeindruckend ist. Das ganze ist sehr gut ausgestellt, vor allem die Beleuchtung ist gut gemacht. Anders als im Pergamonmuseum sind auch die Erklärungen deutlich besser.


Im Mittelpunkt der Antiken Sammlung steht die Rotunde im Herzen des Alten Museums. In einem runden Kuppelsaal sind dabei auf zwei Ebenen Statuen der griechischen Gottheiten versammelt. Dies ergibt ein sehr schönes Ensemble, das mir so gefallen hat, dass ich mir gleich ein Poster Kaufen musste, um es in meinem Zimmer aufzuhängen. Ansonsten ist die Ausstellung ebenfalls deutlich besser gemacht als im Pergamonmuseum. Sie ist allerdings schwer vergleichbar, da hier weniger Statuen und Brechstücke von Tempeln zu bewundern sind als Kunstgegenstände wie Skulpturen, Vasen, Krüge und so weiter. Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut und führt durch die Geschichte der griechischen Kultur von ihren Anfängen bis zur Römerzeit. Letztere kommen allerdings sehr kurz, werden aber nach Fertigstellung der Sanierung der Museumsinsel ihren vollen Platz bekommen. Das ganze wird sehr aufschlussreich durch knappe, aber sehr informative Informationen begleitet. Das Alte Museum ist also mehr zu empfehlen als das Pergamonmuseum.


Photos hier!

Freitag, 13. Juli 2007

Tanzen auf zwei Hochzeiten

Es ist zwar schon ein Weilchen her, aber die schöne Dankeskarte, die kürzlich ins Haus geflattert kam, erinnert mich an ein Versäumnis, das es noch begleichen gilt. Vor inzwischen über drei Wochen hatte ich das Vergnügen, gleich auf zwei wichtigen Festen eingeladen zu sein. Zum einen feierten Axel und Ellen den bereits angekündigten zweiten Teil ihres Hochzeitsfestes. Zum anderen zelebrierte ein anderer Mensch, der mir sehr nahe steht, eine wichtige Entwicklungsstufe in seinem Leben: mein kleiner Bruder Rémi hatte sein Abitur bestanden und der Abiball stand an, um dies gebührend zu feiern. Was blieb mir also anderes übrig, als den Partyhopper zu spielen?


Zunächst ging es also nach Geschwend, gelegen im oberen Wiesental, wo die Brautleute, frisch zurückgekehrt von ihrer Hochzeitsreise in Italien, das perfekt gelungene Hochzeitsfest aus Bad Reichenhall wieder aufgriffen um in größerem Kreis und gelösterer Atmosphäre weiterzufeiern. Das ganze geschah in der wunderbares Kulisse des alten Schwarzwaldhauses des Blasihofs, welcher der Familie eines guten Freundes von Axel gehört. Wunderbar also, um gemütlich zusammen zu sein, zu schlemmen, und mit dem Brautpaar das Leben zu genießen. Leider musste ich mich vor dem programmatischen Höhepunkt der Feierlichkeiten, dem Auftritt der Band von Axels Bruder Nico, Rather Different, der wie ich hörte äußerst famos war, auf den Weg nach Schopfheim machen.


Dort wartete nämlich ebenfalls ein programmatischer Höhepunkt auf mich. Die Abiturienten des Theodor Heuss Gymnasiums feiern sich traditionell in der Stadthalle und ich kam zur Rechten Zeit, um das Abendessen mitzunehmen und der Zeugnisübergabe beizuwohnen. Was im Vergleich zu meiner Abifeier auffällt: Die wenigen Lehrer, die ich noch kenne, sind doch ziemlich ergraut und die Zahl der Abiturienten hat sich inzwischen fast verdoppelt. Darüber zu meditieren blieb mir aber nicht viel Zeit, denn schon ging’s wieder nach Geschwend.


Dort kam ich ebenfalls noch rechtzeitig, um etwas vom exquisiten Abendessen mitzunehmen. Obwohl ich schon satt war, musst ich noch mal zugreifen, denn das Grillfleisch und die Beilagen konnte man einfach nicht liegenlassen, sie waren zu gut. Inzwischen hatte vor allem der alte wiesentäler Freundeskreis von Axel gut bei exquisiten Schnäpsen und Rothaus Bier vom Fass gut zugelangt, sodass ich zum einen Nachholbedarf hatte, zum anderen weiterhin gemütlich und in gelöster Atmosphäre gefeiert wurde. Ein Genuss in dieser Location. Wir lieferten dann auch die Peinlichkeit des Abends, indem wir – zugegebenermaßen nicht vor der ganzen Hochzeitsgesellschaft – auf der Blockflöte für Axel ein kleines Geburtstagsständchen erbrachten. Geburtstag hatte er nämlich an diesem Tage auch... Wie sich das ganze wirklich anhörte, kann ich als selbst spielender schwer beurteilen, jedenfalls brachten wir den Hund zum Heulen. Gegen zwölf begann dann leider schon die allgemeine Aufbruchstimmung, geschuldet vor allem der Tatsache, dass es doch ein Stück zu fahren gab und nüchterngebliebene bzw. abholende Eltern nun gerne nach Hause wollten.


Deshalb lohnte es sich auch noch, auf dem Heimweg nochmal einen Abstecher in der Stadthalle Schopfheim zu wagen, wo uns Daniel – besagter nüchterngebliebener – uns netterweise absetzte. Inzwischen war von der formalen Atmosphäre der Zeugnisübergabe nicht mehr viel zu sehen, außer vielleicht ein paar versprengten Abiturienten, die noch immer ihren Anzug trugen. Untermalt von der lokalen Partycoverband Six for You hatte sich das Fest zum traditionellen Kollektivbesäufnis von Abiturienten, Schülern und ein paar Lehrern gewandelt. Wir fühlten uns aufgrund unseres Zustandes dort sehr gut aufgehoben, wenn uns auch aufgrund des Altersdurchschnitts doch bewusst wurde, dass unser Abitur inzwischen doch einige Jahre zurücklag. War dennoch sehr spaßig, auch der Plausch mit unserer alten Englisch- und Französischlehrerin Frau Müller, die uns ruhig hätte das Du anbieten können! Glücklicherweise war mein Papa auch noch da, sodass wir dann zu später Stunde irgendwann bequem nach Hause kutschiert wurden.

Dienstag, 10. Juli 2007

Das Pergamonmuseum

Eigentlich ist es ja eine Schande. Ich bin nun schon über vier Monate in Berlin und bisher hatte ich noch kein einziges der zahlreichen Museen der Stadt betreten. Nun, ich habe, wie ich finde, recht passable Ausreden. Zum einen war bis vor ein paar Wochen das Wetter seit meiner Ankunft hier fast immer blendend, sodass ich nicht nach drinnen ins Museum wollte. Zweitens musste ich ja arbeiten. Doch beides ist nun vorbei. Bei dem schlechten Wetter und der Zeit, die ich nun zur Verfügung habe – das ist übrigens gar nicht so viel wie man denken mag – ist es nahe liegend, dass ich mich mal im reichhaltigen Berliner Museumsangebot umschaue.


Dazu war der letzte Donnerstag bestens geeignet. An diesem Wochentag haben die staatlichen Museen stets bis 22 Uhr geöffnet, zudem ist der Eintritt ab 18 Uhr frei. Ich machte mich also auf zur Museumsinsel, eigentlich mit der Absicht, mir das Alte Museum anzuschauen. Da aber just als ich aus der U-Bahn kam ein sehr heftiger Regenguss herunterprasste, beschloss ich kurzerhand, statt dessen im auf dem Weg liegenden Pergamonmuseum ins trockene zu gehen. Das wohl berühmteste der Museen der Museumsinsel ist auch durchaus sehenswert, auch wenn ich nicht total überzeugt war. Das lag natürlich auch an der Tatsache, dass ich nicht der einzige war, der die kostenlosen Donnerstagabende nutzen wollte.


Das Pergamonmuseum besteht eigentlich aus drei unterschiedlichen Sammlungen. Jede von ihnen ist um ein Herzstück angelegt, die jeweils absolute Highlights sind. Die erste Sammlung um den Namensgeber des Museums, das Zeustor aus Pergamon, ist die Antike Sammlung. Das berühmte Tor ist in der Tat äußerst imposant, vor allem wenn man sich vergegenwärtigt, zu was für einem gigantischen Tempel es gehörte. Die dazugehörige Sammlung ist ganz nett, aber etwas chaotisch und für sich genommen eigentlich nichts besonderes. Die Tempelfragmente wären in Griechenland besser aufgehoben. Das selbe lässt sich auch über das Vorderasiatische Museum sagen, das zwar ein paar interessante Stücke aufweist, insgesamt aber auch ein bisschen chaotisch daherkommt. Ihr Herzstück aber, das Ischtartor, ist sehr beeindruckend und schön. Am besten hat mir ohnehin das Museum für islamische Kunst um ihr Herzstück, die Fassade der Mschatta, einem Tempel aus Jordanien. Auch das Zimmer aus einem syrischen Christenhaus ist eine Wucht. Insgesamt ein äußerst lohnender Besuch also, schade, dass die ohnehin teilweise etwas chaotischen Ausstellungen auch noch durch eine zusätzliche temporäre Ausstellung zur Entwicklung der Sprache, die zwischen den anderen Dingen untergebracht wurde etwas überlastet wirkt.

Montag, 9. Juli 2007

Open Air Sankt Gallen - Tag 3

Auch diese Nacht war wieder sehr kurz und schlaflos, doch ich muss sagen, man gewöhnt sich fast an die Steilhanglage. Nach dem Entrosten am Morgen hieß es dann schon Zusammenpacken, damit wie nach dem letzten Konzert relativ entspannt wegkommen. Der kleine Ausflug zum Parkplatz tat auch allen sehr gut, wir genossen die relative Ruhe, das saubere Klo und unsere letzte Campingmalzeit. Es sollte sich heraus stellen, dass die Entscheidung, alles schon wegzupacken sehr gut war, da später noch ein heftiges Gewitter mit Regengüssen auf uns herunterkam.

Gerade noch rechtzeitig schafften wir es zurück zum Wir sind Helden Konzert auf der Sitterbühne. Was will man sagen, die Helden sind einfach nett, fast etwas zu nett für eine Rockband. Alle mögen sie, das ist auch verdient, denn sie machen gute Musik und verbreiten gute Stimmung. Das bewiesen sie auch wieder in Sankt Gallen, wo sie aus dem Publikum trotz der allgemein herrschenden Müdigkeit und der drückenden Hitze noch einiges herauslockten. Wobei die alten Stücke deutlich besser ankamen als diejenigen vom neuen Album. Das ist vielleicht noch zu wenig bekannt – oder einfach nicht so gut gelungen... Aber sie schwätzen auch ein bisschen viel und sind auch ein bisschen zu lieb – fast schon gaga. Man kann ja nett sein, aber Rockstars – und das sind die Helden nun mal – müssen auch mal ein bisschen fies sein!

Den Auftritt von Olli Pocher ersparte ich mir und ging lieber noch mal ein wenig baden, um dann aus sicherer Entfernung den Arctic Monkeys zu lauschen. Diese haben sich musikalisch und in Sachen Bühnenpräsenz im Vergleich zum letzten Mal, als ich sie gesehen habe, positiv entwickelt. Ich war also recht angetan. Rémi hingegen, der wieder vorne im Mob dabei war, schätzte eher ihren dreckigen Abgehrock aus dem ersten Album und war insgesamt doch recht enttäuscht vom Konzert. Zumal sie sein Lieblingsstück „Mardi Bum“ verhunzt haben. Ich seilte mich dann ohnehin frühzeitig ab, um zur Nebenbühne zu gehen.

Dort wären nun eigentlich Bright Eyes an der Reihe gewesen, doch die hatten abgesagt, weil Connor Oberst, der Flugangst hat, nicht von Skandinavien, wo die Band am Samstag spielte, runterfliegen wollte. Für den Landweg war die Strecke dann doch zu lang. Hätten sie sich ruhig vorher überlegen können. Das war aber dann sowieso halb so schlimm, denn mit Art Brut ein zwar sehr gegensätzlicher, aber sehr guter Ersatz gefunden wurde. Eigentlich gibt’s zu Art Brut nur eins zu sagen: die sind total durchgeknallt. Das Konzept besteht darin, dass die Band Rockmusik spielt und abgeht wie Schmidt’s Katze und Sänger Eddie Argos dazu in einer Art Sprechgesang Lebensweisheiten von sich gibt, seiner Jugend Nachtrauert und Geschichten aus seinem Leben erzählt. In einem Auftritt nicht darf zudem nie vor jedem Stück die Frage „ready, Art Brut?“, und mindestens einmal im Laufe des Konzerts der Aufruf, an alle im Publikum, sie sollten Bands gründen. Das alles zusammen ergibt ein geiles Rockkonzert.

Pünktlich zum letzten Konzert auf der Hauptbühne, demjenigen von Snow Patrol, brach dann das Unwetter aus. Wir brachten uns und unsere Sachen im Zelt der Sternenbühne in Sicherheit. Timo lauschte einem Großteil des Konzerts vor der Bühne. Ich ging für einige Stücke in Badehose hin und fand es umso mehr schade, dass man nicht allem lauschen konnte, denn es war richtig gut. Snow Patrol kann inzwischen live ziemlich rocken, die sentimental-rockigen Stücke aus dem Album Eyes Open klappen live wunderbar. Ich ging dann für den Über-Kuschelrocker „Chasing Cars“ noch mal vor, doch dann wurde mir endgültig zu kalt – ich trug dann tatsächlich Halsschmerzen davon. Schade um das gute Konzert.

Als es sich dann noch immer nicht ausregnete improvisierten wir aus unserer Zeltplane einen gemeinsamen Regenschutz, unter den wir dann unterwegs noch ein paar mehr Leute aufnahmen, und es ging wieder Richtung Bus zum Parkplatz. Ein wunderbares Wochenende nahm sein Ende, doch länger hätte es nicht dauern dürfen. Das hätten wir in dieser Intensität nicht durchgehalten.

Nächstes Jahr findet das Open Air Sankt Gallen übrigens von 26.-29.06 statt. Vormerken!

Freitag, 6. Juli 2007

Open Air Sankt Gallen – Tag 2

Nach einer furchtbaren Nacht – bestimmt durch die Musik von Goose aus dem Zelt der Sternenbühne (Auftritt ab 3 Uhr!), besoffenes gegröle und die Furchtbare non-stop Beschallung aus der Prollobar in Zeltnähe – war es doch sehr schwierig, am Samstag morgen wieder in Gang zu kommen. Dies lie­ß mich befürchten, dass ich nicht lange genug durchhalten können würde. Tatsächlich spielten heute eine ganze Reihe von hochkarätigen Bands, die ich alle schon seit langer Zeit gerne live erleben wollte, was mir bis dahin verwehrt geblieben war. Die Befürchtungen waren aber unbegründet, nicht zuletzt Dank eines chilligen Tages, eines belebenden Bergflussbades in der Sitter und der Kraft guter Musik.

Wir ließen die Auftritte von gut klingenden Bands wie Stress und the Locos verstreichen und begannen unseren musikalischen Tag mit dem Auftritt der Frames auf der Sternenbühne. Inzwischen waren Julia und Lilly zu uns gestoßen. Seit ich Dank meines Freundes Pierre-Yves ihr Live-Album Set List entdeckt hatte, warte ich schon darauf, diese Band live erleben zu dürfen. Ihr irisch angehauchter Schrammelpoprock macht die Frames zu einer Art irischem Pendant zu Coldplay. Der Auftritt gefiel mir auch sehr gut, die Musik geht schön unter die Haut. So viel es auch schwer, die Sternenbühne frühzeitig in Richtung Sitterbühne zu verlassen, doch den dortigen bevorstehenden Auftritt konnte man einfach nicht verlassen.

Denn dort war nun Bloc Party an der Reihe, also weitere Helden des Superjahres 2005, die in diesem Jahr ebenso ein famoses zweites Album herausgebracht haben. Nachdem ich das Berliner Konzert aufgrund seines frühzeitigen Ausverkauftseins sicht hatte besuchen können, war dies nun ein guter Trost. Der Sound von Bloc Party eignet sich exzellent zum abgehen, so hat die Band das Publikum natürlich sofort in der Tasche. Glücklicherweise ist es vor der Bühne auch noch nicht allzu überfüllt, sodass man auch noch ein bisschen Platz zum tanzen hat. Vor allem die Hits vom ersten Album kommen super an. Obwohl mir Album Nummer 2, besser gefällt muss ich zugeben, dass seine Stücke live nicht ganz so gut funktionieren. Trotzdem war ich vollkommen begeistert.

Nun musste die Pause genutzt werden, um sich zu stärken, da jetzt der Auftritt der Beatsteaks bevorstand, bekannt dafür, dass es bei ihren Konzerten für das Publikum kein halten mehr gibt. Das stimmte auch in diesem Fall, zumal Herr von Arnim das Publikum auch ausreichend provozierte, um das letzte aus ihm rauszuholen, nicht zuletzt mit dem Ausruf: „Jetzt tobt der ganze Saal“ (sic!). Entsprechend war ich froh, etwas nach hinten geflüchtet zu sein, denn Kampfpogo war noch nie so ganz meins. Jasmin hat übrigens dabei ein Knöchelverletzung davongetragen... Aber geil war’s trotzdem!

Für die Kaiser Chiefs haben wir uns dann wieder nach vorne gekämpft. Man braucht gar nicht mehr zu erwähnen, dass Rémi schon wieder ganz vorne war... Das hätten wir vielleicht auch machen sollen, denn man stand schon extremst dicht gedrängt. Das war etwas schade, denn so konnte man gar nicht gebührend abgehen. Denn obwohl ich vom zweiten Album der Kaiserchiefs – übrigens auch Helden des Jahres 2005 – nicht so ganz überzeugt bin, muss man sagen, dass die vier live einfach der Hammer sind. Das kann man nicht anders sagen. Nicht nur, dass die Musik einfach jeden in Bewegung bringt, sondern Ricky Wilson hat eine beeindruckende Kondition, wie sein auf- und ab springen und rennen auf der Bühne beweist.

Nach diesen mehreren Stunden Ausdauersport musste man nun schon seine letzte Energie zusammenkratzen, um noch weiter durchzuhalten. Doch da nun der Auftritt der band bevorstand, der ich schon seit Monaten am meisten entgegenfieberte, blieb mir gar nichts anderes übrig. Um 0.45 Uhr war nämlich Arcade Fire an der Reihe, und wir waren aus nächster Nähe dabei! Jan Wigger hatte in Spiegel Online in seiner Berichterstattung vom Hurrican Festival angesichts des Arcade Fire Auftritts bereits von einer Offenbarung geschrieben. Dem kann ich vollkommen zustimmen! Die Band tritt mit einer solchen Überzeugng auf, dass alle mitgerissen werden. Alle Bandmitglieder, auch diejenigen, die kein Mikro vor sich haben, singen mit voller Power mit. Wer gerade mal kein Instrument hat, ist mit dem Tamburin dabei, so als sei es das wichtigste Instrument. Alle sind Multiinstrumentalisten und tauschen während des Auftritts die Plätze. Und die Hintergrundgesänge klingen so, als kämen sie aus dem Publikum – auch wenn dort kaum einer mitsingt. Wie das geht, ist mir ein Rätsel. Sicher ist jedoch, dass die Musik so was von unter die Haut geht, dass die Emotionen hoch kochen. Ich war zeitweise den Tränen nahe! Gespielt wurden die meisten Stücke aus dem neuen Album Neon Bible, dazu noch drei kracher aus dem Debut Funeral – „Neighbourhood #1 (Tunnels)“, „Power Out“ und „Rebellion (Lies)“. Schade, dass dieses wunderbare Erlebnis nach einer guten Stunde schon vorbei war, es hätte noch endlos weitergehen können (zumal Julia sehr enttäuscht war, dass ihr Lieblingslied „Window Still“ nicht gespielt wurde). Jedenfalls wirken die klasse Alben gegen diesen Liveauftritt schon fast blass. Hoffentlich kommen Arcade Fire bald noch mal nach Berlin, da stehe ich dann wieder in der ersten Reihe!

Donnerstag, 5. Juli 2007

Open Air Sankt Gallen – Tag 1

Für mich begann der musikalische Teil des Festivals von weitem – im Hintergrund zur Erkundung der Örtlichkeiten konnte ich Jan Delay lauschen. Dieser entpuppte sich Live als sehr große angenehme Überraschung. Ich kann dies zwar nur akustisch bezeugen, doch laut Rémi war er auch der Hammer, wenn man schon vor der Bühne stand.


Mitten im Geschehen war ich dann aber schon zum ersten Höhepunkt des Festivals – dem Auftritt von Maxïmo Park. Als Helden des England-Brennt-Jahres 2005 und mit phänomenalen zweiten Album aus diesem Jahr konnte das Konzert nur gut sein, und das war es auch – es war richtig geil. Auf jeden Fall der Höhepunkt des ersten Tages. Die Mischung aus guten Texten, sehr gut tanzbarer Rockmusik und unglaublicher Bühnenpräsenz reichte, um das Publikum auf Anhieb in fahrt zu bringen, und uns natürlich mittendrin auch. Rémi, Jasmin und Timo hielten es die ganze Zeit in der ersten Reihe aus, wir alten flüchteten ein paar Meter nach hinten in etwas weniger heftige Gefilde, wo man aber noch immer wunderbar abgehen konnte. Ein Super Start also.


Der darauf folgende Auftritt von Placebo war allerdings etwas enttäuschend. Ich bin ohnehin nicht ihr größter Fan, finde aber die Musik schon immer ganz gut hörbar. Leider ist die band um Brian Molko live auch recht lahm und die Jammerstimme des Sängers klingt live noch jammeriger. Das nervt etwas. Und wenn man eh schon ziemlich fertig ist, weil man den halben Tag Sachen durch die Gegend geschleppt hat und grad beim vorherigen Konzert voll abgegangen ist, macht das einen nur müde. Gut gefallen hat mir des letzte Drittel des Auftritts mit seinen ausufernden Intrumentalsoli. Da zeigten Placebo, dass sie schon rocken können, wenn sie wollen.


Nach einem Süppchen um uns etwas aufzupäppeln entschieden uns Anette und ich gegen LCD Soundsystem – leider, denn das muss richtig gut gewesen sein – und gingen zur kleinen Bühne, um uns die Klaxons anzuschauen. Diese Newcomerband aus England wurde in den letzten Monaten von der Musikpresse stark gehypt und bezeichnet ihre Musikrichtung selbst als New Rave – man könnte auch sagen Diskorock mit Elektroeinflüssen. Klang auf Platte ganz gut, sodass ich schon neugierig war. Leider war auch dieser Auftritt etwas enttäuschend. Die Musik ist zwar ganz nett, es wirkt aber live doch etwas holprig. Man hat irgendwie das Gefühl, dass die vier Jungs noch etwas üben müssten. Aber sie sind ja noch blutjung und können an Bühnenpräsenz und Livespiel noch arbeiten... Die Platte ist aber trotzdem gut – lohnt sich mal anzuhören!


Demnächst geht’s weiter mit Tag zwei.

Mittwoch, 4. Juli 2007

Open Air Sankt Gallen

Nach längerer heimaturlaub- und damit verbundener freizeitstressbedingter Blogenthaltsamkeit melde ich mich zurück und nutze die lange Zugfahrt nach Berlin, um die letzten Tage aufzuarbeiten.

Sankt Gallen ist nicht nur eine beschauliche Schweizer Kleinstadt mit renommierter Universität im Alpenvorland südlich des Bodensees. Der Sittertobel, eine Parkanlage der Stadt, wird auch einmal jährlich zur Kulisse eines sehr ansehnlichen Open-Air Musikfestivals. Dieses habe ich zusammen mir meiner alten Freundin Anette, meinem Bruder Remi und zwei seiner Freunde, Jasmin und Timo besucht. Meine Heidelberger Freundin Julia und ihre Schwester Lilly stießen ein Tag später noch zu uns. Ausgestattet mit Zelten und den nötigen Alkohol- und Essensvorräten reisten wir am Freitag Mittag an. Wie sich bei der Ankunft am Festivalgelände herausstellen sollte, war dies etwas spät. In der Tat waren quasi alle verfügbaren Plätze, die sich zum Aufstellen eines Zeltes eigneten, bereits besetzt mit Zelten, Pavillons und anderen Konstruktionen. Nach stundenlanger Suche in der brennenden Hitze gaben wir auf und entschieden uns für einen Platz am Steilhang in der Nähe einer Bar für Festivalprolls. Dies alles sollte sich später als wenig förderlich für die Nachtruhe herausstellen, doch immerhin konnten wir unsere Zelte aufschlagen und uns endlich unser erstes kühles Bier genehmigen. Wir hatten zwei Kühlboxen mit tiefgekühlten Bierflaschen dabei, sodass wir tatsächlich bis Samstagabend noch kühles Bier hatten!


Wir waren ja ohnehin nicht für den Schlafkomfort da, sondern für die Musik. Das Programm des Festivals las sich ja auch wie ein Best Of der aktuellen (vor allem britischen) Indie-Musik. Auf der Hauptbühne traten unter anderem Maxïmo Park, Placebo, LCD-Soundsystem, Bloc Party, die Beatsteaks, The Kaiserchiefs, Arcade Fire, Wir sind Helden, Arctic Monkeys und Snow Patrol auf. Dazu kamen noch ein paar nette Bands auf der Nebenbühne, noch immer sehr hochkarätig, obwohl leider Mika und Bright Eyes abgesagt hatten. Dazu aber später mehr.


Der immense Vorteil am Open Air Sankt Gallen ist die Entspanntheit, mit der das ganze Festival vor sich geht. Obwohl es ein 35 000 Besucher (pro Tag!) Festival ist, gibt es keinerlei separaten Zugangskontrollen und –begrenzungen zum Bühnenbereich. Ist man erstmal auf dem Festivalgelände, so kann man sich uneingeschränkt bewegen und kann auch seine Getränke mit vor die Bühne nehmen – bei der herrschenden Hitze äußerst angenehm. Man kann auch sehr schnell veon einer Bühne zur anderen gelangen, was es erlaubt, ein maximum an Musikvergnügen mitzunehmen. Natürlich gibt es auch genug Festivalprolls, doch die sind auch auszuhalten – die große Menge and Haschisch- und Cannabisprodukten die konsumiert wird, trägt wohl zur Ruhigstellung bei.


Eine ziemlich Qual war hingegen die Übernachtung. Wie erwähnt hausten wir ja an einem Steilhang, was dazu führt, dass der Zeltboden zu einer Rutschbahn wird und man sich quasi st:andig mit den Füßen abstützen muss. Zudem hat man ständig angst, dass des Zelt zusammenbrechen könnte, weil bergsteigende Besoffene sich daran Festhalten. Schließelich mussten wir unter der Dauerbeschallung – die ganze Nacht – von der Prollobar leiden, deren Musik irgendwie auch Nachts lauter wirkte. Glücklicherweise half ein Käffchen am nächsten Morgen, uns wieder etwas Leben einzuhauchen. Auch das Bad in der eiskalten Sitter wirkte äußerst belebend und erfrischend. Und wenn man vor der Bühne steht und zu geiler Musik abgehen kann, ist die Müdigkeit sowieso im Nu verflogen.


Was für ein Glück wir mit dem Wetter hatten konnten wir übrigens auch noch feststellen. Die Hitze, die am Wochenende vorherrschte setzte uns zwar zu, doch das Gewitter mit Platzregen, das zum Ende des Festivals am Sonntagnachmittag auf uns hereinbrach verwandelte das Gelände in eine Schlammlandschaft und die noch stehenden Zelte purzelten den Berg herunter (unsere waren zum Glück schon abgebaut). Zum Schluss ging es dann unter des Zeltplane als Schildkröte zum Bus zurück zum Parkplatz und der Vorsatz steht schon fest: Nächstes Jahr sind wir wieder dabei. Und dann reisen wir ganz früh an, haben einen tollen Platz in der Ebene in der Nähe des Flusses und (mindestens) einen mit Stroh ausgelegten Pavillon dabei.

Fotos gibt es hier!

Mehr zu den einzelnen Bandauftritten gibt’s im nächsten Post.