Sonntag, 30. Dezember 2007

Gute Musik aus Deutschland

Ihr wisst nicht, was tun, mit dem vielen Geld, das Ihr zu Weihnachten bekommen habt? Vielleicht wollt Ihr Euch was gutes tun und Euch mal wieder eine CD kaufen. In letzter Zeit haben es mir Veröffentlichen von Bands aus Deutschland angetan, die beweisen, dass auch die Teutonen guten Indierock machen können.

Wer meint, dass jeder heiße Scheiß immer aus Großbritannien kommen muss, der irrt sich gewaltig. Er kann durchaus auch aus der Deutschen Provinz kommen, genauer gesagt aus Dinslaken. Daher kommen die Kilians, vier blutjunge Musiker, die sich auf dem Gymnasium kennen gelernt haben sich die Veröffentlichung ihres Albums Kill the Kilians vor ein paar Monaten mit bestem Indierock erarbeitet haben. Ihrem Sound hört man an, dass sie die Strokes mögen, sie klingen als wären sie direkt aus England zu uns herübergeschwappt. Aber sie sind eine wahre Perle aus Deutschland mit einem namhaften Förderer: Thees Ullman, Bandleader von Tomte und einer der Köpfe des Hamburger Indielabels Grand Hotel Van Cleef.

The Audience kommen genauso aus der tiefen deutschen Provinz, diesmal aus dem fränkischen Hersbruck. Ich hatte sie vor ein paar Wochen als Vorband von The Wombats live im Rosi’s erlebt und war so begeistert, dass ich mir kurz darauf ihr Album Celluloid gekauft (!) habe. Bei ihrer Musik handelt es sich um besten New Wave, der streckenweise an die ebenfalls sehr empfehlenswerten Robocop Kraus erinnert, aber auch furiose Franz Ferdinand Riffs beinhaltet. Auf dem Album kommt die Energie der Darbietung auf der Bühne, die vor allem vom Charisma des Sängers lebt, zwar nicht ganz so gut rüber, ist aber dennoch sehr hörenswert.

Schließlich möchte ich noch auf etwas hinweisen, das auf keinen Fall ein Geheimtipp ist. Die Beatsteaks, jene Berliner Band, die den Ärzten den ersten Platz unter den deutschen Rockkappellen streitig macht, hat vor ein paar Wochen auf ihrer Demon’s Galore EP neben dem Titeltrack einige nette Stückchen versteckt. Darunter ist so ein Knaller wie die Kooperation mit dem Rapper Dendemann (Wer A sagt muss auch B zahlen), von der ich mich nicht satt hören kann und eine kleine Überraschung, die in Nostalgie schwelgen lässt: Eine live-Aufnahme des Beastie Boys covers „Sabotage“, ein Mitschnitt vom Auftritt beim Open Air Sankt Gallen.

Wenn ich schon dabei bin, hier meine 10 Lieblingsalben des Jahres 2007:

1. The Arcade Fire – Neon Bible

2. Maxïmo Park – Our Earthly Pleasures

3. Bloc Party – A Weekend in The City

4. The Rakes – Ten New Messages

5. The Wombats – A Guide to Love, Loss And Desperation

6. Architecture in Helsinki – Places Like This

7. Stars – Set Yourself on Fire

8. Malajube – Trompe l’oeil

9. Idlewild – Make A New World

10. The Automatic – Not Accepted Anywhere

Ich wünsche allen meinen treuen Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Donnerstag, 27. Dezember 2007

Schön war’s, und viel zu schnell vorbei

Da ich mich heute morgen schon wieder zum Arbeiten aus dem Bett quälen musste, ist die Weihnachtszeit für mich leider schon beendet. Zeit also, zurückzublicken. Wie sich gehört, wurde Weihnachten im Kreise der Familie gefeiert, nach einigem hin- und her bekam ich auch am 24.12. frei und konnte so fünf Tage in Steinen verbringen. Dieses Jahr sah ich den Feiertagen mit etwas gemischten Gefühlen entgegen, da ein Drittel der Familie fehlen würde, weil sie sich in der Weltgeschichte herumtreibt. Anne und Rémi haben uns denn auch gefehlt, ist schon was anderes, wenn nicht alle da sind. Das ist der Preis den man bezahlen muss, wenn man sich gerade in Indien respektive Thailand aufhält.

Außer diesem gewichtigen Manko waren jedoch alle Ingredienzien für schöne Tage in der Heimat beisammen. Der Aufenthalt war zwar leider doch zu schnell vorbei, um wirklich erholsam zu sein, aber doch lang genug, um richtig abzuschalten. Besonders angenehm machten ihn zudem:

- Das Wiedersehen mit der Familie nach einer gefühlten langen Zeit, allerdings hatte ich sie in Wirklichkeit nur drei Monate nicht gesehen.

- Ebenso das Wiedersehen mit vielen alten Freunden, zu Spaziergängen, netten Gesprächen und einem feuchtfröhlichen Abend beim Schultreffen im Goldenen Löwen.

- Nachbarschaftliche Idylle und heile Welt in unserem Viertel, inklusive Quartiersadventskalender.

- Die übliche Weihnachtshektik bei uns zu Hause, die glaube ich etwas ausgeprägter ist als anderswo und seltsamerweise mit den Jahren nicht abnimmt, obwohl man meinen könnte, dass sie gerade, wenn man nur zu viert feiert und nicht wegfährt, gering sein sollte. Ist aber nicht so, das gehört aber in unserem Chaoshaushalt dazu.

- Vorzügliches Schlemmen, mit leckeren Speisen und Getränken, sodass mein Magen jetzt ausgedehnt ist und ich ständig Hunger habe und noch mehr essen muss.

- Wunderbares Wetter für einen Skivormittag in Todtnauberg und schöne Spaziergänge, beides mit Alpenaussicht.

- Fast eine weiße Weihnacht mit Schneefall am zweiten Weihnachtsfeiertag und vorher weiße Anblicke durch den Raureif.

Schade, dass es so schnell rum war, vor allem, weil die Arbeit ruft. Wenn es aber zu lange wäre, wüsste man es nicht richtig zu schätzen. Ich freue mich auf das nächste Jahr, dann wieder mit der ganzen Familie. Fotos dieser Heile-Welt-Tage gibt es hier.

Montag, 17. Dezember 2007

Geschafft!

Hach, ich hab’s hinter mir: der stressige Teil der diesjährigen Weihnachtszeit ist erledigt. Nach langem hin- und her habe ich endlich am 24. Dezember Urlaub bekommen. Damit steht einem gemütlichen Weihnachtsfest mit Familie und dem Wiedersehen der Freunde in der Arbeit nichts mehr im Wege. Auch meine erste betriebliche Weihnachtsfeier habe ich gut überstanden, inklusive von der Firma bezahlte Fahrt nach Hamburg samt Übernachtung im Hotel, leckerem Essen, viel Bier und Spaß mit meinen Kollegen. Schließlich habe ich heute meine Weihnachtseinkäufe für dieses Jahr zum Abschluss gebracht. Gut, dass ich schon letzte Woche einen Erkundungsgang gemacht hatte, denn Berlins „Kulturkaufhaus“ war heute Nachmittag ziemlich bevölkert. Außerdem bin ich (fast) ohne Kaufrausch, der mich jedes Jahr zum Jahresende packt, durch die Adventszeit gekommen, Bin ich froh, dass ich dank meiner hierfür sehr praktischen Arbeitszeiten unter der Woche vor dem großen Feierabendansturm meine Einkäufe erledigen kann. Gar nicht vorstellen will ich mir den Horror des Wochenendweihnachtseinkauf, am besten an einem der vier verkaufsoffenen Adventssonntage. Das meide ich wie die Pest! Mein Weihnachtsbummel in der recht geschmackvoll beleuchteten Friedrichstraße hat mir seit langem mal wieder eine „Promi“-Sichtung beschert, den Fußballprofi vom VFL Wolfsburg Pablo Thiam samt familiärem Anhang. Was man nicht alles bemerkt, wenn man aufmerksam durch die Straßen geht...

Nun kann ich mich auf die angenehmen Dinge konzentrieren: Glühweintrinken mit den Kollegen nach der Arbeit und Vorfreude auf eines der unstressigsten Weihnachten seit Jahren mit gutem Essen und Trinken in heimatlichen Gefilden.

Es gibt übrigens Hoffnung für das nächste Jahr: Die Kaufkraft soll 2008 überdurchschnittlich steigen, jedenfalls stärker als die Inflation. Interessant auch: Jeder deutsche bürger hat 2007 im Schnitt 18.734 Euro jährlich zur Verfügung, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Die geographische Verteilung ist wie zu erwarten: Es gibt ein starkes Süd-Nord, sowie ein West-Ost Gefälle. Nachzulesen bei Spiegel Online.

Sonntag, 16. Dezember 2007

Das letzte Konzert '07

Nachdem unser geplanter konzertischer Jahresabschluss im White Trash Fast Food ein Reinfall war, musste dringend Ersatz gefunden werden. Das exzellente Konzertjahr 2007 musste ja einen versöhnlichen Abschluss finden. Glücklicherweise konnten wir noch ein schönes Schmankerl auftreiben: Am Dienstag fand im Kesselhaus der Kulturbrauerei das Polarzoo Festival statt. Hier traten je eine Band aus jedem der fünf skandinavischen Länder auf, dazwischen liefen Videoclips und Kurzfilme. Eine sehr viel versprechende Veranstaltung also.

Die erste Gruppierung, Desert Planet aus dem finnischen Lappland, habe ich leider verpasst, da ich vor dem Konzert noch auf dem Weihnachtsempfang meiner alten Kollegen von der kanadischen Botschaft war. Aber ich glaube, dass mir der Game-Boy-Elektro-Sound der Band auch nicht so gefallen hätte. Dafür kamen wir gerade rechtzeitig für eine musikalische Neuentdeckung, Ida Maria aus Norwegen. Die nach ihrer Sängerin benannten Band spielte auf der Bühne einen Indie-Rocker nach dem anderen und begeisterte mit ihrer von Punk Attitüden beeinflussten Bühnenperformance das recht spärliche und eigentlich eher lahme Publikum. Auf der (norwegischsprachigen) Website der Band gibt es ein paar Songs zum kostenlosen Download. Es folgt aber sicher in den nächsten Monaten ein Album.

Die schwedische Band Last Days of April ist auch noch eine (vom alter her) recht junge Band, die aber schon lange Bestand hat und sich durch zahlreiche Auftritte in Deutschland, u.a. bei den großen Festivals und im Vorprogramm der Sportfreunde Stiller, einen Namen gemacht hat. Die Band um Sänger Karl Larsson spielt nette und sehr schöne Indie-Rock und Pop Lieder, die ich ganz gerne höre. Auf der Bühne fehlt allerdings die letzte Konsequenz. Das das Publikum wie gesagt ziemlich lahm war, sprang folglich in der Kulturbrauerei der Funke nicht wirklich herüber. So hatte man zwar das vergnügen, guter Musik zu lauschen, wirklich spannend war das ganze aber nicht.

Höhepunkt des Abends und für viele der wahre Grund für den Konzertbesuch waren zweifelsohne die Dänen von Kashmir. Ihr etwas düsterer, tragender, eher ruhiger Rock kann einen nicht kalt lassen. Die Musik hat was von Interpol, aber irgendwie erinnern manche Riffs auch an die Dire Straits. Jedenfalls kann man richtig schön in ihr eintauchen. Endlich wachte nun auch das Publikum auf! Auch wenn der Auftritt aufgrund des sehr engen Zeitplans ziemlich schnell vorbei war, machten Kashmir den Abend mehr als lohnenswert. Alle konzerttauglichen (also die flotteren) Songs wurden gespielt, sodass man zufrieden nach Hause gehen konnte. Ja, zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die letzte Band, Wulfgang aus Island, nicht abgewartet habe und mich auf den Heimweg machte. Es war allerdings schon fast 12 und ich wusste, dass mein Wecker am nächsten Morgen um 5 Uhr klingeln würde. Man hat es schon schwer als Arbeitnehmer...

Zum Abschluss noch ein kleines Quiz aus dem Alltag im Neuköllner Multi-Kulti-Kiez. Was bezeichnet Eurer Meinung nach ein „Antrikot“ bei meinem türkischen Metzger? Ich freue mich jedenfalls schon darauf, es mir heute Abend in di Pfanne zu hauen.

Montag, 10. Dezember 2007

Auch Busfahren kann sich lohnen...

... allerdings muss man ein wenig Zeit mitbringen. Ich habe mich heute spontan entschieden, da ich ohnehin am Bahnhof Zoo was zu erledigen hatte und dort aus der U-Bahn aussteigen musste, von dort mit dem Bus weiter nach Neukölln zu fahren. Nach einem kleinen Schlenker über den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche (nicht schlecht, aber zu sehr Fressmarkt) und ins Foyer des KaDeWe, dessen Weihnachtsdeko mich interessierte (kitsch pur) stieg ich also in den M29. Jeder Tourist kennt den 100er (bzw. 200er) Bus als Sightseeing Tipp, doch auch der M29 ist sehr lohnenswert. Wichtig ist natürlich, sich im oberen Stock ganz nach vorne zu setzen, so hat man eine perfekte Panoramafahrt vom Wittenbergplatz über die Urania, ein Stückchen am Landwehrkanal entlang, westlich am Sonycenter vorbei, weiter zum Anhalter Bahnhof, zum Checkpoint Charly, dann über Moritzplatz, Oranienplatz, Heinrichplatz und Görlitzer Bahnhof durch Kreuzberg, um schließlich über Pannierstraße und Sonnenallee zum Hermannplatz zu gelangen. Da bin ich auch schon fast zu Hause. Gut, mit der U-Bahn ist man doppelt so schnell, aber da sieht man nichts. Es hat schon was durch die zunhemende nchmittägliche Dämmerung auf einem Panoramaplatz durch Berlins Straßen zu kurven. Man muss sich halt die Zeit nehmen.

Sonntag, 9. Dezember 2007

Frustration und Weihnachtsstimmung

Für den Freitag Abend hatte Thomas uns ein tolles kleines Konzert ausgeguckt, die Motor FM Weihnachtssessions im White Trash Fast Food, u.a. mit The Fashion und Soko. Letztere hatte mit dem Song „I Kill Her“ einen kleinen Überraschungshit, der in manchen Radiosendern hier rauf und runter lief, und das obwohl die Dame nicht mal einen Plattenvertrag hat. Die deutschen liebten halt schon immer Frauen mit französischem Akzent, die ist aber auch süß, die kleine, wie man sich hier überzeugen kann. Nur hatten wir leider den Ansturm auf die Veranstaltung unter- und die Größe des Clubs überschätzt. So kam es, dass wir trotz pünktlichem Erscheinen zum Einlass um 19 (!) Uhr und 45 Minuten anstehen, während derer die Schlange kaum voranging, nicht rein kamen. Das war sehr ärgerlich und frustrierend. So mussten wir uns halt mit Biertrinken gehen begnügen, in einer Ecke Berlins, in der man sich nicht soo gut auskennt irgendwie auch blöd.

Derweil warte ich darauf, endlich das O.K. meiner Hamburger Chefin zu bekommen, um mir am 24.12 frei nehmen zu können (mehr gibt’s eh nicht) und versuche mich langsam in Weihnachtsstimmung zu versetzen. Diese kommt dieses Jahr nämlich nicht wirklich auf. Deshalb habe ich ein wenig für Weihnachtsdekoration in meiner Wohnung gesorgt und mit einfachen Mitteln ein weihnachtliches Fenster dekoriert. Deutlich besser funktionierte jedoch in diesem Unterfangen mein gestriger Besuch auf dem Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt auf meinem Neuköllner Lieblingsplatz, dem Richardplatz. Die Einzigartigkeit an diesem Weihnachtsmarkt besteht darin, dass er sich vom Kommerz sämtlicher anderer Berliner Märkte (es gibt laut meiner Zählung auf weihnachtsmarkt-deutschland.de deren 36) abhebt. Erstens dauert er nur ein Wochenende und zweitens ist er fast frei von gewerblichen Ständen, sondern wird von lokalen Vereinen und Wohltätigkeitsorganisationen betrieben. Das gibt dem ganzen eine nette und familiäre Stimmung, die mir sehr gut gefallen hat. Ich habe deshalb den Versuch unternommen, das ganze fotographisch festzuhalten, aufgrund der Dunkelheit sind die Bilder aber nicht berauschend.