Montag, 2. April 2007

Ich bin jetzt Hartz IV Empänger!

Es ist soweit: Seit Sonntag bin ich offiziell nicht mehr Student. Damit beginnt der Ernst des Lebens. Glücklicherweise habe ich gerade noch rechtzeitig zum Monatsende meinen Arbeitslosengeld II Bescheid erhalten. Damit ist mein Lebensunterhalt gesichert. Ich bin nun erstmals in meinem Leben finanziell unabhängig von meinen Eltern... und begebe mich stattdessen in die Abhängigkeit des Staates. Ohne damit ein luxuriöses Leben bestreiten zu können, werde ich allerdings nicht am Hungertuch nagen, da zum einen ein Teil meiner kleinen Einkünfte aus meinem Praktikum bei der Berechnung der ALG II Satzes nicht berücksichtigt werden und ich zum anderen ohnehin mehr bekomme, als ich zu Studienzeiten zur Verfügung hatte. Zumindest in denjenigen Zeiten, in denen ich nicht gearbeitet habe.
Ich muss noch mal kurz auf meine Erlebnisse im Jobcenter Neukölln in dieser Woche zurückkommen. Ich war nämlich zweimal dort. Das erste Mal lief alles wie geschmiert, ich habe meinen Antrag auf ALG II und Wohngeld abgegeben, musste kaum warten und erhielt die Versicherung, dass alles schnell bewilligt werden würde, was auch gestimmt hat. Ich war sehr positiv überrascht.
Der zweite Termin war mit meiner Betreuerin beim Arbeitsamt, im Ergebnis eigentlich auch unproblematisch, aber mit interessantem Inhalt. Zunächst habe ich Ärger bekommen, weil ich mein Praktikum nicht im Voraus angemeldet habe, um es bewilligen zu lassen. Zudem gehen Praktika, die länger dauern als zwei Monate, schon gar nicht. Glücklicherweise ist mein Praktikum bezahlt, auf diese Weise konnte es dann doch unproblematisch unter „Eingliederung in den Arbeitsmarkt“ verbucht werden. Weiterhin habe ich erfahren, dass die Betreuer des Arbeitsamts keine Stellenangebote weitergeben dürfen, da es Ärger mit den Arbeitgebern gegeben hat, weil ihnen so viele unmotivierte Leute geschickt wurden. Was machen die Betreuer also, außer Arbeitslose verwalten? Dann jedoch ein für mich ermutigendes – ansonsten aber eher deprimierendes Statement: „Herr Hagedorn, sie sind hier in Neukölln. Sie sind für uns ein Traumfall. Sie sind so hoch qualifiziert, die meisten Leute, die hier zu uns kommen, haben nicht mal einen Hauptschulabschluss.“ Dann kann das mit dem Job ja nur eine Frage der Zeit sein...

Ich war am Wochenende übrigens erstmals hier richtig weg, am Freitag mit Arbeitskollegen Essen und Trinken in Friedrichshein – wie ich höre nennt man die Ecke Simon Dach Kiez – und am Samstag mit Thomas und Sandra in Kreuzberg. Nach ein paar Bierchen in einer netten Kneipe Namens Cake (wo ich die Telefonnummer eines männlichen Bewunderers zugesteckt bekam – sollte mir das zu denken geben? Es war keine Schwulenkneipe...) ging’s ins Lido zum Karreraklub. Es ist, als ginge man in Heidelberg ins Karlstorbahnhof zur Rollercoasterparty, nur ist es etwas größer, die Leute tanzen mehr und als wir um halb 5 gingen ging’s noch immer heiß her. Willkommen in der Großstadt. Ich fand’s super!
Sonntag nutzte ich das immer traumhafter werdende Wetter – inzwischen kann man im T-Shirt raus – um mal wieder einen Touristischen Erkundungsgang vorzunehmen. Diesmal schwang ich mich auf mein Rad und fuhr nach Charlottenburg, um mir die Gegend um den Ku’Damm anzuschauen. Es weht dort ein Hauch von Champs-Elysées, aber Berlin-Typisch ist alles etwas abgefuckter. Leider haben sich allzu viele Nachkriegsbausünden zwischen die alten Prachtbauten geschlichen. Die Seitenstraßen sind da schon netter, die Boutiquen und Kneipen die es dort gibt sind recht einladend. Aber die östlicheren Gefilde Berlins gefallen mir deutlich besser. Fotos dieses Tages gibt es hier, zudem habe ich letzte Woche auf dem Weg zur Arbeit mal meine Kamera gezückt und mich am Sonycenter fotographisch verausgabt.

3 Kommentare:

Danièle+Roland hat gesagt…

In der sozialen Hängematte angekommen!

Thomas hat gesagt…

Dat heißt Friedrichshain (*klugscheiß*)

The French German hat gesagt…

is ja schon gut...