Montag, 30. April 2007

Im Dienste Ihrer Majestät

Vielen ist nicht bekannt, dass das Staatsoberhaupt Kanadas Queen Elisabeth II. in ihrer Funktion als Queen of Canada ist. Das heißt, wenn die Queen sich in Kanada befindet, was sehr selten vorkommt, wird sie zur Königin der Kanadier. In der Praxis wird jedoch die Funktion des Staatsoberhauptes vom Governor General ausgeübt, im Moment ist dies Michaëlle Jean, eine ehemalige Journalistin Haitianischer Herkunft. Für mich bedeutet die Tatsache, dass Kanada eine Monarchie ist, dass ich meinen Praktikumsvertrag mit Her Majesty Queen Elisabeth II abgeschlossen habe und ihr für meine Zeit an der Botschaft treue schwören musste.

In dieser Hinsicht war in der letzten Woche mein voller Einsatz gefordert. In der Tat handelte es sich für mich um die bisher arbeitsintensivste Woche seit Beginn meines Praktikums. Das liegt daran, dass gleich zwei Konferenzen in der Botschaft stattfanden, für welche die politische Abteilung in der Organisation federführend war. Und wie das bei solchen Dingen so ist, werden die Interns voll eingespannt. Das ist zwar anstrengend, aber auch sehr interessant, da man dadurch Einblicke erhält, die einem sonst verschlossen blieben.


Die erste Konferenz fand Montag und Dienstag statt. Kanada war dabei Gastgeber des sogenannten Refugee Coordination Forums, einem gerade aus der Taufe gehobenen Gesprächskreis (mehrheitlich) westlicher Staaten und internationaler Organisationen (EU und UN-Unterorganisationen), die sich zur Problem der palästinensischen Flüchtlinge in Nahost austauschten. Meine Rolle bei der Konferenz bestand darin, im Vorfeld Hintergrundinformationen zu recherchieren und während des Treffens für einen Reibungslosen Verlauf zu sorgen. Dies erlaubte es mir, bei einem Großteil der Gespräche anwesend sein zu können. Das war eine gute Sache, denn so konnte ich mitbekommen, wie so eine Konferenz auf der diplomatischen Arbeitsebene stattfindet. Ohne inhaltliches auszuplaudern möchte ich drei Dinge festhalten, die ich frappierend fand: Zum einen die Ausweglosigkeit, in welche der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern inzwischen geraten ist. Vielen schien, als sei eine realistische Zwei-Staaten Lösung schon nicht mehr möglich. Zweitens die extreme Notsituation in der sich die Palästinenser vor allem aufgrund der Blockade und der Zerstückelung des Westjordanlands befinden. Und drittens die doch sehr Israel-kritische Haltung der meisten Delegationen.


Die zweite Konferenz war komplett unterschiedlicher Natur. Diese fand nicht hinter verschlossenen Türen statt, sondern war für die Öffentlichkeit gedacht. Es war eine Konferenz zu Deutschland und Kanada im Vorfeld des G8-Gipfels in Heiligendamm. Redner aus Wissenschaft, Politik und der Botschaft diskutierten dabei über unterschiedliche Themenkomplexe, das Publikum sollte Fragen stellen. Auch hier waren die Praktikanten für den Reibungslosen Verlauf zuständig, auch hier war die Gelegenheit gegeben, einem Großteil der Konferenz zu lauschen, was gut war, denn inhaltlich bot sie sehr interessante Diskussionen und Vorträge mit teilweise hochkarätigen Rednern: Bundestagsabgeordnete, eine Ministerin aus Alberta, Professoren aus Kanada, Vertreter von Think Tanks. Für mich besonders spannend war, dass mehrere Konferenzteilnehmer mir vom Namen her dadurch bekannt waren, dass ich sie in meiner Magisterarbeit zitiert hatte, sodass es eine tolle Sache war, sie mal in Natura zu sehen. Zudem stellte sich heraus, dass einer der Ko-Organisatoren der Konferenz, Martin Thunert von der Deutschen Gesellschaft für Kanadastudien ab nächsten Semester in Heidelberg sein wird, um eine Stelle als Dozent beim HCA anzutreten und auch am Institut für politische Wissenschaft zu lehren... Die Welt ist klein.


Die letzten beiden Bilder zeigen übrigens den Canada Room und die Timber Hall der kanadischen Botschaft, in der öffentliche Veranstaltungen meist stattfinden.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

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