Dienstag, 19. Februar 2008

Die kleine Schwester

Der Name Nathalie Imbruglia ist wohl den meisten ein Begriff. Das ist jene australische Sängerin, der in den neunziger Jahren mit "Torn" ein Radio-Megahit gelang auf den noch ein recht gutes Popalbum folgte. Das Lied läuft noch immer auf diversen Popwellen, Frau Imbruglia ist jedoch längst in der Versenkung verschwunden und lässt es sich vermutlich von den Tantiemen gut gehen.

Laura Imbruglia ist die kleine Schwester von Nathalie. Die beiden habe ein ähnliches Äußeres gemeinsam sowie die Tasache, dass die beide Sängerinnen sind. Dort enden für den äußeren Betrachter jedoch die Gemeinsamkeiten. Denn Laura ist anders als ihre ältere Schwester nicht Zuckersüß, sondern kultiviert eher das böse Mädchen Image. Musikalisch ist sie auch ganz anders und macht - welch Überraschung, da ich hier darüber schreibe - folkigen Indierock. Ihr selbstbetiteltes Debutalbum erschien bereits 2006 in Australien und da es dort durchaus recht erfolgreich war, schickt sich die Dame nun an, Europa zu erobern. Auf diesem Eroberungsfeldzug gastierte sie am Montag in Berlin und ich ging hin, um mir ein Bild von ihren Livequalitäten zu machen.

Zunächst einmal muss man feststellen, dass die Tour kein großer Publikumserfolg ist. So wurde der Berliner Gig auch vom Lido in den Aufsturz-Klub verlegt, der nur etwa ein Drittel des Publikums des Lidos fasst. Dennoch war es nicht ganz voll. Allerdings war es so für mich mal die Gelegenheit, eine neue Location zu entdecken, die durchaus ihren Charme hat. Hier herrscht eine eher gediegene Atmosphäre mit vereinzelten Stehtischen. Richtige Abgehkonzerte gibt es im Aufsurz wohl nicht. Nun aber zu Frau Imbruglia: Ihre Musik spielt sie gekonnt und nur begleitet von ihrer eigenen Gitarre, einem Bassisten und dem Schlagzeuger, der auch der Vorband Black Rust angehört. Somit konzentriert sie sich auf das wesentliche, was der Musik nicht abträglich ist.

Weshalb sich das Konzert wirklich gelohnt hat ist vor allem, die Persönlichkeit der Künstlerin auf der Bühne zu erleben. Laura Imbruglia gibt sich große Mühe, bloß nicht nett zu sein: "I only smile when I make mistakes". Ihre Pausenfüller sind recht bissig, sie schaut immer ein wenig böse. Es wirkt so, als wolle sie so eine gewisse Unsicherheit und mangelndes Selbstbewusstsein kaschieren, was das ganze dann doch wieder nett machte. Selbstbewusstsein wird sie bei dieser etwas verkorksten Tour wohl nicht tanken, und ich denke auch nicht, dass es beim Berliner Konzert gesteigert wurde, obwohl sie beim Publikum gut ankam ("You are only here because Frank Black was too expensive, aren't you?"): Vor dem letzten Song riss ihr eine Gitarrensaite. So wurde der bassist dazu verdonnert, mal kurz auf der Akustikgitarre einen Neil Young Song zu covern, Laura holte etwas auf die Bühne, was aussah wie eine Rosa Kulturtasche und bespannte auf der Bühne mal schnell ihre Gitarre neu. Danach ging's dann weiter.

Übrigens fand ich die Vorband Black Rust auch recht gut, eine Indieband, die sich an Akustikrock, Folk und Country orientiert und Neil Young als Vorbild hat. Außerdem bedient der Vater des Sängers die Percussions. Vielleicht im Auftreten ein wenig zu brav, aber handwerklich sehr hochwertig. Das Debutalbum soll in Kürze erscheinen, nach dieser Kostprobe bin ich bereits gespannt!

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