Eine unerwartet lange Busreise durch das ländliche Karnataka bringt mich in die Kleinstadt Badami, etwa 140 Kilometer nördlich von Hampi. Die Gegend, die ich durchfahren habe, ist wenig besiedelt und landschaftlich unspektakulär, es sind die Weiten der Hochebene des Dekkan. Das ist das Kernland des südlichen Subkontinents, weit entfernt von den modernen Großstädten und den dicht besiedelten Küstenregionen. Hier sieht man kaum Privatautos, dafür viele Ochsenkarren. An jeder Bushaltestelle und auch in Badami rennen ganze Schweinefamilien durch die Gegend und durchwühlen den Boden nach Essbarem.
Pattadakal |
Badami war vom V. bis VIII. Jahrhundert die Hauptstadt der Chalyuka-Dynastie, deren Reich in seiner größten Ausdehnung bis hinunter nach Kanchipuram reichte. Die Chalyukas waren Pioniere der Tempelbaukunst und gründeten den dravidischen Tempelbaustil, den man in weiten Teilen Südindiens vorfindet. In Badami sowie in den nahe gelegenen Orten Pattadakal und Aihole befinden sich sehr zahlreiche Tempel, denn in diesen drei bedeutendsten Städten des Chalyuka-Kernlandes experimentierten die damaligen Herrscher in Sachen Tempelbau. Badami beheimatet zudem vier reich verzierte Tempelgrotten.
Den ersten vollen Tag vor Ort widmete ich mich dem Besuch von Aihole und Pattadakal. Mit einem Autoriskshaw ließ ich mich durch die Gegend fahren, bis Aihole in Begleitung einer indischen Familie, dann alleine. Allerdings nahmen wir immer wieder ein paar Leute ein Stück mit, denn die Busse verkehren in der Gegend relativ selten. In beiden Orten kann man sich in Sachen Tempeln sattsehen, in Aihole gibt es ebenfalls kleinere Tempelgrotten. Das Tempelensemble von Pattadakal ist UNESCO Weltkulturerbe, es ist in der Tat in seiner Art eine einmalige Tempelsiedlung. Auf dem Rückweg machen wir noch einen kurzen Halt im Tempel von Mahakutra. Dieser ist sehr geschäftig, was unter anderem sicher auch daran liegt, dass man hier im Tempelbecken baden kann. Ich stürze mich allerdings nicht zu den Massen in die Fluten.
Badami |
Am zweiten Tag erkunde ich Badami. Der Ort hat weit mehr zu bieten als nur die berühmten Grotten. Die Altstadt ist hier noch sehr ursprünglich, sie besteht aus geweißten einstöckigen Lehmziegelhäuschen. Man kann hier durch die Straßen wandeln, dabei hunderten von Kindern sagen, wie man heißt und wo man herkommt, den Schweinen beim durchpflügen der offenen Kanalisation zuschauen und einfach die Stimmung aufnehmen. Die Stadt liegt an einem großen Wasserbecken und ist von drei Seiten umgeben von Felswänden, in die an den beiden Extremitäten Forts integriert sind. Überall in der Stadt, auf den Felsen und um das Wasserbecken stehen Tempel. Ich unternehme einen sehr schönen Spaziergang entlang des Gipfels der Felsen, vom Nordfort zum Südfort, wo man ein wenig Ruhe vom geschäftigen Treiben im Ort hat und gleichzeitig tolle Aussichten auf Badami und die Umgebung genießen kann.
Dancing Shiva |
Ich beende den Tag mit dem Besuch der Tempelgrotten, die beeindruckende Wandreliefs zu bieten haben. Diese sind erstaunlich gut erhalten. Eine Wandskulptur sticht besonders hervor: ein 18-armiger Nataraja (tanzender Shiva), der auf diese Art 81 Tanzpositionen veranschaulicht. Ich verbringe hier auch viel Zeit damit, Fragen nach meiner Herkunft zu beantworten und Fotos von und mit indischen Familien zu machen. Es ist Sonntag, entsprechend werden unaufhörlich Busladungen von Wochenendtouristen zu den Grotten gebracht. Es wimmelt hier zudem vor Affen, die durch ihr Treiben das Interesse der Touristen fast genauso stark auf sich ziehen wie die vier Grotten.
Wie immer habe ich meinen Aufenthalt bei den Chalyukas ausführlich photographisch dokumentiert.
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