Montag, 23. Mai 2011

Ellora und Daulatabad

Gerade einen Abend habe ich Zeit, um die Eindrücke aus Ajanta zu verarbeiten. Da ich sehr früh aus meinem Hotel auschecken muss, bin ich bereits am frühen Morgen in Ellora. Das ist gut, denn es ist noch wenig los und die Hitze noch nicht so asugeprägt.
Buddhistische Grotte
Die Grotten von Ellora sind etwas jünger als diejenigen in Ajanta. Die ältesten stammen aus dem 6. Jahrhundert, es sind buddhistische Grotten. Über etwa 5 Jahrhunderte hinweg schlugen Buddhisten, Hindus und Jains jeweils eigene Grotten aus dem Fels. Dass dies teilweise zeitgleich geschah, beweist die religiöse Toleranz, die zu dieser Zeit in Indien herrschte. Gleichzeitig sorgte der Konkurrenzkampf zwischen den Glaubensrichtungen dafür, dass jeder versuchte, seine Grotten besonders auszuschmücken.
Eine hinduistische „Grotte“, die Nummer 16, überstrahlt hier allerdings alle anderen. Es handelt sich um den Kaylasa Tempel. Dabei handelt es sich weniger um eine Grotte als um einen komplett aus dem Fels herausgearbeiteten riesigen Tempel mit Nebentempeln und Säulengalerien im Fels. Dieser größte monolithische Tempel der Welt ist zudem unheimlich detailreich ausgeschmückt. Begeht man ihn, weiß man nicht wo man hinschauen soll. Überall überbieten sich die Skulpturen in ihrem Detailreichtum und ihrer Schönheit. Ich verbringe über eine Stunde damit, alleine diesen Tempel zu erkunden und hätte hier durchaus noch länger verweilen können.
Kaylasa Tempel
Nach dem Kaylasa Tempel wirkt alles andere nicht mehr ganz so spektakulär, dabei sind auch die anderen Grotten nicht von schlechten Eltern. Gerade die zeitlich jüngeren Hindugrotten sind bombastische Meisterwerke. Allerdings gibt es auch unter den Jaingrotten eine, die besonders hervorsticht. Die Grotte Nr. 32 ist ebenfalls ein komplett aus dem Fels geschlagener Tempel, dessen Skulpturen durch feinste Detailarbeit beeindrucken.
Auf dem Rückweg nach Aurangabad lege ich auf halbem Weg in Daulatabad einen Zwischenstopp ein. Daulatabad hat eine sehr wechselvolle über tausendjährige Geschichte hinter sich. Deren Höhepunkt ereignete sich im 14. Jahrhundert, als Mohammed Tuqlaq, der damalige Sultan von Delhi, beschloss, seine Hauptstadt hierher zu verlegen. Das bedeutete, dass die gesamte Bevölkerung Delhis mit ihm nach Daulatabad ziehen musste, Männer, Frauen, Kinder, auch alte und Kranke. Viele überlebten die Reise von über tausend Kilometern nicht. Als Tuqlaq feststellte, dass Daulatabad doch nicht als Hauptstadt taugte, wiederholte sich das Spektakel in die andere Richtung. Daulatabad blieb dennoch eine glanzvolle Metropole, die anscheinend mit Delhi rivalisieren konnte.
Daulatabad
Heute ist Daulatabad ein verschlafenes Städtchen. Von seiner glanzvollen Zeit ist jedoch ein sehr beeindruckendes und relativ gut erhaltenes Fort mit drei Befestigungsreihen übrig geblieben. Der Kern des Forts liegt zudem auf einem Pyramidenförmigen Hügel, bei dessen Anblick man sich gut vorstellen kann, wie schwer es gewesen sein muss, es einzunehmen. Dieser Eindruck bestätigt sich beim Aufstieg des Hügels. Unter anderem muss man dabei ein Stück durch einen stockdunklen Tunnel gehen, an dessen oberen Ende die Verteidiger der Burg im Belagerungsfall Feuer entfachten, um im Tunnel für den Feind unerträgliche Hitze entstehen zu lassen.
Da inzwischen die Sonne mit voller Kraft knallt ist der Steile Aufstieg sehr beschwerlich. Allerdings wird man am Gipfel mit einer sehr schönen Aussicht auf das Fort und die Umgebung belohnt, sodass sich die Mühe gelohnt hat. Die Hitze verarbeite ich, wie die letzten Tage auch, durch das Trinken großer Mengen von Wasser. Mein Wasserverbrauch liegt dieser Tage bei 5-6 Litern am Tag. Bei um die 40 Grad im Schatten ist das auch nötig.

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