Mittwoch, 26. November 2008

TV on the Radio - schon wieder? Ja!

Ist es vernünftig, sich eine Band innerhalbt von 2 Monaten 2 Mal live anzuschauen? Natürlich nicht! Aber ich war vom Auftritt von TV on the Radio beim Reeperbahnfestival 08 so angetan gewesen, dass ich nicht lange zögerte wieder hinzugehen, als sich abzeichnete ein neuer Auftritt in Hamburg anstand. Das Konzert wurde (wohl aus Mangel an Publikumsinteresse?) von der Markthalle ins Uebel & Gefährlich verlegt. Umso besser, so konnte man die Band, die als Speerspitze der avantgardistischen Musikszene Brooklins gilt, in kleinerem Rahmen genießen.
Es ist fast, als würde man alte Bekannte wiedersehen: Gitarrist Kip Malone hat noch immer den leicht ergrauenden Rauschebart, David Sitek seinen wachsenden Bierbauch und das Glockenspiel an der Gitarre, und Sänger Tunde Adebimpe schwitzt noch genauso auf der Bühne und gibt sich völlig seiner Musik hin. Das Konzert war schlussendlich nicht viel anders als das Ende September: Gleiche Energie bei den Songs, gleiche Begeisterung beim Publikum, gleiches Engagement der Band auf der Bühne, auch einige Gestalten im Publikum waren wieder da, so die "Aerobictänzerin" in der ersten Reihe. Dennoch war ich noch begeisterter als zuvor.
Das liegt im wesentlichen an den Örtlichkeiten. TV on the Radio ist trotz ihres Erfolges noch immer eine Clubband, auf einer kleinen Bühne mit Publikumsnähe springt die Musik einfach besser herüber als in der Großen Freiheit 36. Besonders bei den beiden Hammersongs des unerreichten ersten Albums Desperate Youth, Blood Thirsty Babes, "The Wrong Way" und "Staring at the Sun" gibt es im Publikum kein Halten mehr. Vor allem letzeres Lied, dass als letzte Zugabe eines der Höhepunkte des Konzerts bildete, ist eines derjenigen Stücke von TV on the Radio, in denen die Band ihre extatische Energie am besten ausdrückt. Das ersetzt den Drogentrip. Und man braucht ein Weilchen, um herunterzukommen, wenn ein Konzert mit so einem Song endet.
Hier ein etwas älterer TV Auftritt von 2004:

Montag, 24. November 2008

Sachen gibt's...

Was man nicht alles beim Studium von Google Analytics (auch Besucher dieses Blogs beiben nicht unerkannt) entdeckt: Ich bin ohne mein Wissen verlinkt worden! Und zwar bei La Gazette de Berlin. Welch Überraschung!

Sonntag, 23. November 2008

Wolf Parade - Gutes aus Kanada

Das Uebel & Gefährlich in Hamburg ist eine tolle Location. Nicht nur seine Lage im vierten Stock des Hochbunkers ist außergewöhnlich. Auch die Art, wie man in den Konzertsaal kommt, ist eine besondere. Dies gilt allerdings nur, wenn wie an diesem Abend die kleine Konfiguration des Saals besteht, also die hintere Hälfte durch einen Vorhang abgetrennt ist. Dann nämlich gelangt man über einen großen Lastenaufzug in die Höhe, der von einem stets charmanten jungen Mann bedient wird. Dadurch erhölt das Gelangen in den Saal eine gewisse Dramatik.
An diesem Abend war die Band Wolf Parade der Grund für den Besuch in diesem tollen Club. Wolf Parade ist eine fünfköpfige Band aus Montreal. Diese Stadt hat in den vergangenen Jahre eine große Fülle an außergewöhnlichen Bands hervorgebracht, die bekannteste ist sicherlich Arcade Fire. Auch Wolf Parade spielt Indie-Rock mit einem Schuss Genie und Wahnsinn. Vor allem das zuletzt erschienene zweite Album der Band, At Mount Zoomer, ist absolut hörenswert.
Bevor man sich jedoch von Wolf Parades live Qualitäten überzeugen durfte, war der Platz auf der Bühne jedoch für das Trio Dag för Dag reserviert. Die Band kommt nicht aus Skandinavien, sondern aus San Francisco und spielt eher düsteren Rock ohne viele Scharmützel. Das Zusammenspiel der tiefen Töne von Bass und Gitarre mit der Stimme der Sängerin haben durchaus ihren Charme, wenn wenn mir auch insgesamt der Kick in dieser Musik gefehlt hat.
Dann betraten Wolf Parade die Bühne - nur zu viert, Keyboarder Hadji Bakara ist bei dieser Tour in Kanada geblieben, um an seinem PhD zu arbeiten. Doch auch so sorgte die Band für ausreichend Stimmung. Die Stücke sind live deutlich krachender und rockiger als auf Platte, dafür gehen manche leisere Töne und Finessen ein wenig unter. Das passte aber gut. Die beiden Sänger, die sich zu gleichen Teilen den gesanglich Part Teilen, ergänzen sich gut: Dan Boeckner an der Gitarre hat eine volle, rauchig aufgekratzte Stimme, die man ihm auch vom Aussehen her abnimmt, ich musste bei den von ihm vorgetragenen Stücken ein wenig an Modest Mouse denken. Dagegen ist das Organ von Spencer Krug eher sanft, ebenso wie seine Erscheinung.
Die Band war bestens aufgelegt, was sicher auch daran gelegen haben mag, dass das Publikum ihr einen donnernden Empfang bereitete. Manche Stücke wurden geradezu bejubelt, bei Erkennung am Anfang und erst recht nach jeder stets sehr gelungenen Darbietung. Manche haben ja durchaus extatische Momente, was der Schlüssel zu einem guten Konzerterlebnis ist. 80 Minuten reiner Genuss!

Samstag, 22. November 2008

Mittagessen und Arbeit

Jeder, dessen Firma keine Kantine unterhält, kennt das Problem, dasssich einem bei der Arbeit jeden Tag auf's neue stellt: Was esse ich zu Mittag? Ich habe das Glück, dass in der Umgebung des Medienparks Kampnagel, wo meine Arbeitsstelle liegt, ein recht reichhaltiges Angebot an unterschiedlichen Mittagstischen existiert, zudem gibt es imme die Möglichkeit, auf den Supermarkt auszuweichen. Als junger Mann ist man jedoch bei seinen Auswahlmöglichkeiten dadurch eingeschränkt, dass die Portion so groß sein muss, dass man nicht zwei Stunden später wieder hunger hat. Bei Mittagstischen gar nicht so einfach. So enden mein Kollege und ich doch immer in der gleichen Örtlichkeiten.
Ein grundsätzlicheres Problem liegt jedoch ganz woanders: Wenn man sich tatsächlich täglich einen Mittagstisch gönnt, kostet das grob gerechnet im Schnitt € 6,00 pro Tag. Rechnet man das auf den Monat hoch, kommt eine stolze Summe zusammen, die man eigentlich nicht bereit ist, für so etwas auszugeben. In der tat käme es deutlich billiger (und schmeckt auch meistens besser), wenn man sich täglich etwas mitbringen würde, das man sich in der büroeigenen Mikrowelle aufwärmt.
Doch auch hier treten Probleme auf. Das wichtigste: Wer hat schon Lust, sich jeden Abend in die Küche zu stellen, um sich was für den nächsten Tag vorzubereiten - ganz davon abgesehen, dass nicht jedes Gericht aufgewärmt gut schmeckt. Zweitens ist der tägliche Gang aus dem Büro zum auswärtigen Mittagessen eine willkommene Möglichkeit, um eine Stunde lang dem Arbeitsplatz zu entkommen und dabei gleichzeitig den sozialen Kontakt zu den Kollegen zu pflegen. Wie immer im Leben gibt es also keine optimale Lösung.
Deshalb gilt es wie so oft, ein gutes Gleichgewicht zu finden. So bringe ich mitrgelegentlich was mit und ernähre mich ansonsten vom (erstaunlich guten und sehr sättigenden) Mittagstisch beim Luxusdöner Dubara, beim Asiaten, mit Schnitzel, Sushi, Currywurst, Supermarktsalat, Franzbrötchen und was man sonst so findet. Schön war es damals, als man noch die leckeren Pausenbrote von Mama mit in die Schule bekam...

Montag, 17. November 2008

Management

Ein Konzert an einem Wochenende ist nicht genug, man muss gleich am Sonntag Abend noch ein zweites dranhängen. Doch was bleibt einem anderes übrig, wenn eine DER Newcomerbands des Jahres in Hamburg weilt. Die "Neo-Hippies" von Mgmt waren im seit Wochen ausverkauften Uebel & Gefährlich zu gast."Neo-Hippies" waren auch viele im Publikum, neben Indie Kiddies in Rührenjeans, Hipstern und Musikinteressierten der Ü25 Generation war folgende Spezies im Publikum zu finden: Band oder Tuch im (am besten ein wenig langen und leicht gelockten) Haar, möglicherweise noch Spackenbrille auf der Nase und Kleider aus der Mottenkiste am Leib. Das konnte heiter werden. Statt mich weiter nach hinten zu den Normalos zu verziehen stand ich mitten in diesem Völkchen. Meine unmittelbaren Publikumsnachbarn hätten mir den auch beinahe deie Freude am Konzert genommen, so übertrieben aufgedreht wie sie waren, dazu musste natürlich alles Video- und Fotographisch festgehalten werden. Zum Glück haben sie sich bald in den Pulk direkt vor der Bühne gestürzt.
Doch genug genörgelt, ich war ja wegen der Musik da. Diese ist, wie soll ich sagen, eine Mischung aus Heile-Welt Musik und Elementen aus dem Rock sowie aus dem Elektobereich. Am besten selber mal anhören. Die fünfköpfige Band begann ihr Set erstaunlicherweise mit einem B-Track des Albums, bevor dann die eingängigeren Songs gespielt wurden, was die Euphorie des Publikums sich endlich entladen ließ. Jeder Song wurde mit begeistertem Erkennungsjubel vom Publikum gefeiert.
Das Auftreten von Mgmt vermischt Öko und Trash. Dazu kommt, dass Gitarrist und Schlagzeuger vom Aussehen her direkt von einer Metalband kommen könnten. Da erstaunt es wenig, dass live die rockige Seite der Songs in den Vordergrund rückt. Diese werden durch ausgedehnte Schweine-Gitarrensoli in die Länge gezogen. Man könnte teilweise meinen, dies sei eine 80er Spektakelrockband. Vom Metalbereich her kommen dabei einige Prog-Anleihen, insbesondere beim sehr langen Non-album Track in der Mitte des Sets. Man kann sich Mgmt jedenfalls durchaus als Stadionrockband vorstellen. Ich wäre nicht erstaunt, wenn sie die Vorläufer eines 80s-Rock Revivals wären und wage zumindest die Prognose, dass Mgmt eine ähnliche Entwicklung nimmt wie Muse und in wenigen Jahren Stadien füllen werden.
Den Abschluss des Konzert bildete dann aber doch eine sehr elektrolastige Version von "Electric Feel", für die Bassist und Schlagzeuger unbrauchbar wurden, da Bassbeat aus der Soundmachine kam. Da gefällt mir diese Version doch ein wenig besser:

Sonntag, 16. November 2008

Pierre ist jetzt ein Fan von...

Okkervil River: Eine Band, die ich bisher mochte und deren Musik ich gerne hörte, ohne dass sie zu meinen absoluten Lieblingen zählte. Seit ich Okkervil River jedoch gestern live auf der Bühne des Knust erlebt habe, hat sie mich als Fan gewonnen.Okkervil River ist stark geprägt durch Ihr einzig verbliebenes Gründungsmitglied, Will Sheff. Dieser ist nich nur ein exzellenter Songschreiber, sondern auch ein hervorragender Sänger, wie sich live herausstellte. Allerdings ist die Band in ihrer aktuellen Besetzung auch nicht von schlechten Eltern. Die Mitglieder der sechsköpfigen Gruppierung sind allesamt Multiinstrumentalisten, sodass neben den klassischen Instrumenten des Rocks auch Trompete, Banjo, Akkordeon, Mundharmonika sowie diverse Rasseln und Percussioninstrumente zum Einsatz kommen. Bassist Patrick Pestorious verfügt zudem über eine wunderschöne Stimme, deren Bass als Ergänzung zu Will Sheffs Gesang den Songs eine zusätzliche Qualität verleiht. Das musikalische Ergebnis des ganzen wird of gern einfach Indie genannt, was jedoch über die Musik an sich weniger aussagt als über die Einstellung der Band und ihre Anhängerschaft. Schlussendlich handelt es sich um Singer-Songwriter Folk, typisch amerikanische Musik eben.
Kommen wir nun zum Konzert. Die Eröffnung des Abends machte die Band Lawrence Arabia, die ursprünglich aus Neuseeland stammt. Deren Kopf James Milne war zeitweise Tourbassist von Okkervil River, entprechend ist es nicht ersautnlich, dass die Musik der beiden Bands sich ähnelt. Lawrence Arabia war folglich eine gute Einstimmung für den weiteren Verlauf des Abends, ihr sehr schöner Folk wurde vom Publikum denn auch begeistert aufgenommen.
Die Pause zwischen den Bands konnte man nutzen, um sich im gut gefüllten (aber nicht ausverkauften) Knust nach vorne zu arbeiten, um für den Beginn der Darbietung der Headliner des Abends auf einem guten Posten zu stehen. Ein Okkervil River Konzert ist kein Abgehkonzert, aber man möchte doch gut platziert sein. Als die Band die Bühne betritt bemerkt man zunächst die frappierende Ähnlichkeit Will Sheffs mit John Lennon, was sicherlich aufgrund der Frisur und der Auswahl der Brille nicht ganz ungewollt ist. Ohne viel Gerede zwischen den Songs werden vor allem Stücke aus den zuletzt veröffentlichten Zwillingsalben The Stage Names und The Stand Ins gespielt, gespickt mit einigen älteren Songs. Der zu Beginn des Konzert etwas erhöhte Alkolisierungsgrad des Sängers wirkt sich nicht negativ aus.
Nach und nach steigt im Saal die Stimmung, nicht nur ich, sondern auch der Rest des Publikums wir zunehmend durch die Songs gepackt. Entsprechend stiegern sich im Laufe des Abends die Begeisterungsstürme. Diese Gipfeln gegen Ende des Sets, als "Lost Coastlines", "John Allyn Smith Sails" (inspiriert durch Van Morrisons "I Wanna Go Home") und natürlich "Unless It's Kick" gespielt werden. Da gibt es kein Halten mehr. Als Zugaben gibt es noch ein Cover von John Lennon's "I didn't mean to hurt you" sowie zwei weitere Songs, die alle begeistern, bevor dann nach insgesamt 100 Minuten Dauer Schluss ist. Danach kann man beseelt nach Hause gehen.

Samstag, 15. November 2008

Angekommen in der Konsumgesellschaft

Endlich! Nach 27 Jahren steten Lernens und mit Ausbildung begründeten Hungerlöhnen arbeite ich diesen Monat erstmals für ein volles Gehalt. Ich bin jetzt offiziell Sales Manager, zuständig für alles internationale. So verhält sich meine persönlich wirtschaftliche Situation in antagonistisch zur Weltwirtschaft - es geht sprunghaft nach oben. Nun habe ich in etwa das doppelte wie bisher zu meiner freien Verfügung. Allerdings hätte man sich nach 13 Jahren Schule, fünf Jahren Studium und ein wenig Rumgeeiere sicherlich auch mehr erhoffen dürfen. Selbst Schukd, wenn man so etwas brotloses studiert wie Politikwissenschaft. Auch wenn ich nun kein Krösus bin bedeutet dies nun - auch Dank eines Mangels an größeren finanziellen Verpflichtungen - endlich ein vorläufiges Ende meiner Geldsorgen. Zumindest bis ich mich an meine neue Situation gewöhnt habe und die alte Regel eintritt, wonach am Ende eines jeden Monats vom hart erarbeiteten Geld nichts mehr übrig ist, egal wieviel auf dem Gehaltskonto am Ende des Vormonat seintrifft.
Nun heißt es erstmal, meinen gezwungenen relativen Konsumverzicht der letzten Jahre zu überwinden. Das zusätzlich zu verdienende Geld der nächsten Monate ist in meinem Kopf jedenfalls schon vielfach ausgegeben...

Freitag, 14. November 2008

Ab Dienstag geht's wieder los!

Seit ein paar Wochen laufen die Wiederholungen der alten Folgen. Ab Dienstag gibt's endlich neue, denn dann beginnt die dritte Staffel der wunderbaren ARD-Vorabendserie Türkisch für Anfänger. Für alle Neukölln-Nostalgiker ein muss, für alle anderen sehr empfehlenswerte Vorabendunterhaltung. Auch wenn die Sendeuhrzeit Dienstag bis Freitag um 18:50 Uhr nicht ganz optimal ist, versuche ich, es mir nicht entgehen zu lassen, allein wegen der Berlin/Neukölln Zwischeneinstellungen - Rathaus Grill an meiner ehemaligen Straßenecke, Coiffeur Sükrü in meinem ehemaligen Vorderhaus, Spielplatz Weserstraße - und der total durchgedrehten Familie. Es lohnt sich!

Dienstag, 11. November 2008

Sentimentalpop vom Feinsten

Der November erweist sich in diesem Jahr einmal mehr als der Konzertmonat schlechthin. Man kommt nicht umhin, sehr viel Geld für dieses Vergnügen liegen zu lassen, doch bei so einer Dichte an musikalischer Qualität, wie man sie dieser Tage auf den Hamburger Clubbühnen geboten bekommt, bleibt einem als begeisterter Konzertgänger nichts anderes übrig. Vor lauter Konzertroutine hätte ich am Samstag Abend beinahe die Hälfte eines weiteren Heighlights verpasst. Mich darauf verlassend, dass der Elbow Gig im Uebel & Gefährlich wie immer um 21 beginnen würde, vertrödelte ich meinen samstäglichen Vorabend mit Kochen und Sportschau schauen. Als ich dann um Viertel vor neun meine Konuertkarte einsteckte, bin ich kurz vor Schreck erstarrt: Konzertbeginn war 20 Uhr!
Dank meiner hart erarbeiteten sportlichen Fitness schaffte ich es mit dem Rad gerade rechtzeitig zu Beginn des Elbow Auftritts in den Hochbunker. Zur Strafe musste ich mich mit einem nicht ganz optimalen Platz im hinteren Teil des sehr langgestreckten Clubs begnügen. Auch die Band war übrigens von der Tiefe des Raumes beeindruckt und ließ die Menge prompt zu jedermanns Vergnügen eine umgekehrte LaOla proben (d.h. alle sollten sich bücken), was auch gut klappte (natürlich auch schon bei YouTube zu sehen....
Nun aber zur Musik. Elbow sind - bei Kritikern und denjenigen, die sie kennen - die unbestrittenen Meister des, nennen wir es mal Sentimentalpops. Mit anderen Worten, Pop-Rock, der unter die Haut geht, ohne Schnulzig zu sein. Während die Publikumslieblinge dieses Fachs Coldplay, Snow Patrol, Keane und Co. sich jedoch mit Konzerten in Großen Hallen und millionen verkauften Platten eine goldene Nase verdienen, ist die Anhängerschaft von Elbow deutlich überschaubarer. Dies liegt sicherlich daran, dass deren Songs beim ersten Hören nicht so eingängig sind. Dafür gehen sie einem aber nie auf die Nerven.
Von ihrer Musik leben können die Mitglieder von Elbow aber durchaus ganz gut, und während man Coldplay für gut 60 Euro in der ColorLine Arena anschauen muss, bekommt man Elbow für einen zwanziger in eiinem deutlich netterem Rahmen zu hören. Meine angesichts der Qualität der Musik sehr hohen Erwartungen an das Konzert wurden erfüllt. Man wird komplett gepackt, die Klänge gehen unter die Haut und man kann in der Musik versinken, zumal die Band bie vielen Stücken von drei Streicherinnen verstärkt wird. Schon relativ früh während des Konzert wird der meiner Meinung nach beste Song der Band gespielt, "Leaders of the Free World", bei dem sich bei mir vom Nacken ausgehend die Gänsehaut ausbreitete und die Emotionen hochkochten. Ansonsten lag der Schwerpunkt der Setlist auf den letzten beiden Alben. Letzteres, The Seldom Seen Kid, stellt meiner Ansicht nach auch den vorläufigen Höhepunkt des musikalischen Schaffens von Elbow dar. Kleiner Wermutstropfen: einer meine Liebligsstücke "Ribcage" wurde leider nicht gespielt.
Angesichts der Tatsache, dass die Mitglieder von Elbow schon seit 18 Jahren in dieser Formationen zusammen spielen braucht nicht erwähnt werden, dass im Zusammenspiel alles stimmt. Zudem hat Sänger Guy Garvey einfach eine Hammer Stimme. Die Stimmung auf der Bühne ist ser gut, es wird gescherzt und viel erzählt, jedoch nicht so viel wie bei manch einer Hamburger Band... Nach knapp 100 Minuten ist der Spaß dann leider schon vorbei, Elbow verabschieden sich mit "see you next year", das macht Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen.
Auf Fabchannel kann man sich das Konzert im Amsterdamer Paradiso anschauen, wenn ich mich nicht täusche mit der gleichen Setlist wie an diesem Abend im Uebel & Gefährlich.

Samstag, 8. November 2008

Die Schwarzen Kinder

Eine Rockband mit schwarzen und gleichberechtigen männlichen und weiblichen Mitgliedern? Jedes für sich kommt selten genug vor, beides zusammen ist in der von jungen Männern aus der weißen Mittelschicht dominierten Welt der Rockmusik einmalig, würde ich behaupten. Das sind die Black Kids, drei Jungs und zwei Mädels aus Jacksonville, Florida. Jungs und Mädels, weil es sich hier mal wieder um absolute Jünglinge handelt. Was dabei rauskommt ist sehr hörenswerter, poppiger Gute-Laune-Rock, der auch vor sexueller Aufladung strotzt.

So kam das ganze auch beim gestrigen Konzert der Black Kids im Hamburger Knust rüber. Auch konnte der Kontrast zur leider etwas unausgegoren wirkenden Musik der dänischen Vorband Sterling International nicht größer sein. Letztere machen bombastischen Powerpop und wollen wohl die Killers, Franz Ferdinand und Duné gleichzeitig sein. Das ist etwas viel des Guten und verbunden mit dem allzu großen Ego des Sängers (irgendwie typische für diese Art Band aus Skandinavien) schwer zu ertragen. Schade, denn es waren durchaus ein paar gute Passagen in den Songs, wenn auch vieles sehr von anderen Abgeschaut klang. Die Black Kids hingegen sind sehr routiniert unt entspannt, das Zusammenspiel ist perfekt, die beiden etwas molligen Sängerinnen spielen ihre weibliche Reize gekonnt aus und der Sänger ist einfach eine Coole Sau. Das Publikum war entsprechend begeistert und ging von der ersten Minute an ab. Wie erwartet weilte der Spaß leider nicht allzu lange, bei nur einem Album haben die Black Kids nunmal nicht so viele Stücke suf Lager, die sie darbieten können.

Mittwoch, 5. November 2008

Endlich - Change!

Auch wenn es sich in den letzten Wochen abzeichnete, man hatte doch Angst, dass es doch noch anders kommen könnte. Nun ist es aber gewiss: Barack Obama ist der neue US-Präsident, dank eines deutlichen Wahlsiegs. Ist es nicht eine Ironie der Geschichte, dass das gewählte Staatsoberhaupt der USA Hussein zum Zweitnamen hat?

Bei aller Euphorie, die sowohl in amerikanischen als auch in europäischen Texten zu lesen ist, sollte man dennoch Vorsicht walten lassen, dass man die Erwartungen nicht zu hoch schraubt. Drei Dinge sollte man im Auge behalten:
  1. Barack Obama wurde zwar von seinen Gegnern als "liberaler" - die amerikanische Entsprechung für "Linker" - porträtiert, schlussendlich ist er aber ein gemäßigter Politiker, der vielleicht leicht links der Mitte steht. Er steht wohl - um deutsche Vergleiche zu nennen - Merkel ebenso nah wie Steinmeier.
  2. Durch die Folgen der Finanzkrise und 8 Jahre Bush-Politik ist die Handlungsfähigkeit des künftigen Präsidenten eingeschränkt. Das Geld ist alle, die USA haben 10 Billionen Dollar Schulden und sind noch immer in zwei Kriege verstrickt.
  3. Obama ist nicht der neue Weltpräsident, sonder der Präsident der USA. Auch wenn er in der Außenpolitik sicherlich kooperativer vorgehen wird als Bush und seine Falken wird der Zeitpunkt früher oder später kommen, an dem Amerikas Interessen notfalls mit Gewalt durchgesetzt werden. So hat bisher noch jeder US-Präsident gehandelt.
Dennoch ist der Ausgang der Wahl in den USA die beste politische Nachricht seit langem. Ich bin gespannt wie es weitergeht!

Im übrigen ist den Demokraten insgesamt ein beachtlicher Wahlerfolg geglückt. Sie bauten ihre Mehrheiten in Repräsentantenhaus ud Kongress aus, auch wenn der erhoffte (?) Erdrutsch ausgeblieben ist. Und noch etwas: So wie es aussieht hat der gerichtlich verurteilte Republikanische Senator von Alaska Ted Stevens sein Mandat wohl knapp verteidigt. Wenn er, wie von vielen erwartet, im Frühjahr aus dem Senat ausgeschlossen wird, könnte der Weg für Sarah Palin frei sein, des Posten in einer Nachwahl zu erobern. Wir haben sie leider nicht zum letzten Mal gesehen...

Montag, 3. November 2008

Einfach nur bitter...

... ist das, was heute in Hessen passiert ist. Man mag von Wortbrüchen und deren Folgen halten was man will, doch jetzt ist das ganze in einer Katastrophe für die SPD gemündet. Andrea Ypsilanti hatte - wenn auch sehr ungeschickt - einen Weg aufgezeigt, wie man wieder eine linke Mehrheit in Deutschland organisieren kann. Auch wenn die Linke auf Bundesebene noch weit von der Regierungsfähigkeit entfernt ist, wäre eine Zusammenarbeit in einem westdeutschen Bundesland ein erster und entscheidender Schritt für die Einbindung der Partei in die Regierungsverantwortung gewesen. Damit hätte ihre Entzauberung begonnen werden können und ein Prozess eine "gauche plurielle" (ausführlicher: Englisch, Französisch)für Deutschland. Schade. Und Koch ist immer noch da...