Dienstag, 10. Juni 2008

Zwei Herzen in meiner Brust

Überall, wo ich diese Tage hinkomme, wird mir die selbe Frage gestellt: Bist Du bei der EM für Deutschland oder für Frankreich? Bis vor einiger Zeit hätte ich nicht lange gezögert, meine Antwort wäre gewesen: Frankreich. Inzwischen bin ich da deutlich unentschlossener. Ich kann mich im Fußball jetzt auch wieder für die deutsche Nationalmannschaft begeistern.

Lange Zeit waren mir die Deutschen einfach unsympathisch. Außerdem waren sie schlecht. Wenn man heute überlegt, dass es reichte, wenn ein deutscher Spieler mal ein paar gute Partien in der Bundesliga spielte, um in die Nationalmannschaft zu kommen, weiß man, wie das Niveau war. Selbst im WM-Finale 2002 konnte ich mich nicht richtig für Deutschland begeistern. Anders Frankreich, spielte die Equipe Tricolore zumindest zwischen 1998 und 2002 einfach wunderbaren Fußball. Bei der WM 2006 konnte man ja zum Glück für beide Mannschaften sein, ist Deutschland doch ausgeschieden, bevor die Entscheidung fallen musste.

Hinzu kommt, dass man als Bi-Nationaler einfach dazu neigt, die Mannschaft des Landes zu unterstützen, in dem man nicht lebt. Man grenzt sich dadurch nicht nur von seiner Umgebung hat, es ist auch ein Möglichkeit, die zweite nationale Identität zu pflegen. Diese ergibt sich sonst nicht so oft.

Bei dieser EM neige ich zunehmend dazu, „la Mannschaft“ (wie die Franzosen sie nennen) zu unterstützen. Dank Jürgen Klinsmann und Jogi Löw (der meiner Meinung nach ohnehin der eigentlich Mann hinter dem Erfolg von 2006 ist) macht es wieder Spaß, „unseren Jungs“ (furchtbar!) beim Spielen zuzuschauen. Mag es Defizite in der Abwehr geben, egal, wenigstens gibt es schöne Spielzüge, Torchancen, und Tore. Die Franzosen spielen hingegen jetzt wie die Italiener. Mischen hinten Beton an und warten ab. Solchen Fußball finde ich furchtbar, im Ergebnis kommt so etwas raus wie gestern gegen Rumänien. Hoffentlich ist der Trainer Raymond Domenech bald weg, immerhin wären wir ihn los, wenn die Franzosen in der Vorrunde rausfliegen. Ich hab ja dann noch Deutschland.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Tja, mein lieber Pierre. Dem dürftet Ihr am Freitag ja einen Riesenschritt nähergekommen sein. Immehin dürft Ihr Euch damit trösten, in der Todesgruppe und - wie es aussieht - gegen den zukünftigen Europameister ausgeschieden zu sein. Jetzt heißt es also: Vive L'Allemagne!!!

Viele Grüße aus Böörlin
Christoph