Montag, 23. Juni 2008

Agra

Nach einer etwa dreistündigen Zugfahrt, während derer ich solange es noch hell war stetig aus dem Fenster sah und vor allem Slums und Vorstädte von Delhi an mir vorbeizogen, erreichten wir Agra. Dort gingen wir geradewegs zu Prepaid Motorikshaw Stand, da wir keine Lust zum Verhandeln hatten, und ließen uns nach Taj Ganj fahren, das Viertel direkt am Taj Mahal.

Am nächsten Morgen um 6 Uhr, pünktlich zur Kassenöffnung, standen wir am Eingangstor der wohl berühmtesten Sehenswürdigkeit Indiens, das Taj Mahal. Das von Shah Jahal erbaute Mausoleum gilt als eines der schönsten Bauwerke der Welt. Wir wollen es mal nicht übertreiben, aber das Taj Mahal ist durchaus beeindruckend. Komplett weiß, in einem sehr harmonischen Park gelegen und flankiert von zwei identischen Moscheen ist es den Umweg nach Agra Wert, auch wenn der Eintrittspreis für ausländische Touristen unverschämte 750 Rupies (immehin €11,25) kostet. Nun ja, dafür ist es gut in Schuss.

Nach dem Frühstück auf einer Dachterasse, selbstverständlich mit Taj-Blick, heuerten wir für den Rest des Tages einen Motorikshawfahrer an, um uns zu den restlichen Sehenswürdigkeiten Agras fahren zu lassen. Zunächst ging es zu Akbars Mausoleum, ein ebenfalls sehr prunkvoller Komplex mit Park (inklusive Antilopen) und mehreren Gebäuden voller Ornamente. Es folgte Itimad-ud-Daula, gerne auch Baby Taj genannt, da es sich um ein etwas kleineres aus Marmor gefertigtes und reich verziertes Mausoleum handelt. Schließlich brachte uns unser Rikshawfahrer zum Agra Fort, das wie das Taj Mahal zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Das recht weitläufige Fort aus rotem Sandstein beheimatet zahlreiche Paläste, darunter mehrere aus Sandstein (diejenigen, die ein wenig verfallen sind, erinnern deshalb ein wenig an das Heidelberger Schloss), andere aus Marmor. Die Moghul-Architektur erinnerte mich am ehesten an die Alhambra in Granada, doch es ist schwierig, europäische Vergleiche zu ziehen.

Bevor wir zu späterer Stunde mit dem Bus weiter nach Rishikesh ziehen sollten, verbrachten wir noch gemütlich den frühen Abend auf dem Dach unseres Hotels. Das war ein besonders Erlebnis, da man das bunte Leben auf den Straßen von Taj Ganj, aber auch auf den Dächern der Umgebung verfolgen. Ich war begeistert, da ich meine ersten Stadtaffen zu Gesicht bekam. Noch mehr begeistert hat mich, dass auf fast allen Dächern Jungen und junge Männer standen, die Drachen steigen ließen und die aus Khaled Hosseinis „Kite Runner“ inzwischen auch hier bekannten Drachenkämfe fochten. Es geht dabei darum, mit Hilfe der mit Glas verstärkten eigenen Drachenschnur andere Drachen vom Himmel zu holen. Sie alle bereiteten sich für das große Drachenfest vor, das in der kommenden Woche stattfinden sollte. Auch von unserem Dach steigen Drachen empor, der Junge ließ mich gar mal seinen Drachen halten. Es war schön, das mal „in Echt“ zu sehen.

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