Mittwoch, 25. Juni 2008

Busfahren in Indien

Busfahren in Indien ist ein Erlebnis für sich. Wir hatten uns für eine relativ bequeme Variante entschieden, einen Tourist Sleepercoach mit Sitzen und Liegen. Wir haben uns für die Sitze mit viel Beinfreiheit entschlossen. Dennoch war an Schlafen nicht wirklich zu denken. Erstens ist es im Bus sehr heiß. Zweitens wird im indischen Straßenverkehr sehr gerne und sehr viel gehupt. Unser Busfahrer mochte seine besonders laute Hupe (klingt eher wie das Hupen eines Zuges) denn auch ganz besonders gern und hupte während geschätzter 10 Prozent der Fahrzeit. Von der holprigen Strasse und der Tatsache, dass die Schiebefenster sich nicht wirklich schließen ließen, als es begann zu regnen, brauchen wir erst gar nicht anzufangen.

Es blieb also Zeit, um das Geschehen zu beobachten: Es geht los beim Einsteigen in Agra, wo stets viele Familienmitglieder zur Verabschiedung mit in den Bus kommen. Spannender ist jedoch, wie Ein- und Aussteigen unterwegs vor sich geht. Oft verlangsamt der Bus nur sein Tempo, einer der Busbegleiter (ja, davon gibt es mehrere) ruft, wo wir sind bzw. wohin der Bus fährt und jemand springt rein bzw. raus. Die Tatsache, dass man kein Wort versteht, weil nur Hindi gesprochen wird, macht alles noch ein wenig verwirrender. Manchmal werden recht unvermittelt kurze Pausen eingelegt: dann rennen ganz schnell alle raus, holen sich was zu Trinken oder gehen auf Toilette, sehr schnell wird aber ganz laut gehupt, der Bus fährt schon langsam los und alle kommen zurückgerannt. Keine Gnade für diejenigen, die nicht schnell genug reagiert haben und auf den nächten Halt warten mussten.

Übrigens hielt einer der Busgegleiter während der nächtlichen Stunden auch stets gut sichtbar ein großes Gewehr in der Hand. Man fragt sich schon, ob das nötig war...

Nachtrag: Wir haben im Laufe meines Aufentaltes dann noch einige weitere Busfahrten hinter uns gebracht, die allesamt weniger hektisch abliefen. Am wenigsten bequem, dafür unverschämt günstig, war die Fahrt mit dem normalen öffentlichen Bus der Himachal Pradesh Transportation Corporation. Die Sitze sind hart und vor allem für kleine Leute gemacht. Ich musste meine Beine beim Sitzen immer zur Seite neigen, da sie sondt nicht in den Abstand zum vordersitz gepasst hätten. Bei einer über 10-Stündigen Fahrt ist das schwer zu ertragen. Dafür sind die öffentlichen Busse sehr zuverlässig und machen in etwa zweistündigen Intervallen ausreichend lange Pause, um sich die Beine zu vertreten.

Allgemein lässt sich noch sagen, dass die Busfahrt an sich deutlich lockerer von sich geht als bei uns. Unterwegs wird eventuell mal mitten auf der Straße mit dem Busfahrer eines entgegenkommenden Busses geplaudert, Fahrer und Busbegleiter (evtl. auch Passagiere) decken sich mit einem auf der Strecke mit einem größeren Mangovorrat ein oder es wird mal kurz bei einem Tempel angehalten und eine kleine Spende für den Gott (in diesem Fall Hanuman, der Gott in Affengestalt) hinterlassen. Insgesamt dauern die Busfahrten so ihre Zeit, für die 250 Kilometer von Rishikesh nach Shimla 12 Stunden, ähliches galt für die Fahrt weiter nach Manali. Immerhin kommt man überall problemlos hin.

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