Sonntag, 8. Juni 2008

Es ist Obama

Was sich schon seit Wochen abzeichnete, ist jetzt auch endlich klar: Barack Obama ist der Kandidat der Demokraten für die Amerikanische Präsidentschaftswahl. Nun kann sich die Partei endlich auf den Wahlkampf einstellen, auf den es ankommt, denjenigen gegen den Republikanischen Kandidaten John McCain.

Wie manche sicherlich schon festgestellt haben, gibt es eine neue Graphik in der Seitenleiste. Sie zeigt an, wie laut Umfragen das aktuelle Kräfteverhältnis der beiden Parteien im Rennen um die Präsidentschaft, die Senats- , sowie die Repräsentantenhausmehrheit ist. Vor allem die erste Zeile, welche die „EV“, die Electoral Votes oder Wahlmännerstimmen, zählt, erfordert noch einige Erklärungen.

Wie die meisten spätestens seit der 2000er Präsidentschaftswahl wissen, reicht es in den Vereinigten Staaten nicht, die Mehrheit der Wählerstimmen hinter sich zu bringen, um die Präsidentschaft zu erlangen. Vielmehr kommt es darauf an, die Mehrheit der Stimmen im Wahlmännergremium zu erhalten. Dies ist ein Relikt aus der Gründerstaat Amerikas. Jeder der 50 Bundesstaaten entsendet in Electoral College so viele Wahlmänner (und Frauen), wie die Summe seiner Senatoren und Repräsentanten. Jeder Bundesstaat hat immer zwei Senatoren, die Anzahl der Repräsentanten schwankt zwischen einem (für bevölkerungsarme Staaten wie North Dakota oder Alaska) und 53 für Kalifornien. Dies führt de facto zu einer Überrepräsentanz der kleinen Staaten. Die Staaten entsenden also zwischen drei und 55 stimmberechtigte Personen in die Wahlversammlung, die an das Votum der Wähler ihres Heimatstaates gebunden sind. Zwar kann jeder Bundesstaat selbst entscheiden, wie seine Delegation für das Wahlmännergremium zustande kommt, de facto läuft es aber in fast allen Staaten folgendermaßen: Der Kandidat, der die Mehrheit der Stimmer erhält, bekommt alle Elecotral Votes des Staates.

Diese Besonderheit bedeutet, dass Wahlumfragen, in denen einfach Wähler im ganzen Land befragt werden, wenig aussagekräftig für den Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA sind. Vielmehr muss in jedem Bundesstaat die Wählerschaft befragt werden. Am Ende müssen die hypothetischen Wahlmännerstimmen zusammengerechnet werden. Dies macht die Website electoral-vote.com, von der auch die Graphik stammt. Momentan führt Barack Obama nach dieser Zählung. Da sein Umfragenvorsprung in manchen Staaten aber hauchdünn ist, kann John McCain schnell wieder die Führung übernehmen.

Auch wenn dies durch den Präsidentschaftswahlkampf in den Schatten gestellt wird, lohnt es sich auch, die Senats und Repräsentantenhauswahlen im Blick zu behalten. Es sieht danach aus, als könnten die Demokraten hier erdrutschartige Zugewinne erzielen. Selbst wenn also John McCain Präsident werden sollte, hätte er nicht die volle Handlungsfreiheit.

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