Samstag, 1. Dezember 2007

Konzerte in Hamburg: Nr. 1 – Super Furry Animals

Wenn man sich für ein paar Tage in einer fremden Stadt aufhält und dort keine Bekannten hat, mit denen man seine Abende verbringen könnte, stellt sich immer die Frage, wie man nach getanem Tagewerk seine Zeit vertreibt. Man will ja nicht im Hotelzimmer vor der Glotze kleben. Was liegt also näher, als Konzerte anschauen zu gehen? In diesem Fall traf es sich sehr gut, das während meines Aufenthaltes zwei Bands in Hamburg spielten, die ich beide gerne sehen wollte. In Berlin spielten sie am selben Abend, sodass ich mich für eine von beiden hätte entscheiden müssen. Das Schicksal meinte es aber gut mit mir, schickte mich just in dieser Woche nach Hamburg und ließ die Bands dort an verschiedenen Tagen im Übel & Gefährlich auftreten.

Das Übel & Gefährlich verdient als interessante Location eine Erwähnung. Der Club ist in einem mehrstöckigen Bunkerbau direkt am Heiliggeistfeld untergebracht, das aussieht, wie ich mir Askaban, das Gefängnis aus Harry Potter vorstelle. Wie man so etwas bauen kann? Man kommt in den Club, der im 4. Stock liegt, nur über einen Warenaufzug herein, der von einem Aufzugführer betreut wird. Das Gibt dem ganzen einen gewissen Charme, zumal der Club, innen auch ganz nett ist, nur die Bierpreise sind im Vergleich zu Berlin doch recht gehoben.

Dass die Super Furry Animals in so einem kleinen Rahmen spielen, fand ich recht überraschend. Die Konzertveranstalter glaube ich auch, da das Konzert vom größeren Grünspan hierher verlegt wurde. Selbst das Übel & Gefährlich war bei weitem nicht voll. Ich wusste zwar, dass SFA in Deutschland nicht gerade Superstars sind, doch es gibt sie immerhin schon seit Mitte der 90er Jahre und sie haben eine Reihe sehr ordentlicher und stets beachteter Alben herausgebracht, sodass ich gedacht hätte, dass sie sich doch eine etwas größere Fanbasis erarbeitet hätten. Zumal sie in England einige Charterfolge hatten und dort Mittelgroße Hallen füllen, wovon man sich auch in Michael Winterbottoms Musik- und Sexfilm 9 Songs überzeugen kann.

Nun ja, so konnte eine recht intimen Runde einem exzellenten Konzert lauschen. Die SFA machen recht experimentierfreudigen Pop, sind sehr offen für technologische Neuerungen und Einflüsse und decken eine Bandbreite ab, die von elektronisch-sphärischen Klängen zum bodenständigen Rock reichen. Auch unkonventionelle Klanerzeugungsmittel wie Chips essen vor dem Mikrophon (klingt gut) werden genutzt. Außerdem haben sie einen ziemlichen Knall, treten in Kleidung mit aufgestickten Band-Artwork in Neonfarben auf und der Sänger Gruff Rhys zieht gerne mal eine Motorradhelm-Monstermaske auf und läuft damit durchs Publikum. Gespielt wurden erstaunlich wenige Lieder vom neuen Album und viele ältere Songs. Das fand ich etwas schade, da ich vor allem des 2005er Album Love Kraft sehr mag, das etwas vernachlässigt wurde. Auch von den Stücken in walisischer Sprache gab’s leider nur eine Kostprobe in Form des Hits Calimero, das hatte ich aber erwartet.

Fazit: ein sehr sehenswertes Konzert. Auch mit 1h45 von der Dauer her überdurchschnittlich. Nach einer Stunde kam die Ansage, SFA bauten ihre Konzerte wie Fußballspiele auf und machten eine Halbzeitpause (von knapp 5 Minuten). Dafür wurde auf die Scheinheiligkeit von Zugaben verzichtet. Wenn zudem auf Vorbands verzichtet wird und dafür die Hauptband angemessen lange spielt, kann das von mir aus immer so sein.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Pi! Bin doch immer wieder beeindruckt wie du es schafft soviele blogs zu schreiben, vielleicht solltest du Musikjournalist oder sowas als Karriere ins Auge fassen. Nur nen Scherz, es freut mich das du selbst auf einer Geschaeftsreise nicht auf deine Konzerte verzichten musst. Lieber Gruesse von deiner Schwester
Ps:wuerde mich ueber eine persoenliche mail auch mal wieder freuen!