Montag, 3. September 2007

Sowjetisches Ehrenmal Berlin Treptow

Imposant, grandios, beeindruckend, erschlagend, größenwahnsinnig, einschüchternd – diese Attribute beschreiben allesamt ein anschauliches Beispiel sozialistisch-diktatorischer Architektur in Berlin, das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park. Etwas Abseits der üblichen Touristenpfade gelegen, sollte es meiner Meinung nach auf keiner Berlin-Sightseeing Tour fehlen, ist es doch ein wichtiges Denkmal der europäischen Nachkriegsgeschichte. 1946-1949 zu ehren der bei der Befreiung Berlins gefallenen Rotarmisten errichtet (5000 Soldaten sind dort auch bestattet), betritt man das Areal durch einen der beiden Triumphbögen, welche den am Anfang der beiden Zugangsalleen stehen. Man erblickt zunächst nur die relativ schlichte und unscheinbare Statue der trauernden Mutter der Nation. Erreicht man diese, wird der Blick jedoch auf das Ehrenmal an sich gelenkt, das kontrastreicher nicht sein könnte: Auf einer Fläche von 10 Hektar ist ein von Bäumen umgebenes Trauerfeld, umrahmt von Sarkophagen an dessen näherem Ende zwei riesige Rostfarbene Dreiecke stehen, die hängenden Fahnen nachempfunden sind und deren Gegenüber am anderen Ende des Feldes eine riesige Soldatenstatue ist, die im Arm ein Kind trägt und mit ihrem Schwert das Hakenkreuz zerschlägt. Der Soldat steht genau auf einer Achse mit der trauernden Mutter, ist alleine 11 Meter hoch, steht jedoch auf einem Hügel und Podest, sodass insgesamt eine Höhe von 30 Metern erreicht wird.


Eine Architektur dieser Art kennt man tatsächlich nur aus Diktaturen, vermutlich wäre ein Ehrenmal der Nazis nicht weniger monumental geraten. Es ist deshalb erstaunlich aber sehr begrüßenswert, dass das Denkmal nicht nur den Zusammenbruch des Kommunismus überstanden hat, sondern in den vergangenen Jahren grundsaniert wurde, ohne dass es dabei verändert wurde. So sind die Inschriften der Sarkophagen unverändert, obwohl sie allesamt Zitate Stalins wiedergeben, welche die Rettung der Sowjetunion und ihrer Nachbarvölker vor der Knechtschaft der Nationalsozialisten glorifizieren. Sicherlich ein Verdienst, der aber aus heutiger Zeit in Anbetracht der Verbrechen der kommunistischen Herrschaft in Osteuropa doch relativiert werden müsste. Doch auch dies gehört zur deutschen und europäischen Geschichte und es ist ein glücklicher Umstand, dass das Mahnmal als Zeugnis der Ereignisse und als (unfreiwilliges) Monument des diktatorischen Größenwahns erhalten geblieben ist. Man versteht jedoch bei seiner Betrachtung weshalb in Estland, wo die Aufarbeitung der Geschichte noch nicht so weit fortgeschritten ist, die Entfernung eines Ehrenmals aus dem Zentrum Talinns, das von der Idee her vermutlich ähnliches vermittelt, für eine solche Aufruhr gesorgt hat.

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