Donnerstag, 28. April 2011

Wunderwerke der Tempelbaukunst – Unterwegs im Reich der Hoysalas

Die Busfahrt von Madikieri nach Hassan ist etwas aufreibend, da sie über sehr holprige Straßen, teilweise fast Feldwege führt. Hassan selbst, eine erfrischend untouristische Stadt mittlerer Größe im Südwesten Karnatakas, hat nichts sehenswertes zu bieten. Ich nutze dort vor allem intensiv das nagelneue ud sagenhaft günstige Internetcafé, das sich direkt neben meinem Hotel befindet. Hassan eignet sich jedoch hervorragend, um einige unvergleichbar schöne Tempel in der Umgebung zu erkunden.
Hoysaleswrara Tempel, Halebid
In der Region herrschte um die letzte Jahrtausendwende die Dynastie der Hoysalas, die der Nachwelt einige sehr charakteristische Tempel hinterlassen hat. Da die Herrscher dieser Dynastie zunächst hinduistisch waren, dann zum Jainismus übertraten und später wieder Hindus wurden, gibt es hier Sakralbauten beider Glaubensrichtungen. Die Hindutempel sind nicht so gigantisch wie diejenigen, die ich in Tamil Nadu gesehen habe. Dafür bestechen sie durch unheimlich vielfältige und detailreiche Skulpturarbeiten, welche die Tempelwände von innen wie außen bedecken. Die Jaintempel sind etwas schlichter, doch ebenso sehenswert.
Halebid, eine knappe Busstunde von Hassan entfernt (wieder führt die Busfahrt über feldwegähnliche Straßen, während des Monsuns muss das hier die Hölle sein, herumzukommen), ist vor allem für den Hoysaleswara Tempel bekannt. Dies ist eigentlich ein Zwillingstempel, die beiden Teile sind jedoch miteinander verbunden und bilden so eine Einheit. Ich bin schwer beeindruckt und weiß gar nicht wo ich hinschauen soll, vor lauter Verzierungen, die den Tempel bedecken. Lässt man den Hoysaleswara Tempel sowie das Städtchen Halebid hinter sich und geht ein Stück stadtauswärts, so erreicht man zunächst ein wenig besuchtes Ensemble aus drei Jaintempel, dann einen weiteren Hindutempel, den Kadareswara Tempel. Dieser ist zwar etwas kleiner und weniger gut erhalten wie der größere Tempel am Ort, jedoch ebenso sehenswert und angenehm ruhig.
Channekeshava Tempel, Belur
Zahlreiche Busse verbinden Halebid mit der benachbarten Stadt Belur wo ein weiterer bekannter Hoysala-Tempel wartet, der Channekeshava Tempel. Dieser ist, ähnlich wie der Tempel in Thanjavur, umgeben von einem größeren Areal mit diversen kleineren Tempel, in welches man durch ein Gopuram gelangt. Auch hier haben sich die Baumeister der Hoysalas verausgabt. Man findet auf den Tempelwänden Darstellungen der Gottheiten, Szenen aus den großen hinduistischen Mythen, Darstellungen des Lebens am Hoysala-Hof, sowie diverse weitere Verzierungen. Es lohnt sich, manche der Fotos aus Belur und Halebid zu vergrößern, um die Details zu betrachten.
Gomateshwara Statue, Sravanbelagola
Am folgenden Tag begebe ich mich ins südöstlich von Hassan gelegene Sravanbelagola. Das Örtchen war schon vor über 2000 Jahren eine jainistische Pilgerstätte und ist eines der wichtigsten Stätten des Jainismus. Auf zwei Tempelbergen über der Stadt findet sich eine Vielzahl von Tempeln und Klöstern, die im wesentlichen aus dem 10. bis 15 Jahrhundert stammen. Besonders faszinierend ist die Gomateshwara Statue auf dem höheren Vindhyagiri Hill, die im 10. Jahrhundert aus einem einzigen Felsen gefertigt und hier aufgestellt wurde. Man sieht ihr ihre über Tausend Jahre nicht an. Alle 12 Jahre findet hier ein großes Pilgerfest statt, Millionen kommen zur Statue, um sie mit allem möglichen Gaben zu überschütten. Mir gefällt der deutlich ruhigere Chandragiri Hill besser, eine erstaunliche Ansammlung aus Tempeln unterschiedlicher Bauweise. Die beiden Hügel besteigt man übrigens barfuß über in den Fels geschlagene Treppen. Ich bin froh, dass die Sonne heute nicht sonderlich stark knallt, sonst würde man sich wohl die Fußsohlen verbrennen. Auch hier habe ich zahlreiche Bilder gemacht.

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