Wer schonmal in Indien war, der weiß, dass die Ankunft hier erstmal einen kleinen Schock bedeutet beziehungsweise alle möglichen Reize stark beansprucht. Man stelle sich vor: eine insgesamt 30-Stündige Reise kommt zu ihrem Ende, man ist übernächtigt und möchte am liebsten nur noch ein Zimmer und ein Bett. Hinzu kommt ein drastischer Umgebungswechsel vom idyllischen verschneiten Schwarzwald in die sommerlichen Temperaturen einer versifften und von Menschen berstenden Metropole. Genau das habe ich hinter mir: 30 Grad Temperaturunterschied im Vergleich zu vorgestern, Dreck, Müdigkeit und ein für indische Verhältnisse typisches günstiges Hotelzimmer, bei dem man nicht allzu genau in die Ecken schauen sollte und froh ist, seinen Stoffschlafsack dabei zu haben. Dafür gibts aber eine eigene Dusche, die ich bereits dankbar genutzt habe. Und Chennai/Madras hat alles, was die moderne indische Großstadt zu bieten hat, insbesondere viele Menschen, hunderte von Rickshawfahrern die einen mitnehmen wollen und chaotische Verkehrsverhältnisse. Das ganze reicht auf jeden Fall, um mich fast ein wenig zu überfordern, sodass ich heute, an meinem ersten Tag auf dem Subkontinent, nicht viel mehr gemacht habe als anzukommen.
Doch das reicht auch an Programm. Zwar landete mein Flugzeug bereits vor 9 Uhr heute Morgen in Chennai, doch bis ich in der Stadt war und ein Zimmer gefunden hatte, was es bereits fast 12. Allein die Fahrt vom Flughafen in die Stadt dauert eine Stunde, obwohl dieser nur ca. 16 km vom Zentrum entfernt ist. Das sagt alles über die Verkehrslage zur Spitzenzeit. Dennoch habe ich bereits meine ersten Indien-Erlebnisse hinter mir: hilfsbereite Rickshawfahrer, die helfen ein Hotelzimmer zu finden und dafür honoriert werden wollen, kopfwiegende Inder, die sich gerne mit einem unterhalten wollen („Where are you from?“) und die ersten Mahlzeiten, typischer gehts kaum: Thali zu Mittag und Masala Dosa zum Abendessen.
Dabei ist es bemerkenswert, wie man als weißer Ausländer von den Kellnern bemuttert wird. Beim Mittagessen wird mir erstmal vorgeführt, wie man einen Thali (das klassische indische „all you can eat“ Essen mit Reis, Dhal, Curry und co. hier im Süden ordentlich zu sich nimmt: Vor einem wir ein Bananenblatt ausgebreitet. Dieses wird vom Gast mit etwas Wasser beträufelt. Daraufhin erhält man einen großen Haufen Reis und unterschiedliche Gerichte, in der Regel ein Dhal, ein Curry, Chutney, Pickles und kardamongewürzten flüssigen Joghurt zur Beruhigung des Magens. Der Schärfegrad ist allerdings angenehm und so ist das ganze gut essbar und lecker. Das ganze ist man mit der (rechten) Hand, das ist auch erst noch gewöhnungsbedürftig, ich esse deutlich langsamer als die anderen Gäste, die auch noch interessiert beobachten, wie ich mich anstelle.
Chennai, nahe Egmore Station |
Ohne Mittagsschlaf kam ich heute nicht aus, zumal die Temperaturen die 30 Grad überschritten haben, was ich noch etwas gewöhnungsbedürftig finde. Ein Spaziergang durch die belebten Straßen von Egmore und zur Hauptader Anna Szalai hat die Beschreibung des Lonely Planets bestätigt, dass Chennai, obwohl mit 6 Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt Indiens, aus touristischer Hinsicht nicht sonderlich viel zu bieten hat. Daher werde ich wohl auch übermorgen weiterziehen.
3 Kommentare:
Schön zu hören, dass du gut angekommen bist :)
Wunderbar, daass Du so schnell von Dir hören lässt, dass beruhigt Deine besorgten Eltern ungemein!
Viel Spass in Indien! :) Chennai ist aber sicherlich ein guter einstieg in das Erlebnis Indien.
Viel Glueck.
Kommentar veröffentlichen