Wenn man mit dem Rucksack unterwegs ist und dabei versucht, dort wo man hinkommt möglichst viel zu sehen, dann kostet das durchaus Mühe, Nerven und Kraft. Jedes Mal, wenn man sich entscheidet weiterzuziehen, wird es wieder aufregend: erst die Suche nach dem richtigen Bus (oder Zug), dann die aufreibende Busfahrt, orientierungsloses Aussteigen am Ziel. Dort muss man entweder die Rickshawfahrer abwimmeln oder, wenn man sie braucht, mit ihnen einen fairen Preis für den Transport verhandeln. Es gilt dann, ein Hotelzimmer zu finden, das ein möglichst gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Wen man dann endlich im Zimmer seiner Wahl ist und eingecheckt hat, fällt die Spannung ab, jedoch gilt es natürlich, erst einmal den Ort zu erkunden, den man erreicht hat und sich zu orientieren, ggf. Dinge für die nächsten Tage organisieren und vielleicht auch an die Weiterfahrt zu denken.
Da tut es gut, zwischendurch auch mal drei Tage lang einfach nur am Strand zu liegen, das Leben zu genießen, im Meer zu baden und zu entspannen. Dazu eignet sich Varkala, ca. 30 Kilometer nördlich von Trivandrum, vorzüglich. Hier ist auf einem Felsen ein recht entspannter Touristenort entstanden, am Fuße des Felsens liegt ein schöner Strand, wo man von Menschen, die einem etwas verkaufen wollen, weitgehend in Ruhe gelassen wird. Nur eine Teeverkäuferin und eine Obstverkäuferin sind hier unterwegs, beides sehr willkommen.
Ich buche mich in eine gemütliche und gut ausgestattete Bambushütte ein und gehe geradewegs zum Strand. Die Brandung ist hier relativ stark, sodass man nur im überwachten Bereich des Strandes baden sollte, doch das ist ein Heidenspass. Ich fühle mich an meine Badeurlaube am Atlantik zurückversetzt, außer, dass das Wasser hier 10 Grad wärmer ist. Dazwischen lesen und in der Sonne liegen, vielleicht mal was essen.
Nur am Strand liegen ist mir aber doch zu langweilig, der Strand zieht sichallerdings sehr weit in Richtung Süden, sodass schöne Spaziergänge möglich sind. Gleiches geht in Richtung Norden, hier jedoch auf der Klippe, inmitten der Kokospalmen. Abends kann man sich dann leckeren, frisch gefangenen Fisch gönnen und auch einen Cocktail oder ein Bierchen trinken. Ein Bier hat hier 650 ml, wenn man wie ich aus der Übung ist merkt man das gleich...
Varkala ist klar ein Ort, der für westliche Touristen gedacht ist, indische Besucher sind hier in der klaren Minderheit. Da sich die Saison ihrem Ende zuneigt (Hochsaison ist November bis Februar, Höchstsaison Mitte Dezember bis Mitte Januar) ist nicht allzu viel los, was ganz angenehm ist. Ein leichtes Unbehagen schwebt bei mir in solchen Orten immer mit, da die Aufteilung so eindeutig ist: der westliche Tourist lässt es sich gutgehen, der Inder dient ihm. Allerdings sorgt das ganze für wirtschaftliche Belebung, zumal Hotels, Restaurants und gastronomische Betriebe alle in einheimischer Hand sind. Insgesamt tut es aber sehr gut, hier zu sein. Es fällt mir schwer, weiterzuziehen. Gut, dass die Zugfahrt ins nahe gelegene Kollam recht kurz ist.
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