Samstag, 12. März 2011

Pondicherri – ein Hauch von Frankreich in Indien

Eigentlich wollte ich schon schneller wieder weg von hier, doch irgendwie hielt es mich in Pondicherri fest. Es ist einfach toll hier! Es ist zwar zweifellos indisch: laut, dreckig, chaotisch, lebendig, heiß, doch gleichzeitig geht hier ein Hauch von Frankreich, eine Erinnerung an die Zeit, als Pondy der Handelsstützpunkt der Franzosen hier in Indien war.
Strandpromenade
Die Innenstadt, ein Oval, durchkreuzt von einem Gitternetz von rechtwinklig angelegten Straßen und Gassen, ist durch den Kanal (eher ein Rinnsal mit etwas verdrecktem Wasser) geteilt in das französische (direkt am Meer) und das indische Viertel (dahinter). Im französischen Viertel liegen die Verwaltungsgebäude (inkl. „Hotel de Ville“, französischem Konsulat und Alliance Francaise), der berühmte Sri Aurobindo Ashram, ein hübscher Park, sowie in der Südostecke einige sehr malerische und ruhige Straßen, in denen man sich vorkommt wie in einem alten Seebad, das schon bessere Zeiten hinter sich hat (gleiches gilt für die Strandpromenade). In dieser Ecke bin ich untergebracht, in der kleinen Familienpension „Villa Labourdonnais“. Die Unterkunft ist zwar leicht oberhalb meines üblichen Budgets, dafür gibt es französisches Ambiente (der Besitzer ist Franzose), ein Kühlschrank im Zimmer, sowie ein Handtuch und frische Bettwäsche, was ansonsten nicht selbstverständlich ist.
Das indische Viertel ist deutlich lebendiger, doch auch hier reihen sich in den ruhigeren Straßen hübsche Villen aneinander, die Hauseingänge sind vergittert und in den Einfahrten verbergen sich Protzautos. Wer hier lebt, ist nicht arm!
Rue Suffren
In Pondy kann man auch wunderbar essen, es gibt hier gute „franko-indische“ Küche. Das heißt, es gibt „steak-frites“, coq au vin oder auch bouillabaisse. Außerdem kann man leckere Salate (gibt es in Indien sonst kaum) oder Holzofenpizzas essen. Klingt zwar vielleicht ein wenig albern, hier auf dem Subkontinent zu solchem Essen zu greifen, doch jede Abwechslung vom indischen Essen ist willkommen. Wer weiß, wann ich wieder ein Steak bekomme. Mittags greife ich übrigens gerne weiter zum Thali. Auch Alkohol gibt es hier für indische Verhältnisse reichlich, man kann sich in manchen Restaurants sogar französischen Rotwein gönnen. Ich bleibe jedoch beim indischen Kingfisher Bier.
Gestern habe ich das Experiment gewagt, mit der „Pondicherri Tourist Development Corporation“, also dem Fremdenverkehrsamt, eine ganztägige Rundfahrt durch Stadt und Umgebung zu machen. Das Programm war nicht wirklich der Rede wert, die meisten innerstädtischen Sehenswürdigkeiten hatte ich ohnehin schon gesehen. Für mich interessant war vor allem der kleine Abstecher in die benachbarte Idealsiedlung Auroville. Es reichte hier jedoch nur für eine kurzen Gang zum „Matrimandir“, dem Zentrum der Siedlung. Hier hätte ich mich gerne noch etwas länger im Besucherzentrum aufgehalten, um mich noch ein wenig zu informieren. Lustig waren auch die anderen Tourteilnehmer, eine kleine Rentnergruppe aus Südafrika, die sich anlässlich der Cricket-Weltmeisterschaft in Indien aufhält sowie ein französisches Paar. Für alle war das in der Tour enthaltene Mittagessen ein Abenteuer, sie alle hatten noch kein Thali gegessen. Eine Dame meinte, das sei „the hottest thing I've ever eaten“, was jedoch darauf hindeutet, dass südafrikanisches Essen sonst eher wenig gewürzt ist. Natürlich habe ich viele Fotos in Pondicherri geschossen.
Chidamaram
Ich nutzte zudem meinen Aufenthalt in Pondy für einen Tagesausflug ins etwa 2 Busstunden entfernte Chidambaram. Die „Stadt des Himmels“ beherbergt einen der größten und schönsten Tempel in Tamil Nadu, den Sri Nataranja Tempel. Das 22 ha große Areal kann durch einen der vier Gopurams (so heißen die Tore zu den Tempeln) betreten werden, von denen jeder von einer anderen Dynstie errichtet wurde. Der älteste stammt aus dem 6. Jahrhundert, zumindest hat das der Führer behauptet, den ich mir geleistet habe. Langsam weiß ich auch Bescheid über Shiva, Vishnu, Parvati und Co. (Brahma wird in südindischen Tempeln kaum verehrt), der Führer hat mir auch erklärt, wie ich Bauten der verschiedenen Dynastien unterscheiden kann. Ich hoffe, das kann ich mir merken. Auch das Tempelinnere ist sehr beeindruckend, mit majestätischen Säulengängen und Schreinen und überall Brahmanen, die ihre religiösen Dienste tun. Im Inneren war das Fotografieren verboten, außen habe ich natürlich meinen Besuch photographisch dokumentiert.

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