Dienstag, 27. Mai 2008

Die Wohnung ist jetzt leer

Nun ist es soweit. Gestern morgen um sieben standen die Möbelpacker vor meiner Tür und haben meine Sachen abgeholt, um sie nach Hamburg zu transportieren. Der Firma sei Dank musst ich diesmal nicht selber schleppen, sondern konnte es mir erlauben, ein Unternehmen zu beauftragen. Beeindrucken, wie die Möbelpacker einfach je eine Kiste über die Schulter stemmen und los marschieren. Nach eineinhalb Stunden war alles weg.


Mir blieb also Zeit, meinen Sonderurlaubstag zu nutzen, um nach einem kurzen Abstecher in der indischen Botschaft für die Beantragung meines Visums gleich noch meine Wohnung zu streichen. Dank der liebenswerten Unterstützung meines kleinen Bruders ging das dann gestern noch alles über die Bühne, sodass ich dieses Kapitel nun abschließen kann. Ich hatte meine Bleibe und meinen Neuköllner Kiez doch lieb gewonnen und lasse dies mit Bedauern hinter mir. Die letzten Tage in Berlin verbringe ich nun in der Kreuzköllner Wohnung meines Bruders, bevor es dann am Samstag ab in die Hansestadt geht, wo alles wieder ausgepackt werden muss. Da habe ich nicht wirklich Lust drauf, umso mehr freue ich mich auf meine neue WG. Ich glaube, da werde ich mich wohl fühlen...

Hier gibt's noch ein paar mehr Bilder.

Freitag, 23. Mai 2008

Erfrischend

Die Musik von Vampire Weekend ist sehr erfrischend. Das galt aber nicht für die Bedingungen beim gestrigen Konzert in der Maria am Ufer. Es war unglaublich heiß (ansonsten ist die Maria eine tolle Location). Ich will gar nicht wissen, wie es gewesen wäre, wenn das ein Pogokonzert gewesen wäre. Vermutlich wäre die Hälfte der Zuschauer umgekippt. Das schmälerte den Konzertgenuss aber nur minimal.

Vampire Weekend sind der heiße Scheiß im Moment, weshalb der gestrige Abend restlos Ausverkauft waren. Das selbstbetitelte Debutalbum der Band hat alles, was ein exzellentes Album braucht: Originalität, eingängige Songs, Abwechslungsreichtum und dabei trotzdem eine unverkennbaren Stil. Vampire Weekend sind mit ein Grund, weshalb die Musikpresse ein Afro-Beat Revival ausgerufen hat. Ich finde das bezogen auf diese Band ein wenig missverständlich. Auf jeden Fall handelt es sich um eine Indie Band, bei der die Gitarre eine etwas weniger prominente Rolle spielt als üblich (ohne dass die guten Riffs fehlen würden) und statt dessen den Bass, den Rhythmus, Orgeltöne und natürlich den Gesang in den Vordergrund stellen.

Das ganze ergibt eine tolle Mischung, die auch live hervorragend rüberkommt. Das Muttersöhnchenaussehen der Bandmitglieder hindert sie nicht daran, gut abzugehen und sich ins Zeug zu legen. Dabei ist das Publikum während der Songs zurückhaltend aufmerksam und wippt vor sich hin. Es bricht aber nach jedem Stück in wahre Begeisterungsstürme aus. Nach 50 Minuten ist der Spaß schon vorbei, das war aber angesichts des einzigen und kurzen Albums nicht anders zu erwarten. Immerhin spielten Vampire Weekend das gesamte Album plus eine B-Seite und einen neuen Song. Das sind die neuen Lieblinge des Indieszene und sie werden es vorerst bleiben, diese Prognose wage ich.

Sonntag, 18. Mai 2008

Ein rabenschwarzes Wochenende

Meine Familie, sowohl ihre männlichen als auch ihre weiblichen Mitglieder, ist durchaus fußballbegeistert. Deswegen war das Wochenende für uns ziemlich schmerzhaft, standen doch in Deutschland wie auch in Frankreich die Vereine unseres Herzens beide zwischen Jubel und Vezweiflung. In beiden Fällen ging es schließlich schlecht aus.

Der SC Freiburg hatte bis heute noch eine minimale Chance, nach drei Jahren in Liga 2 und im ersten Jahr nach der Ära Finke den Aufstieg wieder zu schaffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es noch klappen würde, war zwar nach der miserablen Rückrunde nur noch sehr klein, man wäre auf Patzer von Mainz und Hoffenheim angewiesen gewesen. Man hofft ja doch immer noch. Doch mit der Niederlage des SC im heimischen Stadion hatte die ehemaligen Breisgaubrasilianer ohnehin ihren Teil des Deals nicht erfüllt. So steigen nun die Hoffenheimer Millionäre auf und wir müssen uns ein weiteres Jahr für zweite Liga interessieren und auf einen Aufstieg im nächsten Jahr hoffen. Wie die Fans im Stadion singen: „Zweite Liga, tut so weh, schieß egal, ole, ole...“

Viel bitterer ist aber der Abstieg des RC Lens aus der ersten französischen Liga. Meine ganze französische Verwandtschaft gehört schon immer zu den Anhängern dieses Vereins, meine Mutter hat uns auch zu Fans der „Sang et Or“ gemacht. Lens ist vom Vereinstypus her vergleichbar mit dem FC Schalke 04: Ein durchaus erfolgreicher Club aus einem ehemaligen Kohlerevier mit einer treuen und zahlreichen regionalen Anhängerschaft (Mehr Infos: Wikipedia). Im übrigen ist das die Region von Fußball-Deutschlands Liebling „Fronck“ Ribéri. Der Verein war noch vor 10 Jahren französischer Meister, spielte in den Vergangenen Jahren mehrmals in der Champions League und im Uefa Cup, auch dieses Jahr zählte er eigentlich zu den Aspiranten für den internationalen Fußball. Stattdessen lief es die ganze Saison überhaupt nicht und nun folgt der bittere Gang in Liga zwei. Mein Bruder hat schon angekündigt, deshalb heute kein Wort zu sprechen... Auch hier bleibt nur die Hoffnung auf den sofortigen Wiederaufstieg wie es in diesem Jahr einem anderen französischen Traditionsclub, dem FC Nantes, gelungen ist.

Freitag, 16. Mai 2008

Mit dem Rad

Im Moment zeigt sich Berlin von seiner schönsten Seite. Man musste sich dieses Jahr lange Gedulden, doch die letzten Wochen waren vom Wetter her einfach Zauberhaft. Die Sonne hat die letzten Gedanken an den verregneten Spätwinter vertrieben, gleichzeitig ist es noch nicht so heiß, dass die Hitze in der Stadt drückend wird. Es wurde also wieder Zeit, auf das Fahrrad als Transportmittel umzusteigen.

Ich hatte das bereits im März eher unfreiwillig getan, als die BVG ganze zwölf Tage am Stück streikte und so U-Bahnen, Busse und Trams lahm legte. Damals kombinierte ich auf dem Weg zur Arbeit (zumindest hinzugs) noch Rad und S-Bahn. Seit Ende April bin ich aber wieder komplett auf das Rad umgestiegen, um die etwas dreißig Minuten Weg von Neukölln nach Moabit zurückzulegen. Nach einer kleinen Eingewöhnungsphase am Anfang, während derer ich vor allem das Lesen in der U-Bahn vermisste, genieße ich es nun richtig. Morgens ist es hell und nicht kalt, man hat die Straßen etwas mehr für sich und die frische Luft macht einen zumindest ein bisschen wach.

Das schönste aber ist, man sieht wieder was von der Stadt, nicht nur die eigene Wohnung, die U-Bahn, die Arbeit. Ich habe das Glück, dass meine Fahrt zur Arbeit eine interessante Strecke ist. Der erste Teil führt mich zum Postdamer Platz. Das kannte ich schon von meinem Praktikum an der kanadischen Botschaft und habe es bereits hier beschrieben. Von dort geht es dann weiter in den Tiergarten, den man auf der Bellevueallee durchquert. Diese führt, wie der Name schon sagt, direkt auf das gleichnamige Schloss zu. Hier stößt man an die Spree, zwischen ihr und Schloss Bellevue führt der Radweg durch, direkt auf das Innenministerium zu. Dort überquere ich die Moabiter Brücke und dann bin ich schon fast da. Fotos hier!

Nach der Arbeit kommt direkt die Belohnung. Ein Weilchen Sonne tanken an der Spree, eventuell ein kleiner Umweg, um z.B. mal am Landwehrkanal vorbeizuschauen. Jetzt wo ich weiß, dass ich in zwei Wochen Berlin verlassen werde, beginne ich, überall ganz wehmütig und nostalgisch zu werden. Allerdings erwarten mich in Hamburg bereits eine sehr nette WG und darin ein wunderbares neues Zimmer.

Montag, 12. Mai 2008

KettCar

Schon wieder ein Konzert am Samstag Abend. Das kommt mir als arbeitsbedingter Frühstaufsteher sehr entgegen, denn ein Konzertabend unter der Woche ist immer gleichbedeutend mit quälender Müdigkeit am nächsten Tag. Aber es zwingt mich ja auch keiner, zu Konzerten zu gehen.

Eigentlich war es auch nicht unbedingt geplant gewesen, zu diesem KettCar Konzert zu gehen. Doch nach Anhören des jüngst erschienen Albums Sylt, das wieder etwas rockiger geraten ist als der Vorgänger Von Spatzen, Tauben, Dächern und Händen, war die Lust dann doch zu groß, sodass ich doch Beschloss, mir die Karte für den Auftritt in der Columbiahalle zu gönnen. Wie auch kürzlich Blackmail hat KettCar inzwischen ein sicheres Hitrepertoire, das unter großer gesanglicher Mitwirkung des Publikums dargeboten wird. Dadurch kam das neue Album für meinen Geschmack ein wenig zu kurz, aber von den Vorgängern alle meine Lieblingslieder gespielt wurden, war ich doch sehr zufrieden.

Musikalisch war es also bestens. Irgendwie scheinen aber die Mitglieder von KettCar zu meinen, man müsste zwischen den Stücken unheimlich viel quatschen. Ob sie sich das wohl von Wir sind Helden abgeschaut haben? Ich will an einem Konzert nich nach jedem Stück vollgelabert werden. Auch wäre es nicht notwendig gewesen, die ganze Zeit den Hamburger raushängen zu lassen. Dass KettCar aus der Hansestadt sind und ein gespanntes Verhältnis zu Berlin haben, weiß jeder, der zu ihren Konzerten geht, das brauchen sie nicht die ganze Zeit zu sagen. Zudem scheinen Marcus Wiebusch und seine Mannen ein Problem mit der Massentauglichkeit ihrer Musik zu haben. Denn einerseits treiben sie die üblichen Spielchen mit ihrem Publikum wie Mitklatsch- und Mitsingaktionen, sie lassen sogar den Song „Balkon gegenüber“ komplett vom Publikum singen. Das ist ja auch nett, da freuen sich die Leute. Man braucht das aber nicht gleichzeitig runter zu machen, von DJ-Ötzi Effekt zu sprechen wenn alle mit dem Beat mitklatschen oder Westernhagen evozieren, wenn alle mitsingen. So ist das halt, wenn man als deutsch singende Band gute Texte zu Melodien schreibt, die gut mitsingbar sind. Dann darf man aber auch nicht fünf Zugaben machen, für die man drei mal von der Bühne geht... Wahrscheinliche wären KettCar insgeheim gern wie Tocotronic, deren Fans sind wahrscheinlich auch zu cool zum Mitsingen. Die würden wohl allerdings auch nicht ab der Hälfte des Konzerts nach jedem Lied „Balu“ rufen (das schlussendlich als letzte Zugabe gespielt wurde), dabei gibt es doch genug andere schöne Stücke.

Ich hab übrigens gestern auch noch mal eine Band Live gesehen, allerdings eher als Nebenprodukt eines Clubbesuchs zum Tanzen im Magnet. Da ich aber recht angetan davon war, will ich kurz erwähnen, dass Trip Fountaine eine (nach eigene Definition) post-pop und -core Band sind, die durchaus interessante Musik macht. Die Single ist eine Emo-Nummer, der Rest dröhnt einem teilweise Instrumental (mit bis zu drei Gitarren plus Bass), teilweise mit Gebrüll und Geschrei von der Bühne entgegen. Die einen werden das schlicht als Krach bezeichnen, ich fand’s ganz nett, vor allem in der Lautstärke und in leicht alkoholisiertem Zustand.

Nachtrag: Ich hab grad was passendes auf dem Hamburg vs. Berlin Blog entdeckt: Was wäre wenn... KettCar nicht aus Hamburg kämen?

Samstag, 10. Mai 2008

Fußball und Geschichte

Samstag Nachmittag, traumhaftes Wetter: perfekte Bedingungen für den Besuch eines Bundesligaspiels im Olympiastadion. Diesmal: Hertha BSC gegen Nürnberg, letztes Heimspiel für Berlin im Olympiastadion. Entsprechend war die Stimmung diesmal auch deutlich besser als bei meinem letzten Besuch im Stadion beim Spiel gegen Frankfurt, wo es kalt war und stinkelangweilig. Heute lebte das Spiel vor allem von der Spannung, da Nürnberg ja mitten im Abstiegskampf steckt. Leider ging es für den Club nicht gut aus... Der Heimsieg trug zur ohnehin schon vorzüglichen Stimmung bei, mit knapp 50.000 Zuschauern war das Spiel auch gut besucht.

Lohnenswert ist ein Besuch im Olympiastadion aber immer auch aus geschichtlich-architektonischen Gründen. Innen wurde es vor ein paar Jahren zu einem hochmodernen Sporttempel umgebaut. Von außen wurde es saniert, aber so, dass die alte Bausubstanz der Spiele von 1936 erhalten blieb. Auf dem Gelände stehen zudem noch einige Statuen von Modellathleten im typischen Diktaturenstil, nebenan wird noch das olympische Schwimmbad genutzt, nach hinten raus hat man einen freien Blick auf das Maifeld. Auch wenn das alles Naziarchitektur ist, doch sehr beeindruckend!

Auf besonderen Wunsch hin gibt es diesmal auch Fotos aus dem inneren des Stadions und vom Gelände.

Montag, 5. Mai 2008

Konzerte am Samstag Abend...

... fangen immer schon recht früh an. Das ist zwar verständlich, denn die Clubs hoffen dadurch mehr Einnahmen zu erzielen, dass sie anschließend noch ganz normal Party machen. Wenn man aber die Eltern zu Besuch hat, kann das schon fast zu Stress führen, um nach dem (sehr leckeren) obligatorischen Restaurantbesuch noch pünktlich zur Hauptband des Abends zu kommen. In diesem Fall kamen wir gerade im Postbahnhof an, als Blackmail ihren ersten Song einspielen. Immerhin haben wir so die Warterei umgangen.

Wie erwartet war der Besuch des Blackmail-Konzerts sehr lohnenswert. Inzwischen hat die Bands so viele Hits, dass sie kaum Stücke aus ihrem neuen Album gespielt hat, die alten Kracher zum besten gab und so natürlich das Publikum begeisterte. Der Wall-of-Sound-Rock mit Ohrwurmqualitäten dröhnt einem wunderbar entgegen, mit zunehmender Konzertdauer wird man mehr und mehr davon eingehüllt. Deswegen war es auch ein wenig schade, dass nach einer Stunde schon der erste Abgang von der Bühne stattfand, gerade als man richtig in Fahrt gekommen war. Glücklicherweise gab es noch zwei Zugabenrunden, von der letztere in einen 15 Minuten-Jam ausartete. Die Band hatte wohl, anders al der Sänger, noch Lust ein wenig zu spielen. Ich musste allerdings mal wieder feststellen, dass das Substage in Karlsruhe, wo ich Blackmail zuletzt gesehen hatte, eine sehr schwer zu überbietende Konzertlocation ist.

Nun war es halb elf, das Konzert war vorbei. Was also tun mit dem angefangenen Abend? Wie wär’s mit einem zweiten Konzert? Zum Glück wussten wir, dass die neuen Lieblinge gewisser Indie-Kreise, die Indelicates, um 23 Uhr zum Schnäppchenpreis im Bang-Bang Club spielen würden. Als auf’s Fahrrad geschwungen und ab zum Hackeschen Markt. Schon standen wir voller Vorfreude vor der kleinen Bühne dieses unter der Stadtbahn gelegenen Clubs, das leider sehr stark von einem Publikum weit unter meiner Alterklasse frequentiert wird. Aber egal. Denn die Musik war einfach nur vorzüglich. Die Indelicates – noch eher ein Geheimtipp – sind eine wahre Perle. Musikalisch könnte man sie zwischen Los Campesinos (für den Ideenreichtum) und den Stars (für die Schönheit der Musik) ansiedeln. Auch textlich lohnen sich die Songs: Wer nennt seine Lieder schon „Waiting for Pete Doherty to die“ und beschreibt damit treffend die Perversität unserer klatschpressenbesessenen Gesellschaft? Schade nur, dass das Publikum mal wieder sehr lahm war, einzig eine kleine Fanecke mit uns mitten drin drückte wirklich ihre Begeisterung aus. Dabei hätte schon allein der gestörte Gitarrist die Menge zum Toben bringen müssen!

Und weil sie so toll sind, hier das Musikvideo zu meinem Liebslingslied "America":