Montag, 12. Mai 2008

KettCar

Schon wieder ein Konzert am Samstag Abend. Das kommt mir als arbeitsbedingter Frühstaufsteher sehr entgegen, denn ein Konzertabend unter der Woche ist immer gleichbedeutend mit quälender Müdigkeit am nächsten Tag. Aber es zwingt mich ja auch keiner, zu Konzerten zu gehen.

Eigentlich war es auch nicht unbedingt geplant gewesen, zu diesem KettCar Konzert zu gehen. Doch nach Anhören des jüngst erschienen Albums Sylt, das wieder etwas rockiger geraten ist als der Vorgänger Von Spatzen, Tauben, Dächern und Händen, war die Lust dann doch zu groß, sodass ich doch Beschloss, mir die Karte für den Auftritt in der Columbiahalle zu gönnen. Wie auch kürzlich Blackmail hat KettCar inzwischen ein sicheres Hitrepertoire, das unter großer gesanglicher Mitwirkung des Publikums dargeboten wird. Dadurch kam das neue Album für meinen Geschmack ein wenig zu kurz, aber von den Vorgängern alle meine Lieblingslieder gespielt wurden, war ich doch sehr zufrieden.

Musikalisch war es also bestens. Irgendwie scheinen aber die Mitglieder von KettCar zu meinen, man müsste zwischen den Stücken unheimlich viel quatschen. Ob sie sich das wohl von Wir sind Helden abgeschaut haben? Ich will an einem Konzert nich nach jedem Stück vollgelabert werden. Auch wäre es nicht notwendig gewesen, die ganze Zeit den Hamburger raushängen zu lassen. Dass KettCar aus der Hansestadt sind und ein gespanntes Verhältnis zu Berlin haben, weiß jeder, der zu ihren Konzerten geht, das brauchen sie nicht die ganze Zeit zu sagen. Zudem scheinen Marcus Wiebusch und seine Mannen ein Problem mit der Massentauglichkeit ihrer Musik zu haben. Denn einerseits treiben sie die üblichen Spielchen mit ihrem Publikum wie Mitklatsch- und Mitsingaktionen, sie lassen sogar den Song „Balkon gegenüber“ komplett vom Publikum singen. Das ist ja auch nett, da freuen sich die Leute. Man braucht das aber nicht gleichzeitig runter zu machen, von DJ-Ötzi Effekt zu sprechen wenn alle mit dem Beat mitklatschen oder Westernhagen evozieren, wenn alle mitsingen. So ist das halt, wenn man als deutsch singende Band gute Texte zu Melodien schreibt, die gut mitsingbar sind. Dann darf man aber auch nicht fünf Zugaben machen, für die man drei mal von der Bühne geht... Wahrscheinliche wären KettCar insgeheim gern wie Tocotronic, deren Fans sind wahrscheinlich auch zu cool zum Mitsingen. Die würden wohl allerdings auch nicht ab der Hälfte des Konzerts nach jedem Lied „Balu“ rufen (das schlussendlich als letzte Zugabe gespielt wurde), dabei gibt es doch genug andere schöne Stücke.

Ich hab übrigens gestern auch noch mal eine Band Live gesehen, allerdings eher als Nebenprodukt eines Clubbesuchs zum Tanzen im Magnet. Da ich aber recht angetan davon war, will ich kurz erwähnen, dass Trip Fountaine eine (nach eigene Definition) post-pop und -core Band sind, die durchaus interessante Musik macht. Die Single ist eine Emo-Nummer, der Rest dröhnt einem teilweise Instrumental (mit bis zu drei Gitarren plus Bass), teilweise mit Gebrüll und Geschrei von der Bühne entgegen. Die einen werden das schlicht als Krach bezeichnen, ich fand’s ganz nett, vor allem in der Lautstärke und in leicht alkoholisiertem Zustand.

Nachtrag: Ich hab grad was passendes auf dem Hamburg vs. Berlin Blog entdeckt: Was wäre wenn... KettCar nicht aus Hamburg kämen?

Keine Kommentare: