Donnerstag, 31. März 2011

Die Backwaters – God's Chosen Country

Hinter mir liegen vier Tage in den Backwaters von Kerala, eine unvergessliche Zeit auf dem Wasser. Die Backwaters von Kerala sind ein einzigartiges Netzwerk von Seen und Kanälen im Hinterland der keralesischen Küste. Der Slogan, den sich das Tourismusbüro Keralas für den Bundesstaat ausgedacht hat, ist nirgendwo zutreffender als hier: God's Chosen Country. Man kommt sich vor wie in einem kleinen Paradies.
Backwaters auf Munroe Island
Ich habe in den vier Tagen sehr viel Zeit auf dem Wasser verbracht und wohl so viel aus dieser traumhaften Gegend mitgenommen, wie es nur ging. Von Kollam aus machte ich die Tour des Tourist Office (KTDC) durch die Kanäle von Munroe Island. Diese führt durch die sehr kleinen Kanäle der Insel, durch waldige und relativ wenig besiedelte Gebiete. Auf einem kleinen Kanu, den der Guide mit einem Bambusstab antreibt, gleiten wir auf dem Wasser. Friedlicher und idyllischer geht es nicht. Wir ziehen vorbei an den Behausungen der Inselbewohner, werden auf diverse Gewürzbäume aufmerksam gemacht (Pfeffer, Muskat, Cashewnuss, u.a.). Hier wachsen auch Mango-, Papaya-, und Bethelnussbäume, natürlich auch Kokospalmen. Wir sehen, was aus der Coconut Fibre gemacht werden kann, wie man die Boote repariert (das Holz wird zusammengenäht und mit Coconut Fibre abgedichtet). Wir durchqueren Schrimpsfarmen. Eine sehr empfehlenswerte Tour. Fotos.
Auf dem Weg von Kollam nach Alleppey
Am nächsten Tag mache ich die beliebte und sehr bekannte Bootsfahrt mit der KTDC-Fähre von Kollam nach Alleppey. In 8 Stunden legt man hier die etwa 85 Kilometer lange Strecke zwischen den beiden Städten zurück. Dabei bleibt man naturgemäß auf den größeren Kanälen, doch auch diese Fahrt ist sehr schön und lohnenswert sowie sehr abwechslungsreich. Man sieht ebenfalls viel vom Leben am Wasser und, wie auch am Vortag, zahlreiche Wasservögel. Auch fällt das religiöse gemisch der Gegend auf: man sieht hinduistische Tempel, Moscheen, sowie Kirchen mehrerer Konfessionen (katholisch, syrisch orthodox bzw. Thomaschristen, es gibt aber auch einige adventistische und Pfingstgemeinden). Als ich von der Fähre steige, bin ich Trunken von den vielen Eindrücken. Fotos.
Die Backwaters bei Alleppey
Alleppey ist das touristische Zentrum der Backwaters. Hier kann man zwischen zahlreichen Möglichkeiten wählen, die Backwaters zu erkunden. Da ich alleine unterwegs bin, entscheide ich mich gegen die Fahrt mit dem Hausboot, da das zum einen zu teuer, zum anderen alleine auch nicht besonders spaßig wäre. Das ist eher was für romantische Stunden zu zweit. Stattdessen entscheide ich mich, den Tag auf einem Kanu zu verbringen. Anders als um Kollam sind die Backwaters um Alleppey deutlich belebter, außerdem sind sie viel offener, also von weniger Bäumen umgeben. Daher ist der Eindruck hier ein ganz anderer. Man erhält nochmal einen ganz anderen Einblick in das Leben an den Backwaters. Das Kanu wird per Paddel angetrieben, man treibt sehr gemächlich durch das Gewässer, es ist unheimlich friedlich und ruhig. Das tut gut! Teil der Tour sind zudem ein sehr leckeres Frühstück und Mittagessen im Haus des Bootsführers, wo ich auch seine Frau und seine beiden Töchter Sandra und Angelica (nicht wirklich indische Namen) kennen lerne. Fotos.
Auf dem Weg nach Kottayam
Ich verabschiede mich von den Backwaters mit einer Fahrt mit der Linienfähre von Alleppey nach Kottayam. Auf dem Wasser zu reisen ist einfach eine unheimlich angenehme Art sich fortzubewegen. Sehr beruhigend und eine gute und extrem preiswerte Ergänzung zu den Fahrten der Vortage. Auch hierzu gibt es nochmal Fotos. Von Kottayam lasse ich die Backwaters schweren Herzens hinter mir, doch es erwartet mich bereits eine neue spannende Etappe: die Peryar Wildlife Preserve im Gebirge der Western Ghats.
Während ich diesen Text auf dem Dach meines Homestays am Rande des Naturschutzgebietes schreibe, höre ich, wie die Bewohner des Ortes das Halbfinale der Cricket-WM verfolgen. Es ist ein brisanter Klassiker: Indien gegen Pakistan. Da Indien dabei ist, zu gewinnen, ist die Stimmungslage bestens.

Montag, 28. März 2011

Strand, Meer, Entspannung – Drei Tage in Varkala

Wenn man mit dem Rucksack unterwegs ist und dabei versucht, dort wo man hinkommt möglichst viel zu sehen, dann kostet das durchaus Mühe, Nerven und Kraft. Jedes Mal, wenn man sich entscheidet weiterzuziehen, wird es wieder aufregend: erst die Suche nach dem richtigen Bus (oder Zug), dann die aufreibende Busfahrt, orientierungsloses Aussteigen am Ziel. Dort muss man entweder die Rickshawfahrer abwimmeln oder, wenn man sie braucht, mit ihnen einen fairen Preis für den Transport verhandeln. Es gilt dann, ein Hotelzimmer zu finden, das ein möglichst gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Wen man dann endlich im Zimmer seiner Wahl ist und eingecheckt hat, fällt die Spannung ab, jedoch gilt es natürlich, erst einmal den Ort zu erkunden, den man erreicht hat und sich zu orientieren, ggf. Dinge für die nächsten Tage organisieren und vielleicht auch an die Weiterfahrt zu denken.
Da tut es gut, zwischendurch auch mal drei Tage lang einfach nur am Strand zu liegen, das Leben zu genießen, im Meer zu baden und zu entspannen. Dazu eignet sich Varkala, ca. 30 Kilometer nördlich von Trivandrum, vorzüglich. Hier ist auf einem Felsen ein recht entspannter Touristenort entstanden, am Fuße des Felsens liegt ein schöner Strand, wo man von Menschen, die einem etwas verkaufen wollen, weitgehend in Ruhe gelassen wird. Nur eine Teeverkäuferin und eine Obstverkäuferin sind hier unterwegs, beides sehr willkommen.
Ich buche mich in eine gemütliche und gut ausgestattete Bambushütte ein und gehe geradewegs zum Strand. Die Brandung ist hier relativ stark, sodass man nur im überwachten Bereich des Strandes baden sollte, doch das ist ein Heidenspass. Ich fühle mich an meine Badeurlaube am Atlantik zurückversetzt, außer, dass das Wasser hier 10 Grad wärmer ist. Dazwischen lesen und in der Sonne liegen, vielleicht mal was essen.
Nur am Strand liegen ist mir aber doch zu langweilig, der Strand zieht sichallerdings sehr weit in Richtung Süden, sodass schöne Spaziergänge möglich sind. Gleiches geht in Richtung Norden, hier jedoch auf der Klippe, inmitten der Kokospalmen. Abends kann man sich dann leckeren, frisch gefangenen Fisch gönnen und auch einen Cocktail oder ein Bierchen trinken. Ein Bier hat hier 650 ml, wenn man wie ich aus der Übung ist merkt man das gleich...
Varkala ist klar ein Ort, der für westliche Touristen gedacht ist, indische Besucher sind hier in der klaren Minderheit. Da sich die Saison ihrem Ende zuneigt (Hochsaison ist November bis Februar, Höchstsaison Mitte Dezember bis Mitte Januar) ist nicht allzu viel los, was ganz angenehm ist. Ein leichtes Unbehagen schwebt bei mir in solchen Orten immer mit, da die Aufteilung so eindeutig ist: der westliche Tourist lässt es sich gutgehen, der Inder dient ihm. Allerdings sorgt das ganze für wirtschaftliche Belebung, zumal Hotels, Restaurants und gastronomische Betriebe alle in einheimischer Hand sind. Insgesamt tut es aber sehr gut, hier zu sein. Es fällt mir schwer, weiterzuziehen. Gut, dass die Zugfahrt ins nahe gelegene Kollam recht kurz ist.

Freitag, 25. März 2011

Trivandrum

Nach einer recht kurzen Zugfahrt (meine erste auf der Reise, ich gönne mir den Luxus der 3. AC-Klasse) komme ich in Trivandrum an, der Hauptstadt von Kerala. Der indische Name der Stadt ist Thrivananthapuram, was Stadt der Schlange bedeutet, doch das kann ich mir nicht merken und die Inder sagen auch alle Trivandrum, Name den die Briten der Stadt gegeben haben. Erstaunlicherweise sind fast alle Budget Hotels voll, doch ich finde dennoch ein angenehmes Zimmer in meiner Preisklasse.
Puthe Maliga Palast
In Trivandrum gibt es zwei Ecken, die touristisch spannend sind. Das ist zum einen das Fort-Viertel mit dem Puthe Maliga Palast und dem Sri Padmanabhaswami Tempel (den man als nicht-Hindu jedoch nicht betreten darf), sowie der Museumskomplex etwa 2 Kilometer weiter nördlich. Verbunden sind sind die beiden Stadtteile durch die MG Road (die gibt es in Indien in jeder Stadt), wo sich zahlreiche Geschäfte und repräsentative Bauten aneinanderreihen, wie das Gebäude der Staatsregierung, die Universität, Moscheen und Kirchen. Lohnenswert ist auch ein Besuch des Conemara-Markets, der um die Ecke liegt. Hier gibt es alles zu kaufen, was essbar ist: Obst, Gemüse, sehr viel Fisch, aber auch lebende Schafe und Ziegen.
Napier Museum
Die Highlights von Trivandrum sind eindeutig der Palast und das Napier Museum. Der Palast, noch immer im Besitz der Maharadschas von Travancore, beeindruckt vor allem von innen (keine Fotos erlaubt) durch seine schmuckvolle Holzarchitektur im keralesischen Stil. Ein Besuch ist nur mit Führung möglich, sodass man leider ein wenig zu schnell durch die Räumlichkeiten gehetzt wird, um sich alles genau anzuschauen. Das Napier Museum ist ebenfalls besonders wegen des Gebäudes sehr sehenswert. Es ist eines der ältesten Museen Indiens und wurde vom damaligen Maharadscha im 19. Jahrhundert gegründet. Ich besuche auch den Zoo, der modern mit großzügigen Gehegen angelegt ist. Sehr informativ sind die ausführlichen Tafeln zur Tier und Pflanzenwelt von Kerala, die ich sehr genau studiere. Leider ist das ganze, wie alles hier, schon wieder etwas im Verfall begriffen. Nicht zu verachten ist schließlich die Sri Chitra Art Gallery auf dem Zoogelände, die eine umfangreiche Sammlung von Werken des indischen Malers Ravi Varma sowie des russischen Künstlers und Wahlinders Nicolaus Roehrich besitzt.
Ponmudi, auf dem Gipfel
Ich nutze meinen Aufenthalt in Trivandrum auch für einen ersten Ausflug in die Berge, und zwar in die 60 km entfernte kleine Hill Station Ponmudi. Der Ausflug ist nur ein halber Erfolg. Zwar ist die Fahrt dorthin durch schöne Wälder und Teeplantagen wunderschön, auch die Aussicht von oben ist sehr gut (wenn es auch ein wenig diesig ist). Es tut mir auch gut, die Düfte und Geräusche des Waldes zu genießen. Ich sehe auch ein paar Affen durch die Baumwipfel springen und riesige Schmetterlinge, mit einer Spannweite wie ein kleiner Vogel. Leider ist der Ort – ein reines sehr kleines Touristenresort – komplett ausgestorben. Auch beschränken sich die Möglichkeiten, die Umgebung zu erkunden, auf Kleinstspaziergänge. Ich finde jedoch einen (halb-) Querfeldeinaufstieg auf einen der umliegenden Gipfel und bin so halbwegs zufrieden. Insgesamt war das jedoch ein langer und anstrengender Tag, der die Mühe nicht unbedingt wert war.
Hier die Fotos zum Bericht.

Donnerstag, 24. März 2011

An der Spitze angekommen: Kanyakumari

Nach einer spätabendlich-nächtlichen Busfahrt im Kleinbus (auf 6 Stunden Government-Bus habe ich keine Lust) erreiche ich Kanyakumari am Cap Comirin, der Südspitze Indiens, mitten in der Nacht. Um diese späte Stunde ist es nicht sonderlich einladend. Es ist komplett ausgestorben und ich sichte einige sehr dicke Ratten. Daher nehme ich das erstbeste günstige Hotel und beschließe, diesen ersten Eindruck schnell zu verdrängen.
Ausgeschlafen und ausgefrühstückt sieht das Ganze am nächsten Morgen schon viel besser aus. Ich suche mir ein neues Hotelzimmer in bester Lage, direkt neben dem Tempel und mit Blick auf die drei Meere, die hier zusammentreffen: das Arabische Meer, der Indische Ozean und das Meer von Bengalen. Kanyakumari zeigt sich jetzt auch von seiner guten Seite: ein sehr belebter Pilger-, Touristen- und Fischerort, umweht von einer andauernden, sehr angenehmen Brise.
Kanyakumari lebt von seiner einmaligen Lage. Direkt am Kap befindet sich der Kumari Amman Tempel, welcher der Göttin Devi gewidmet ist, die hier die Dämonen besiegt haben soll und der Welt Freiheit und Sicherheit gegeben hat. Um ihr zu danken gibt es daher einen unaufhörlichen Strom an Pilgern, die den Tempel besuchen. Ich nicht, ich habe erstmal genug Tempel gesehen. Am dahinter gelegenen kleinen Strand wird eifrig gebadet, ein Bad an dieser Stelle ist für Hindus selbstverständlich besonders reinigend. Kanyakumari ist zwar ein sehr touristischer Ort, doch anders als Mamallapuram ist es bei den Indern beliebt, es gibt kaum westliche Ausländer. Das drückt sich natürlich in einer ganz anderen Stimmung aus. Die sehr zahlreichen Geschäfte (bei uns würde man das eher Buden nennen, doch größere Läden gibt es in Indien kaum) buhlen mit viel Nippes und den unvermeidbaren Stoffen (Saris!) um die Kaufkraft der Besucher. Als Ausländer gehört man nicht wirklich zur Zielgruppe und wird mehr oder weniger in Ruhe gelassen, eine angenehme Abwechslung.
Ich selbst bevorzuge es, eine ruhigere Stelle zu suchen, um das Meer zu genießen. Das ist hier sehr gut möglich, wenn man der Küste ein Stück nach Westen folgt. Hier gibt es kleine, komplett verlassene Strände. Zum wirklich Baden ist es zwar zu gefährlich, das Meer ist sehr wild hier und aus dem Wasser ragen Felsen. Doch um sich zur Abkühlung von ein paar (wohltemperierten) Wellen umspülen zu lassen ist das ideal, ebenso für einsame Ruhe am Strand. Zu sehen gibt es am Ort kleinere Sehenswürdigkeiten, so ein ganz hübsch gemachtes Gandhi-Denkmal. Hier erfahre ich vom Aufpasser, der mir in Erwartung eines kleines Obulus eine Führung gibt, welche Zerstörungen der Tsunami hier am Ort angerichtet hat. In der Region sind 8.000 Menschen umgekommen. Inzwischen ist jedoch alles wiederhergestellt. Es gibt beim Tempel aber ein kleines Tsunami-Denkmal. Weiterhin sind dem Kap zwei Eilande vorgelagert, auf denen ebenfalls Denkmäler errichtet sind: eines für den Swami Vivekananda und eine riesige Statue des tamilischen Dichters Thiruvallur.
An sich genieße ich es einfach nur hier zu sein. Ich blicke auf das Meer und mache mit bewusst, dass hier der Subkontinent endet und dass meine Reise mich ab jetzt nur noch nach Norden bringt. Soweit südlich wie hier war ich in meinem Leben bisher auch noch nicht. Ich gönne mir am sogenannten Sunset Point romantische Sonnenuntergänge über dem Meer und von meinem Hoteldach aus einen Sonnenaufgang, ebenfalls über dem Meer. Ich sehe, wie der Vollmond über der Stadt aufgeht. Und ich freue mich über mein Glück, fünf Monate lang mein Leben weitgehend frei von jeglichen Zwängen selbst bestimmen zu können. Alleine dafür hat sich die Reise gelohnt.
Leider wird die Idylle ein wenig getrübt von Magen-Darm-Beschwerden, die mich einen Tag lahmlegen. Doch ich hätte einen schlimmeren Ort erwischen können, um mich davon zu erholen. Auch ist dies eine gute Gelegenheit, um ein wenig die Cricket-WM (die gerade in Indien, Sri Lanka und Bangladesch stattfindet) im Fernsehen zu verfolgen. Jetzt wo ich die Regeln verstanden habe, finde ich das langsam richtig spannend. Da Cricket mehr oder weniger der einzige Sport ist, der die Inder interessiert, ist es auch gar nicht schlecht, wenn man da ein bisschen mitreden kann... Die Gruppenphase ist jetzt vorbei, jetzt sind die Viertelfinals.
Kanyakumari ist meine letzte Station im schönen Tamil Nadu, das ich nun in Richtung Kerala verlasse. Hat mir gut gefallen hier, ich werde den Bundesstaat wohl immer mit seinen vielen Tempeln verbinden.

Freitag, 18. März 2011

Tempel und Paläste – Thanjavur, Trichy, Madurai

Wer in Tamil Nadu touristisch unterwegs ist, der merkt recht schnell, dass die meisten wichtigen Sehenswürdigkeiten des Bundesstaates seine berühmten Tempel sind. Auf meinem Weg nach Süden habe ich daher drei weitere bedeutende Tempelstätten mitgenommen.
Thanjavur
Thanjavur ist vor allem berühmt für den Brihadishwara Tempel, der aus dem Jahre 1010 stammt, jedoch in den folgenden Jahrhunderten immer wieder ausgebaut wurde. Der Weltkulturerbe-Tempel hat die Besonderheit, dass nicht wie üblich die Eingangstore (Gopurams) die höchsten Gebäude sind, sondern der Hauptschrein ist durch einen 13-stöckigen Turm (Vimana) gekrönt. Umgeben ist das ganze von einem Säulengang mit Wandmalereien und 250 Shiva-Lingams. Die Anlage ist bisher der Tempel, der mir am besten gefallen hat. Ich habe in auch gleich zweimal besucht, einmal am frühen Abend und einmal am nächsten Morgen.
Thanjavur hat zudem einen königlichen Palast zu bieten mit mehreren Museen. Das ist alles sehenswert, vor allem der Thronsaal sowie die Art Gallery, sowohl für ihre Exponate als auch für ihre Architektur. Die Sehenswürdigkeiten von Thanjavur sind äußerst photogen, daher habe ich zahlreiche Bilder gemacht.
Trichy
Weiter ging es anschließend ins relativ nahe gelegene Trichy. Ich merkte langsam, dass meine Motivation für weitere Tempelbesuche nachließ, daher gönnte ich mir hier zunächst einen Gammeltag. Dennoch besuchte ich hier selbstverständlich die Sehenswürdigkeiten der Stadt, und zwar komplett mit öffentlichen Verkehrsmitteln, also mit vollgestopften Linienbussen. Zunächst gibt es hier den Rock Fort Temple, der an sich nicht unbedingt Eindruck macht, jedoch auf einem Felsen über der Stadt thront. Die Treppen sind in den Fels geschlagen und die Aussicht ist natürlich wunderbar. Weiter geht es zum Srirangam Tempel, wieder eine riesige Tempelanlage. Der Tempel ist in 7 konzentrischen Ringen angelegt, wobei die äußeren Ringe zahlreiche kleine Läden und Kioske beherbergt. Hier ist sehr viel los, der Tempel beeindruckt vor allem durch seine schiere Größe. Weiterhin besuche ich hier den sehr friedlichen muslimischen Natharvala Dargah Schrein sowie die neogothische „St. Lourdes“ Kirche. Hier erstaunt mich vor allem, dass das Hauptschiff komplett unbestuhlt ist und die Gläubigen die Kirche barfuß betreten. Ist halt Indien... Fotos gibts auch.
Sri Meenakshi Tempel Madurai
Vorerst letzte Tempelstation ist Madurai, gute hundert Kilometer weiter südlich. Die Millionenstadt ist seit jeher ein wichtiger Handels- und Tempelstützpunkt. Der Sri Meenakshi Tempel ist weltberühmt. Auch diesen besuche ich zwei Mal und lasse mich vor allem vom reich verzierten Tempelinneren bezaubern. Zudem habe ich von meinem Hoteldach aus einen super Ausblick auf die Tempelanlage. Ich lasse es mir nicht nehmen, hier Abends ein Bierchen zu trinken und die Aussicht zu genießen. Ebenfalls sehr sehenswert ist der Tirumalai Nayak Palast aus dem 17. Jahrhundert, der eine interessante Mischung aus indo-muslimischen und barocken Stilen bietet.
Schließlich nutze ich meinen Aufenthalt in Madurai für einen Besuch im Gandhi-Museum. Ich gehe den recht langen Weg dorthin zu Fuß, immer eine gute Möglichkeit, abseits der touristischen Attraktionen was von einer Stadt zu sehen. Das Museum beherbergt eine gut gemachte Ausstellung über den Weg Indiens zur Unabhängigkeit, Gandhis Leben sowie einige Devotionalien wie dem Leintuch, das er trug, als er erschossen wurde. Für den Rückweg lasse ich mich überzeugen, eine Fahrradrickshaw zu nehmen. Das ist eine sehr angenehme Art sich fortzubewegen, jedoch war ich die ganze Fahrt von schlechtem Gewissen geplagt, da der arme Fahrer ohne Gangschaltung schuftet und ich selber bequem auf dem Rücksitz throne. Fotos

Samstag, 12. März 2011

Pondicherri – ein Hauch von Frankreich in Indien

Eigentlich wollte ich schon schneller wieder weg von hier, doch irgendwie hielt es mich in Pondicherri fest. Es ist einfach toll hier! Es ist zwar zweifellos indisch: laut, dreckig, chaotisch, lebendig, heiß, doch gleichzeitig geht hier ein Hauch von Frankreich, eine Erinnerung an die Zeit, als Pondy der Handelsstützpunkt der Franzosen hier in Indien war.
Strandpromenade
Die Innenstadt, ein Oval, durchkreuzt von einem Gitternetz von rechtwinklig angelegten Straßen und Gassen, ist durch den Kanal (eher ein Rinnsal mit etwas verdrecktem Wasser) geteilt in das französische (direkt am Meer) und das indische Viertel (dahinter). Im französischen Viertel liegen die Verwaltungsgebäude (inkl. „Hotel de Ville“, französischem Konsulat und Alliance Francaise), der berühmte Sri Aurobindo Ashram, ein hübscher Park, sowie in der Südostecke einige sehr malerische und ruhige Straßen, in denen man sich vorkommt wie in einem alten Seebad, das schon bessere Zeiten hinter sich hat (gleiches gilt für die Strandpromenade). In dieser Ecke bin ich untergebracht, in der kleinen Familienpension „Villa Labourdonnais“. Die Unterkunft ist zwar leicht oberhalb meines üblichen Budgets, dafür gibt es französisches Ambiente (der Besitzer ist Franzose), ein Kühlschrank im Zimmer, sowie ein Handtuch und frische Bettwäsche, was ansonsten nicht selbstverständlich ist.
Das indische Viertel ist deutlich lebendiger, doch auch hier reihen sich in den ruhigeren Straßen hübsche Villen aneinander, die Hauseingänge sind vergittert und in den Einfahrten verbergen sich Protzautos. Wer hier lebt, ist nicht arm!
Rue Suffren
In Pondy kann man auch wunderbar essen, es gibt hier gute „franko-indische“ Küche. Das heißt, es gibt „steak-frites“, coq au vin oder auch bouillabaisse. Außerdem kann man leckere Salate (gibt es in Indien sonst kaum) oder Holzofenpizzas essen. Klingt zwar vielleicht ein wenig albern, hier auf dem Subkontinent zu solchem Essen zu greifen, doch jede Abwechslung vom indischen Essen ist willkommen. Wer weiß, wann ich wieder ein Steak bekomme. Mittags greife ich übrigens gerne weiter zum Thali. Auch Alkohol gibt es hier für indische Verhältnisse reichlich, man kann sich in manchen Restaurants sogar französischen Rotwein gönnen. Ich bleibe jedoch beim indischen Kingfisher Bier.
Gestern habe ich das Experiment gewagt, mit der „Pondicherri Tourist Development Corporation“, also dem Fremdenverkehrsamt, eine ganztägige Rundfahrt durch Stadt und Umgebung zu machen. Das Programm war nicht wirklich der Rede wert, die meisten innerstädtischen Sehenswürdigkeiten hatte ich ohnehin schon gesehen. Für mich interessant war vor allem der kleine Abstecher in die benachbarte Idealsiedlung Auroville. Es reichte hier jedoch nur für eine kurzen Gang zum „Matrimandir“, dem Zentrum der Siedlung. Hier hätte ich mich gerne noch etwas länger im Besucherzentrum aufgehalten, um mich noch ein wenig zu informieren. Lustig waren auch die anderen Tourteilnehmer, eine kleine Rentnergruppe aus Südafrika, die sich anlässlich der Cricket-Weltmeisterschaft in Indien aufhält sowie ein französisches Paar. Für alle war das in der Tour enthaltene Mittagessen ein Abenteuer, sie alle hatten noch kein Thali gegessen. Eine Dame meinte, das sei „the hottest thing I've ever eaten“, was jedoch darauf hindeutet, dass südafrikanisches Essen sonst eher wenig gewürzt ist. Natürlich habe ich viele Fotos in Pondicherri geschossen.
Chidamaram
Ich nutzte zudem meinen Aufenthalt in Pondy für einen Tagesausflug ins etwa 2 Busstunden entfernte Chidambaram. Die „Stadt des Himmels“ beherbergt einen der größten und schönsten Tempel in Tamil Nadu, den Sri Nataranja Tempel. Das 22 ha große Areal kann durch einen der vier Gopurams (so heißen die Tore zu den Tempeln) betreten werden, von denen jeder von einer anderen Dynstie errichtet wurde. Der älteste stammt aus dem 6. Jahrhundert, zumindest hat das der Führer behauptet, den ich mir geleistet habe. Langsam weiß ich auch Bescheid über Shiva, Vishnu, Parvati und Co. (Brahma wird in südindischen Tempeln kaum verehrt), der Führer hat mir auch erklärt, wie ich Bauten der verschiedenen Dynastien unterscheiden kann. Ich hoffe, das kann ich mir merken. Auch das Tempelinnere ist sehr beeindruckend, mit majestätischen Säulengängen und Schreinen und überall Brahmanen, die ihre religiösen Dienste tun. Im Inneren war das Fotografieren verboten, außen habe ich natürlich meinen Besuch photographisch dokumentiert.

Montag, 7. März 2011

Mamallapuram – Alte Tempel und Entspannung am Strand

Nach dem lebhaften Chennai und dem damit verbundenen Ankunftsstress steuerte ich anschließend einen deutlich ruhigeren Ort an. Etwa 55 km südlich von Chennai, also 2 Busstunden entfernt (man braucht allein etwa eine Stunde, um aus dem Moloch rauszukommen), liegt das beschauliche Fischerörtchen Mamallapuram. Hier gibt es einen schönen, kilometerlangen Sandstrand, zahlreiche Tempel (davon einige UNESCO-Weltkulturerbe) und viele Hotels und Restaurants, vor allem mit westlichen Touristen als Zielgruppe. Am Ortsrand entstehen zwar bereits erste Resorts für das zahlungswilligere Publikum (im Vergleich mit beispielsweise Nordafrika ist das hier immer noch sehr günstig), doch im Ort selbst ist es noch sehr beschaulich und sympathisch. Man darf sich halt nicht daran stören, dass hier sehr viele westliche Touristen unterwegs sind, wobei es angesichts der Nebensaison nicht allzu voll war.
Ich logierte in einem der Lieblingsunterkünfte von Backpackern, dem Lakshmi Hotel direkt an einer der beiden Haupt.Touristenstraßen, in kurer Entfernung zum Strand, den meisten Restaurants und auch unweit des Seashore Temples. Angesichts der Nebensaison sind die Hoteliers sehr verhandlungsbereit, was die Zimmerpreise betrifft und so logiere ich für 250 Rupies, also € 4,- die Nacht. Billiger wäre sicherlich auch möglich, doch wenn das Zimmer in Ordnung ist, muss man auch nicht auf's äußerste gehen. Den Lieblingsspruch des indischen Händlers/Hoteliers „don't tell anyone what you paid“ höre ich die nächsten Tage ohnehin noch ein paar Mal.
Die fünf Rathas
An meinem ersten vollen Tag in Mamallapuram widme ich mich der Erkundung der historischen Tempel. Es gibt am Ort zwei Weltkulturerbestätten, Tempel aus dem 8 Jahrhundert: der von der Erosion ein wenig angegriffene Seashore Temple sowie die aus einem einzigen Felsbrocken geformten 5 Ranthas. Letztere sind ein Ensemble aus 5 Tempeln sowie dazugehörigen Tierwächtern (Shivas Stier, ein Elefant, ein Löwe) und locken einige Busladungen von Touristen an, was allerdings kein wunder ist. Ich war schwer beeindruckt. Zahlreiche weitere Tempel und Grotten mit Reliefskulpturen an den Wänden säumen den Hügel auf der rückwärtigen Seite von Mamallapuram, auch hier gibt es also einiges zu entdecken. Das ganze habe ich natürlich photographisch festgehalten.
Mamallapuram ist auch ein Bildhauerstätdchen, man hört das Klopfen der Steinmetze wenn man durch die Straßen wandelt. Ich ließ mir so auch ein kleines Ganesh-Figürchen andrehen von einem sehr netten und geschäftstüchtigen Bildhauer. Den Rest der Zeit verbrachte ich mit relaxen am Strand, Baden im wohltemperierten indischen Ozean und Schlemmen von Tiger Prawns und gegrilltem Fisch, frisch aus dem Meer gefischt und sehr lecker.
Kamakshi Amman Tempel (zu Ehren Parvatis)
Schließlich nutzte ich meinen Aufenthalt in Mamallapuram auch für einen Tagesausflug ins 66 km (wieder 2 Busstunden) entfernte Kanchipuram. Kanchipuram ist nicht nur das Zentrum der indischen Sariproduktion (hier werden die edlen Saris für Feste handgewoben), es ist auch eine der sieben heiligen Städte Indiens. Daher kann man hier 5 bedeutende Tempel besuchen. Die Busfahrt ist typisch indisch, also spottbillig (etwa 30 Eurocent) unbequem, staubig und im vollgepackten Bus, doch man kann aus dem Fenster schauen und sich ablenken: man sieht Eisvögel und Weißreiher, Reisfelder, indische Dorfbewohner,Tempel und vieles mehr.
Die Tempel Kanchipurams sind allesamt sehenswert und machen Eindruck, mir gefielen jedoch die beiden ruhigen, eher archäologisch interessanten besser, als die noch in voller Nutzung befindlichen größeren drei, die sehr geschäftig waren. Im Shiva gewidmeten Sri Ekambaranathar Tempel, riesengroß (insgesamt hat das Gelände 12 ha) und um einen heiligen Mangobaum gebaut werde ich geführt und von einem jungen Brahmanen, der eigentlich Ingenieurwesen studiert, an einem Shivaschrein gesegnet. Ich werde dadurch in diesem Tempel zwar einige Rupies los, doch es war es wert, das mal mitgemacht zu haben. Auf dem Rückweg gibt es dann noch ein Buspanne (wenn ich die Lage verstanden habe, ist die hintere Achse gebrochen), so teile ich mir mit zwei holländischen Praktikantinnen eine Überland-Rickshawfahrt zurück nach Mamallapuram. Das ist deutlich angehmer als die Busfahrt, und man kann die Landschaft ebenso genießen. Kanchipuram-Fotos gibt es natürlich auch.


Geschrieben in einem Café an der Strandpromenade von Pondicheri, mit Blick auf den indischen Ozean.

Freitag, 4. März 2011

Chennai

Egmore Station
Wie bereits erwähnt, hat Chennai in touristischer Hinsicht nicht sonderlich viel zu bieten. Einige Fußmärsche durch die Stadt sind jedoch in sofern lohnenswert, als dass man einen Eindruck davon bekommt, wie das Leben in einer indischen Großstadt abläuft. Auch die touristischen Highlights lassen sich so mitnehmen.
Goverment Museum
Untergebracht war ich in Egmore, das Viertel nahe dem großen Bahnhof, der architektonisch sehenswert ist, da noch im Kolonialstil erbaut. Von hier lässt sich einiges auf dem Fußweg erreichen. Ein kleiner Spaziergang an meinem ersten Abend führt mich durch belebte Straßen. Die Straßen, egal wie groß, teilen sich hier stets Fußgänger, Radfahrer, Motorrad- Rickshaw- und Autofahrer, die aus europäischer Sicht ein chaotisches, aber unfallfreies Miteinander führen. Oft sind die Straßen von zahlreichen kleinen Geschäften gesäumt, die gerne Abschnittsweise einer Spezialität gewidmet sind. Ich geriet beispielsweise in das Viertel der Motorradspezialisten.
Am folgenden Morgen besuchte ich das Goverment Museum. Dieses ist zwar eher unspektakulär, doch aus museumshistorischer Sicht sehenswert. Ein Teil der Ausstellung scheint in der Tat seit der Kolonialzeit unverändert, die Beschreibungen bei den ausgestopften Tieren erwähnen teilweise noch die Madras Presidency (so hieß der vom Empire direkt verwaltete Bereich Südindiens). In Teilen ist das Museum jedoch modernisiert, vor allem das Bronzekabinett mit Vishnu und Shivagstatuen ist der Rede wert.
Das Justizgebaeude
Eine weitere Attraktion ist das Fort Saint George, die Keimzelle der britischen Kolonie in Madras. Das Museum ist liebevoll gestaltet und die Saint Mary's Church auf dem Fortgelände ist die älteste anglikanische Kirche außerhalb des Vereinigten Königreichs. Das angrenzende Viertel mit seinem lebendigen Straßenleben und seinem Markt ist wohl mit das spannendste in Chennai.
Ein weiterer kleiner Fußmarsch (ich musste jeweils stets einige aufdringliche Rickshawfahrer abwehren) brachte mich zum wohl nettesten Teil der Hauptstadt von Tamil Nadu, dem Marina Beach. Der belebte Strand ist ein ruhiger Gegenpol zum städtischen Lärm. Das Rauschen des Meeres übertönt hier den Verkehrslärm und die ständige Huperei. Das bunte Treiben könnte man lange beobachten.
Von hier geht die Kommerzstraße der Stadt ab, die Dr. Rashakrishnan Salai, die dann zur Cathedral Road wird. Es ist kaum möglich, hier zwischen den Edelgeschäften eine Möglichkeit zum Abendessen zu finden, sodass ich mich mit einem indischen Burger begnügen muss.
Marina Beach
Diese kurzen Eindrücke reichen mir aber schon von Chennai, das doch zu sehr ein Moloch ist, als dass man sich hier als europäer ohne Orts- und Sprachkenntnis hier wirklich wohlfühlen würde. Daher reise ich am nächsten Morgen weiter nach Mamallapuram.
Fotos

Mittwoch, 2. März 2011

Erstmal ankommen – der erste Tag in Indien

Wer schonmal in Indien war, der weiß, dass die Ankunft hier erstmal einen kleinen Schock bedeutet beziehungsweise alle möglichen Reize stark beansprucht. Man stelle sich vor: eine insgesamt 30-Stündige Reise kommt zu ihrem Ende, man ist übernächtigt und möchte am liebsten nur noch ein Zimmer und ein Bett. Hinzu kommt ein drastischer Umgebungswechsel vom idyllischen verschneiten Schwarzwald in die sommerlichen Temperaturen einer versifften und von Menschen berstenden Metropole. Genau das habe ich hinter mir: 30 Grad Temperaturunterschied im Vergleich zu vorgestern, Dreck, Müdigkeit und ein für indische Verhältnisse typisches günstiges Hotelzimmer, bei dem man nicht allzu genau in die Ecken schauen sollte und froh ist, seinen Stoffschlafsack dabei zu haben. Dafür gibts aber eine eigene Dusche, die ich bereits dankbar genutzt habe. Und Chennai/Madras hat alles, was die moderne indische Großstadt zu bieten hat, insbesondere viele Menschen, hunderte von Rickshawfahrern die einen mitnehmen wollen und chaotische Verkehrsverhältnisse. Das ganze reicht auf jeden Fall, um mich fast ein wenig zu überfordern, sodass ich heute, an meinem ersten Tag auf dem Subkontinent, nicht viel mehr gemacht habe als anzukommen.
Doch das reicht auch an Programm. Zwar landete mein Flugzeug bereits vor 9 Uhr heute Morgen in Chennai, doch bis ich in der Stadt war und ein Zimmer gefunden hatte, was es bereits fast 12. Allein die Fahrt vom Flughafen in die Stadt dauert eine Stunde, obwohl dieser nur ca. 16 km vom Zentrum entfernt ist. Das sagt alles über die Verkehrslage zur Spitzenzeit. Dennoch habe ich bereits meine ersten Indien-Erlebnisse hinter mir: hilfsbereite Rickshawfahrer, die helfen ein Hotelzimmer zu finden und dafür honoriert werden wollen, kopfwiegende Inder, die sich gerne mit einem unterhalten wollen („Where are you from?“) und die ersten Mahlzeiten, typischer gehts kaum: Thali zu Mittag und Masala Dosa zum Abendessen.
Dabei ist es bemerkenswert, wie man als weißer Ausländer von den Kellnern bemuttert wird. Beim Mittagessen wird mir erstmal vorgeführt, wie man einen Thali (das klassische indische „all you can eat“ Essen mit Reis, Dhal, Curry und co. hier im Süden ordentlich zu sich nimmt: Vor einem wir ein Bananenblatt ausgebreitet. Dieses wird vom Gast mit etwas Wasser beträufelt. Daraufhin erhält man einen großen Haufen Reis und unterschiedliche Gerichte, in der Regel ein Dhal, ein Curry, Chutney, Pickles und kardamongewürzten flüssigen Joghurt zur Beruhigung des Magens. Der Schärfegrad ist allerdings angenehm und so ist das ganze gut essbar und lecker. Das ganze ist man mit der (rechten) Hand, das ist auch erst noch gewöhnungsbedürftig, ich esse deutlich langsamer als die anderen Gäste, die auch noch interessiert beobachten, wie ich mich anstelle.
Chennai, nahe Egmore Station
Ohne Mittagsschlaf kam ich heute nicht aus, zumal die Temperaturen die 30 Grad überschritten haben, was ich noch etwas gewöhnungsbedürftig finde. Ein Spaziergang durch die belebten Straßen von Egmore und zur Hauptader Anna Szalai hat die Beschreibung des Lonely Planets bestätigt, dass Chennai, obwohl mit 6 Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt Indiens, aus touristischer Hinsicht nicht sonderlich viel zu bieten hat. Daher werde ich wohl auch übermorgen weiterziehen.
Dennoch, der erste Tag ist ohne Zwischenfälle überstanden, morgen geht es dann hoffentlich ausgeschlafen an die ernsthafte Erkundung von Madras. Dann werde ich auch fähig sein, auf anderes zu achten als einfach nur meine Umgebung wahrzunehmen und zu verarbeiten.