Hinter mir liegen vier Tage in den Backwaters von Kerala, eine unvergessliche Zeit auf dem Wasser. Die Backwaters von Kerala sind ein einzigartiges Netzwerk von Seen und Kanälen im Hinterland der keralesischen Küste. Der Slogan, den sich das Tourismusbüro Keralas für den Bundesstaat ausgedacht hat, ist nirgendwo zutreffender als hier: God's Chosen Country. Man kommt sich vor wie in einem kleinen Paradies.
Backwaters auf Munroe Island |
Ich habe in den vier Tagen sehr viel Zeit auf dem Wasser verbracht und wohl so viel aus dieser traumhaften Gegend mitgenommen, wie es nur ging. Von Kollam aus machte ich die Tour des Tourist Office (KTDC) durch die Kanäle von Munroe Island. Diese führt durch die sehr kleinen Kanäle der Insel, durch waldige und relativ wenig besiedelte Gebiete. Auf einem kleinen Kanu, den der Guide mit einem Bambusstab antreibt, gleiten wir auf dem Wasser. Friedlicher und idyllischer geht es nicht. Wir ziehen vorbei an den Behausungen der Inselbewohner, werden auf diverse Gewürzbäume aufmerksam gemacht (Pfeffer, Muskat, Cashewnuss, u.a.). Hier wachsen auch Mango-, Papaya-, und Bethelnussbäume, natürlich auch Kokospalmen. Wir sehen, was aus der Coconut Fibre gemacht werden kann, wie man die Boote repariert (das Holz wird zusammengenäht und mit Coconut Fibre abgedichtet). Wir durchqueren Schrimpsfarmen. Eine sehr empfehlenswerte Tour. Fotos.
Auf dem Weg von Kollam nach Alleppey |
Am nächsten Tag mache ich die beliebte und sehr bekannte Bootsfahrt mit der KTDC-Fähre von Kollam nach Alleppey. In 8 Stunden legt man hier die etwa 85 Kilometer lange Strecke zwischen den beiden Städten zurück. Dabei bleibt man naturgemäß auf den größeren Kanälen, doch auch diese Fahrt ist sehr schön und lohnenswert sowie sehr abwechslungsreich. Man sieht ebenfalls viel vom Leben am Wasser und, wie auch am Vortag, zahlreiche Wasservögel. Auch fällt das religiöse gemisch der Gegend auf: man sieht hinduistische Tempel, Moscheen, sowie Kirchen mehrerer Konfessionen (katholisch, syrisch orthodox bzw. Thomaschristen, es gibt aber auch einige adventistische und Pfingstgemeinden). Als ich von der Fähre steige, bin ich Trunken von den vielen Eindrücken. Fotos.
Die Backwaters bei Alleppey |
Alleppey ist das touristische Zentrum der Backwaters. Hier kann man zwischen zahlreichen Möglichkeiten wählen, die Backwaters zu erkunden. Da ich alleine unterwegs bin, entscheide ich mich gegen die Fahrt mit dem Hausboot, da das zum einen zu teuer, zum anderen alleine auch nicht besonders spaßig wäre. Das ist eher was für romantische Stunden zu zweit. Stattdessen entscheide ich mich, den Tag auf einem Kanu zu verbringen. Anders als um Kollam sind die Backwaters um Alleppey deutlich belebter, außerdem sind sie viel offener, also von weniger Bäumen umgeben. Daher ist der Eindruck hier ein ganz anderer. Man erhält nochmal einen ganz anderen Einblick in das Leben an den Backwaters. Das Kanu wird per Paddel angetrieben, man treibt sehr gemächlich durch das Gewässer, es ist unheimlich friedlich und ruhig. Das tut gut! Teil der Tour sind zudem ein sehr leckeres Frühstück und Mittagessen im Haus des Bootsführers, wo ich auch seine Frau und seine beiden Töchter Sandra und Angelica (nicht wirklich indische Namen) kennen lerne. Fotos.
Auf dem Weg nach Kottayam |
Während ich diesen Text auf dem Dach meines Homestays am Rande des Naturschutzgebietes schreibe, höre ich, wie die Bewohner des Ortes das Halbfinale der Cricket-WM verfolgen. Es ist ein brisanter Klassiker: Indien gegen Pakistan. Da Indien dabei ist, zu gewinnen, ist die Stimmungslage bestens.