Sonntag, 6. Juli 2008

Hampta Pass Trekking – Teil 1: bis zum Fuße des Passes

Man kann nicht im Himalaya verweilen, ohne ein Trekking zu machen. Allein deshalb, weil man sonst nicht richtig in die Berge hineinkommt. Anne ist darin schon Profi, sie hat bereits das Round Annapurna sowie das Everest-Base-Camp-Trekking hinter sich. Diese sicherlich anspruchsvollen Touren in Nepal haben einen eindeutigen Vorteil: entlang der Strecke gibt es eine Guesthouseinfrastruktur, die es den Wanderern erlaubt, die Tour ohne großen Proviant und Schlafequipment zu absolvieren.

In Himachal Pradesh ist das anders. Hier muss man, will man eine mehrtägige Tour absolvieren, Führer, Träger, Ponys und ähnliches organisieren. Wenn man wie wir den Aufwand scheut, dies zu tun, kann man eine der zahlreichen Agenturen vor Ort ansteuern. Wir entschieden uns für Himalayan Adventurers, die zwar sicher nicht die günstigste Agentur am Platz ist, aber ein sehr schönes All-Inclusive-Luxus-Paket für uns zusammenschnürte. So zogen wir zu siebt los, nachdem wir per Jeep von unserem Guesthouse abgeholt worden waren. Neben Anne und mir mit dabei: zwei Däninnen, ein israelisches Ehepaar und eine Dame aus Tschechien, dazu ein Guide, Ticu, sowie sein Helfer Sittaram. Wir trugen nur unser Tagesgepäck – zuvor hatte jeder noch eine Lunchbox erhalten – den Rest ließen wir vorerst unten in Vashisht, wo die Tour startete.

Der erste Tag war durch einen steilen Anstieg geprägt. Zunächst durchquerten wir recht zügig die Apfelhaine des Tals, um dann in einen wunderschönen Kiefernwald zu geraten. Hier sind die Bäume noch alt, man sieht kaum einen Baumstumpf zwischendurch, unser Führer berichtet aber von wilden Rodungen. Mit zunehmender Höhe lichtet sich der Wald zwischendurch, es wachsen hohe Farne und Irisse. Zudem duftet es wunderbar, wie in einem Kräutergarten, erkennen konnte ich auf jeden Fall Thymian, Oregano und Minze, dazu wachsen auch hier die unvermeidlichen Hanfpflanzen. Einige klagen über die Hitze, doch die Strecke ist gut zu überwinden, zumal wir zahlreiche Pausen einlegten. Gerade als das Wetter sich etwas eintrübt erreichen wir unser Lager. Hier erwarten uns unsere Ponys (in Wirklichkeit teilweise Maulesel) mit ihrem Führer, unser Koch und sein Helfer. Das Lager teilten wir mit einer zweiten Trekkergruppe. Wir brauchen nur noch unser Zelt aufzubauen, dann gibt es Tee und Kekse. Anschließend sehr lecker Abendessen und bald gehen schon alle ermattet ins Bett. So läuft es jeden Abend.

Am nächsten morgen erwartet uns zunächst um 6 Uhr eine angenehme Überraschung. Jeder bekommt einen „Bed-Tea“ ans Zelt gebracht, kurz darauf einen Behälter warmes „Washing Water“. Was für ein Luxus. Die klimatischen Bedingungen sind allerdings weniger erfreulich. Es regnet. So bleibt es auch den ganzen morgen, wir wandern im regen, was das Vergnügen deutlich verringert. Nach einer Weile sind alle trotz Regencapes durchnässt. Allerdings erwartet uns an der Strecke noch ein Hindernis, mit dem an diesem vermeintlich leichtesten Tag keiner gerechnet hatte.

Wir wussten wohl, dass wir einen Fluss würden überqueren müssen, deshalb sollten wir unsere Sandalen im Tagesrucksack tragen. Doch dies sollte deutlich komplizierter werden, als geplant. Der vermutlich bei schönem Wetter Gebirgsbach hatte sich in aufgrund des Regens in Verbindung mit dem schmelzenden Schnee in einen reißenden Fluss verwandelt. Die Furt war nun zu gefährlich, um sie zu überqueren. Die erste Entscheidung: wir warten auf die andere Gruppe. Als diese nach relativ kurzer Zeit ankommt, wird beschlossen, dass wir uns alle an der Hand halten und so die etwa 4 Meter breite Stelle des Flusses überqueren, wo die Strömung am stärksten ist und das Wasser ca. 1 Meter tief (hört sich zwar wenig an, ist aber durchaus tückisch). Als die meisten schon mit den Füßen (samt Wanderschuhe) im eiskalten Wasser stehen, wird das Unterfangen als zu Gefährlich eingestuft und wir kehren um. Zweite Entscheidung: wir warten auf die Ponys und vor allen die sie begleitenden Helfer.

Die meisten kauern sich schlotternd unter einen Felsen (es regnet noch immer), das Warten erscheint wie eine Ewigkeit. Da ich sehr friere, ziehe ich es vor stehen zu bleiben, um mich ein wenig zu bewegen. So verfolge ich auch aus nächster Nähe die lange erwartete Ankunft der Ponys, die Debatten über die beste Vorgehensweise und die Vorbereitungen für die Überquerung: unter großem Einsatz gelingt es Sittaram schließlich, den Fluss zu überqueren, sodass ein Seil über den Fluss gespannt werden kann. Mir wird klar, was uns nun blüht: uns am Seil festhaltend, müssen wir da durch! Da ich als einziger schon bereitstehe, muss ich mich als erster in die Fluten Stürzen. Ohne lange genug nachzudenken um Angst zu bekommen überquere ich also im eiskalten Wasser – Dank der aufopferungsvollen Hilfe unserer indischen und nepalesischen Begleiter relativ problemlos – den Fluss. Aber schon mit ganz schönem Herzrasen. Auch alle anderen kamen schadlos rüber. Nur eine jagte allen und besonders mir einen Schrecken ein: Anne. In der Tat verlor sie beim ersten Schritt in die Fluten den Boden unter den Füßen und lag folglich im Wasser. Das sah ganz schön heftig aus. Sie klammerte sich aber gut fest und wurde gut festgehalten, war aber allerdings klatschnass und total durchgefroren.

Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen. Während wir Touristen nun noch halbwegs trockene Kleidung hervorkramten und versuchten uns aufzuwärmen, schufteten unsere Begleiter weiter. Zunächst wurde das Seil an einer anderen Stelle des Flusses zu einem Seilzug umfunktioniert. Das Gepäck wurde den Ponys abgenommen und so über den Fluss befördert. Von ihrer Last befreit war es dann für die Tiere ein leichtes, die Fluten zu überqueren. Als die Ponys dann wieder bepackt waren und wir alle uns gesammelt hatten, konnte es weitergehen. Zum Glück war es nicht mehr weit zum heutigen Lagerplatz.

Fotos

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