Montag, 11. Juni 2007

Der G8-Gipfel, die kanadische Botschaft und ich

Als ich von der kanadischen Botschaft mein Praktikumsangebot erhielt, wurde mir dieses dadurch schmackhaft gemacht, dass ich quasi extra für den G8 Gipfel eingestellt wurde. Nach einiger Zeit an der Botschaft stellte sich jedoch heraus, dass dort gar nicht die politische Abteilung die Federführung für G8 hatte, sondern die Wirtschaftsabteilung. Stattdessen sei die politische Abteilung für den EU-Kanada Gipfel zuständig, der direkt im Vorfeld des G8-Gipfels stattfand, was sich folglich sehr interessant anhörte.

Wie sich jedoch herausstellen sollte, hatte meine Abteilung – zumindest die deutschen Ortskräfte, zu denen auch ich gehöre – auch recht wenig mit der Vorbereitung des EU-Kanada-Gipfels zu tun. Zwar wurde von der Botschaft hierfür ein erheblicher Aufwand betrieben, dieser betraf jedoch vor allem die Planung eines so genannten Business-Luncheons, in dessen Rahmen der Premierminister vor deutschen Geschäftsleuten und Politikern eine Rede halten sollte. Ich fand es geradezu obszön, was für ein Aufwand dafür betrieben wurde, wobei auch keine Kosten gescheut wurden. Schon über zwei Wochen vorher reiste ein Vorausteam aus dem Prime Ministers Office in Ottawa an, um alles zu überwachen. Mehrere Ex-Praktikanten wurde von der Botschaft angeheuert, um potentielle Gäste des Luncheons anzurufen. Das ganze fand dann im Ritz statt, unter Begleitung eines Riesentrosses an kanadischen Beamten (die zugegebenermaßen natürlich auch im Hinblick auf den EU-Kanada Gipfel und den G8 Gipfel) und mindestens zwei dutzend kanadischen Journalisten statt. Dabei kam mir jedoch manchmal vor, dass das wichtigste Detail war, dass der Premierminister in seiner Suite den Nordamerikanischen Sportsender erhält, um das Eishockey Stanley Cup Finale in der Nacht anschauen zu können (was die Ottawa Senators leider gegen die Anaheim Ducks aus Californien (!) verloren) und dass seine Frau im Damenprogramm in den Zoo durfte – natürlich zu Knut. Meine Kollegin durfte da sogar mit und Knut streicheln.

Mutmaßlich aufgrund mutmaßlicher Machenschaften innerhalb der Botschaft wurde die gesamte politische Abteilung sowohl in Bezug auf G8 als auch auf den EU-Kanada Gipfel jedoch etwas ausgebootet. Die Diplomaten hatten natürlich genug zu tun, uns deutschen wurde die Rolle des „strategic slack“ zugewiesen. In anderen Worten: wir sollten im Büro verharren und wenn Not am Mann ist, irgendwo einspringen. Eine doch ziemlich frustrierende Situation, wenn man mitbekommt, dass um einen herum die gesamte Botschaft am rotieren ist.


Dennoch konnte ich aus der ganzen Sache vieles positives mitnehmen. Zunächst bekam ich dennoch einen recht guten Einblick in den Ablauf eines solch hochrangigen Staatsbesuchs: was alles zu beachten ist, die Minutengenaue Zeitplanung, die Koordinierung mit den deutschen Ansprechpartnern vor Ort, die Notwendigkeit, den Premierminister vom Ritz in die Botschaft (Abstand ca. 200 Meter) mit der Motorcade zu fahren (er ist dann doch gelaufen), usw. Zudem konnte ich doch Dinge mitmachen, die mir sonst entgangen wären, z.B. dem Premierminister die Hand schütteln, als er zur Fotosession und eine kurze Dankesrede in die Botschaft kam. Oder kanadische Journalisten begleiten, als diese die Fernsehbilder des Tages in einem speziellen Studio per Satellitenübertragung nach Kanada schickten – sehr spannend, da man den Rohschnitt der Fernsehbilder, Kommentare und Stand-ups sieht. Schließlich konnte ich ein paar materielle Dinge abgreifen, wie eine ziemlich stylische EU 2007 Umhängetasche.


Insgesamt hatte ich mir das ganze aber doch spannender vorgestellt. Aber was will man machen, als Praktikant hat man halt nichts zu sagen...

1 Kommentar:

Danièle+Roland hat gesagt…

Du tust mir ja soooo leid!!!!!!!!!