Die Linke schneidet ihrerseits deutlich besser ab, als ihr vorausgesagt wurde. Die PS und ihre verbündeten, die kleinen Parteien MRC („republikaner“ – souverainistische Linke) und PRG (Radikalsozialisten – zentristischer als die PS, ein Überbleibsel aus der dritten Republik), erreichen 206 Sitze, was gar nicht schlecht ist. Die meisten schwierigen Duelle wurde gewonnen und die Parteiprominenz, auch diejenigen, die nach dem ersten Wahlgang in Schwierigkeiten schienen (außer Vincent Peillon, ein Vertrauter Ségolène Royals) haben ihren Sitz verteidigt bzw. gewonnen. Aber es gibt dennoch keinen Grund zum Jubel, trotz des beachtlichen Sitzzuwachses. Die PS hat noch immer kein wirkliches Programm, sie profitiert vor allem von der Remobilisierung ihrer Wähler, während die Wähler der Rechten zu Hause geblieben sind, da der Wahlsieg gesichert schien. Zudem machte die Linke einen sehr geschickten Wahlkampf zwischen den Wahlgängen, indem gegen die „soziale Mehrwertsteuer“ (ein Vorschlag der Regierung, die Mehrwertsteuer zu erhöhen, um die Lohnnebenkosten zu senken) mobil gemacht wurde. Diese weniger schmerzhafte Niederlage wird vielleicht die Debatte um die Neupositionierung der PS weniger vehement machen und könnte es François Hollande erlauben, den Übergang zu seinem Nachfolger fließender zu gestalten, wenn er sich gut schlägt. Seine Trennung von Ségolène Royal (sie waren bis vor kurzem ein Paar – seit dreißig Jahren) könnte ihre innerparteiliche Rivalität normalisieren. Ich hoffe im übrigen, dass Ségolène Royale es nicht schafft, die Parteiführung zu übernehmen, oder dass sie zumindest vorher ein überzeugendes Konzept vorlegt. Denn sie wird es nicht schaffen, die PS und die Linke aus ihrer Krise zu manoeuvrieren, indem sie einfach ihre Persönlichkeit spielen lässt und sich als Anwältin der Annäherung an das Zentrum geriert. Hoffen wir, dass die Reformierer eine überzeugende Persönlichkeit als Anführer wählen werden.
Vergessen wir in all dem nicht, dass die Kommunisten der PC sich mit 15 Sitzen (18 mit Verbündeten) ehrenhaft halten, auch wenn sie damit für sich allein nicht sie Fraktionsstärke erreichen. Dies verschafft ihr eine letzte Bewährungsprobe zur Sicherung ihres Überlebens. Ich denke, dass ihre lokale Stärke die Chance ist, um sich als Herz einer neu formierten Bewegung links der PS sein kann. Auf diese Weise könnten all diejenigen aufgefangen werden, die sich von der PS im Zuge ihrer Öffnung zur Mitte abwenden werden und so die Mehrheitsfähigkeit der Linken wiederherzustellen. Die Fusion der PDS und der WASG in Deutschland kann hier durchaus als Vorbild dienen, wobei in Frankreich anders als in Deutschland keine Berührungsängste von Seiten der gemäßigten Linken gegenüber einer solchen Bewegung besteht.
Der Vollständigkeit wegen sollte noch erwähnt werden, dass die neue Zentrumspartei MoDem des Präsidentschaftskandidaten Francois Bayrou 4 Mandate erhält und sich damit sehr wacker schlägt. Sie kann damit darauf hoffen, bei zukünftigen Wahlen eine Rolle zu spielen. Die Grünen erhalten 4 Sitze, einer mehr als bisher, sind aber dennoch in einem ziemlich schlechten Zustand. Sie bräuchten Parteiführer mit etwas mehr Charisma und noch mehr Realismus.