Montag, 12. März 2007

Erste touristische Erkundungsgänge


Nachdem ich meine erste Woche hier vor allem mit diversen Erledigungen, Einkäufen und der Einrichtung meiner Wohnung verbracht habe, beschloss ich, das Wochenende verstärkt für touristische Erkundungsgänge durch Berlin zu nutzen. Ich nahm also meinen Merian Führer mit Berliner Spaziergängen zur Hand und legte los. Am Samstag wählte ich zunächst den Spaziergang „Untergang einer Welthauptstadt“, bei dem man sich auf die Spuren der Machtzentren des deutschen Kaiserreiches, der Weimarer Republik und der Nazis rund um die Wilhelmstraße in Mitte begibt. Ich wählte diesen Spaziergang aus ganz praktischen Gründen. Er liegt nämlich in der Umgebung des Leipziger Platzes, wo auch die kanadische Botschaft liegt. So konnte ich gleich die Fahrradstrecke dorthin testen.
Meine zukünftige Strecke zur Arbeit stellte sich als sehr angenehm heraus. Es geht von mir aus praktisch immer geradeaus, von der Sonnenallee über die Sankt-Urban-Straße, die Blücherstraße und die Stresemannstraße direkt zum Leipziger Platz. Das ganze dauert etwa 20 Minuten und führt unter anderem am Willy-Brand-Haus (ja, bei meinen angeblichen Freunden der SPD), am Anhalter Bahnhof und dem Gropius Bau vorbei. Wie es aussieht ist Berlin eine äußerst Fahrradfreundliche Stadt, denn auf der ganzen Strecke gibt es Fahrradwege. Auf dem Ruckweg habe ich übrigens eine ruhigere und pittoresquere Strecke entlang des Landwehkanals getestet, da gibt’s aber zu viele Kopfsteilpflaster. Das ist wie bei Paris-Roubaix, mit meinem Schrottgöppel ist das nix.
Nun aber zu meinem Spaziergang (Fotos hier). Dieser führt unter anderem an der Topographie des Terrors (sehr gut gemachte Ausstellung) und dem Holocaust Mahnmal vorbei. Von den alten Machtzentren ist außer Infotafeln leider nicht mehr viel übrig, stattdessen gibt es Plattenbauten, den monumentalen Nazibau des ehemaligen Luftfahrtsministerium Goebbels, das jetzt das Finanzministerium beherbergt, und Baustellen zu sehen. Es stimmt mich immer wieder traurig zu sehen, was die Zerstörungen des zweiten Weltkrieges angerichtet haben. Berlin könnte eine viel eindrucksvollere Stadt sein. Das Holocaust Mahnmal hat mich schließlich auch beeindruckt. Erstaunlich, was man einfach nur mit einer Ansammlung von Stelen erreichen kann.
Sonntag war eine andere Facette Berlins an der Reihe, ich entschied mich bei wunderbarem Wetter für einen Spaziergang durch Kreuzberg (Fotos hier). Der legendäre Bezirk, der sich als Hort der linken Szene bekannt ist, fand ich sehenswerter als gedacht. Interessant ist, wie sich teilweise Bausünden aus der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit mit wunderbaren Altbauten vermischen. Glücklicherweise wurde die Zerstörungswut dieser Zeit soweit gestoppt, dass der Stadtteil noch immer sehenswert ist. Auch die vielen Parks und Plätze, der Landwehkanal und das Flair sind sehr einladend. Das Publikum ist sehr gemischt: Am Landwehrkanal diverse Sonntagsspaziergänger, auf der Oranienstraße und dem Mariannenplatz ein sehr alternatives Publikum, abseits der Hauptstraßen eine starke türkische Prägung. Letztere sind durch die Gertrifizierung des Bezirks noch nicht vertrieben worden. Jetzt bleibt also noch, die berüchtigten Kreuzberger Nächte zu erleben...

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