Als ich nach Berlin gekommen bin, war ich gleich von der Stadt begeistert. Das hat jedoch auch viel mit den Umständen zu tun, in denen ich dort hingezogen war. Es war eine relativ bewusste Entscheidung gewesen, in die Hauptstadt zu ziehen. Ich war voller Tatendrang, der Traum einer Karriere im Auswärtigen Amt war noch nicht ausgeträumt. Obwohl ich es dort gemocht hatte, tat es gut, dem verhältnismäßig provinziellen Flair Heidelbergs de Rücken gekehrt zu haben und das Leben in der Großstadt in vollen Zügen zu genießen. Zudem hatte ich in Berlin bei meiner Ankunft erst einmal zwei Wochen Zeit, um alles zu erkunden, bevor mein Praktikum begann. Auch anschließend blieb mir noch viel Zeit, um die Metropole kreuz und quer zu beradeln. Schließlich fand ich die Entspanntheit in der Stadt sofort sympathisch, ebenso wie den Prollocharme meiner neuen Heimat, dem „Problemkiez“ Neukölln.
Mein Umzug nach Hamburg war von anderen Umständen begleitet. Er war weniger eine bewusste Entscheidung als durch beruflichen Zwängen erfolgt. Zudem erwartete mich nicht mein Traumberuf, sondern die pragmatisch richtige Entscheidung (die ich bisher übrigens kein bisschen bereue, mit dem Job bin ich sehr zufrieden). Das Berufsleben ist sicherlich auch der Hauptgrund, weshalb ich ein wenig länger brauche, um mich hier einzuleben. Denn nach einem langen Arbeitstag bleibt nicht viel Zeit und Energie, um noch touristische Rundgänge zu machen, auch die Wochenenden sind immer viel zu schnell vorbei. Hinzu kommt, dass ich nach kurzer Zeit erst einmal drei Wochen in meinen Indienurlaub entschwand, der meine Gedanken ebenso stark von meiner neuen Heimat ablenkte. Die kühle, aber durchaus entspannte Bürgerlichkeit der Hansestadt Hamburg finde ich zwar nicht ganz so ansprechend wie die gewisse Gammelhaftigkeit, die in Berlin irgendwie allgegenwärtig ist, doch auch Hamburg hat sehr viele schöne Seiten. Alleine Elbstrand, Alster, Schanze und Kiez, machen die Stadt sehr liebenswert. Auch Mein ganzer Weg zur Arbeit, vom eher kleinbürgerlich-alternativen Eimsbüttel durch die eher schicken Viertel links von der Alster ins hippe Winterhude ist ein täglicher Genuss. Die Indieclubszene ist derjenigen in Berlin sicherlich ebenbürtig. Nicht zuletzt bin ich in einer sehr netten WG gelandet, in der ich mich gleich auf Anhieb wohl gefühlt habe. Die Voraussetzungen, damit es mir gefällt, sind also gegeben. Es braucht halt seine Zeit.
Ich habe übrigens nicht vor, nun ständig Hamburg-Berlin-Vergleiche zu ziehen. Das machen andere Blogs (hier und hier) schon auf sehr unterhaltsame Weise. Allerdings wird es sich manchmal einfach nicht vermeiden lassen.
1 Kommentar:
Oh, dit sieht ja janz nach neuem Design aus... Kommt davon, wenn man deine Posts immer nur im RSS-Feed liest. Wie ich sehe, wurden meine Linktipps auch gleich verwurstet...sehr gut. Lese grad den Blog von C. Brügge und musste bei folgendem sehr lachen:
Der öffentliche Nahverkehr in Hamburg "wirkt, als habe man mit verbundenen Augen 4 Punkte ganz weit außen auf der Karte markiert und diese dann zu vorgerückter Stunde Pi mal Daumen zusammengestrichelt. Ab und zu Pünktchen dazwischen gemacht, auf jedes angestoßen und deswegen gibt es mancherorts weder Verbindungen noch Haltestellen, weil, da warn die Kollejen schon uffm Fischmarkt. Wer von Niendorf Nord nach Ochsenzoll möchte, wird auf dem Weg dorthin von ganz alleine wahnsinnig. Erst muss er 20 Minuten zum Schlump gurken, umsteigen, fünf Minuten bis Kellinghusenstraße juckeln, umsteigen, und weitere 20 Minuten in der U1 ausharren. Obwohl die Haltestellen im Prinzip fünf Meter von einander entfernt liegen. Nur gibt es eben kein Ringsystem. Das heißt, der HVV hat zwar zeichnerisch eines angedeutet und lässt sich dafür auch irgendwie bezahlen, doch zur Umsetzung hat's nicht mehr gereicht."
Also isses doch jut, dass du dir nen neuen Drahtesel zugelegt hast.
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