Mittwoch, 27. Juli 2011

Die Reise endet hier – Delhi

Bereits als ich am hochmodernen und nagelneuen Terminal 3 des Flughafens Delhi ankomme, werde ich ein wenig wehmütig, denn ich weiß, es ist die letzte Etappe meiner Reise. In 5 Tagen werde ich von hier Indien wieder verlassen. Zum insgesamt 5. Mal in meinem Leben komme ich nun jedoch zunächst in Delhi an und habe den festen Vorsatz, die letzten Tage meines Aufenthalts auf dem indischen Subkontinent zu genießen.
Zwei Tage ist Anette noch in Indien und es gilt, die ausufernden Shoppingmöglichkeiten Delhis zu nutzen, um uns einzudecken mit Mitbringseln und (mehr oder weniger) günstigen neuen Kleidungs- und Schmuckstücken sowie Accessoires für uns selbst. Es ist Samstag Nachmittag und wir tun das gemeinsam mit der indischen Mittelschicht in gut gefüllten Geschäften rund um den Connaught Place, aber auch im Backpackerviertel Pahar Ganj. Hier fühle ich mich inzwischen richtig heimisch, auch weil ich bereits zum dritten Mal im Hotel Star Paradise logiere, das für Delhi-Verhältnisse ein exzellentes Preis-Leistungsverhältnis bietet.
Qutub Minar
Nachdem Anette sich schweren Herzens auf die Heimreise nach Deutschland gemacht hat, bleiben mit noch drei Tage für noch mehr Shopping und die weitere Erkundung von Delhis Sehenswürdigkeiten. Ich war zwar schon mehrmals hier, doch einige der wichtigste historischen Stätten der einst glanzvollsten Stadt Asiens hatte ich noch nicht besichtigt. Dank dem inzwischen bestens ausgebauten U-Bahn-Netz der Stadt geht das auch weitgehend ohne nervige Presiverhandlungen mit Rickshaw-Fahrern. Wenn man bereit ist, zwischendurch ein paar Meter zu gehen kommt man fast überall äußerst preisgünstig mit der Delhi Metro hin.
Auf diese Weise besuche ich den Qutub Minar Komplex, wo die erste Moschee Indiens erbaut wurde und ein beeindruckender Turm steht, das Wahrzeichen Delhis. Im benachbarten Park verstecken sich zwiscchen den hohen Bäumen und im Gestrüpp zahlreiche weitere Monumente von Delhis Vergangenheit. Ich besuche auch ein weiteres Mausoleum, das …, letztes bedeutendes Moghul-Bauwerk der Stadt. Wie überall in Indien kann man in den ruhigen Ecken des Parks um das Mausoleum herum turtelnde junge Pärchen beobachten, die sich hier ungestört näher kommen möchten.
Lotus Tempel
Beeindruckend ist auch der Lotus-Tempel der Glaubensgemeinschaft der Bahaí, eine Sekte ohne Klerus und Hierarchien die behauptet, jedermann offen zu stehen und durch Toleranz zu glänzen. Mit dem neuneckigen Bauwerk hat sich die Architektur der Moderne auch hier in Delhi ein Denkmal gesetzt. Ich mache einen weiteren Abstecher nach Nizamuddin, meinem Lieblingsvertel inDelhi, wo ich endlich schaffe, den berühmten Sufi-Schrein zu besuchen. Ich werde dort von einem heftigen Monsunregenguss erwischt und fliehe per Rickshaw vor dem Regen ins Nationalmuseum. Die Fahrt durch den Platzregen und über teilweise leicht überflutete Straßen ist abenteuerlich. Wie ich tags darauf in der Zeitugn lese sind innerhalb von einer Studne 50 mm Regen gefallen, das ist auch für Monsunzeiten in Delhi ungewöhnlich.Schließlich besuche ich die Purana Quila („altes Fort“), Sitz des Moghulherrschers Humayuns und des Afghanen Sher Shah, bevor die Moghulen unter Akbar ihre Haupstadt nach Agra verlegten.
Sonnenuntergang über Pahar Ganj
Derweil gönne ich mir noch ein paar gute indische Mahlzeiten. Inzwischen habe ich das Essen hier sehr lieben gelernt und auch wenn ich mich schon auf ein gutes Steak oder auch einen großen gemischten Salat freue, ich weiß schon, dass ich es vermissen werde. Ein letztes Masala Dosa zum Frühstück in einer der südindischen Dhabas beim Hauptbahnhof und ich steige in den Delhi Metro Airport Express. Hier ist es klimatisiert, glattpoliert und blitzsauber. In diesem Moment habe ich Indien hinter mir gelassen.

Sonntag, 24. Juli 2011

Hauptstadt des Paradies auf Erden – Srinagar


Kashmir – in Indien weckt das Tal am Rande des Himalayas Sehnsüchte wie kaum eine andere Region. Aufgrund der Teilung der Provinz und der politischen (und teilweise gewalttätigen) Auseinandersetzungen um die Zugehörigkeit der Region zu Indien oder Pakistan erhitzen sich schnell die Gemüter, wenn sie zur Sprache kommt. Abgesehen davon gilt das Tal aber als außergewöhnlich schön. Auf meiner ganzen Reise schon wird mir davon vorgeschwärmt, ganz besonders von den Kashmiris selbst, die sich in ganz Indien als geschäftstüchtige Kaufleute verdingen. Es gilt als Indiens Paradies auf Erden. So ist Kashmir auch bei den Indern, die es sich leisten können, seit sich die politische Lage hier wieder beruhigt hat, ein sehr beliebtes Urlaubsziel.
Dal Lake von unserem Hausboot aus
Auch wir wollten uns selbst ein Bild davon machen, wie man sich das Paradies auf Erden vorzustellen hat. Zumindest einen kleinen Eindruck wollten wir erhalten, denn für mehr als einen kurzen Aufenthalt in Srinagar, der Sommerhauptstadt des Staates Jammu und Kashmir, reichte unsere Zeit leider nicht mehr. In Leh wurden wir bereits vor den geschäftstüchtigen Kashmiris gewarnt, die in Srinagar die Touristen nur über den Tisch ziehen wollten. Dennoch machten wir uns auf den Weg.
Ein letztes Mal bürdeten wir uns die Strapazen einer langen Busfahr auf, jedoch in abgemilderter Variante mit dem Deluxe-Bus und damit gesichertem Sitzplatz. Über Nacht geht es auf einer 20-stündigen fahrt über 3 Pässe hinüber von Ladakh über Kargil ins Kashmir Tal. Einen Teil der Strecke kennen wir schon, wir fahren wieder an Lamayuru vorbei, freuen uns, den wunderschönen Ort und das Moonland noch einmal zu sehen. Anschließend erkennen wir in der Ferne den Konzke-La, den wir erst vor ein paar Tage wandernd überquert hatten. Gerade vor der Dunkelheit erreichen wir den Foto-La, hier weht der Wind, doch die letzten Lichtreste schaffen eine romantische Stimmung.
Unterwegs in der Altstadt
Als es wieder hell wird erklimmen wir den letzten Pass, bevor wir das Kashmir-Tal erreichen. Die Landschaft ist plötzlich eine völlig andere: es ist plötzlich sehr grün und bewaldet, wir sehen Schneefelder und kleine Gletscher an den Hängen. Manche unsere indischen Mitfahrer sind ganz aus dem Häuschen und filmen fast ununterbrochen mit ihrem Handy aus dem Fenster. Es sieht hier fast alpin aus, die Hänge sind jedoch steiler, die Täler tiefer und die Gipfel höher. Zudem ist die Militärpräsenz auf dem Land beeindruckend und überall erblickt man kashmirtypische Moscheen: Pagodenähnlich mit grünem Dach und ohne Minarette.
Die (fast) Millionenstadt Srinagar ist nach dem beschaulichen Leh ein echter Schock: es ist laut und wir werden wie erwartet gleich bedrängt von Schleppern, die uns auf das Hausboot ihrer Wahl bringen wollen. Die Suche nach der richtigen Hausboot-Unterkunft gestaltet sich denn auch recht langwierig und anstrengend, doch schlussendlich finden wir eine Bleibe mit zufriedenstellendem Preis-Leistungsverhältnis in guter Lage auf dem Dal-Lake. Im Vergleich zu den Unterkunftspreisen anderswo in Indien ist das jedoch für die ziemliche Bruchbude, die unser Boot ist, echte Abzocke.
Unterwegs auf dem Dal Lake
Trotzdem, es lohnt sich. Nach der ersten Nacht auf dem Hausboot entdecken wir die schönen Seiten von Srinagar: die wenig touristische Altstadt mir ihren Gassen und Kaälen, die vielen Moscheen , die moghulischen Gärten, das exzellente kashmirische Essen und vor allem der Dal Lake. Die beiden Fahrten per Shikara (Ruderboote) sind sicherlich die Highlights unseres Aufenthalts in Srinagar. Wir entdecken das Leben auf dem See, genießen die Ruhe und die Aussicht, probieren typischen Kashmiritee, bestaunen Lotusblüten und Wasservögel und lassen einfach die Landschaft an uns vorbeiziehen. Schade, dass man auch immer wieder von Händlern belästigt wird.
Wir verlassen das vermeintliche Paradies auf Erden dann per Flugzeug, um ein wenig Zeit zu sparen. Der Flughafen ist auch ein Erlebnis für sich: zwar klein, doch extrem gut gesichert. Unsere Autorickshaw muss uns an der Sicherheitsschleuse 1 Kilometer vor dem Flughafengebäude abladen. Hier wird man bereits durchleuchtet, alle Autos zum Flughafen werden durchsucht. Dann gibt es eine weitere Sicherheitskontrolle am Flughafengebäude. Man durchläuft noch weitere Kontrollen und muss auch noch einmal sein Gepäck identifizieren, bevor dieses in den Flieger geladen wird. Das ist alles ein wenig skurril, doch so scheint zumindest sichergestellt zu sein, dass nichts passiert. Es geht ein letztes Mal nach Delhi, wo meine Reise endet.

Montag, 18. Juli 2011

Ein Kloster und ein Königspalast - von Thikse nach Shey

Nachdem wir uns ein wenig von den Strapazen unserer langen Wanderung erholt hatten, haben wir unseren letzten Tag in Leh für einen kleinen Ausflug in die Umgebung genutzt. Wir besuchten zudem das sehr malerische Kloster in Thikse, von wo aus wir mit einem wunderschönen Spaziergang durch das Industal ins nahe gelegene Shey gelangten. Dies ist die ehemalige Hauptstadt Ladakhs, hier befindet sich ein verfallener Königspalast, der sehr romantisch ist und wunderschöne Ausblicke in die Umgebung gewährt.
Thikse
Hier ein paar Fotos.

Samstag, 16. Juli 2011

Trekking in Ladakh – von Lamayuru nach Chilling

Seit Monaten fest eingeplant war eine mehrtägige Wanderung durch das Hochgebirge Ladakhs. Deshalb klapperten wir gleich an unserem ersten Tag in Leh mehrere Trekkingagenturen ab, um uns bezüglich unserer Optionen beraten zu lassen. Wir entschieden uns nach reiflicher Überlegung für eine fünftägige Wanderung mit „Cook cum Guide“ und Ponies (bzw. Donkeys) von Lamayuru nach Chilling, da diese in unserer verfügbaren Zeit am vielversprechendsten Klang. Da wir uns von deren Besitzer Javed am besten beraten fühlten beauftragten wir die Agentur Ladakh Tours Escort. Eine Entscheidung, die wir nicht bereuen sollten.
Lamayuru
Vor der eigentlichen Wanderung war in unserem All-Inclusive-Paket auch ein Transfer per Jeep ins etwa 120 Kilometer entfernte Lamayuru enthalten. Auf dem Weg legten wir zudem zwei Sightseeing Stopps ein. Das erste im sehr malerisch gelegenen Kloster in Likkir, das Hauptkloster der Gelbmützen in Ladakh. Anschließend besuchten wir das Kloster in Alchi, das älteste Kloster Ladakhs mit sehr beeindruckenden Wandmalereien, die man jedoch leider nicht fotografieren darf. Bei der Ankunft in Lamayuru besichtigten Anette und ich zudem in aller Ruhe den wunderschönen Ort Lamayuru, der ebenfalls wunderschön in die traumhafte Landschaft eingebettet ist. Währenddessen wurde unser Nachtlager aufgebaut und unser erstes Abendessen gekocht.
Wie jeden Abend auf unserer fünftägigen Wanderung durch die Täler und über die Pässe unserer Strecke kredenzte uns unser Führer und Koch Chandra ein kaiserliches Essen. Wir erhielten stets eine Suppe als Vorspeise, mehrere Gerichte als Hauptspeise (immer viel Gemüse und nahrhafte Kohlenhydrate) und ein „Sweet Dish“ als Nachspeise. Es handelte sich dabei keineswegs um einfache Gerichte. Wir waren immer wieder beeindruckt, was Chandra auf seinen beiden Kerosinkochern Zustande brachte: Indische, nepalisiche, ladakhi und chinesische Gerichte sowie Klassiker der westlichen Küche. Wir bekamen zweimal Kuchen und am letzten Tag Pommes und Pizza.
Beim Frühstück konnten wir uns den Bauch ebenfalls vollschlagen, wir brauchten ja Kraft für den Tag. Schließlich wurde uns auch immer eine reichlich gefüllte Lunchbox mitgegeben. Auch sonst wurden wir verwöhnt: unser Zelt wurde für uns aufgebaut, bei der Ankunft am Tagesziel gab es Tee und Kekse, morgens wurden wir mit einem Wake-Up Tea und einer Schale warmem Wasser für die Katzenwäsche geweckt. Wir mussten also nichts anderes Tun als wandern.
Ausblick vom Konske La
Die Wanderung war ein unvergessliches Erlebnis. Gleich am ersten Tag überquerten wir einen kleinen Pass, den Prikti La, der auf etwa 3800m Höhe liegt. Wir besuchten das Kloster in Wanla, wo eine Prozession stattfand, sodass wir das Glück hatten, die lokale Bevölkerung in Tracht zu erblicken. Der zweite Wandertag führte uns in einer gemütlichen Etappe an den Fuß des Konzke La, mit 4950m der höchste Pass unserer Wanderung. Auch diesen meisterten wir trotz der Höhe mit Bravour und wurden oben mit einem traumhaften Ausblick belohnt. Es ging dann noch zwei Tage weiter, an denen wir jeweils noch einen Pass überqueren mussten, beide deutlich über 4000m hoch.
Die Landschaft ist unheimlich abwechslungsreich. Wie zu erwarten gibt es sehr trockene Abschnitte, in denen nur braune Berghänge und schroffe Gipfel zu sehen sind. Doch plötzlich erreicht man wieder ein Tal mit einem Flüsschen, das dank der Bewässerungssysteme der Dorfbevölkerung sehr grün ist. Immer mal wieder genießen wir die Aussicht auf schneebedeckte Gipfel. Gerade an den letzten Tagen sind wir sehr beeindruckt von der Farbenvielfalt des Gesteins: man sieht braune, gelbliche, rote, türkise und auch schwarze Berge. Wir werden schließlich auch Zeuge eines für uns sehr außergewöhnlichen Naturphänomens: um die Sonne bildet sich aufgrund einer dünnen Hochnebenschicht ein Regenbogenring, dann sogar ein größerer Zweiter Ring. Ich wusste nicht, dass es so etwas gibt.
Unser Nachtlager bei Sumda Chenmo
Insgesamt haben wir also traumhafte Tage verbracht: wir wurden verwöhnt, unser Gepäck wurde von Eseln getragen und wir konnten uns voll auf das Wandern und die Traumkulisse konzentrieren. Da die Tagesetappen nicht zu lang waren, blieb Nachmittags genug Zeit zum Entspannen. Wir spürten zwar unsere Beine und manchmal auch die Auswirkungen der dünnen Luft, doch insgesamt war die Tour, die wir gewählt hatten, nicht allzu schwer. Genau das Richtige für uns. Bei unserer Rückkehr kommt uns das beschauliche Leh vor wie eine laute Großstadt. Wir fallen früh ins Bett.
Natürlich gibt es jede Menge Fotos.

Freitag, 15. Juli 2011

Juley – Angekommen in Ladakhs Hauptstadt Leh

„Juley“ ist das wichtigste Wort auf Ladakhi, es heißt hallo, tschüss und Danke. Damit kommt man auch schon ganz weit. Man wird besonders gern von älteren Ladakhi-Herren mit einem geschrienen „Juley juley“ gegrüßt. Dies drückt auch die ungeheure Freundlichkeit der Menschen in Ladakh aus. Man wird überall sehr offen und freundlich empfangen, gleichzeitig sind die Leute hier angenehm zurückhaltend.
Ladakhs Hauptstadt Leh ist somit der perfekte Ort, um sich von der aufreibenden Busfahrt aus Manali zu erholen, sich in aller Ruhe auf eine mehrtägige Wanderung durch das Hochgebirge Ladakhs vorzubereiten und sich auf 3.500 Meter Höhe weiter an das Hochgebirge zu akklimatisieren. Wie alle Orte in der Gegend ist Leh eine grüne Oase in der ansonsten sehr trockenen „höchsten Wüste der Welt“. Die Kleinstadt war einst Sitz der Herrscher Ladakhs und beheimatet daher einen etwas verfallenen Königspalast, der aussieht wie eine Miniaturausgabe des Palasts von Lhasa. Auch sonst ist die Nähe zum benachbarten Tibet hier sehr spürbar, es gibt in Leh und Umgebung zahlreiche Gompas (buddhistische Klöster) und Tschörten (anderswo in Indien Stupas genannt, eine Art buddhistisches Totendenkmal). Es gibt hier also genügend zu erkunden. Die Atmosphäre in Leh ist recht speziell, man trifft die tibetisch-zentralasiatische lokale Bevölkerung, tibetische Flüchtlinge, buddhistische Mönche, zahlreiche Militärs (die Grenze zu Pakistan und China ist nicht weit), wohlhabende indische Touristen und westliche Backpacker und Wanderer.
Wir lassen es hier also recht ruhig angehen, machen ein wenig Sightseeing, genießen das tibetische Essen (Momos und Thukpas) und lernen ein paar nette andere Touristen kennen. Die sehr auf Touristen ausgerichtet Changspa Road meiden wir eher. Leider dauert unser Aufenthalt hier nur zwei Tage, denn dann beginnt schon unser Trekking. Wir kommen anschließend jedoch wieder hierher zurück, um uns von unserer Wanderung zu erholen und hier noch einmal zwei ruhige Tage zu genießen.

Sonntag, 10. Juli 2011

Aufreibende Busfahrt in traumhafter Kulisse – von Manali nach Leh

Wenn man Leh nicht mit dem Flugzeug ansteuert, ist die Ankunft in der abgelegenen Haupstadt Ladakhs eine aufreibende Angelegenheit. Kommt man von Süden aus, erreicht man Leh über die Manali-Leh Straße, die 460 Kilometer durch das Hochgebirge führt. Man überquert insgesamt 5 hohe Pässe, darunter den Tanglang La, mit 5360 Metern der zweithöchste (Straßen-) Pass der Welt.
Stau am Rohtang Pass
Wir entscheiden uns für eine wenig komfortable, doch günstige und sehr nette Art, die Strecke zu überwinden und nehmen den öffentlichen Bus. Zunächst nimmt man einen Bus bis nach Keylong, von wo am nächsten Tag der längere Teil der Strecke nach Leh überwunden wird. Als wir um 4 Uhr morgens den Bus besteigen, müssen wir drängeln um überhaupt reinzukommen und bekommen keinen Sitzplatz. Das heißt, dass wir die Strecke im Stehen verbringen müssen. Anfangs geht alles ganz flott, einige Mitfahrer (einheimische) müssen sich aus dem Fenster übergeben. Wir bestaunen bereits die traumhafte Bergkulisse. Kurz nach der Frühstückspause kommt der Bus allerdings zum stehen: am ersten Pass nach Manali, dem gut 3900 Meter hohen Rohtang Pass, steht der Verkehr still. Der Grund: der sehr schlechte Straßenzustand und das hohe Verkehrsaufkommen. Viele indische Touristen kommen hierher, um (teilweise im Schneeanzug) die schmutzigen Schneereste zu sehen. Für viele der einzige Schnee ihres Lebens. Im Schneckentempo geht des de Pass hinauf, insgesamt kostet uns der Pass wohl 4 Stunden fahrt. Weiter geht es durch das schroffe, doch auch durchaus grüne Chandra Tal nach Keylong. 12 Stunden fahrt haben wir hinter uns. Am Ziel organisieren wir noch die Weiterfahrt, man kann einen Sitz buchen. Nebenbei kassiere ich einen Strafzettel für Rauchen in der Öffentlichkeit. Abends fallen wir erschöpft ins Bett.
Sonnenuntergang auf 5300m Höhe
Auch am nächsten Morgen geht es früh weiter, um 5 Uhr sitzen wir schon wieder im Bus. Auch heute erwartet uns eine sehr lange Busfahrt, die aber noch länger dauern sollte, als wir erwartet hatten. Erst nach 19 Stunden, also Abends kurz vor 24 Uhr, erreichen wir erschöpft, aber begeistert Leh. In der Tat liegt zwar die längste, aber sicherlich auch schönste Busfahrt meines Lebens hinter mir. Die Berglandschaft hier ist einfach unheimlich schön. Schneebedeckte Gipfel spiegeln sich am Baralacha La in einem klaren See, seltsame Gesteinsformationen hängen bei Pang an den Felswänden, Ibex (eine Art große Berziege) grasen bei der Straße. Die Berge sind unheimlich abwechslungsreich, unterschiedliche Gesteine und Farben, mal schroffer, mal sanfter, mal trocken und staubig, mal grün und mit Blümchen. Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir am höchsten Punkt der Straße, dem Tanglang La. Es folgt nur noch eine lange Abfahrt durch die Dunkelheit, bis wir endlich in Leh angekommen sind.
Wir sind zwar erst einmal genug Bus gefahren und total erledigt, doch die Reise hat sich gelohnt. Wer mit dem Flugzeug nach Leh kommt, verpasst wirklich etwas. Auch die Entscheidung gegen den Deluxe-Bus oder ein Jeep Taxi war die richtige: in den Bussen bildet sich eine echte Schicksalsgemeinschaft, ein solches Zusammentreffen zwischen indischen und ausländischen Touristen sowie der lokalen Bevölkerung gibt es wohl selten.
Natürlich habe ich ein paar Fotos gemacht, die einen kleinen Eindruck von der traumhaften Landschaft vermitteln.

Mittwoch, 6. Juli 2011

Idylle am Rande des Himalaya – Manali

Über 800 Kilometer gilt es von Delhi nach Manali mit dem „Volvo-AC-Deluxe Bus“ über Nacht zu überbrücken, in für indische Verhältnisse schnellen 14 Stunden ist das geschafft. Das letzte Stück der Strecke ist wunderschön, der Bus schlängelt sich entlang des Beas Flusses durch das Kullu Tal, umgeben von grünen Hängen und saftigen Apfelplantagen.
Old Manali
Manali liegt auf 2000 Metern Höhe, umgeben von 6000er Gipfeln bereits im Himalaya, ist aber gut aus der Ebene erreichbar, da es auf dem Weg keinen Pass zu überqueren gibt. Daher ist der Ort ein beliebtes touristisches Ziel bei Indern wie bei ausländischen Touristen. Es ist zudem die ideale Etappe auf dem Weg nach Leh, der Hauptstadt der Hochgebirgsregion Ladakh ein Stück weiter nördlich, unser nächstes Ziel.
Wir verbringen drei sehr entspannte Tage in Manali. Für Anette gilt es, erst einmal in Indien anzukommen und auf Urlaubsmodus umzustellen. Ich kann die Erholung nach den recht intensiven Sightseeingwochen ebenfalls sehr gut gebrauchen. So lassen wir es hier sehr ruhig angehen, spazieren aber auch zu den paar Sehenswürdigkeiten am Ort und erkunden den alten Kern von Old Manali sowie vom benachbarten Vashisht. Zudem ist hier eine gute Gelegenheit für ein wenig Shopping. Wir genießen ansonsten die traumhafte Bergkulisse mit den grünen Hängen und den verschneiten Gipfeln.
Für mich eine echte, aber sehr angenehme Umstellung sind die Temperaturen. Es ist jetzt eher wie im deutschen Sommer: Tagsüber knapp 30 Grad, Abends kühl sodass man sich etwas langes anziehen muss, nachts braucht man eine richtige Decke. Wie angenehm, nicht mehr die ganze Zeit zu schwitzen und den Tag nicht versifft und verschwitzt zu beenden.
Es steht uns nun eine beschwerliche Busfahrt in zwei Tagesetappen nach Leh bevor. Es wird sicherlich aufreibend, doch ich freue mich auch schon darauf. Die Manali-Leh Straße, die zweithöchste Straße der Welt, soll auch landschaftlich unvergesslich sein.