Samstag, 17. April 2010

Folk is the new Indie

Regelmäßige Leser dieses und meines Konzertblogs haben sicherlich schon meine musikalische Präferenz für Indie-Rock und Pop bemerkt. „Indie“ bezeichnet dabei wohlgemerkt mehr eine Musikrichtung als die ursprünglich Bedeutung des Wortes „independent“, also für Abseits vom Mainstream. Dies stimmt zwar häufig noch überein, gerade in der zweiten Hälfte der 00er-Jahre haben jedoch auch zahlreiche Indie-Künstler beachtliche kommerzielle Erfolge gefeiert und wurden vom Mainstream bemerkt.

Inzwischen wird in der Musikfachpresse überall das Ende des Indie-Hypes ausgerufen und ständig nach neuen musikalischen Trends Ausschau gehalten (Rückkehr der 80er und 90er Jahre, Indietronic und vieles mehr). Tatsächlich hat die Anzahl neuer und bemerkenswerter Alben von Indie-Bands in letzter Zeit leider nachgelassen, etablierte Helden der Szene versuchen sich weiterzuentwickeln (Franz Ferdinand, Editors), lösen sich auf (The Rakes), treten auf der Stelle (Hot Hot Heat, The Futureheads) oder werden irrelevant bzw. schlecht (Kaiser Chiefs).

Ich selbst merke die Veränderung an meinen Konzertgängergewohnheiten. Da es weniger gute Indie-Konzerte zu besuchen gibt, wendet man sich anderer Musik zu... und landet zunehmend bei Folk-Konzerten. In der Tat ist das meiner Ansicht nach der aktuelle Trend der Musikszene. Seit einigen Monaten erscheint immer wieder plötzlich eine neue, überraschend gute Folkplatte einer Newcomerband. Ob nun die Fleet Foxes, Mumford and Sons, The Leisure Society, Noah and the Whale, First Aid Kit oder andere. Gleichzeitig bringen etabliertere Künstler wie Connor Oberst, Devendra Banhart oder Adam Green weiter sensationelle Alben heraus oder schaffen folkige Singer-Songwriter wie Frank Turner oder Scott Matthew den Durchbruch. Anders als der Indie-Hype ist die Folkwelle zudem nicht geographisch eingrenzbar, die Bands kommen sowohl aus Europa als auch Nordamerika, greifen aber alle auf das musikalische Erbe der 60er und 70er zurück, ohne dass dies altbacken klingt.

Das alles ist zwar nicht wirklich was für den Tanzboden, doch bei der Musik wird einem warm ums Herz. Zudem finden die Konzerte stets in einer sehr angenehm netten Atmosphäre statt, man merkt den meisten Besuchern die Begeisterung für die Musik an. Trotzdem: gegen ein paar neue gute Indie-Hits hätte ich nichts einzuwenden!

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