Mittwoch, 5. März 2008

Es bleibt spannend!

Viele hatten gehofft, die Welt würde heute wissen, wer für die Demokraten ins Rennen um das Weiße Haus gehen würde: Hillary Clinton oder Barack Obama. Diese Hoffnung beruhte bei Anhängern der Demokraten auf zwei unterschiedlichen Gründen. Obamas Anhänger hofften, dass ihr Champion am gestrigen Mini-Super-Tuesday einen Sieg in allen vier Staaten, in denen Vorwahlen abgehalten wurden, einfahren und so seiner Kontrahentin das Genick brechen. Andere wiederum hofften, dass nun endlich Klarheit herrschen würde und die Ressourcen des Wahlkampfs sich nun endlich gegen den eigentlichen Widersacher richten könnten, nämlich den Republikanischen Kandidaten John McCain, der seit gestern nun endgültig feststeht.

Nun können sich neben den Republikanern nun auch die Anhänger von Frau Clinton freuen. Denn eine Entscheidung am gestrigen Tage hätte nur gegen sie ausfallen können. Nun wird sie aber als Siegerin des Abends gefeiert. Barack Obama konnte nur Vermont gewinnen, sie hingegen neben dem Pflichtsieg in Rhode Island auch einen deutlichen Sieg in Ohio du einen knappen in Texas verbuchen. Auch wenn gestern viele Delegierte vergeben wurden hat sich übrigens an deren Verteilung, also an Obamas Vorsprung, kaum was geändert. Das liegt an ihrer komplizierten Vergabe innerhalb der Staaten, die bei zwei ähnlich starken Kandidaten für eine recht gleichmäßige Aufteilung sorgt.

Viel wichtiger war der politische Wert des gestrigen Vorwahlausgangs. Denn Frau Clinton hat es nun geschafft, Barack Obamas „Momentum“, wie die Amerikaner sagen, zu beenden. Er hatte immerhin eine beträchtliche Serie von Siegen hingelegt und schien unaufhaltbar, auch wenn er nur einen knappen Delegiertenvorsprung hatte. Er war der Siegertyp, sie in der Defensive. Nun steht Hillary wieder als Siegerin da, sie kann mit der positiven Presse ihrer „Überraschungssiege“ (die alle nicht so überraschend waren, aber von vielen Medien nun so dargestellt werden, Wahlkämpfe sind ja auch so was wie Sport und werden übermäßig dramatisiert) in die nächsten Primaries gehen, in Wyoming am Samstag, sowie Mississippi und Pennsylvania nächste Woche.

Schon heute ging Hillary Clinton in die Offensive. Sie schlug vor, die Demokraten sollten auf jeden Fall mit einem Clinton/Obama Ticket ins Rennen gehen, die Vorwahlen sollten nun nur noch entscheiden, wer das Präsidentenamt und wer dasjenige des Vizepräsidenten übernehmen würde. Natürlich sieht sie in ihrem jüngsten Erfolg auch ein Signal für sich selbst als Position eins. Etwas anderes ist für sie wohl nicht denkbar. In der Tat ist Vizepräsident nur ein Präsident in Wartestellung, der solange der regierende Präsident lebt, nicht viel zu sagen hat. Frau Clinton ist aber schon über 60 und zu alt, um noch einmal vier bis acht Jahre zu warten, um dann als Chefin ins Oval Office einzuziehen. Für Obama ist die Option Nr. 2 zu sein, wenn auch sicherlich nicht diejenige, die er anstrebt, schon denkbarer. Er ist jung, könnte damit durch das Amt die ihm so oft vorgeworfene Unerfahrenheit überwinden und in vier oder acht Jahren als Nachfolger von Clinton kandidieren. Mal sehen, wie er auf den Vorschlag reagiert... Jedenfalls stehen uns noch ein paar spannende Wochen bevor!

Hier ist übrigens der Stand der Dinge, was die Delegiertenzählungen betrifft. Es ist kompliziert, deshalb kommen unterschiedliche Medien auf unterschiedliche Zahlen.

Source Clinton Obama McCain Romney Huckabee
Washington Post 1376 1466 1224
261
NY Times 1211 1312 865 142 205
AP 1391 1477 1014 257 257
CNN 1365 1451 1226 255 251
ABC 1449 1555 1222 273 272
CBS 1423 1512 1205 166 231
MSNBC 1263 1324 822 282 243
Quelle: electoral-vote.com

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