Nun hatten wir es also fast geschafft, die letzte Etappe stand an. Sie sollte uns von der Zollnerseehütte ins Nassfeld führen. Im Winter Kärntens größtes Skigebiet (oder Schigebiet, wie man in Österreich schreibt). Wir brachen wieder sehr früh auf, da wir widersprüchliche Angaben zur Gehzeit für die heutige Etappe vernommen hatten und unbedingt rechtzeitig im Nassfeld ankommen wollten, um mit der Gondelbahn hinab ins Tal zu fahren.
Auch diese letzte Etappe ist landschaftlich ein Traum. Sollte man den kompletten Karnischen Höhenweg in nur einem Tag zusammenfassen, so könnte man dies anhand der heutigen Etappe tun. Es geht los mit wunderschönen Aussichtspunkten auf die nördlich von uns gelegenen Alpenmassive. Wir durchqueren dann zunächst ein Hochmohr, wo uns, wie heute immer wieder, eine kleine Kuhherde begegnet. Es geht nun hinab in ein Tal, vorbei an mehreren Käsealmen, wo man auch übernachten könnte. Hier sind Hänge wieder sanfter, doch der Blick geht diesmal gen Süden, auf die Alpenmassive Italiens.
Nach einem nicht allzu schwierigen Aufstieg auf dem Käseweg erreichen wir wieder den Berggrat. Wieder folgt man dem Grenzverlauf zwischen Österreich und Italien. Man durchquert zunächst eine wunderschöne Blumenwiese, auf der zahlreiche Orchideen blühen. Dann umrunden wir auf deren Südseite zunächst Ringmauer und Hüttenkofel, dann den Trogkofel. Hier durchquert man ein Geröllfeld und blickt herab auf ein Tal, das aussieht, als würden hier die Elben aus dem Herrn der Ringe leben. Allerdings sind wir hier nicht mehr ganz so abgeschieden wie in den Tagen zuvor. Denn als wir den Trogkofel hinter uns lassen, blicken wir schon hinab auf das Nassfeld mit seinen zahlreichen Skiliften. Ein letzter, mit ein wenig Kletterei verbundener Aufstieg zum Madritschen ist noch zu bewältigen, dann haben wir unser Ziel erreicht. Insgesamt haben wir etwa 85 Kilometer und 6000 Höhenmeter Aufstieg hinter uns.
Mit gemischten Gefühlen sitzen wir in der hochmodernen Bergbahn, die uns 1300 Höhenmeter hinunter ins Tal bringt. Einerseits freuen wir uns auf die Erholung der nächsten Tage am Pressegger See, doch andererseits ist es schade, dass diese wunderbare Wanderung nun zu Ende ist. Zumal uns im Tal brühende Hitze erwartet und es gar nicht so einfach ist, mit öffentlichen Verkehrsmittel zu unserer Pension am nahen Pressegger See zu gelangen. Es braucht eine kleine Odyssee mit Bus, Bahn und Fußmarsch, bis wir schließlich unser Ziel erreichen.
Fotos: Webalbum und Download.