Dienstag, 9. September 2008

An der Alster

Wenn man von Hamburg spricht, sagt man meist nicht "an der Elbe", sondern an der Alster. Damit meint man nicht unbedingt den recht popeligen Zufluss der Elbe, sondern den daraus entstandenen Stausee von der Fläche Monacos, der mitten in der Stadt liegt und somit für das Hamburger Stadtleben deutlich prägender ist als der große Strom, welcher der Stadt ihren Reichtum gebracht hat. Ich habe nun am Wochenende endlich den obligatorischen Alsterumrundungsspaziergang gemacht, mitten unter tausenden von weiteren Sonntagsspziergängern. Der Außenalster ist sicherlich zu verdanken, dass in Hamburg die Villenviertel nicht etwa am Stadtrand liegen, sondern mitten drin. Dies trägt sicherlich mit zum Eindruck bei, dass Hamburg eine sehr wohlhabende Stadt ist. Auf jeden Fall ist ein Alsterspaziergang sehr entspannend. Auf der einen Seite blickt man auf schicke Villen, auf der anderen auf das Wasser. Was will man mehr?

Dazu passt ein Gedicht des Hamburger Dichters Friedrich von Hagedorn (1708-1754), dem Begründer der deutschen Rokoko-Dichtung:

Die Alster

Befördrer vieler Lustbarkeiten,
Du angenehmer Alsterfluß!
Du mehrest Hamburgs Seltenheiten
Und ihren fröhlichen Genuß.
Dir schallen zur Ehre,
Du spielende Fluth!
Die singenden Chöre,
Der jauchzende Muth.

Der Elbe Schifffahrt macht uns reicher;
Die Alster lehrt gesellig seyn!
Durch jene füllen sich die Speicher;
Auf dieser schmeckt der fremde Wein.
In treibenden Nachen
Schifft Eintracht und Lust,
Und Freyheit und Lachen
Erleichtern die Brust.

Das Ufer ziert ein Gang von Linden,
In dem wir holde Schönen sehn,
Die dort, wann Tag und Hitze schwinden,
Entzückend auf- und niedergehn.
Kaum haben vorzeiten
Die Nymphen der Jagd,
Dianen zur Seiten,
So reizend gelacht.

O siehst du jemals ohn Ergetzen,
Hammonia! des Walles Pracht,
Wann ihn die blauen Wellen netzen
Und jeder Frühling schöner macht?
Wann jenes Gestade,
Das Flora geschmückt,
So manche Najade
Gefällig erblickt?

Ertönt, ihr scherzenden Gesänge,
Aus unserm Lustschiff um den Strand!
Den steifen Ernst, das Wortgepränge
Verweist die Alster auf das Land.
Du leeres Gewäsche,
Dem Menschenwitz fehlt,
O fahr in die Frösche;
Nur uns nicht gequält!

Hier lärmt, in Nächten voll Vergnügen,
Der Pauken Schlag, des Waldhorns Schall;
Hier wirkt, bei Wein und süssen Zügen,
Die rege Freyheit überall.
Nichts lebet gebunden,
Was Freundschaft hier paart.
O glückliche Stunden!
O liebliche Fahrt!

Quelle.
Das gitl noch immer, wie diese Fotos bezeugen.

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