Montag, 28. Mai 2007

Die erste Hochzeit im Freundeskreis

Nun ist es soweit, ein weiterer Schritt in Richtung gefühlte Erwachsenwerdung ist vollbracht. Am Wochenende hat Axel, ein alter Schulfreund, seine langjährige Freundin Ellen geheiratet. Ich habe also erstmals eine Hochzeit im eines engeren Freundes gleichen Alters wie ich besucht, an diesen Gedanken muss man sich erstmal gewöhnen.

Fangen wir aber von vorne an. Ich habe mir anlässlich der Feierlichkeiten ein extra langes Wochenende gegönnt und bin bereits am Freitag morgen nach München geflogen. Dort war meine erste Station auf dem Weg nach Bad Reichenhall, wo die Hochzeit stattfand. Ich traf mich mit Anette – die dort seit ein paar Monaten lebt und arbeitet – und Susi und wir verarbeiteten bereits gemeinsam die Vorfreude und Aufregung ob der Bevorstehenden Erlebnisse und Emotionen. Nach sehr aufreibender Zugfahrt (da die Spannung stieg – wie aufgeregt muss man sein, wenn man selbst vorm Altar steht), Einkehr in der extra gebuchten sehr tollen Ferienwohnung und Abholung von Daniel kamen wir gerade noch rechtzeitig zur Trauung in die beschauliche Kirche. Die Hochzeit in sehr kleinem Kreis war ein wunderbares, sehr gelungenes Fest, bei dem glaube ich alle – Gäste und Brautpaar – bestens auf ihre Kosten kamen. Auf jeden Fall war das Glück der frisch Vermählten deutlich greifbar.

Zurück aber zum Prozess der Erwachsenenwerdung. Durch die Hochzeit wird einem doch deutlich bewusst, dass man nicht jünger wird und dass doch bei und allen der Lebensabschnitt als sorglose Studenten hinter uns liegt (oder demnächst zu Ende geht). Dennoch ist es interessant, wie unterschiedlich unsere jeweiligen Lebenslagen doch sind und wir dabei alle glücklich sind. Die einen heiraten, andere leben in festen, langjährigen, aber doch viel Freiraum bietende Beziehungen, in denen die Ehe (noch) nicht unbedingt ins Auge gefasst wird. Nochmals andere (wie ich) genießen die Freiheiten des Single-Lebens in vollen Zügen. Natürlich hege auch ich den Wunsch, eine passende Frau zu finden und auch Kinder zu bekommen, doch liegt das im Moment so weit außerhalb meiner Lebensrealität, dass dies für mich eine total fremde Welt bedeutet. Statt an Ehe, Kinder und Bausparvertrag beschäftige ich mich eher mit Jobsuche, Konzertbesuche und andere Großstadtvergnügen. Und bin damit nicht weniger zufrieden.

Nichtsdestotrotz blicke ich auf ein wunderbares Wochenende zurück, ein tolles Hochzeitsfest, klasse Alpenlandschaften, Wiedersehen mit alten Freunden und viele sehr schöne Gespräche zur Verarbeitung der vielen Gedanken, die einem so kommen. Und Axel und Ellen wünsche ich auch hier noch mal alles Erdenklich gute für Ihr gemeinsames Leben und ab morgen für ihre Flitterwochen in Italien. Wir sehen uns in vier Wochen für das zweite Hochzeitsfest – ich freue mich schon.


Bilder gibt's auch schon, es folgen bald noch mehr.


Montag, 21. Mai 2007

Victoria Day

Während alle anderen arbeiten habe ich das Glück, heute frei zu haben. In der Tat richtet sich die Botschaft nach den kanadischen Feiertagen, heute ist Vistoria Day. So musste ich zwar am ersten Mai und an Himmelfahrt arbeiten, auch Pfingsten ist nicht frei (für mich aber schon, ich nehme mir frei). Dafür kann ich heute das wunderbare Wetter genießen (es soll 32 Grad geben) und diverse Erledigungen tätigen, die dringend notwendig sind. Und das alles dank der Tatsache, dass Kanada noch immer den Geburtstag von Queen Victoria feiert...

Ansonsten vergeht die Zeit hier mal wieder viel zu schnell. Ich habe bereits zwei drittel meines Praktikums hinter mir und noch immer keine Ahnung, wie es danach weitergehen soll. Ich richte mich also schon langsam auf einen ruhigen Sommer ein. Aber man weiß ja nie, es sollen ja auch manchmal Wunder auf dem Arbeitsmarkt geschehen...

Sonntag, 13. Mai 2007

Arbeiten und Freizeit

Es ist schon eine Umstellung, wenn man plötzlich Vollzeit arbeitet. Es ist ja nicht so, dass ich als Student faul gewesen wäre. Besonders in meinem letzten Studienjahr sa­­ß ich in der Regel den ganzen Tag am Schreibtisch und habe gelernt bzw. Magisterarbeit geschrieben. Trotzdem ist Arbeiten was anderes. Ich habe zwar das Glück, morgens nicht allzu früh anzufangen und – wenn nicht gerade was sehr wichtiges ansteht – gegen 18 Uhr wieder zu Hause zu sein. Trotzdem kommt man Freizeitmäßig zu gar nichts mehr: Abends kann man sich vielleicht noch zu einer Verabredung oder ähnliches aufraffen, oder zu einer Runde Joggen. Das ist aber das höchste der Gefühle. Ich brauche auch Ausruhabende zwischendurch. Und am Wochenende muss man alle Erledigungen nachholen, die man unter der Woche nicht geschafft hat, wie einkaufen zum Beispiel. Oder Aufräumen und putzen. Dann will man vielleicht noch Abends was unternehmen und ausschlafen, schon ist das Wochenende rum. Ich will ja nicht jammern, aber wann soll ich da noch Bewerbungen schreiben? Oder Bloggen? ;-) Und zum Musikhören komme ich auch kaum mehr, das ist eigentlich das ärgerlichste.

Es gibt Ausnahmesituationen, in denen man das Wochenende dann noch mehr herbeisehnt. Ich hatte letzte Woche wunderbaren Besuch aus Heidelberg. Schön unkompliziert, sehr nett, es war wunderbar, dass sie da waren und ich hoffe, sie bald wieder zu sehen. Ich muss allerdings gestehen, dass ich froh war, als Freitag war und das Wochenende mir die Gelegenheit bot, mein aufgebautes Schlafdefizit nachzuholen. Bitte versteht mich nicht falsch, ich freuen mich über jeden netten Besuch. Zumal wir auch nette Dinge gemacht haben, die für mich neu waren, unter anderem ein veganes Brunch in einer (sehr alternativen) Kneipe in Prenzlauer Berg und den Besuch einer Kneipe in Neukölln, die keine Berliner Eckkneipe war. Der nächste Besuch kommt übrigens Donnerstag. Ich freue mich schon!


Kleiner Tipp noch, für diejenigen, die ihr Französisch frisch halten wollen sich gleichzeitig infromieren wollen. Der Sender bietet einen Journal de Francais facile an, in dem die Nachrichten des Tages leicht verständlich präsentiert werden. Gar nicht schlecht!

Donnerstag, 3. Mai 2007

1. Mai in SO 36

Ich sah dem ersten Mai in Berlin mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits bin ich sehr kritisch gegenüber radikalen Linken, die komplett utopische Forderungen stellen, erst recht wenn sie einen Vorwand suchen, um Randale zu machen. Andererseits war ich doch sehr neugierig, was vor sich gehen würde. So tat ich mich gestern Abend mit Nadine, meiner Vor-Vorgängerin als Praktikantin der der kanadischen Botschaft, zusammen und wir machten uns auf nach Kreuzberg. Welch eine gute Entscheidung es war, hinzugehen. Wir näherten uns zunächst vorsichtig von der Schönleistraße kommend. Kaum geht man durch den furchtbaren Westplattenbautenbogen am Kottbusser Tor (heißt glaube ich Neues Zentrum Kreuzberg), ist man mitten in einem Fest. Ich fühlte mich sofort an die Fête de la Musique erinnert, wie ich sie in Bordeaux erlebt hatte. Überall gibt es Musikgruppen, vor denen tanzende Menschentrauben versammelt sind. Entlang der Straße gibt es mehr oder weniger improvisierte Straßenstände, an denen diverse Speisen – größtenteils Bratwurst und Döner, aber auch außergewöhnlicheres – feilgeboten werden. Das alles Fern jedweder Kommerzialisierung. Dazwischen zieht noch der Protestzug der diversen linken Protestgruppen, in einem insgesamt ser multikulturellen Publikum. Meinen persönlichen Höhepunkt der Feierlichkeiten konnte ich vor einer Bühne beobachten, auf der eine türkische Musikgruppe spielte. Geschätzte hundert türkische mehr oder weniger junge Männer und Frauen tanzen dazu auf orientalisch anmutende Weise, im Kreis, sich die Hände haltend, das alles spontan. Das Konzept, den ersten Mai durch ein Myfest zu pazifizieren, ist voll aufgegangen


Übrigens scheint es auch ein paar Randale gegeben zu haben, wie ich in der Zeitung gelesen habe, allerdings war das erst, nachdem wir da waren. Als wir wieder unterwegs nach Neukölln waren, kamen uns dutzende von Polizei Einsatzwagen mit Blaulicht entgegen. Da ging es wahrscheinlich gerade los... Oder langweilten sich die ca. 5000 Polizisten, die im Einsatz waren?


Ich habe übrigens neue Fotos zu meinem Online Album veröffentlicht, die ich kürzlich bei meiner Fahrrad-Einweihungstour durch Treptow und Köpenick gemacht habe.