Sonntag, 13. September 2009

Toronto – Eine Rückkehr

Bei unserer Urlaubsplanung war eines klar gewesen: unsere Reise würde auf jeden Fall in Toronto ihr Ende finden. Fünf Jahre nach unserem so prägenden Studienjahr, das wir dort verbracht hatten, wollten wir hierher zurückkehren, nostalgisch werden, sehen, was sich verändert hat und natürlich alte Bekannte treffen.

Greg, ein ehemaliger Kommilitone und nun guter Freund von Almuth, bei dem wir während unseres Aufenthalts in der größten Stadt Kanadas auch wohnen sollten, holte uns in Buffalo ab. Wir fuhren auf schnellstem Wege nach Kanada und legten erstmal einen Stopp in Niagara Falls ein. Wir hatten die spektakulären Fälle zwar alle schon mal gesehen, doch das ist einfach eine touristische Pflichtstation, die sich auch (trotz der Menschenmassen an diesem Labour Day und der wirklich furchtbaren Stadt) auch jetzt wieder gelohnt hat. Nach einem Mittagessen im malerischen Niagara-on-the-Lake ging es nun endlich nach Toronto, wo es gleich mit Nostalgie losging, da wir einen Marsch zum Trinity College unternahmen. Hier hatte Almuth gewohnt und studiert. In der Ecke der Stadt hat sich auch ein wenig geändert: neues Uni-Sportstadium, sehr gelungener moderner Umbau des Royal Ontario Museum, um nur die markantesten zu nennen.

Die nächsten Tage sollten geprägt sein von Nostalgiespaziergängen durch die Stadt, eine Bootsfahrt auf die Toronto Islands (eine Inselgruppe im Ontariosee direkt vor der Stadt, die spektakuläre Ausblicke auf die Skyline bietet) und abends gemütlich Biere im Pub.

Toronto ist mit ihrer eigentümlich Mischung aus moderenen Hochhäusern und Geschäftigkeit an den Hauptstraßen, Ruhe und kleinen Häusern in den Nebenstraßen, teilweise auch ein paar gammelige Ecken und einer unglaublichen Vielfalt ganz die Alte geblieben, auch wenn die Zeit hier nicht stehen geblieben ist. Die vielen „Condos“ (Condominiums, also Hochhäusern mit Eigentumswohnungen), die vor fünf Jahren im Bau waren, sind natürlich fertig. Auch noch weitere sind dazugekommen. Insbesondere der Bereich zum See hin hat sich stark gewandelt, auch die „Waterfront“, also der ehemals etwas runtergekommene Dockbereich wurde inklusive Stadtstrand und Yachthäfen komplett aufgemöbelt. Der Dundas Square wurde ein wenig zu Torontos Version des Times Square, mit viel Leuchtreklame und Kommerz, doch natürlich alles eine Nummer kleiner.

Angeblich hat die Finanzkrise eine Verlangsamung der Bauaktivitäten bewirkt, doch das ist für den Fremden kaum zu erkennen. Interessant wird vor allem, wie sich der geplante Trump-Tower mitten iim Finanzdistrikt in die Skyline einfügen wird. Und noch was: der Skydome (das Baseball Stadion direkt neben dem CN-Tower) heißt jetzt Rogers Centre. Der Kapitalismus siegt überall. Natürlich war auch ein Spaziergang zu meiner alten Studienstätte drin, dem Glendon College. Auch hier ist im Wesentlichen alles beim Alten, bis auf kleine Modernisierungsmaßnahmen am Unigebäude und den Wohnheimen. Am letzten Tag machten wir noch einen Ausflug in den Zoo, wo man Rochen streicheln konnte, eine spannende Erfahrung.

Leider ging auch hier die Zeit, wie im ganzen Urlaub, viel zu schnell vorbei, auch wenn drei Wochen durchaus eine lange Zeit sind. Jedenfalls hat der Urlaub die Lust zu Reisen in mir geweckt und eine Rückkehr nach Toronto nicht unwahrscheinlicher gemacht. Mal sehen, was die Zukunft so bringt.

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Montag, 7. September 2009

Finger Lakes

Die Strecke von den Adirondacks zur Finger Lakes Region haben wir ein wenig unterschätzt und vor allem Anfangs ein wenig getrödelt. Zudem haben wir vergessen, dass wir uns dem Labour Day Wochenende näherten. So mussten wir feststellen, als wir bei den Campingplätzen der Gegend anriefen, dass diese für das bevorstehende lange Wochenende nahezu ausgebucht waren. Wir kamen im dunkeln beim Watkins Glen State Park Campground an, wo wir glücklicherweise noch einen guten Platz für unser Zelt fanden. Dies erwies sich auch als guter Ort, um die Gegend zu erkunden.

Wir begannen mit dem, was direkt vor unserer Zelttür lag, dem Watkins Glen. Das ist eine tiefe enge Schlucht mit 19 aufeinander folgenden Wasserfällen. Sehr beeindruckend! Den Rest des Tages verbrachten wir gemütlich im sehr touristischen Ort Watkins Glen, genossen die Aussicht auf den Seneca Lake und versorgten uns bei den Weingütern oberhalb des Sees mit lokalem Wein. Die Finger Lake Region ist nach der Napa Valley in Kalifornien immerhin die zweitwichtigste Weinbauregion der USA.

Auch unseren zweiten Tag in der Gegend begannen wir mit einem Wasserfall, den Taughannock Falls. Es handelt sich dabei um den höchsten Wasserfall von New York State. Obwohl die volle Wucht des Falls sich nur im Frühjahr und im Herbst entfaltet macht die schiere Höhe was her. Es ging weiter mit einer Art Pilgerfahrt für mich nach Ithaca. Wie auch den Rest der Gegend kenne ich Ithaca und die dort beheimatete Cornell University seit meiner kleinsten Kindheit von zahlreichen Diaabenden im heimatlichen Wohnzimmer meiner Eltern und vielen Erzählungen. Meine Eltern haben hier vor meiner Geburt ein Jahr lang gelebt, hier wurde ich gezeugt. Ithaca ist eine sehr sympathische Unistadt mit viel grün und sogar einer Fußgängerzone, für die USA ist das revolutionär. Die Innenstadt wirkt auch ein wenig europäisch. Zum Shoppen mussten wir dennoch in die Mall – auch hier gibt es im Zentrum kaum Geschäfte. Weitere Wasserfälle gab es am Abend mit den Buttermilk Falls, wo es uns dann leider schon zu frisch für ein Bad am Fuße der Fälle war.

Am dritten Tag war wieder Aufbruch angesagt, wir nutzen dies zur Erkundung eines dritten der fünf Finger Lakes, dem Keuka Lake (bei Ithaca liegt der Cayuga Lake). Dieser ist der malerischte der Seen, die Umgebung ist dünn besiedelt und die Landschaft auch hier vom Weinbau geprägt. Es gibt wunderschöne Ferienhäuser rund um den See, was leider bedeutet, dass man außerhalb des dafür vorgesehenen State Parks kaum eine Chance hat, ans Wasser zu kommen. So mussten wir uns am Strand des State Parks entspannen – auch nicht schlecht. Das bedeutete aber ein weiteres Mal, dass in den See Rauschwimmen nur möglich war, wenn man sich den Blicken der Lifeguards entzog. Wir rundeten den Nachmittag mit einer sehr kurzweiligen uns leckeren Weinprobe bei Dr. Konstantin Frank’s Winery, hier wurde der Weinbau in der Gegend begründet.

Damit sollte der US-Amerikanische Teil unseres Urlaubs enden. Nach einer letzten Campingnacht sollten wir am nächsten Tag in Buffalo unser Auto abgeben und von dort aus nach Toronto weiterfahren.

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Freitag, 4. September 2009

Adirondacks

Endlich begann nun der richtige Naturteil des Urlaubs. Die Adirondacks sind ein Gebirgsmassiv und eines der ältesten State Parks der USA und flächenmäßig der größte State Park des Landes. Er umfasst ein Fläche so groß wie Vermont, oder die großen Nationalparks Yellowstone, Yosemite, Glacier und Great Smoky Mountains zusammengenommen. Allerdings ist nicht alles für den Besucher oder Wanderer zugänglich und auch nicht alles Natur. Nur etwa 40% des Parks sind in Staatshand, der Rest ist Privateigentum (und oft auch so gekennzeichnet). Das Staatsland ist unterteilt in „Wilderness“ und etwas weniger wilde „Wild Forest“. In diesen Gebieten gibt es zahlreiche Wanderwege, hier sind auch die staatlichen Campingplätze angesiedelt.

Die ersten beiden Tage in den Adirondacks logierten wir am Lake George Battleground State Park Campingplatz. Wie alle State Park Campingplätze, die wir in unserem Urlaub aufsuchten, bot dieser viel Platz, eine Grill- und Feuerstelle und gesprächige Ranger. Man will danach nicht mehr in Europa zelten. Allerdings ist man hier noch nah an der Zivilisation. Der Ort Lake George ist direkt nebenan, hier am südlichen Ende des Parks gibt es noch zahlreiche Vergnügungseinrichtungen für die geneigten Touristen. Ärgerlich: wie an allen öffentlichen Badestränden ist der Bereich, in dem man schwimmen darf, winzig klein. Man sollte also dort baden gehen, wo es verboten ist, dann wird man auch von den Lifeguards in Ruhe gelassen. Dennoch war Lake George ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen – sehr schöne Ausblicke über den See bot vor allem der Marsch auf den Buck Mountain hinauf.

Danach wagten wir uns für weitere zwei Nächte tiefer in den Park hinein, und zwar zum Putnam Pond Campground am Rande der „Pharaoh Mountain Wilderness“. Hier fühlte man sich wirklich mitten in der Natur, der Campingplatz war nur umgeben von Wald und Seen, hier musste man auch Vorsichtsmaßnahmen gegen Schwarzbären ergreifen (begegnet sind wir keinem). Nachts hörten wir die Coyoten heulen und froren in unseren dünnen Schlafsäcken. Die Zwiebel-Taktik zahlte sich jedoch aus, wir bekamen so die Kälte in den Griff. Vor hier unternahmen wir unter anderem die Königswanderung unseres Urlaubs, ca. 13 Meilen durch Wälder und vorbei an zahlreichen Seen, die zum Baden einluden und majestätische Panoramen boten. Das ist es, weshalb man nach Amerika fährt – solche einsamen Naturgebiete sind in Mitteleuropa schwer zu finden. Auf der Wanderung trafen wir nur einmal – von weitem – Menschen, sonst nur Chipmonks, Libellen und diverse Vogelarten.

Schließlich durchquerten wir den Adirondack Park gen Westen – nicht ohne zwischendurch für kurze Ausblicke auf Seen und einen höchst leckeren Kuchen in Old Forge anzuhalten. Die Reise ging nun weiter zur nächsten Station unserer Reise – die Finger Lake Region.

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