Donnerstag, 30. Juli 2009

Im schönen Alstertal

Ich bin inzwischen ein großer Fan des Großstadtlebens. Allerdings hat dieses auch einen entscheidenden Nachteil, vor allem, wenn man kein Auto besitzt: man kommt schwer mal schnell in die Natur. Hamburg mag zwar eine sehr grüne und wasserreiche Stadt sein, das ist dann doch nicht das gleiche. Das Grüne in der Stadt bedeutet halt eben doch nur Parks, hier ist man außerdem immer unter Menschen.

Ich habe deshalb bereits vor einiger Zeit ein tolles Büchlein mit dem Titel Ab ins Grüne – Ausflüge rund um Hamburg erworben. Darin sind zahlreiche (Rad-) Wanderungen enthalten, die man allesamt mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann. Bisher bin ich jedoch – hauptsächliche aus Zeitmangel oder aufgrund von suboptimalen Wetters – nicht dazu gekommen, es viel zu testen.

Letztes Wochenende war es jedoch soweit. Ich wählte eine Wanderung aus, deren Ausgangspunkt ich mit dem Rad erreichen konnte, eine Wanderung das Alstertal hinauf. Nun ja, „Tal“ ist etwas zu hoch gegriffen, eher eine kleine Senke, in der das Flüsschen Alter fließt. Hinauf ist auch zu bergig gedacht – sagen wir flussaufwärts. Dennoch ist das ein sehr lohnenswerter Ausflug. Die Alster ist tatsächlich ein eher kleiner Fluss, vielleicht vergleichbar mit der Wiese in meiner südwestdeutschen Heimat, jedoch weniger breit, dafür etwas tiefer, sodass sie für Kanufahrer geeignet ist. Obwohl der Ausgangspunkt der Wanderung an der U-Bahn-Station Ohlsdorf liegt, ist man schnell im Grünen, denn die Alster ist von einem Grünstreifen umgeben. Je weiter man den Fluss hinaufgeht, desto wilder wird es. Auch ist schnell recht wenig los, man trifft bald nur dort Menschen, wo es Ausflugslokale gibt. Das ergibt eine schöne Wanderung im Grünen, durch feucht-sumpfige Wälder, immer am Fluss entlang. Leider bin ich gegen Schluss falsch abgebogen, in ein Naturschutzgebiet hinein, sodass ich mich ein wenig verlaufen habe und den vermeintlich wildesten Teil im Rodenbeker Quellental verpasst habe. Ich werde das noch nachholen müssen – zumal sich daran eine weitere sehr viel versprechende Wanderung durch den Duvenstedter Brook anschließt, die ich mir nicht entgehen lassen möchte.

Hier einige Fotos.

Freitag, 24. Juli 2009

Noch immer ein Vergnügen – trotz allem

Die Tour de France – noch immer so faszinierend. Man könnte meinen, dass einem nach der Skandaltouren 2007 und 2008, den schlimmsten seit 1998 und dem Festina-Skandal, die Lust auf Profiradsport im allgemeinen und die Tour de France im besonderen vergehen könnte. Dazu kommt die Rückkehr von Lance Armstrong und das Ende der strikten Anti-Doping Politik der Tour-Veranstalter. Zwei weitere Gründe, um einem den Spaß zu vermiesen.

Das Gegenteil ist aber der Fall. Obwohl eigentlich von Anfang an klar war, dass wohl ein Astana-Fahrer die Tour gewinnen würde (Armstrong oder Contador – wobei ich bzgl. Amstrong gleich skeptisch war), die Faszination für das Renne war von der ersten Etappe an vorhanden – obwohl ich vor dem Beginn der Rundfahrt fest überzeugt war, dass sich mein Interesse in diesem Jahr in Grenzen halten würde. Zudem verlief die erste Rennwoche durchaus sympathisch, mit ein paar Siegen französischer Fahrer und zahlreichen Ausreißversuchen, die tatsächlich zu einem Etappensieg führten. Als dann auch noch die Gefahr eines weiteren Lance Armstrong Toursieges gebannt war, machte das ganze noch mehr Spaß. Ich finde inzwischen Armstrong sogar richtig sympathisch, jetzt wo er nicht mehr der große Dominator, doch noch immer der Herr über das Peloton ist. Es ist sehr spannend seine Äußerungen auf Twitter zu verfolgen. So habe ich auch den exzellenten Musikgeschmack des Texaners wahrgenommen. Hätte er schon früher etwas mehr Schwächen und Menschlichkeit gezeigt, er würde deutlich mehr Bewunderer haben.

Nur das öffentlich-rechtliche deutsche Fernsehen verdirbt einem ein wenig den Spaß. Im Prinzip wollten ARD und ZDF dieses Jahr die Tour gar nicht übertragen, haben sich jedoch aus Angst vor Schadensersatzklagen doch anders entschieden (die Sender halten die Übertragungsrechte bis 2011). So gibt es in diesem Jahr eine reduzierte und sehr kritische Berichterstattung. Das heißt: nur die 45 letzten Minuten einer Etappe werden übertragen und es wird ständig über Doping gesprochen. Zudem ist Andreas Klöden (in der Tat ein Depp) von den deutschen Medien zum Paria erklärt worden. Das beruht allerdings auf Gegenseitigkeit, boykottiert er doch auch die deutschen Journalisten. Dafür wird verzweifelt ein neuer deutscher (sauberer) Sympathieträger gesucht – ein Rolle, die in der zweiten Woche der vorübergehende Träger des weißen Trikots, Tony Martin, übernehmen durfte. Andere Hoffnungsträger wie Linus Gerdemann und Markus Fothen enttäuschten hingegen. Zum Glück gibt es Eurosport. Dort sind die Reporter zwar Dummschwätzer, doch erstens gibt es hier die volle Live-Übertragung, und zweitens wird das Thema Doping hier, wenn nicht ignoriert, dann doch weitgehend umschifft. Natürlich hätte ich am liebsten das französische Fernsehen, doch man kann nicht alles haben.

Doch kommen wir zu den ernsthaften Dingen zurück. Die Unbesiegbarkeit des Alberto Contador lässt einen doch ein wenig nachdenken. Man ahnte schon vor der Tour, dass er kaum zu schlagen war (Armstong wurde als Unbekannter Faktor gehandelt). Meine einzigen Hoffnungen ruhten auf den Schleck-Brüdern, doch die sind leider gegen die Uhr zu schwach, um Contador zu gefährden. Immerhin sind die beiden echte Sympathieträger. In den nächsten Jahren kann man sich jedenfalls noch auf ein paar nette Duelle zwischen Andy Schleck und Alberto Contador freuen – beide sind etwa gleich alt und erst Mitte 20 – eigentlich also noch nicht mal im besten Radprofialter. Contadors Leistungen erinnern jedenfalls nicht nur an Lance Armstrong in seinen besten Jahren, sondern auch an den entfesselten Oberdoper Marco Pantani auf den Rampen der Bergpässe. Kein Wunder, dass Greg LeMond auf dessen in der Radssportgeschichte bisher nie dagewesenen sehr erstaunlichen Leistungen hinweist. Selbst Armstong war niemals so stark. Jan Ulrich hält natürlich alle für Sauber.

Unter diesen Umständen blickt man gerne auf die Zeit von Greg LeMond zurück, übrigens der einzige Toursieger der letzten 20 Jahre, der niemals in seiner Karriere unter konkretem Dopingverdacht stand. Er hat jedenfalls zu Protokoll gegeben, dass er Anfang der 90er (damals erschien EPO auf der Bildfläche) deshalb seine Karriere beendete, weil er den besten nicht mehr folgen konnte. Das alles ist vielleicht ein etwas zu nostalgischer Blick zurück – auch in die Naivität meines damaligen kindlich-begeisterten Blicks auf das Rennen, doch damals dominierte niemand so unangefochten.

Trotz allem- schade, dass die Tour 2009 bereits am Sonntag zu Ende geht. Ich freue mich schon sehr auf das morgige große Finale am Mont Ventoux. Das verspricht ein großes Spektakel zu werden.

Dienstag, 21. Juli 2009

Sommerfrische

In diesen sommerlichen Tagen empfinde ich eine etwas größere Sehnsucht nach meinen heimatlichen süddeutschen Gefilden als sonst. Der diesjährige Sommer wird zwar von meinen Hamburger Mitbürger als schön, sonnig und – nun ja – sommerlich eingestuft. Ich als Süddeutscher empfinde es nicht so. Wo bleiben die richtige Hitze, der tagelange Sonnenschein, die warmen Sommernächte und die knallenden Gewitter?

Gut, ich höre, der Sommer im Süden sei dieses Jahr auch nicht gerade angenehm, da besonders schwül und auch nicht gerade dauersonnig. Aber was hier oben als heiß empfunden wird, also bitte. Ich weiß nicht, ob wir in diesem Jahr schon die 30 Grad erreicht haben. Gut, ich muss sagen, dass ich im allgemeinen das Hamburger Wetter für deutlich besser halte als sein Ruf – es regnet auch nicht öfter als in Berlin, und ein Regenschauer am Morgen heißt noch lange nicht, dass die Sonne sich später nicht noch blicken lassen würde. Aber es wäre schon mal schön, wenn eine Schönwetterperiode mal mehr als zwei Tage dauern könnte, sodass sich die Stadt mal ein bisschen aufheizt. Ich würde dann auch jammern, aber ohne ein paar Hitzetage ist ein Sommer doch kein richtiger Sommer! Gut, es ist ja noch ein wenig Zeit – ich will noch ein paar Mal am Elbstrand in der Sonne braten. In der Elbe gebadet habe ich dieses Jahr zumindest noch nicht. Und immerhin hat man bei schlechtem Wetter eine gute Ausrede, um am Wochenende den Nachmittag vor der Tour de France zu verbringen…